Trennungsschmerz bei Scheidungskind

Liebe Forumler,

mein Sohn ist 5 Jahre alt, sein Vater und ich sind seit über 3 Jahren getrennt und wohnen weit auseinander. Unser Sohn sieht seinen Papa etwa alle drei Wochen für ein Wochendende.
In den letzten Jahren gab es keine großartigen Probleme, aber nun wird der Trennungsschmerz bei unserem Sohn doch größer. Das Problem: ist er beim Papa, hat er Sehnsucht nach mir; ist er bei mir, hat er Sehnsucht nach seinem Vater (das ist allerdings immer nur kurz nach den Besuchen der Fall, dann legt es sich wieder). Gestern Abend hat unser Sohn (nach dem Abschied vom Vater) bitterlich geweint und mich angefleht, dass er uns beide zusammen haben möchte. Er weiß zwar, dass das nicht geht, und dass wir uns streiten würden, wenn wir noch zusammen leben und versteht das auch. Aber auf der anderen Seite ist dennoch der Wunsch nach Mama UND Papa groß. Wie kann ich ihm helfen, den Trennungsschmerz zu verarbeiten? Gemeinsame Unternehmungen sind (abgesehen von Geburtstagen) nicht möglich und würden auch nicht dazu beitragen, die Stimmung zu verbessern. Das ist also keine Lösung.

Was mich wundert, ist, dass sich unser Sohn an unsere gemeinsame Familienzeit überhaupt nicht mehr erinnern kann und jetzt auf einmal anfängt, wg. der Trennung zu weinen. Sowohl der Vater als auch ich haben neue Partner, und er kommt auch mit beiden sehr gut klar. Ich kann natürlich verstehen, dass das nicht das gleiche ist wie Mama und Papa immer gemeinsam um sich zu haben.

Nach einigen Tagen legt sich das Ganze immer, er telefoniert mit seinem Vater (hat manchmal aber auch keine Lust dazu) und ist fröhlich und ausgeglichen. Wenn der nächste Besuch ansteht, weiß ich aber genau, dass die Tage danach wieder schwer werden.

Ich möchte ihm so gerne helfen, die Situation leichter verarbeiten zu können. Habt ihr Tipps für mich? Gibt es Bücher, die Trennungskindern helfen, alles besser zu verstehen. Naja, verstehen tut er es ja eigentlich (manchmal mehr als mir lieb ist), aber auf der anderen Seite kommt dann doch wieder der Wunsch nach einem gemeinsamen Leben bei ihm auf.

Hin- und hergerissen
Hallo Manuela,

ich bin zwar weder Scheidungselter noch Scheidungskind, trotzdem kann ich mir das gut vorstellen: der arme Kerl ist einfach hin- und hergerissen.

Einerseits ist da die Mama. Die Mama heisst einerseits „Alltag“ mit Schule (Kindergarten?), Aufräumen, aber andererseits auch die gewohnte Umgebung: „mein“ Bett, (fast) alle Spielsachen, (fast) alle Freunde - einfach das „zuhause“.

Andereseits haben wir da den Papa. Der ist natürlich „besser drauf“, unternimmt mehr mit dem Kind, als Dir das im normalen Alltag möglich ist (Achtung: das ist kein bisschen Kritik! Es ist einfach der Unterschied zwischen „jeden Tag“ und „einmal alle drei Wochen“). Und vielleicht ist der Papa als männliche Bezugsperson natürlich auch ein wenig der „Held“ (ich lese zwischen den Zeilen, dass Du allein erziehend bist und es keinen Stiefpapa gibt). Trotzdem ist man bei Papa natürlich nur „Gast“, es sind die Kumpels nicht vor Ort etc.

Da isses doch nur logisch, dass man mit fünfjähriger Logik zu dem Schluss kommt, dass es am besten ist, wenn Papa wieder zu Mama zieht. Weil, dann hat man sein „zuhause“ wie gewohnt und gleichzeitig auch den Papa. Ist doch logisch, oder? Dazu kommt noch immer der Trennungsschmerz (einerseits von der Mama, andererseits dann aber auch wieder vom Papa). Klar, am liebsten hätte man deshalb beide Eltern zusammen, gerade wenn man das vielleicht bei Freunden sieht, dass da Mama und Papa jeden Tag „verfügbar“ sind.

Nur - so verständlich das Problem ist, so schwer ist die Lösung. Klar, das wichtigste ist, dass Ihr beide Eltern ihn nicht gegeneinander ausspielt (allerdings sehe ich anhand von Deinem Posting diese Gefahr gar nicht, ich wollte es nur erwähnt haben!). Und dann ist noch wichtig, dass Ihr beide die Trennung als zu akzeptierende Tatsache erklärt. Mit fünf kann man schon akzeptieren, dass das nunmal so ist und man nix daran ändern kann.

Die einzige Idee die ich noch hätte wäre, dass Ihr näher zusammenzieht. Ob und wie das organisatorisch geht ahne ich natürlich nicht. Aber schön wäre halt in eine Entfernung, so dass der Bub auch mal am Nachmittag schnell zum Vater gehen kann, wenn er das will.

Habt Ihr denn vielleicht noch andere Scheidungskinder im Freundeskreis? Da könnte ein „Erfahrungsaustausch“ oder einfach erzählen, wie’s bei denen läuft, möglicherweise helfen.

