Hallo Stefan,
Wenn Demenzkranke in Pflegeeinrichtungen kommen und ihre
Beschäftigung dort dann abnimmt etc. dekompensieren viele
Patienten dann jedoch auch umso schneller und brechen geradezu
ein.
Hier haben die Herren sicher recht, aber es geht auch ganz anders. Und diese Erfahrung zeigt zumindest mir, dass einmal verlerntes bis zu einem kleinen Punkt in der Vergangenheit tatsächlich wieder kommen kann.
Meine Oma hat Alzheimer schon seit etlichen Jahren. Es gab Zeiten, da ging es langsam und auch wieder Zeiten, da ging der Abbau ziemlich schnell.
Jeder, der dies schon mal erlebt hat, stimmt mir sicher zu, es geht für die Familie um eine Menge Nerven und vor allem um jede Menge Kraft. In jeder Hinsicht. So lieb man den Patienten auch hat, und wie schwer es fällt, das zuzugeben.
Für Oma kam die Zeit, wo sie keine Zeitung, kein Fernsehen (die Zoosendungen waren mal ihr liebstes), keine kleinen Hausarbeiten mehr interessiert haben. Auch Familienmitglieder, die sie nicht täglich sah, kannte sie manchmal nicht mehr. Miteinander reden? Man konnte ihr erzählen, und das wurde auch gemacht, aber ob es ankam, konnten wir nicht sehen. Oder nur selten.
Die körperliche Pflege wurde trotz Pflegedienst irgendwann zum größten Problem, es war abzusehen, dass sie in nächster Zeit nur noch liegen würde, weil die Möglichkeiten und Kräfte fehlten, sie aus dem Bett zu bekommen.
Es war schon lange im Gespräch…Oma muss wohl ins Heim. Sich damit zu beschäftigen und auch, das zu erkennen und auch dazu ja zu sagen, ist keinem von uns leicht gefallen. Trotzdem haben wir uns umgehört, uns Heime angesehen und uns ne Meinung gebildet. Denn es gibt schon riesengroße Unterschiede.
Am Ende wurde es ein Heim mit einer speziellen Demenzabteilung. Und echt, da kann man sich wirklich wohl fühlen. Den Angestellten dort sind wir unendlich dankbar. Denn:
Oma blättert wieder in Zeitungen, ihre Kommentare zu manchen sind nicht unbedingt sinnvoll, aber oft zum schießen. Und lachen kann sie auch wieder. Neulich hab ich mit ihr Mensch ärger dich nicht gespielt…sie hat mich zwar beschissen, aber egal… sie hat selbst gewürfelt und manchmal auch selbst gerückt. Sie isst wieder allein und zieht ne Schnute, wenn es nicht schmeckt oder sie was nicht kennt. Und auch wenn ich mal 2 Wochen nicht da war…hab ein ganzes Stück zu fahren…kramt sie ein wenig in der Rübe… manchmal bin ich meine Mutter…aber es gibt auch Tage, wo sie weiß, wer ich bin. Neulich hat sie meinen Cousin, der lang nicht bei ihr war…damit empfangen: " Mensch S…, du warst aber lange nicht da!!!" Sie hatte recht!!!
Sie wohnt jetzt ein knappes Jahr dort und das war die beste Entscheidung für sie, die wir fällen konnten. Denn das, was ihr dort geboten wird, das kann man zuhause nicht schaffen. Und als sie anfangs noch ein wenig ängstlich war, hat die Gruppe sie mitgezogen. Sport, Singen, basteln, Kuchen backen… es ist einfach toll, was man dort mit den Patienten macht.
Wenn wer in Südthüringen mal einen Tipp braucht, kann mich gern anmailen.
Um aufs Ursprungsposting zu kommen, ganz aufhalten lässt es sich sicher nicht. Aber alles, was unser Hirn anregt, wird uns helfen. Ständig die gleichen Logikrätsel also auch nicht, sondern immermal was anderes.
Und wenn du keinen Sport magst, geh doch einfach wandern. Viele neue Eindrücke und jede Menge frische Luft hast du schließlich auch da.
Ich wünsch euch einen schönen Sonntag Abend.
Uta