Trauerfeierlichkeiten

Hallo,

ich denke mal, meine Frage ist hier noch am sinnvollsten untergebracht. Mein Partner und ich haben in Zusammenhang mit der Verfassung unseres Testaments das Thema der Trauerfeierlichkeiten diskutiert.

Wir kennen nur Fälle, in denen von den Verstorbenen bei einer Beerdigung oder Verbrennung unter Teilnahme von Angehörigen und Freunden etc. Abschied genommen wird. Mir selbst ist das immer ein Gräuel: ich leide mehr oder weniger heftig mit und nehme trotz heftigen Widerstrebens nur teil, um den Toten die sogen. letzte Ehre zuteil werden zu lassen und den Angehörigen meine Teilnahme zu zeigen.
Und ich denke, auch für die engsten Angehörigen muß diese Trauerfeier ein Horror sein.

Ich würde im notwendigen Fall lieber einen stillen Abschied ohne Trauergemeinde vorziehen. Also z.B. Abschied nehmen vom Körper beim Beerdigungsinstitut oder in der Aufbahrungshalle und danach im engsten, privaten Kreis Gedankenaustausch oder ganz persönliche Ansprachen. Mein Partner versteht mein Anliegen teilweise, hat jedoch größtenteils Bedenken, die in die Richtung gehen „das macht man doch nicht“ oder „was sollen die Leute denken“.

Deshalb meine Frage: Wie denkt Ihr darüber? Kennt Ihr Fälle ohne Trauerfeierlichkeiten in öffentlichem Rahmen?

Gruß, Eva

Hallo Eva,

nehme trotz heftigen Widerstrebens nur teil, um den Toten die
sogen. letzte Ehre zuteil werden zu lassen und den Angehörigen
meine Teilnahme zu zeigen.

ich bin bei sowas nur und ausschließlich wegen der Hinterbliebenen dabei. Entweder der Tote kann im Jenseits erleben, dass ich im Alltag seiner gedenke, oder er kriegt gar nichts mit.

Und ich denke, auch für die engsten Angehörigen muß diese
Trauerfeier ein Horror sein.

Für manche kann das durchaus ein wesentlicher Teil der Trauerarbeit sein.

Ich würde im notwendigen Fall lieber einen stillen Abschied
ohne Trauergemeinde vorziehen.

Das sollte jeder mit seinen zu erwartenden Hinterbliebenen regeln. Ich bespreche sowas von Zeit zu Zeit mit meiner Tochter (29), der das aber derzeit ziemlich egal zu sein scheint.

Mein Partner versteht mein
Anliegen teilweise, hat jedoch größtenteils Bedenken, die in
die Richtung gehen „das macht man doch nicht“ oder „was sollen
die Leute denken“.

Na das wäre für mich der letzte Grund, zu entscheiden, wie ich die letzten Dinge regeln möchte.

Deshalb meine Frage: Wie denkt Ihr darüber? Kennt Ihr Fälle
ohne Trauerfeierlichkeiten in öffentlichem Rahmen?

Und die Frage ist der Hauptgrund, warum ich mich melde: Als mein Schwiegervater starb, ein gutes Jahr nach meiner Schwiegermutter, wurde er anonym und ohne jede Trauerfeierlichkeit bestattet.

Die Schwiegermutter wurde auch „nur“ wegen ihres Mannes mit einem regelrechten Trauergottesdienst „verabschiedet“.

Gruß, Karin

Hallo,

Und ich denke, auch für die engsten Angehörigen muß diese
Trauerfeier ein Horror sein.

Mein Partner versteht mein
Anliegen teilweise, hat jedoch größtenteils Bedenken, die in
die Richtung gehen „das macht man doch nicht“ oder „was sollen
die Leute denken“.

Das sollte meiner Meinung nach keine Rolle spielen, denn ich denke, wenn ihr das für euch in Ordnung findet, dann solltet ihr das machen (ganz zu schweigen davon, dass es euch nach eurem Tod sowieso egal sein kann, was die Leute denken.)