*wink*

Petzi

Hallo Petzi,
vielen Dank für deine schnelle Antwort.

ich bin zwar weder Scheidungselter noch Scheidungskind,
trotzdem kann ich mir das gut vorstellen: der arme Kerl ist
einfach hin- und hergerissen.

Das trifft es wohl auf den Punkt.

Andereseits haben wir da den Papa. Der ist natürlich „besser
drauf“, unternimmt mehr mit dem Kind, als Dir das im normalen
Alltag möglich ist (Achtung: das ist kein bisschen Kritik! Es
ist einfach der Unterschied zwischen „jeden Tag“ und „einmal
alle drei Wochen“). Und vielleicht ist der Papa als männliche
Bezugsperson natürlich auch ein wenig der „Held“ (ich lese
zwischen den Zeilen, dass Du allein erziehend bist und es
keinen Stiefpapa gibt).

Ich habe zwar einen Freund (inzwischen auch schon seit drei Jahren), aber wir wohnen nicht zusammen, und somit bin ich alleinerziehend und auch in den meisten organisatorischen Dingen auf mich allein gestellt. Er ist zwar so oft wie möglich bei uns, übernachtet auch oft hier, und wir versuchen dadurch, eine eigene kleinen Familie zu sein. Zusammenziehen können wir leider nicht, da meine Wohnung zu klein ist (seine erst Recht, er hat nur ein Zimmer) und wir uns eine größere Wohnung leider nicht leisten können. Mein Sohn versteht sich auch sehr gut mit ihm, und das Verhältnis der beiden hat in vielerlei Hinsicht „Vater-Sohn-Züge“. Allerdings ist es nicht einfach den Spagat zu finden. Auf der einen Seite möchte ich, dass sein Papa sein Papa ist, der durch nichts und niemanden ersetzt werden kann, auf der anderen Seite soll auch mein Freund eine Vaterrolle verkörpern. Das ist echt schwierig.

Trotzdem ist man bei Papa natürlich
nur „Gast“, es sind die Kumpels nicht vor Ort etc.

Da isses doch nur logisch, dass man mit fünfjähriger Logik zu
dem Schluss kommt, dass es am besten ist, wenn Papa wieder zu
Mama zieht. Weil, dann hat man sein „zuhause“ wie gewohnt und
gleichzeitig auch den Papa. Ist doch logisch, oder?

Ja.

Dazu kommt
noch immer der Trennungsschmerz (einerseits von der Mama,
andererseits dann aber auch wieder vom Papa). Klar, am
liebsten hätte man deshalb beide Eltern zusammen, gerade wenn
man das vielleicht bei Freunden sieht, dass da Mama und Papa
jeden Tag „verfügbar“ sind.

Nur - so verständlich das Problem ist, so schwer ist die
Lösung. Klar, das wichtigste ist, dass Ihr beide Eltern ihn
nicht gegeneinander ausspielt (allerdings sehe ich anhand von
Deinem Posting diese Gefahr gar nicht, ich wollte es nur
erwähnt haben!). Und dann ist noch wichtig, dass Ihr beide die
Trennung als zu akzeptierende Tatsache erklärt. Mit fünf kann
man schon akzeptieren, dass das nunmal so ist und man nix
daran ändern kann.

Die einzige Idee die ich noch hätte wäre, dass Ihr näher
zusammenzieht. Ob und wie das organisatorisch geht ahne ich
natürlich nicht. Aber schön wäre halt in eine Entfernung, so
dass der Bub auch mal am Nachmittag schnell zum Vater gehen
kann, wenn er das will.

Aus diversen Gründen ist das für beide Seiten keine Option.

Habt Ihr denn vielleicht noch andere Scheidungskinder im
Freundeskreis? Da könnte ein „Erfahrungsaustausch“ oder
einfach erzählen, wie’s bei denen läuft, möglicherweise
helfen.

Ja, „glücklicherweise“ ist er in seinem Kindergarten (er kommt erst dieses Jahr in die Schule) nicht der Einzige, dessen Eltern getrennt sind. Im Gegenteil, und das hat mich bisher immer beruhigt, denn so hat er gesehen, dass er bei weitem kein Einzelfall und Außenseiter ist. Es ist sogar so, dass er mehr Freunde hat, deren Eltern getrennt leben als Freunde, deren Eltern noch zusammen sind. Er hat im Gegensatz zu seinen Freunden sogar „das Privileg“, dass er seinen Vater regelmäßig sieht. Das ist bei einigen seiner Freunde nämlich nicht der Fall.

Schön, dass Eltern, wenn Sie sich scheiden lassen immer nur auf ihre Bedürfnisse achten und hinterher feststellen, dass es da ja auch noch ein Kind gibt, welches mit steigendem Alter auch wachsende Bedürfnisse hat, welchen Sie ja jetzt leider nicht mehr gerecht werden können, weil man sich ja nun mal entschieden hat 500 km auseinander zu wohnen, weil man sich als Eltern nicht einigen konnte.
Egal was Du jetzt machst, stell Dich drauf ein, dass Dein Kind in 15 bis 30 Jahren mit Dir abrechnen wird und Du Dich seinen Gefühlen stellen musst. Da wird es sich um die Gefühle Deines Kindes handeln, diese haben ein Recht ausgesprochen zu werden und vermutlich wirst Du aus Sicht Deines Kindes zu Recht Dein Fett weg bekommen. Da wird es Dir auch nichts nützen, wenn Du Dich rechtfertigst, hör einfach nur zu.
Es wird Anschuldigungen geben, die Du für ungerechtfertigt hälst, weil das Kind damals aus eigenen Zügen gehandelt hat - dieses Handeln kann und wird in vielen Fällen nur eine Reaktion auf die gesamte SItuation sein, und kann für das Kind in der aktuellen Situation das kleinste Übel bedeuten um emotional gesund aus der Sache raus zu kommen. Dennoch wird es im Erwachsenenalter Defizite wahr nehmen und hätte, wenn es möglich gewesen wäre lieber als Kind anders gehandelt. Das änderst Du jetzt nicht, sondern kannst darauf nur eingehen und reagieren - Dein Verhalten ändern, wenn Dein Kind irgendwann einmal sein Leben überblicken kann und Dir gegenüber Kritik äußert.

