Guten Tag,
wie bewältigen nicht religöse Menschen ihre Trauer?
Der Amoklauf von Winnenden hat vor der Schule, im Ort und im Umkreis Trauerrituale hervorgerufen, die als tief religiös zu bezeichnen sind. Die Trauergottsdienste in der Stadt und im Umkreis waren bestens besucht und auch die offizielle Trauerfeier mit den Spitzen des Staates findet in einer Kirche statt und nicht irgendwo im Freien mit Tschingderassassa und Trompetenschall. Vor der Schule wurden mit Blumen und Kerzen auch Texte niedergelegt, die häufigste Frage dabei war nach dem „Warum“, aber auch nach Gott:„Wo warst Du, Gott“, mit der Gegenfrage aus Gottes Sicht „…und wo wart ihr?“. Der Amokläufer wurde nicht ausgegrenzt oder verdammt, auch für ihn gab es eine Gedenkkerze und der Tenor der abgelegten Schriften war: er ist doch einer von uns, er wurde nicht so geboren; es wurde höchstens Zorn artikuliert : „…Jetzt hast Du Deinen Ruhm, war es Wert, uns sowas anzutun!“ Jenseits- und Auferstehungsglaube mögen die Trauer und das Entsetzen abmildern, wie aber trauert ein nicht religiöser Mensch, ohne diese religiösen Hilfskonstruktionen. Wie tröstet er sich bzw. bewältigt er den Schmerz? Vor Ort wurden die traumatisierten Schüler und andere Mitbetroffene überwiegend durch Kath. oder Ev. Seelsorger betreut, man kann sich die Basis ihrer Arbeit vorstellen, wie aber arbeitet ein weltlich ausgerichteter Psychologe?
Nachdem in diesem Bord viele Experten über Gott, Papst und die Christenheit herziehen und als Mumpiz ablehnen, würde mich ganz besonders deren Meinung bzw. Trauerpraktiken interessieren.
Vielen Dank!
Wolfgang D.
