Total unmusikalisch - trotzdem Gitarre lernen?

Hallo,

ich habe in letzter Zeit überlegt ob ich vielleicht Gitarre spielen lernen sollte. Ich segele auf einem Großsegler und da ist es eigentlich immer toll, wenn jemand es kann. Leider ist natürlich nicht immer jemand da der es kann, daher der Gedanke. Es sollte also bestenfalls „Lagerfeuerqualität“ haben.

Das Problem: Ich extrem unmusikalisch. Ich gehörte schon in der Schule immer zu denen, die im Musikunterricht immer diese blöden Klangstäbe bekommen haben mit denen sie 2 - 3 mal im Lied „Pöng“ machen durften um möglichst wenig Schaden anzurichten (Ihr wisst schon, Lehrer erkennen wenn jemand kein Talent hat und wissen einen zu „Motivieren“ und zu „Fördern“ *Augendreh*)
Entsprechend habe ich in 7 - 8 Jahren Musikunterrich nie Noten lesen gelernt, mein Blockflötenspiel war eine Katastrophe und auch sonst habe ich natürlich keine Kenntnisse und/oder besondere Fähigkeiten im Bereich Musik. Ich kann weder singen, noch tanzen noch sonstwas.
Im Rest der Familie herrscht ebenfalls absolute Talentfreiheit, entsprechend kam auch hier keinerlei Förderung.

Jedenfalls nun die Frage: Meint ihr es macht überhaupt Sinn einen Gitarrenkurs anzufangen? Ich denke ja immer „schaden kann es ja nicht“, aber ich möchte auch kein Geld rausschmeißen. Wenn ich nach ein paarmal merke, das ich keine Chance hab, wäre es blöd.

Was denkt ihr?

Freue mich auf eure Antworten.

Hallo Edea,

es gibt Zungen, die behaupten, es gibt keine unmusikalischen Menschen…
Doch ich kann dich gut verstehen, auch ich würde mich als unmusikalisch bezeichnen. Das, was andere in ein paar Wochen lernen, dafür brauche ich Monate.

Ich habe erst mit 42 angefangen, Gitarre zu lernen. Es dauert lange, bis ich etwas umsetzen kann, manchmal habe ich auch nur Knoten im Kopf :sunglasses: aber es macht mir großen Spaß. Und ich stelle fest, dass ich immer musikalischer werde, mein Taktgefühl verbessert sich und ich höre, wenn ich einen Ton nicht richtig greife.

Dass du keine Noten lesen kannst, erschwert die Sache nur beim Singen, zum Gitarre spielen reicht es aus, wenn du die Gitarrengriffe lernst :smile:

Soll heißen, wenn du Lust drauf hast, wenn du motiviert bist, dann tue es! Leg´ den Schatten ab von den alten „Pädagogen“!

Um nicht gleich teuer und vielleicht umsonst zu investieren: Frage doch mal in deinem Bekanntenkreis herum, ob nicht jemand eine Gitarre rumstehen hat, die er dir ausleihen würde. Dann soll er dir noch ein paar Griffe und Anschlagrhythmen beibringen oder die holst du dir aus dem Internet und du schaust einfach mal für dich, ob es dir Spaß macht. Vielleicht findest du auch einen Lehrer, den du stundenweise bezahlen kannst, so dass du zur Not wieder abbrechen kannst.

Viel Spaß,
jeanne

Ugh.

Das Problem: Ich extrem unmusikalisch.

Ja, dämliche Lehrer können einem sowas richtig gut einbleuen. Dann funktioniert es irgendwann tatsächlich nicht mehr. http://de.wikipedia.org/wiki/Self-fulfilling_prophecy

Musikalisch ist ein jeder. Ob z.B. der Klang der eigenen Stimme anderen gefällt, ist weitestgehend Geschmacksache, und die Technik muss man - auch als Superhyperbohlenraufundruntertalent - beigebracht bekommen (oder sich selbst beibringen).

Gitarre als Instrument hat, außer, dass sie leichter unterzubringen ist als eine Dampforgel, noch andere Eigenschaften, die sie zu einem für einen totalen Anfänger geeigneten Instrument machen:

  • Aus einer Gitarre kommt kein schräger Ton, wie man ihn aus einer Geige, Flöte oder Trompete hervorquetscht beim Lernen. Es schnarrt höchstens mal atwas. Selbst eine total verstimmte Gitarre macht noch saubere Einzeltöne.

  • Um Gitarre zu lernen, brauchst du so gut wie keine Kenntnisse in Noten - gut, ein bisschen Harmonielehre schadet nicht …

  • Wenn es nach recht kurzer Zeit nicht mehr Aua macht und du zwei Griffe kannst, kannst du auch schon Lieder begleiten.