Ich weiß nicht, was sich die Gerichte/Jugendämter dabei denken, wenn sie Besuchswochenenden einrichten. Wie soll das für ein Kind emotional und rein praktisch zu handeln sein? Kinder wollen auch mal an WE ihren eigenen Weg gehen und dann steht da alle zwei Wochen der Standardbesuch an, den man dann wahr nehmen muss, weil man Papa/Mama ja in der Woche nicht besuchen und sehen kann, weil die zu weit weg wohnen.
So ein WE ist wie ein ständiger Kurzurlaub. Man lebt aus der Tasche und ist nie zu Hause. Einem fehlt das Lieblings T-shirt, die lieblings Spielsachen und vor allen Dingen am WE die Freunde. Welches Kind hat schon Lust, nur weil mal wieder Besuchswochenende ist, zwei Tage lang nur mit den Eltern rumzuhängen und was zu unternehmen. Viel besser wäre es bei schönem Wetter auch mal ein paar Stunden mit den Freunden weg zu sein, im Sandkasten zu buddeln oder mit dem Rad die Gegend unsicher zu machen. Aber ne, es ist ja Besuchswochenende und da muss Kind den ganzen Tag machen, was Eltern toll finden. Hat das irgend was mit Toll und zu Hause zu tun. Nach meiner Erfahrung nein. Meine Besuchswochenenden bei der Mutter waren im Nachgang betrachtet der reinste Horror und trotz Zoobesuchen und diverser Aktivitäten (irgendwann kennt man halt auch den Zoo in und auswendig) irgendwie immer langweilig und eine Qual.

Für mich wurde dieses hin und her und die endlos nervende Fahrerei erst besser, als ich mich mit 14 komplett aus allem raus gezogen habe und ins Internat durfte. Da konnte ich meine WE gestalten wie ich es wollte, ohne immer den Druck eines Elternteils im Nacken zu haben… „ich habe dich aber so lange nicht gesehen - ich will dich auch mal sehen“ Was interessiert mich ab einem gewissen ALter was meine Eltern wollen. Ich habe als Kind auch ein Leben und kann mich nicht ewig zerreißen. Das geht ja immer weiter. An Weihnachten wollen generell alle Elter, dass man auch bei Ihnen zu Besuch ist, also setzt man sich ins Auto / in den Zug und fährt am 1. Feiertag schon in aller Frühe zum anderen Elternteil, damit der auch zu seinem Recht kommt. Das gleiche Spiel mit Urlaub. Als Kind versucht man es allen Recht zu machen und das reicht bis ins Erwachsenenalter hinein - das ist aber nicht das eigene Leben und es dauert lange, bis man das erkennt und hoffentlich die Kraft und den Mut hat hier zu intervenieren.

Ergänzung zu Absatz 1: Ich wäre nie ins Internat gegangen, wenn das Leben mit der neuen Freundin von meinem Vatre und das ewige Gezicke meiner Mutter und diese Fahrerei zwischen den Eltern halbwegs erträglich gewesen wäre. Das Internat war für mich die letzte Rettung. OK, das war eine schöne Zeit, die ich auch so nicht missen möchte, dennoch halte ich es meinen Eltern vor, dass ich nicht einmal gefragt wurde, ob ich mit in den Urlaub will, oder ob ich Weihnachten nach Hause komme… es wurde nicht gefragt, weil ich als Kind immer schon Ostern wusste was ich an Weihnachten mache (meistens weg fahren mit irgendwelchen Gruppen). Das Verplanen der Ferien war für mich aber auch nur ein Weg um sich nicht mit den Eltern auseinander setzen zu müssen - in Wirklichkeit wäre ich zumindest gerne mal gefragt worden, ob wir was gemeinsam machen, nur um auch mal das Gefühl zu bekommen dazu zu gehören… Nun gut, wie sollen Eltern das wissen - gebe ich zu, etwas verwirrend… habe das jetzt im erwachsenen Alter gegenüber meinem Vater geäußert und klar gestellt und nach wie vor kommt seit Jahren keine Anfrage ob man Weihnachten mal zusammen feiern will etc… Den größten Schaden den ich aus dieser Scheidungsaktion meiner Eltern gezogen habe ist das permanente Gefühl alleine zu sein, nirgendwo dazu zu gehören, keine Familie zu haben, auf die man sich verlassen kann, keine Wurzeln zu haben. Da kann man sich irgendwie mit arangieren, wenn ansonsten alles im Leben halbwegs gut läuft.