Allerdings möchte ich eines zu bedenken geben: Für euch wäre es ein Gräuel, was sagen denn eure Angehörigen dazu? Wenn die deine Meinung zu Beerdigungen teilen, dann ist ja alles in Ordnung, dann würde ich sagen: Macht es!

Aber ihr solltet auch bedenken, dass für viele/manche Menschen eine offizielle Zeremonie ein sehr wichtiges Mittel zum Abschiednehmen ist- mir hätte es z.B. nicht gefallen, wenn meine Mutter keine „öffentliche“ Verabschiedung gehabt hätte.

Deshalb meine Frage: Wie denkt Ihr darüber?

Wie schon gesagt: Vielleicht mit den Angehörigen/Freunden mal besprechen, damit ihr wisst, was sie denken bzw. sie wissen, was eine nicht-öffentliche Trauerfeier dir bedeutet.

Viele Grüße
Kati

Hallo Eva,

Ich bin noch Jung und in meinem ganzen Leben erst an 2 Beerdigungen gewesen.

  1. Die des Grossvaters
  2. Die eines Entfernten verwandten.

Es soll Leute geben für die ist die Beerdigung genau der Ort um abschied zu nehmen… Aber ich habe das Gefühl das können sowieso nur die Ganz nahen verwandten sein. Und die könnten dann ja auch bei der Stillenbeisetzung dabei sein.

Wie bereits unter mir erwähnt: ich würde das mit den Nächsten verwanten besprechen… Ich wüsste jetzt z.B. das meiner Mutter ein Grab ziemlich egal ist. Für sie ist das nicht der Ort wo ihre Seele verweilen wird. Und daher wär sie auch nicht böse wenn ich nie an ihrem grab erscheinen würde. Denn sie weiss das dieses Loch in der Erde für mich nicht meine Mutter ist. Für mich gibts andere Orte wo ich mich meiner Mutter viiieel näher fühlen würde als auf dem Friedhof. (Aber zum Glück lebt sie ja noch)

Nunja, ich für mich möchte das sowieso nicht das in der Versammlung getrauert wird. Jeder soll das machen der es will und für den es stimmt mir nachzu trauern aber bitte nicht noch X Freunde andere mit der Trauer anstecken. Ich brauch das für mein Ego nicht das man mir nachweint. Ich kam, sah und ging und hatte (hoffentlich auch in der Zukunft noch) eine Schöne Zeit.

Ich stell mir mein Tod auch eher als stille beisetzung vor. Anschliessend vielleicht ein Paar Tage Pause… können die das Grab (ob ich da drinn liege bezweifle ich auch noch) besuchen die das Wollen und dann hätt ich gerne ein Fest auf meine Kosten wo mal Lachen und Spass und Alkohol/Essen wenns gefällt Pflicht ist :wink: Sollen sich lieber an die schönen Zeiten mit mir errinern als daran das ich tod bin. Denn ganz Tod bin ich nicht… ich Lebe noch in der Errinerung von ein Paar menschen. Bis auch die verblasst ist.

Mir is doch Wurscht ob man das so macht oder nicht. Ich will das so und diesen letzen Wunsch soll mir zu Lebzeiten niemand ausreden/auschlagen wollen.

Ehre den Toten so das er es als Ehre anschauen kann. Mich ehrt niemand indem er mir nachtrauert. Ich kann viel verständniss dafür aufbringen und es gibt auch Menschen wo ich nachtrauern würde. Aber trozdem geehrt würd ich mich nicht fühlen, ich wollte niemanden Traurig machen.

Daher mach du gerne wie du das gerne hättest. Du wirst net mehr auf dieser Welt Weilen… Aber gerade desswegen kannst du mal etwas so machen wie es dir beliebt. :wink:

Freundliche Grüsse
Sev

„das macht man doch nicht“ oder "was sollen

die Leute denken".

Hallo bevors vernünftig wird - meinst du denn, dass sollte dich in diesem Falle dann noch stören?!

