Traurig/Froh

Hallo Allerseits,

ich moechte wissen wieso „Problem“ Themen sich besser verkaufen/ verlegen lassen als satirische? Schaemt sich unser, das Leichtlebige zu geniessen? Ausschliessen moechte ich hier die Regenbogenpresse und deren „Gebruenzle“. Oder muss man als Autor erst tot sein, damit seine Satire geschaetzt wird? U.a. Wilhelm Busch?

Gruss Ge-es

Hallo,

  1. Satire muss man verstehen. Das bedarf einer gewissen Intelligenz.

  2. Wir sind Voyeure. Das Leid anderer aus der ersten Reihe mitzukriegen, ohne dabei in Mitleidenschaft gezogen zu werden, ist ungeheuer reizvoll.

  3. Es hat etwas Tröstliches, zu lesen, dass es anderen viel schlechter geht als einem selbst.

  4. Die Möglichkeit, ein Patentrezept dafür zu kriegen, wie man mit Krisen fertig wird, ist ziemlich verlockend.

  5. Die Idee, Selbstmord zu begehen, ist als erfolgreiche Marketingstrategie bereits mehrfach erprobt. Ersatzweise kann man auch lebensbedrohliche Krankheiten vermarkten oder seine schwere Kindheit in der Öffentlichkeit breit treten. Wobei nur das Totsein den Glaubwürdigkeitstest bestehen würde.

)

Schöne Grüße,
Jule

Hallo auch,

ich vermute zu dem unten genannten, dass Dramatisches in der Tat tendenziell einen Tacken leichter zu erfinden ist als Lustiges. Hat mir mal ein Drehbuchautor bestätigt. Humor ist individueller als Trauer, hat auch mehr Unterkategorien (einfacher, plumper, intelligenter, schneller, trockener Humor…) Man kann sofort Dinge finden, die alle Menschen, sofern sie nicht gestört sind, grundsätzlich als traurig bezeichnen. Aber finde mal ein Thema, das für jeden lustig ist…

Schaemt sich unser,
das Leichtlebige zu geniessen?

Hängt vielleicht damit zusammen, dass wir in den Industrienationen ja doch etwas verschonter sind von mancher Traurigkeit als andere Länder? Evtl. kompensieren wir hier auch eine Lücke, oder versuchen damit tatsächlich, uns etwas von dem Gefühl zu befreien, ungerechtfertigter Weise privilegiert zu sein.
Sind nur meine Gedanken dazu.

Gruß

Hallo auch,

ich vermute zu dem unten genannten, dass Dramatisches in der
Tat tendenziell einen Tacken leichter zu erfinden ist als
Lustiges. Hat mir mal ein Drehbuchautor bestätigt. Humor ist
individueller als Trauer, hat auch mehr Unterkategorien
(einfacher, plumper, intelligenter, schneller, trockener
Humor…) Man kann sofort Dinge finden, die alle Menschen,
sofern sie nicht gestört sind, grundsätzlich als traurig
bezeichnen. Aber finde mal ein Thema, das für jeden lustig
ist…

Sind nur meine Gedanken dazu.

Gruß

Hallo Punch&Judy,

danke fuer die einleuchtende Erklaerung.

Gruss: Ge-es

Hallo,

  1. Satire muss man verstehen. Das bedarf einer gewissen
    Intelligenz.
  2. Wir sind Voyeure. Das Leid anderer aus der ersten Reihe
    mitzukriegen, ohne dabei in Mitleidenschaft gezogen zu werden,
    ist ungeheuer reizvoll.
  3. Es hat etwas Tröstliches, zu lesen, dass es anderen viel
    schlechter geht als einem selbst.
  4. Die Idee, Selbstmord zu begehen, ist als erfolgreiche
    Marketingstrategie bereits mehrfach erprobt. Ersatzweise kann
    man auch lebensbedrohliche Krankheiten vermarkten oder seine
    schwere Kindheit in der Öffentlichkeit breit treten. Wobei nur
    das Totsein den Glaubwürdigkeitstest bestehen würde.
    Schöne Grüße,
    Jule

Hallo Jule,

deine Ausfuehrungen bestaetigen um so mehr wie wichtig es waere die satirische Werke mehr Gewicht zu verleihen, damit der Mensch menschlicher wird. Aber wie machen? Intelligenz ist anstrengend.

Gruss: Ge-es

Hallo nochmal,

deine Ausfuehrungen bestaetigen um so mehr wie wichtig es
waere die satirische Werke mehr Gewicht zu verleihen, damit
der Mensch menschlicher wird.

Ich glaube ja nicht, dass der Mensch durch Satire „menschlicher“ wird - fast sogar das Gegenteil. Humor/ Frohheit ist nicht gleich Satire. Satire ist nur eine Art Humor, und zwar eine Art, die erstens z.T. auf Kosten anderer geht, zweitens gewisses Wissen voraussetzt und dadurch eher ein Schlagabtausch ist als ein gemeinsames Fröhlichsein. Sehr ironische, zynische Menschen distanzieren sich dadurch gerade von anderen. Ironie kann in Liebesdingen geradezu tödlich sein. Vielleicht nicht für jeden, aber für viele.

Ich persönlich würde mir auch weniger tragische Werke in Literatur und Film wünschen, sondern mehr Hoffnung machende. Die Story kann ja meinetwegen ähnlich sein, aber ich würde gern erleben, wie die Akteure daran wachsen und nicht, wie sie zugrunde gehen. Mehr Happy Ends sozusagen :smile:
Dafür brauch ich aber nicht unbedingt mehr humorvolle oder mehr satirische Werke. Ich finde nicht, dass es davon zuwenig gibt. Zumal satirische Dinge mir auch irgendwie einen „ach, die Welt ist ja grottig“- Eindruck vermitteln. Genau den krieg ich auch in tragischen Filmen genug. Aber das ist ja wieder subjektiv.

Gruß

Ich sehe in der Satire viel Situations- / unfreiwillige Komik/ in den Spiegel schauen lassen (und auch selber hineinschauen) und die unerwartete Pointe. Und m.E. ist die Satire ein gutes Mittel, damit man sich selber nicht all zu wichtig nimmt. Das gefaellt mir. Ausdruecklich trenne ich Ironie und Zynisme. Zynisme hat mir noch nie gefallen koennen.

Auch das Lesen, Ansehen, Erleben und Erzaehlen von Geschichten mit einem Happy End wird von mir ebenso geschaetzt.

Was ist „ach die Welt ist grottig“ Eindruck?

Gruss: Ge-es