Besuchsrecht ist was für die Eltern, nicht aber für die Kinder. Für Kinde ist es bei diesen Fernkonstellationen nach meinen Erfahrungen viel einfacher, wenn ein Elternteil schlichtweg nicht da ist. Damit kann man zumindest in jungen Jahren sehr gut leben… das Problem kommt dann im Erwachsenenalter. Da wird einem bewusst, dass man beide Eltern gebraucht hätte.

Du willst Deinem Kind einen Gefallen tun: Dann sieh zu, dass Dein Exmann und Du irgendwie räumlich zueinander findet und ihr Euch arangiert. Arangieren müsstet ihr Euch auch in einer Ehe und das sogar noch viel mehr als jetzt. Die Scheidungskinder, welche in meinem Umfeld jeden Tag wählen konnten wo sie zu Mittag essen oder wo sie im Jugendalter sogar mal halbjahrweise wohnen wollten, haben die ganze Trennung nach meinem Eindrücken am besten verarbeitet und auch die Eltern konnten besser mit der Situation umgehen, da sie nicht auf den einen Besuchstag pochen mussten - Kind kam halt nen Tag später, bzw war sowieso andauernd da.

Und jetzt was zum Diskutieren, da ich die ultimative Lösung auch noch nicht gefunden habe, mal abgesehen vom keine Kinder bekommen: Vielleicht wäre es sogar eine super Lösung, wenn Kinder aus Scheidungsfamilien komplett aus den Familien heraus genommen werden. Dann müssen sie sich nicht zerreißen lassen und viele Eltern kommen gar nicht auf die Idee die Kinder als Machtmittel zu mißbrauchen. Vermutlich würden dann auch viele Frauen gar nicht auf die Idee kommen ihre eh schon marode Beziehung mit einem Kind kitten zu wollen, wenn die Konsequenz der Trennung die Wegnahme des Kindes wäre.

Schön, dass Eltern, wenn Sie sich scheiden lassen immer nur
auf ihre Bedürfnisse achten und hinterher feststellen, dass es
da ja auch noch ein Kind gibt, welches mit steigendem Alter
auch wachsende Bedürfnisse hat, welchen Sie ja jetzt leider
nicht mehr gerecht werden können, weil man sich ja nun mal
entschieden hat 500 km auseinander zu wohnen, weil man sich
als Eltern nicht einigen konnte.

Entschuldige bitte, Alexandra. Ich kann sehr gut verstehen, dass du aufgrund deiner eigenen Erfahrungen als Kind Eltern, die sich trennen, puren Egoismus unterstellst. Aber du kannst nicht alleine unter einen Hut stecken. Ich werde die Gründe für die Trennung und den Umzug weit weg vom Vater hier nicht erläutern, denn diese sind vielschichtig und gehören auch nicht hierher. Es hilft mir absolut nicht, wenn du mir Vorwürfe machst, denn (auch wenn du es nicht glauben magst) die Trennung war auch, damit das Kind nicht in Streit aufwachsen und mit Eltern zusammenleben muss, die sich nichts mehr zu sagen haben. Glaub mir: das ist auch nicht schöner!

Egal was Du jetzt machst, stell Dich drauf ein, dass Dein Kind
in 15 bis 30 Jahren mit Dir abrechnen wird und Du Dich seinen
Gefühlen stellen musst.

Warum diese Vorwürfe, und warum vor allen Dingen diese Einseitigkeit. Wieso muss mein Kind mit mir abrechnen, zu einer Trennung gehören immer zwei, das hat sogar unser Sohn schon verstanden.

Ich möchte und werde mich seinen Gefühlen stellen. Wenn mir diese egal wären, würde ich bestimmt nicht hier im Forum meine Gedanken „zur Schau“ stellen.

Da wird es Dir auch nichts nützen, wenn Du
Dich rechtfertigst, hör einfach nur zu.

Etwas anderes habe ich auch nicht vor. Aber momentan möchte mein Kind auch Erklärungen hören, möchte wissen, warum wir nicht mehr zusammenleben können.

Es wird Anschuldigungen geben, die Du für ungerechtfertigt
hälst, weil das Kind damals aus eigenen Zügen gehandelt hat -
dieses Handeln kann und wird in vielen Fällen nur eine
Reaktion auf die gesamte SItuation sein, und kann für das Kind
in der aktuellen Situation das kleinste Übel bedeuten um
emotional gesund aus der Sache raus zu kommen.

Was meinst du damit? Wobei handelt das Kind aus eigenen Zügen?

Dennoch wird es
im Erwachsenenalter Defizite wahr nehmen und hätte, wenn es
möglich gewesen wäre lieber als Kind anders gehandelt. Das
änderst Du jetzt nicht, sondern kannst darauf nur eingehen und
reagieren - Dein Verhalten ändern, wenn Dein Kind irgendwann
einmal sein Leben überblicken kann und Dir gegenüber Kritik
äußert.

Was mache ich den falsch, sag es mir doch bitte? Wobei ich kaum glaube, dass du das beurteilen kannst, ohne mich zu kennen. Was soll ich ändern?
Ehrlich gesagt, finde ich es schlimm, dass du mir Fehler unterstellst, nur weil ich vom Kindesvater getrennt lebe.
Gibt es für dich nur Schwarz-Weiß-Denken? Kannst du dir nicht vorstellen, dass man sich so einen Schritt bei weitem nicht leicht macht, dass man tausend Gedanken hat (und die meisten drehen sich um das Wohl des Kindes, zumindest war das bei mir so).

