Hi!
In der säkularen Türkei ist Frauen das Tragen eines Kopftuches im öffentlichen Dienst verboten. Eine Lehrerin war anderer Meinung und legte ihr Kopftuch immer erst unmittelbar vor dem Betreten des Klassenraumes ab bzw. zog es nach Verlassen des Klassenraumes wieder über. Dafür wurde sie aus dem Schuldienst entlassen. Begründung: „Die Frau kann kein Vorbild für minderjährige Schüler sein.“
Die Entlassung aus dem Schuldienst wurde vom obersten türkischen Gericht bestätigt.
Das passte einem 29jährigen Anwalt aber nicht. Wohlgemerkt: Anwalt, nicht irgendein Hinterwäldler. Der marschierte mit einer Pistole in das Kassationsgericht in Ankara und schoss fünf der höchsten türkischen Richter über den Haufen. Ein Toter, vier Schwerverletzte.
Natürlich beeilte sich die türkische Regierung, das Geschehene zu verurteilen. Blöd nur, dass seit dem Urteil im Februar gerade die türkische Regierung die Richter scharf kritisiert und ihnen jegliche Kompetenz (!!!) im Kopftuchstreit abgesprochen hatte.
Die türkische Regierung unter Erdogan ist seit längerem bereit, den Forderungen religiöser Eiferer entgegenzukommen.
Zeitungen wie die fundamentalistisch geprägte „Vakit“ rufen ungehindert zum Widerstand gegen die Justiz auf.
Die laizistisch geprägte Tageszeitung „Cumhuriyet“ wurde in den letzten zwei Wochen drei Mal Ziel eines Anschlages.
Die regierende islamisch geprägte AKP ist aufgrund ihrer parlamentarischen Mehrheit in der Lage, eine Staatspräsidenten aus den eigenen Reihen zu bestimmen. Damit wären alle hohen türkischen Exekutivämter in den Händen relgiös motivierter Politiker.
In Ankara demonstrierten jetzt 15.000 Menschen gegen den Anschlag. Der Slogan war „Die Türkei ist säkular und wird säkular bleiben.“
Schön wär’s. Allerdings glaube ich das nicht unbedingt.
Die Türkei auf dem Weg zur islamischen Republik?
Grüße
Heinrich