  • Die Klampfe kannst du zwischendurch immer mal hervorkramen und loslegen, ohne lange Vorbereitungen und irgendwelchen Klimbim.

  • Die Gitarre selbst und das Zubehör kosten nicht gleich ein Vermögen.

  • Wenn der Segler kentert, schwimmt die Gitarre oben - das kann lebensrettend sein:smile:

Wenn du also Lust dazu hast: Leg los! Der beste Zeitpunkt dafür ist jetzt. Wenn ihr das nächste Mal auf Törn geht und ein anderer ein Jammerholz dabei hat, nimmst du deines auch mit, und wenn ihr dann Musik macht, setzest du dich ihm gegenüber und guckst dir ab und machst nach, was da stattfindet. Sollte dein Schiffskamerad allerdings Tommy Emmanuel heißen, relativiert sich dieser Ratschlag etwas :wink:

auch sonst habe ich natürlich keine Kenntnisse und/oder
besondere Fähigkeiten im Bereich Musik. Ich kann weder singen,
noch tanzen noch sonstwas.

Ach Quatsch.

Ich denke ja immer „schaden kann es ja nicht“, aber ich möchte auch
kein Geld rausschmeißen.

Siehe oben: im allerschlimmsten Falle - wenn du dir eine Erstausrüstung kaufst und dann erst merkst, dass du dir in der Vergangenheit vor lauter Selbstzweifeln alle Finger bis zum Handgelenk abgenagt hast - hast du 100 oder 150 € ausgegeben (und kannst das Ding immer noch für 50 € weiterverkaufen). Das sollte es dir wert sein.

Nimm übrigens zum Kauf deines ersten Instruments einen Kumpel mit, der schon ein bisschen weiter ist und auf die Dinge achten kann, von denen du notwendigerweise keine Ahnung hast. Und kauf nicht das erstbeste billige Brett beim Pflaumenaugust *allesbillich*, sondern geh ins Fachgeschäft. Die verlangen auch nicht so viel mehr, dass du gleich Omas klein Häuschen verpfänden musst - und sie wissen, worauf es ankommt. Gönn dem neuen Instrument gleich einen Satz neuer Saiten - und nimm noch Reservesaiten mit; die gehen nämlich garantiert nicht im Hafen kaputt, sondern irgendwo zwischen Kap Kanasta und der Kaktusinsel Pieks-Aua.

Das Erste, was du lernen musst, ist das Stimmen. Es gibt aber für kleines Geld auch Stimmgeräte - und wenn dein musikalisches Gehör bisher systematisch verschüttet wurde, wie du schrubst, solltest du die 20 € dafür auch noch ausgeben.

Was brauchst du noch? Einen Koffer würde ich empfehlen, muss aber nicht unbedingt sein; wenn du nur eine Tasche nimmst, musst du halt darauf achten, dass keiner dranlatscht oder so. Hefte und Bücher zum Lernen gibt es reichlichst, auch verschiedene. Wenn du erstmal nur „lagerfeuern“ willst, spricht nichts gegen Peter Bursch http://www.amazon.de/Peter-Bursch/e/B0045TU3B8/ref=e… - Da kommst du ohne Noten aus und kannst (fast) sofort loslegen.

Viel Erfolg und
Aga,
CBB

Hallo!
Danke dafür, besser kann man es nicht sagen! Das gibt’n *!:wink:
Grüße,
Oli

Moimoin!

Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Wenn du Lust drauf hast, ein paar Akkorde zu spielen, dann mach es!
Mir hat mal jemand gesagt, dass Talent nur maximal 10 % ausmachen, der Rest ist Übung und Motivation. Mit diesen restlichen 90 % bin ich schon verdammt weit gekommen…
Es bringt auch was, sich von seinen ehemaligen Lehrern zu distanzieren, und sich einfach neu entdecken.
Lass dir einfach ein paar Griffe zeigen, wie z.B. E-Moll, D-Dur, A-Moll usw. Dann den 4/4 Takt und den 3/4 Takt, wie da der Rhythmus funktioniert und was der Gitarrist dabei genau macht. Mit Glück spielt er sogar die Lieder, die du selbst gut kennst und auch magst.

Ich wünsche Dir viel Glück in deinem neuen Gitarrenleben!

Bis denne
gitarrejoern

Man muss kein genialer Musiker mehr sein, um Musik zu machen. Hör dir zum Beispiel das hier mal an:

http://www.youtube.com/watch?v=yy-DY3_iky8