Ich weiß nicht, was sich die Gerichte/Jugendämter dabei
denken, wenn sie Besuchswochenenden einrichten.

Die Besuchswochenenden haben wir in unserem Fall ganz allein festgelegt. Weder ein Gericht noch das Jugendamt musste bei uns irgendwas entscheiden. Wir hatten bei unserer Scheidung sogar nur einen gemeinsamen Anwalt.

Wie soll das
für ein Kind emotional und rein praktisch zu handeln sein?
Kinder wollen auch mal an WE ihren eigenen Weg gehen und dann
steht da alle zwei Wochen der Standardbesuch an, den man dann
wahr nehmen muss, weil man Papa/Mama ja in der Woche nicht
besuchen und sehen kann, weil die zu weit weg wohnen.

Da gebe ich dir absolut Recht. Aber wie soll man es anders regeln? Noch ist unser Sohn in einem Alter, wo er nicht „mit den Kumpels um die Häuser zieht“. Er freut sich auf die Wochenenden mit seinem Vater. Zwingen werden wir ihn aber zu nichts, da unterstellst du schon wieder etwas.

So ein WE ist wie ein ständiger Kurzurlaub. Man lebt aus der
Tasche und ist nie zu Hause. Einem fehlt das Lieblings
T-shirt, die lieblings Spielsachen und vor allen Dingen am WE
die Freunde.

Der Vater kommt (bis auf drei bis vier Ausnahmen pro Jahr, z.B. Weihnachten oder in den Ferien) immer zu uns in die Stadt und verbringt da die Wochenenden mit seinem Sohn.

Welches Kind hat schon Lust, nur weil mal wieder
Besuchswochenende ist, zwei Tage lang nur mit den Eltern
rumzuhängen und was zu unternehmen.

5jährige haben sehr wohl noch dazu Lust. Natürlich wird sich das in Zukunft ändern, aber momentan ist es für ihn kein Zwang, sondern ein glücklicher Umstand. Also bitte keine zusätzlichen Probleme reininterpretieren, die kommen sich noch früh genug.

Meine Besuchswochenenden bei der Mutter waren
im Nachgang betrachtet der reinste Horror und trotz
Zoobesuchen und diverser Aktivitäten (irgendwann kennt man
halt auch den Zoo in und auswendig) irgendwie immer langweilig
und eine Qual.

Wer sagt denn, dass es bei allen gleich laufen muss?

Für mich wurde dieses hin und her und die endlos nervende
Fahrerei erst besser, als ich mich mit 14 komplett aus allem
raus gezogen habe und ins Internat durfte. Da konnte ich meine
WE gestalten wie ich es wollte, ohne immer den Druck eines
Elternteils im Nacken zu haben… „ich habe dich aber so
lange nicht gesehen - ich will dich auch mal sehen“ Was
interessiert mich ab einem gewissen ALter was meine Eltern
wollen. Ich habe als Kind auch ein Leben und kann mich nicht
ewig zerreißen. Das geht ja immer weiter. An Weihnachten
wollen generell alle Elter, dass man auch bei Ihnen zu Besuch
ist, also setzt man sich ins Auto / in den Zug und fährt am 1.
Feiertag schon in aller Frühe zum anderen Elternteil, damit
der auch zu seinem Recht kommt. Das gleiche Spiel mit Urlaub.
Als Kind versucht man es allen Recht zu machen und das reicht
bis ins Erwachsenenalter hinein - das ist aber nicht das
eigene Leben und es dauert lange, bis man das erkennt und
hoffentlich die Kraft und den Mut hat hier zu intervenieren.

Unser Sohn wird gleichberechtigt mit in die Planungen einbezogen, er darf entscheiden, ob er lange Fahrten auf sich nehmen möchte oder nicht. Und ich kenne in der Tat Kinder, denen es bis ins Erwachsenenalter nie egal war, was die Eltern wollten oder fühlten. Ich hoffe, dass das bei meinem Sohn auch so ist.
Es tut mir wirklich leid für dich, dass deine Kindheit so verlaufen ist, aber glaub mir bitte: ich gebe mein Bestes, damit meinem Sohn nicht das gleiche passiert.

Den größten Schaden den ich aus dieser Scheidungsaktion
meiner Eltern gezogen habe ist das permanente Gefühl alleine
zu sein, nirgendwo dazu zu gehören, keine Familie zu haben,
auf die man sich verlassen kann, keine Wurzeln zu haben. Da
kann man sich irgendwie mit arangieren, wenn ansonsten alles
im Leben halbwegs gut läuft.

Mein Sohn hat durch die Scheidung sogar zwei Familien, und er empfindet es auch so (hat er selbst gesagt, also von allein so formuliert).

Für Kinde ist es bei diesen Fernkonstellationen nach
meinen Erfahrungen viel einfacher, wenn ein Elternteil
schlichtweg nicht da ist.

Ganz ehrlich: so sehe ich das auch. Es wäre wirklich vieles einfacher.

Du willst Deinem Kind einen Gefallen tun: Dann sieh zu, dass
Dein Exmann und Du irgendwie räumlich zueinander findet und
ihr Euch arangiert.

Das geht leider nicht, weil das auf beiden Seiten weitere Trennungen mit sich bringen würde, die unser Sohn erst recht nicht verkraften würde.