Deshalb meine Frage: Wie denkt Ihr darüber? Kennt Ihr Fälle
ohne Trauerfeierlichkeiten in öffentlichem Rahmen?

Gruß, Eva

So, hallo nochmal.
Eventuell solltest du dieses Thema vieleicht im kleinen Kreis mit deinen engsten Angehörigen kurz besprechen oder mal im Einzelgespräch. Diese werden dann, meiner Erfahrung nach, diesen Wunsch akzeptieren, wenn du ihnen sachlich deine Begründungen dafür nennst. Einige Bestatter bieten auch die Möglichkeit des Kondolierenz an - es wird für die Trauerbekundungen ein Buch ausgelegt, verschickt, damit Bekannte dort ihre Bekundungen niederschreiben können, und das dann dem Hinterbliebenen ausgehändigt wird.

Bei meinem Vater war es so, daß er diesen Wunsch äußerte und ich bei der Planung dies berücksichtigte. Bei den vielen Freunden und Angehörigen war niemand sauer oder beleidigt in dieser Situation - im Gegenteil. Fand nur im kleinsten Kreis ( 5 Angehörige und der Kapitän ) in aller Stille auf der Ostsee statt. Nach einer Trauerzeit luden wir dann einige Angehörige und Freunde zu einem kleinen Umtrunk ein. Aufgrund der Zeit, die vergangen war, war auch von depressiver Trauer keine Spur, eher ein geselliges Reden und Gedenken ( aber doch mit dem der Situation entsprechenden Respekt ), von dem ich mir sicher bin, dass es ihm gefallen hätte.

Wünsche euch aber, dass ihr euch mit diesem Thema noch sehr lange nicht beschäftigen müsst.

mfG

Hallo!

Ich danke Euch sehr für Eure Beiträge, Gedanken, Erfahrungen, die mir sehr hilfreich waren!

Viele Grüße, Eva

[MOD: Überflüssiges Vollzitat entfernt]

Hallo Eva!
Ich habe vor 4 Jahren meinen Vater verloren, und ich muß dir echt sagen das du bei einer Beerdigung als Angehöriger gar nix mitbekommst wer da ist und so. Das schlimmste für mich und meiner Familie ist dan auch noch der Leichentrunk gewesen, erst weinen sie am Grab und dan machen sie Witze. Und ich muß dir echt sagen, das wen ich heute mal sterben sollte ich das nur mit meinen engsten Familienkreis machen möchte. Scheiß auf das gerede der Leute wen du das willst dan mach es einfach so.
Gruß Kerstin

Hallo,

Ich habe vor 4 Jahren meinen Vater verloren, und ich muß dir
echt sagen das du bei einer Beerdigung als Angehöriger gar nix
mitbekommst wer da ist und so. Das schlimmste für mich und
meiner Familie ist dan auch noch der Leichentrunk gewesen,
erst weinen sie am Grab und dan machen sie Witze.

Ich finde es interessant, wie man in dieser Diskussion sieht, wie unterschiedlich Leute auf Beerdigungen reagieren.

Mir würde es genau andersherum gehen wie dir (war auch in den letzten Jahren auf ein paar Beerdigungen): Ich fand es toll, zu sehen, wer alles auf der Beerdigung war und Abschied genommen hat und auch den Leichenschmaus in „gelöster“ Atmosphäre empfand ich als einen (wenn auch mittelmäßig) wichtigen Teil des Tages. Das könnte allerdings daran liegen, dass meine Mutter und ich oft „berufsmäßig“ auf Beerdigungen waren und man dann vielleicht ein anderes Verhältnis dazu entwickelt.

Viele Grüße
Kati

Hallo Eva,

mir ging es eine Zeit lang wie Dir, dass ich dachte, ich möchte am Liebsten ohne Pompom aus dieser Welt verschwinden. Ich wollte auch kein Grab, denn mir war die Vorstellung unangenehm, durch ein Grab Anlass für spießige bigotte bürgerliche Trauerbekundungen zu geben.

