Hallo kitty,
in meinen Augen hat die österreichische Psychoanalytikerin Veronica Gradl eine sehr gute Herangehensweise an Träume und Traumarbeit. Sie hat allerdings m. W. kein Buch geschrieben, dass sich konkret damit beschäftigt. Aber die meisten ihrer Bücher sind irgendwie von ihren Ansichten zur Symbolsprache von Träumen, Mythen, biblischen Texten etc. durchdrungen. Hier ein Artikel, der das ein wenig überreißt.
http://www.erf.at/themen/freie-artikel-einzelansicht…
Ein paar Zitate daraus:
Sie [V. Gradl] meint, dass im Traum „ein Wissen durch unser Unbewusstes spricht, das mich direkt anreden kann, das mich weiß in meinen heimlichsten Heimlichkeiten, in allen Bedürfnissen und Bedingungen, das mich genau da anreden kann, wo ich jetzt gerade bin, genau so, wie ich es verstehen kann, genau dann, wenn es nottut, mit genau dem Wissen, das mir fehlt.“
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_Nach Gradl bewirken die Weisungen im Traum unscheinbare, kleine, oft nichtbedachte Änderungen der Einstellung und/oder des Verhaltens. Diese Korrekturmöglichkeiten sind von existentieller Bedeutung für unser Leben und unsere Beziehungen.
Die Korrektur des Traumes an uns ist manchmal sehr unbequem, weil sich der Traum eben nicht um unsere Absicherung und unser Rechthaben kümmert, sondern um das Lebendigbleiben des Lebens, um unsere Beziehungen und den Zuwachs an Frieden. Der Traum bestätigt also nicht unser bestehendes Denken. Daher kann es auch in der Traumdeutung nicht um eine konkretistische Herangehensweise gehen („Baum“ z.B. bedeutet das, „Schlange“ bedeutet jenes usw.). Traumbücher mit fertigen Symbolbegriffen sind deshalb gefährlich und unbrauchbar. Nach Gradl zerstören sie die lebendige Rede des Traumes und das erst langsam in uns heranreifende Symbolbewusstsein. Dieses möchte Vertrautes in Frage stellen und Unbekanntes zu uns herein lassen._
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Zuerst ist es wichtig, den Traum so genau wie möglich, mit allen unscheinbaren Details möglichst (sinnlich) zu erinnern und aufzuschreiben. Auch scheinbar unwichtige Nebenschauplätze sind zu beachten (z. B. ein gelber Kübel am Rand des Bildes, der scheinbar keine Funktion hat).
[…]
Ein aktuelles Traumbeispiel aus meiner Praxis: Eine Frau träumt, dass ein kleines, quietschlebendiges Ferkel in einer Aschenschublade im Ofen sitzt. Was bedeutet das? Zuerst einmal sind alle Figuren, die im Traum vorkommen, auf der Subjektebene zu verstehen. Wenn z. B. ein mir bekannter Mensch vorkommt, muss ich mir überlegen, welche Eigenschaften zu diesem Menschen gehören und mir alle Erinnerungsfetzen, Gedanken, Gefühle und eventuell Erlebnisse mit ihm/ihr bewusst machen und fragen, was das mit mir selbst zu tun hat. Das „quietschlebendige Ferkel“ im Traum der Frau hat also mit ihrer eigenen Lebendigkeit zu tun, die aber an einem falschen Platz sitzt. In der Aschenschublade hat ein Ferkel nichts zu suchen, da gehört es nicht hin. Also kann sich die Träumerin die Frage stellen, wie es passiert ist, dass ihre Lebendigkeit eingesperrt und voller Asche (Staub) ihr Dasein fristen muss und wie es ihr gelingen könnte, das Ferkel daraus zu befreien. Der Traum sagt also „Da stimmt etwas nicht in Bezug auf die Lebendigkeit des Lebens“, und das wird durch ein positives Bild ausgedrückt.
_Ein anderes Traumbeispiel ist jenes von Sophie Scholl, die im Namen der „Weißen Rose“ gewaltlosen Widerstand gegen das Nazi-Regime leistete und kurz vor Kriegsende enthauptet wurde. Es zeigt, wie Träume auch ermutigen können: „Ich trug an einem sonnigen Tag ein Kind in einem langen weißen Kleid zur Taufe. Der Weg zur Kirche führte einen steilen Berg hinauf. Aber fest und sicher trug ich das Kind in meinen Armen. Da plötzlich vor mir war eine Gletscherspalte. Ich hatte gerade noch so viel Zeit, das Kind sicher auf der anderen Seite niederzulegen, dann stürzte ich in die Tiefe. Das Kind ist unsere Idee, sie wird sich trotz aller Hindernisse durchsetzen. Wir durften Wegbereiter sein, durften zuvor aber für sie sterben.“
Sophie Scholl legt das Beziehungskind, das im Ringen für das Lebendigbleiben des Lebens in ihr heranwuchs, auf die andere Seite der Schlucht. Das wird ihr durch den Traum bewusst, und das gibt ihr Hoffnung (Wir durften Wegbereiter sein) trotz drohendem Gericht und Tod durch den Henker. Das Beziehungskind (die Idee, das Anliegen) überlebt. Sie selbst fällt tatsächlich in eine Spalte und stirbt, denn sie muss ihr irdisches Leben lassen. Aber das Leben und die Liebe gehen weiter, so wie Jesus uns das auch durch sein Leiden und seine Auferstehung gezeigt hat._
Bitte nicht zu sehr an dem Bezug auf Gott stören. Meiner Meinung nach kann man dem auch zustimmen, ohne an ein höheres Wesen, zu glauben, das irgendwelche Erwartungen an uns hat.
Ich weiß nicht, ob du damit was anfangen kannst. Wenn ja, könnte vielleicht dieses Buch hier was sein:
http://www.amazon.de/Werte-T%C3%A4uschungen-%C3%9Cbe…
oder auch das:
http://www.amazon.de/Wachsam-wachsen-Veronica-Gradl/…
Von einem anderen Autor hab ich noch etwas gefunden, das mir auch in diese Richtung zu gehen scheint und sich eben tatsächlich und nicht nur nebenbei mit Traumdeutung beschäftigt.
http://www.amazon.de/Die-Sprache-Tr%C3%A4ume-Uwe-B%C…
Gruß
M.