Und jetzt was zum Diskutieren, da ich die ultimative Lösung
auch noch nicht gefunden habe, mal abgesehen vom keine Kinder
bekommen: Vielleicht wäre es sogar eine super Lösung, wenn
Kinder aus Scheidungsfamilien komplett aus den Familien heraus
genommen werden. Dann müssen sie sich nicht zerreißen lassen
und viele Eltern kommen gar nicht auf die Idee die Kinder als
Machtmittel zu mißbrauchen.

Oh nee, das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?

1 Like

Hallo Manuela,

das soll kein Vorwurf gegen Dich sein, sondern einfach mal ein paar Gedanken und Erfahrungen zu diesem Thema aufzeigen. Du wolltest Erfahrungen von Scheidungskindern - hier sind sie. Und das sind nicht nur meine Erfahrungen.

Generell wollen die Eltern sicherlich das beste für sich selbst, weswegen sie ja den Weg der Scheidung gehen, und das Beste natürlich für ihre Kinder. Darin liegt aber das Dilemma, was bis heute niemand wirklich auflösen kann. Das habe ich versucht Dir zu vermitteln. Auch, wenn die Kinder am Anfang scheinbar alles mitmachen und befürworten, wie Wochenendbesuche, Fahrerei etc…) Frag mal nach wie sie das in 15 oder 20 Jahren empfunden haben. Du steckst da nicht drin und wirst auch bei aller Fürsorge nicht in die Seele Deines Kindes rein gucken - das kann Dein Kind selbst aktuell nicht.
Und wenn Dein Kind irgendwann seine eigenen Gefühle reflektieren und auch noch verbalisieren kann, steckt es in dem Dilemma es immer beiden Eltern recht machen zu wollen/müssen.

So lange ich in der Scheidungssituation gelebt habe fand ich auch alles in Ordnung und alles besser als die streitenden Eltern. Die Erkenntnnis kam Jahre danach und mit Sicherheit werde ich und diverse andere Kinder in ähnlicher Situation in meinem Alter noch lange dran knabbern.

Ich habe mit Sicherheit von aussen betrachtet eine super Kindheit gehabt und meine Eltern sind sich beide aus ihrer Sicht der Dinge sicher alles nur mögliche gemacht zu haben um mir als Kind nicht zu schaden. Das glaube ich ihnen auch. Ich selbst hatte auch nie das Gefühl, dass es mir als Kind schlecht geht/ging. Wie schon geschrieben, dass einem irgendwas fehlt stellt man erst im erwachsenen Alter fest, wenn man andere Familien betrachtet, andere Lebensläufe und manchmal eben diesem Gefühl des entwuzelt zu sein nichts gegenüber zu stellen hat.

Wie gesagt, die Lösung gibt es nicht. Frag Deinen Sohn was er möchte, damit er nicht mehr so traurig ist und versuche seine Vorschläge aufzugreifen.
Ideal wäre eben, wenn ihr näher beieinander wohnen würdet, so dass sich die Besuche eben nicht nur auf diese "künstlichen " Wochenenden beziehen, sondern Dein Sohn auch Alltag beim Vater erlebt. Ich fand diese Besuche am WE irgendwie schön, aber auch immer komisch, weil das die Welt meiner Mutter war in die ich zwei Tage lang eintauchen durfte und ich ansonsten gar nicht wusste was meine Mutter sonst so im normalen Leben macht. Da fehlte irgendwie der Bezug zu allem. Eine Beziehung besteht eben nicht nur aus Wochenedbesuchen. Da geht so vieles zwischendrin verloren. Das stellen ja schon Erwachse fest, welche eine solche Beziehung führen. Für Kinder ist das noch komischer, weil die nicht unterhalb der Woche jeden Tag telefonieren oder sich austauschen und auch die Welt der Erwachsenen einfach noch nicht verstehen können.

Beziehung bei Kindern basiert inerster Linie auf Gefühlen und gemeinsam erlebten Dingen. Der Vater lobt mich für die gute Note, das gemalte Bild, das gebastelte Legohaus, Es wird zusammen gekabbelt, gelacht… Das alles kann in Deinem Fall der Vater nicht, weil er die Freude, Kummer, Leid… alles was Dein Sohn am Tag erlebt (und das ist bei Kindern in dem Alter wirklich viel) nur zeitlich versetzt bekommt und wenn dann auch nur die wirklich großen Dinge. Die vielen Kleinigkeiten wo man als Kind merkt da ist jemand für mich da (wie oft bückst Du Dich wie selbstverständlich und machst einen Schuh wieder zu, hälst ein Taschenzuch hin, trägst die Tasche des Sohnes auf dem Weg vom Kindergarten nach Hause…)erleben die beiden nur im kleinen Umfang.

Noch mal, das ist keine Anschuldigung und kein Angriff gegen Dich. Das ist der Versuch zu erklären wie ich und andere Scheidungskinder diese Situation der Scheidung im Nachhinein betrachtet empfinden / empfunden haben. Sicherlich gibt es auch andere positive Beispiele, da kenne ich in meinem Umfeld allerdings nur zwei. Hier haben die Eltern sich gütlich getrennt und in unmittelbarer Nähe zueinander gelebt. Die Kinder konnten aussuchen wo sie wann wohnen und zu allen Geburtstagen waren alle ursprünglichen Familienmitglieder dabei und haben sich auch generell vertragen und sehr respektiert.