Inzwischen habe ich meine Meinung geändert. Denn ich weiß, dass meine Familie nicht gut mit einer unkonventionellen Bestattung leben könnte. Sie würden es akzeptieren, wären damit aber nicht glücklich. Und, wie meine Vorgänger schon geschrieben haben - mir kann es dann doch egal sein. Deshalb würde ich das - zum jetztigen Zeitpunkt - den Hinterbliebenen überlassen.

Das andere, warum ich schreibe, ist, dass ich bei der Beerdigung meines Vaters erlebt habe, was ein Leichenschmaus (ich nehme bewusst das traditionelle Wort) bewirken kann. Ich war damals 16 und habe am Grab heftig geweint. Und dann … dann waren wir eine Stunde später in dem Lokal, haben gegessen und getrunken und einer erzählte eine lustige Geschichte und ich musste ganz herzhaft lachen. In diesem Augenblick habe ich gespürt, wie die Anspannung aus mir herausgeflogen ist, sozusagen dem Lachen hinterher.
Ich habe mich nicht für die Tränen geschämt und auch nicht für das Lachen.

Je älter ich werde, umso klarer wird mir, dass die „bürgerlichen“ Rituale nicht ohne Grund Rituale geworden sind. Sie helfen den Menschen, die einen konventionellen Weg brauchen, um mit den großen Gefühlen umzugehen.
Phantasievolle individualistische Menschen suchen vielleicht eher einen eigenen Weg, aber es ist doch gut, dass man die Wahl hat.

Schöne Grüße
Trilli

Hallo Eva,

ich habe die Beerdigungen meiner Eltern und meines Schwagers miterlebt und mußte letztes Jahr die meines Mannes organisieren.
Die vorher erlebten Beerdigungen brachten mich zu dem Schluß, dass ich auf keinen Fall einen Pfarrer oder Psychologen als Redner bei der Beerdigung wollte (Leute halt, die den Verstorbenen nicht kannten und dann irgendwas dahersülzen, was allen auf die Nerven geht, vor allem in diesem typischen Beerdigungston, auch der Psychologe war da nicht besser).

Also habe ich einige Freunde gefragt, ob einer von Ihnen ein paar Worte sagen möchte - die kannten meinen Mann wenigstens.
Die Musik haben wir selbst zusammengestellt - etwas, dass auch meinem Mann gefallen hätte und trotzdem passend war (Nick Cave) und die gefragten Freunde waren alle bereit, etwas zu sagen, so dass wir dann drei Redner und drei Musikeinlagen hatten, das alles über eine halbe Stunde und ohne Lügen, übertriebenes Getue oder ähnlich fiese Beigaben, wie ich sie auf anderen Beerdigungen immer schlimm fand.

Es war wirklich O.K., auf alle Fälle besser, als nichts. Schließlich wollten auch die Freunde irgendwie Abschied nehmen, und auf diese Weise hat es für alle ganz gut gepaßt.
Wir waren auch nachher noch Kaffeetrinken und ja, man fängt dann irgendwann an, sich wieder über ganz banale Sachen zu unterhalten, teils wird auch gelacht. Aber das braucht man nach so einer Trauerfeier irgendwie auch, je näher man dran ist, desto mehr ev.

Das war jetzt allerdings ein Tod nach mittelmäßig langer Krankheit, kein plötzlicher Unfall.
Mein Schwager ist z.B. sehr unerwartet gestorben und da waren bei der Trauerfeier alle noch etwas im Schockzustand, verständlicherweise.
Aber auch da war es wohl für die näher Betroffenen gut, dass etwas stattfand. Man konnte sich mal austauschen (Arbeitskollegen z.B. mit Familie, Erinnerungen anbringen, die vielleicht irgendwann wertvoll werden etc).

Insgesamt denke ich, dass eine Beerdigung mit allen Beteiligten und eine Trauerfeier schon sinnvoll sind - es hängt halt ein bißchen davon ab, wie mans macht und da gibt es viele Möglichkeiten.

Gruß, Anne

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]