Trauma, therapie

hallo,

mein sohn (17) erzählte mir heute dass er viele jahre mit offenen augen geduscht hat weil er sonst angst hatte,und z.b. auch nicht einschlafen konnte wenn er die zimmertür nicht im blickfeld hatte. viele andere ängste an denen wir hartnäckig gearbeitet haben (hauptsächlich über gespräche und hilfestellungen) gehören mittlerweile der vergangenheit an. die diagnose war damals adhs und zu enge mutter-kind beziehung.

ich selber habe eine postraumatische belastungsstörung (hauptsächlich durch eine 2jährige entführung im kindergartenalter mit missbrauch u.s.w.) heute bin ich sehr erschrocken als er mir das mit der dusche und dem einschlafen erzählte. dachte ich doch immer solche ängste entstehen nur durch körperliche misshandlung oder sexuelle übergriffe. ich habe diese ängste schon seit ich denken kann. ein erschreckender gedanke, dass er vielleicht etwas von meinem trauma „geerbt“ haben könnte, er hatte es auch so nicht schon sehr leicht mit mir als mutter!

da ich über suchmaschinen (z.b. "kinder traumatisierter eltern) nichts finden konnte suche ich tipps zur suche oder links zu entsprechenden seiten die aufklären wie und wo man diesen kindern z.b. durch therapie helfen kann. wir

liebe grüße

tizia

Sehr geehrte Tizia,

es ist wirklich sehr berührend, was Sie mir schreiben. Das muß sehr belastend für Sie sein.
Da ich vom Grundberuf her Logopädin bin, bin ich in diesem Fall kein Experte. Das würde in den Bereich der Psychotherapie fallen.
Ich weiß zwar nicht, woher Sie kommen, aber ich habe eine Empfehlung für Sie.
Herr Andreas Sartory ist Experte im Bereich Psychotraumatologie und Körpertherapie. Er lebt in Wien. Seine homepage ist www.sartory.at
Dort finden Sie seine Telefonnummer. Bestimmt kann er Ihnen weiterhelfen, evtl auch bei einer Therapeutensuche in Ihrer Gegend.
Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute!

mfg

Liebe Tizia
Einem 17jährigen würde ich nicht in erster Linie mit problemfokussierten Therapien etc. „helfen“, dies kann er nun zu gegebener Zeit selbst (!) in die Hand nehmen, wenn er dass will. Sein Fokus sollte jetzt möglichst in die Welt hineingerichtet sein, um sich selber zu drehen, zieht den Blick von der Welt ab. Erst wenn der Fokus auf die Welt gerichtet ist, erwachsen einem wirkliche Kräfte, auch mit Problemen umzugehen.
Insbesondere Jugendliche brauchen Unterstützung, ihre individuellen Weltinteressen zu finden und konkret zu erproben.
Also: konkrete positive Erfahrunegn ermöglichen, hinausgehen lassen, dorthin, wo ihm tatkräftige, weltgewandte, auch männliche (!!) Vorbilder zur Seite stehen.
Dann können Sie sich eine Suche im Internet-Eispalast ersparen.
Als Mutter ist es für Sie an der Zeit, ihm Vertrauen zu vermitteln,
indem sie sich langsam zurückziehen (!). Viel Glück!

Liebe Tizia
Einem 17jährigen würde ich nicht in erster Linie mit problemfokussierten Therapien etc. „helfen“, dies kann er nun zu gegebener Zeit selbst (!) in die Hand nehmen, wenn er dass will. Sein Fokus sollte jetzt möglichst in die Welt hineingerichtet sein, um sich selber zu drehen, zieht den Blick von der Welt ab. Erst wenn der Fokus auf die Welt gerichtet ist, erwachsen einem wirkliche Kräfte, auch mit Problemen umzugehen.
Insbesondere Jugendliche brauchen Unterstützung, ihre individuellen Weltinteressen zu finden und konkret zu erproben.
Also: konkrete positive Erfahrunegn ermöglichen, hinausgehen lassen, dorthin, wo ihm tatkräftige, weltgewandte, auch männliche (!!) Vorbilder zur Seite stehen.
Dann können Sie sich eine Suche im Internet-Eispalast ersparen.
Als Mutter ist es für Sie an der Zeit, ihm Vertrauen zu vermitteln,
indem sie sich langsam zurückziehen (!). Viel Glück!
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Hallo Tizia!
Ich bin Familientherapeut und denke daher systemisch. Deshalb fällt mir ein, dass du deine Ängste an dein Kind weitergibst, bzw. gegeben hast.
Andererseits bist du natürlich sensibilisiert für Ängste und reagierst vielleicht auf Hinweise, die für andere Eltern im Rahmen des Normalen wären, das kann ich aber nicht wirklich wissen.
Am wichtigsten finde ich die Frage, ob dein Sohn unter diesen Ängsten leidet, ob er einen deutlichen Leidensdruck hat, andernfalls solltest du erst für dich nach Hilfe suchen. Hat er den Druck, solltet ihr M.E. gemeinsam zu einem Therapeuten-(paar) gehen.
ABer so ganz weiß ich auch nicht, nach was du fragst.
Klaus

Lieber Tizia, vielen Dank für deine Anfrage, leider bin ich keine Traumaexpertin und weiss nicht, ob es Gruppen für Eltern gibt. Ausgeschlossen ist sicher die Vererbung. Aber natürlich übernehmen Kinder grundsätzlich bis zu einem gewissen Grad Ängste, Einstellungen, Risikoeinschätzungen etc. der Eltern. In der Pubertät ändert sich dies oft drastisch. Aber klar lernen Kinder durch die Eltern, sich in der Welt zu bewegen. Sind sie mehr gebunden (z.B. enge Bindung, andere enge Bezugspersonen fehlen etc.) übernehmen sie mehr als Kinder die z.B. mehrere Alternativen der Orientierung haben. Bei deinem Sohn scheinen die Ängste doch überwunden zu sein, liegen Jahre zurück. Dies zeigt doch, dass er Potential hat, Schwierigkeiten selbst zu lösen. Wozu denn rückblickend eine Therapie? Mit 17 steht Ablösung von den Eltern auf dem Programm, oft für Eltern schmerzlicher als für die Jugendlichen selbst. Ich denke, in diesem Alter hilft Zutrauen durch die Eltern und die Besinnung auf deren Stärken - und ein Stück Abstand.
Grüße und gute Wünsche für Euch Heike