Transgender - Ab welchem Alter kann ein Kind sicher sagen, dass es sich im falschen Körper geboren fühlt?

Ich denke hier z.B. an Siloh, die achtjährige „Tochter“ von Angelina Jolie und Brad Pitt (die ihr bestimmt kennt wenn ihr hin und wieder Boulevardmedien konsumiert ;)) welche schon seit einiger Zeit Jungskleidung trägt und mit dem Namen „John“ angesprochen will. Ich muss sagen ich finde es vorbildhaft und großartig wie toll die Eltern ihr Kind hier in seiner Identitätsfindung unterstützen. Solange es hier auch nur um Kleidung, einen Haarschnitt und den Rufnahmen geht gäbe es ja auch kein Problem falls John doch lieber wieder Silo sein will. Wenn man dann aber über Hormone und OPs nachdenkt sieht das ja schon ganz anders aus. Nun frage ich mich: Ab wann darf ein Kind sich langfristig umwandeln lassen? Woher weiß man ob es eine Phase oder ein falscher Körper ist mit der das Kind kämpft?

Grüße, R

Hallo

In Deutschland können ab der Vorpubertät pubertätshemmende Hormone verschrieben werden. Damit wird zB. Stimmbruch oder Brustwachstum verhindert, so kann noch Zeit für genauere Diagnosen gewonnen werden.
Nach Absetzten der Hormone könnte die Entwicklung nachgeholt werden. Falls die Diagnose aber klar ist, werden ab ca 16 Hormone des anderen Geschlechts gegeben.

Geschlechtsangleichende Operationen sind vor dem 18. Lebensjahr selten möglich, werden aber bei absolut eindeutigen Diagnosen auch schon mal mit 16 gemacht.

Phasen heissen ja Phasen, weil sie vorbei gehen.
Wenn ein Kind aber jahrelang Probleme mit der Geschlechtsidentität hat und auch Abklärungen von Spezialisten, die das Kind und sein Umfeld mit einbeziehen, dies bestätigen, kann man durchaus feststellen, ob es eine echte sog. GIS ist.
Kinder, die wie der erwähnte John in toleranten Elternhäusern aufwachsen, zeigen schon früh Anzeichen für eine Transsexualität, da sie sich nicht verstecken müssen - da ist bald klar, das es keine Phase ist.
Kinder in wenig toleranten Elternhäusern ducken sich eher in die von ihnen erwartete Rolle (und geraten in einen sehr starken Leidensdruck, wenn die pubertären Veränderungen kommen) - eine ärztliche Begleitung setzt da in der Regel erst spät ein.

Gruss, Sama

Sama hat ja schon was zum gesetzlichen und prinzipiellen Sachstand geschrieben.
Aber ich denke, deine Frage geht noch darüber hinaus.

Ich war auch so ein Kind, das eigentlích mehr wie ein Junge war. Ich habe z.B. Kleider gehasst,lieber Indianer als mit Puppen gespielt und Mathematikunterricht gemocht :wink:
Aber das hat ja nicht direkt mit der sexuellen Identität zu tun, die sich meiner Meinung nach erst in der Pubertät bildet und dann weiterentwickelt. Und da ist ja auch nicht unbedingt sicher, ob das Empfinden natürlicherweise aus sich selbst heraus entsteht oder inwieweit es von der Umwelt geformt wird - Beispiel Homosexuelle, die erst viel später, nach erfolgter Familiengründung, ihre eigentliche sexuelle Ausrichtung erkannten. Ich finde es gut, dass das Thema heutzutage nicht mehr so stigmatisiert ist, aber die Bewertung, ob etwas „nur eine Phase“ oder wirklich ein „falscher Körper“ ist, möchte ICH nicht vornehmen müssen…

Beatrix

Liebe Sama, Liebe Beatrix,
Danke für eure Beiträge, Informationen und Anregungen. Ich kann Beatrix da nur zustimmen: ich bin sehr froh darüber, dass heute relativ offen und vorurteilsfrei mit Trassexualität umgegangen wird, stelle es mir aber besonders im Bezug auf junge Menschen sehr schwer vor zu entscheiden ob und ab wann Hormone gespritzt und Operationen vorgenommen werden sollten. Einerseits will man dem Menschen den Weg zum richtigen Geschlecht ja nicht unnötig erschweren (man hört da ja immer von ettlichen nervenaufreibenden Besuchen bei diversen Psychotherapeuten die immer wieder die selben Fragen stellen), andererseits ist es eben doch ein unwiderruflicher drastischer Einschritt und Selbstfindung und Identitätssuche so wandlungsfähig…