Eine Langzeitstudie zum Thema erste Generation Scheidungskinder habe ich mal in der Bibliothek gefunden. Das Buch ist so um 1990 erschienen und spiegelt die emotionale Welt von Scheidungskindern und deren Auswirkungen auf das Erwachsenenleben sehr schön wieder.
Daneben kannst Du ja mal „Literatur Scheidungskind“ googeln. Da erscheinen auch zahlreiche interessante Links.

ISBN-10: 3596122716 Buch anschauen

Schau mal hier, glaube das war die Studie dazu.

ansonsten findest Du auch viel Literatur hier:

www.trennungskinder.de

Habe gerade keine Ahnung wer hinter der Seite steht, auf jeden Fall gibt es viele Verweise auf Literatur und vielleicht kannst Du Dich da ja mit Betroffenen austauschen, die den Prozess der Trennung schon länger hinter sich haben und einige Probleme mit den Kindern lösen konnten???

Der Trennungsprozess ist für Kinder nie wirklich abgeschlossen. Je nach Entwicklungsstadium wird alles wieder anders betrachtet und bewertet, Erfahrungen kommen hinzu. Das eigene Weltbild wird aufgebaut. Irgendwann zweifelt man an der Muttre, dann wieder am Vater… das ist ein ewiges hin und her, was Kinder in der Pubertät eh durch machen… glaube aber das ist bei Trennungskindern noch mal etwas anders. Da ist ein langer und phasen bezogener Austausch vielleicht hilfreich, damit Du nicht alleine da stehst.

Das klingt grösstenteils alles einleuchtend. Darf ich fragen, wie alt du warst, als sich deine Eltern getrennt haben?

Mein Sohn hatte seinen Vater übrigens fast von Geburt an nur als Wochenend-Papa, da dieser auswärts gearbeitet hat und nur an den Wochenenden nach Hause kam. Die Situation wäre im Übrigen immer noch so (mein Ex-Mann hat mit seiner neuen Freundin auch einen Sohn, und auch der sieht ihn nur an den Wochenenden). Unser Sohn hätte also so oder so keinen gewöhnlichen Alltag mit ihm.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Danke für den Link!

P.S. Ich denke aber auch, dass man bei der Betrachtung von eventuell aus der Trennung resultierenden Schäden bei den Kindern auch Studien nicht außer Acht lassen darf, die über Kinder gemacht wurden, deren Eltern sich nicht getrennt haben, obwohl sie es gemacht hätten, wenn die Kinder nicht gewesen wären (darüber gibt es aber sicher bedeutend weniger Forschungen). Schäden kann man in beiden Fällen davontragen.

Scheidung ist in vielen Fällen ein schleichender Prozess. Zum ersten Mal habe ich glaube ich so mit 5 wahr genommen, dass mit der Beziehung meiner Eltern was nicht stimmt. Getrennt haben sie sich einige Zeit später, da war ich so 7 oder 8 und die Scheidung an sich wurde amtlich als ich 11 oder 12 war. Das Thema liegt jetzt also knapp 20 Jahre hinter mir und es hinterlässt einfach Spuren, so wie eben jedes einschneidende Ereignis Spuren hinterlässt. Ich glaube es geht hinterher nur darum, dass es den Familien bewusst ist, was da mit ihnen passiert und die Kinder irgendwann begreifen, dass sie an der Trennung nicht Schuld sind und auch nicht für das Leben ihrer Eltern verantwortlich und nicht das alles noch einmal nach machen müssen. Auf diesem Weg kannst Du Deinen Sohn ggf unterstützen, wenn er dann mal in das Alter kommt, wo er in der Lage ist alles zu reflektieren.

Habe damals selbst einige Bücher zu dem Thema in die Hand genommen. Für den Anfang war auch das Buch zum Thema Familienaufstellung von Hellinger sehr hilfreich. „Was die Seele krank macht und sie heilt“ Das Buch hat mir geholfen die eigene Position in der Familie zu finden und ggf Verstrickungen und Muster zu erkennen und bei Bedarf auszusteigen.

Da gebe ich Dir recht, ich glaube das generelle Problem ist, dass sich jeder ein Kind anschaffen kann ohne Vorkenntnisse über Psychologie, Entwicklung und die damit anfallende Arbeit… und natürlich auch die Auswirkung auf da Leben. Finde daher Fragen nach Kosten und Aufwand für ein Kind etc. immer sehr gut. Klar kann man das alles nicht aufwiegen mit den emotionalen Momenten, welche einen ein Kind schenkt, aber wenn ich mir ein Kind nicht leisten kann (emotionale, zeitlich, finanziell, körperlich…) dann kann ich auch meiner Elternrolle nicht genügen wie ich es mir vielleicht vorgestellt hätte, weil die Probleme einen gefangen nehmen. Bei jedem Haustier macht man sich mehr Gedanken und liest mehr Bücher und überlegt sich ob man den Ansprüchen des Tieres genügen kann…

Ich finde es gut, dass Du Dich mit dem Thema auseinander setzt, nur so kannst Du auch rechtzeitig in einem gewissen Rahmen positiv einwirken.

Hallo Alexandra und Manuela,

erlaubt mir mal, als Mensch mit der Erfahrung aus der anderen Version mitzuschreiben:

Meine Eltern haben sich mindestens seit der Zeit meiner Pubertät gegenseitig aus den verschiedensten Gründen angefeindet. So sehr, dass ich zu der Überzeugung kam, dass sie besser keine gemeinsamen Kinder hätten haben sollen, wenn sie sich so hassen. Einmal habe ich den Fehler begangen, meiner Mutter diesen Gedanken zu äußern. Die Antwort war: „Du wärest die erste gewesen zum weglassen!“ (Ich bin die jünste in der Geschwisterschar.) Auf meine Erwiderung: „Das meinte ich ja auch“ fing ich mir noch eine Ohrfeige ein.

Das Thema liegt jetzt also knapp 20 Jahre hinter mir und es
hinterlässt einfach Spuren, so wie eben jedes einschneidende
Ereignis Spuren hinterlässt.

Das Thema liegt sogar schon 40 Jahre hinter mir. Und es tut immer mal wieder weh, das Gefühl, dass ich besser nicht auf der Welt wäre, kommt immer mal wieder hoch. Allerdings hat der einzige Mensch auf dieser Welt, dem ich diesen Wunsch zugestehe, nämlich meine Tochter, mal gebeten, dass ich das nicht mehr sagen solle. „Weißt Du, Mutschka, ich bin ganz gerne auf der Welt. Und ohne Dich gäbe es mich gar nicht!“. So, und dieses „arme Kind“, selber auch ein Trennungskind (Scheidung gab es nicht, weil ich angesichts sich abzeichnendem Dauerstreits und meiner eigenen Kindheitserinnerungen lieber gleich nicht geheiratet habe), ist doch mit ihren 27 Jahren offensichtlich gut mit der Situation getrennt lebender Eltern klar gekommen.

Ich glaube es geht hinterher nur
darum, dass es den Familien bewusst ist, was da mit ihnen
passiert und die Kinder irgendwann begreifen, dass sie an der
Trennung nicht Schuld sind und auch nicht für das Leben ihrer
Eltern verantwortlich und nicht das alles noch einmal nach
machen müssen. Auf diesem Weg kannst Du Deinen Sohn ggf
unterstützen, wenn er dann mal in das Alter kommt, wo er in
der Lage ist alles zu reflektieren.

Mit dieser Analyse magst Du recht haben. Du hast nur eines vergessen: Jetzt, und in jeder Situation, in der der Sohn scheinbar unangenehme Gefühle zeigt, ist es eminent wichtig, dem Kind (und später Jugendlichen!) zu zeigen, dass man ihn lieb hat, egal wie unangepasst er sich gerade verhält. Denn die Problematik wird immer weiter gehen, je älter das Kind wird.

Gruß, Karin

Hallo ALexandra,

man merkt, dass bei dir noch einiges aufzuarbeiten ist. Und ich verstehe nicht, warum du die Ausgangsposterin derart mit Vorurteilen und Vorwürfen überschüttest, die vermutlich bei deinen Eltern angebracht wären.

Ich bin auch ein Scheidungskind. Habe den „schleichenden“ Prozess wahr genommen (es fing an, als ich etwa 4 war), dann die Streitereien, bis hin zum entscheidenden Ehekrach (da war ich etwa 6).

Meine Eltern haben sich getrennt, mein Vater hinterließ uns Schulden und das belastete Haus, wir waren arm. Ich hatte nach den seltenen Besuchen (ich hätte gerne mehr gehabt, Papa war aber unzuverlässig und ließ und sitzen) chronischen Husten, laut Psychologe eine Folge dass ich das nicht richtig verarbeitet hätte. Ich wünschte mir aber nie meinen Vater in dieses Haus zurück, wurde glücklich als Stieftochter (Mutter heiratete mit unserer Erlaubnis nochmal - da war ich 12). Ab da habe ich die Trennung nie wieder als negativ empfunden. Ich hatte eine relativ normale Teenagerzeit (außer, dass meine Mutter mir nichts erlaubte, aber das lag ja nicht an der Trennung ;o) ). Ich trage meiner Mutter GAR NICHTS nach. Ich habe Hochachtung für sie, wie sie damals die Situation überstanden hat, wir haben das Haus behalten, hatten ein Jahr lang nur wenig zu essen.

Im Nachhinein denke ich dennoch, dass ich eine schöne Kindheit hatte. Ich habe viel mit meinem Bruder gespielt, war viel draussen, konnte meine Erfahrungen sammeln und wusste wo ich hingehöre.

Es gibt also auch andere Wege, nur du verallgemeinerst recht viel.
Ich hoffe, dass du dich von der Situation, die dich ja sehr belastet erholst. Denn das Leben geht auch weiter, ohne dass man andere ihre Fehler vorhalten muss. Mein Kind wächst auch ohne Vater auf.

Ich habe auch Befürchtungen, dass er später lieber beide Elternteiel zusammen haben möchte.

Man muss gucken, dass man dem Kind das Beste zukommen lässt. Aber wenn das über die eigenen Grenzen geht, geht es nunmal nicht. Das Kind wird auch lernen, nicht alles zu bekommen, was es will. Liebe bekommt es ohne Ende, von allen Seiten. Ich denke, wenn man ein stabiles Netz hat, was das Kind in solchen Tiefs auffängt, kommt es später (so im Erwachsenenalter) mit der Situation besser klar. Es kann nicht immer alls Friede-Freude-Eierkuchen sein. Auch das muss ein Kind lernen. Und: neue Situationen in geschützem Rahmen anzugehen. Das wird es später auch müssen, ohne den geschützen familiären Rahmen.

Ich gehe gestärkt aus der Situation hervor, ich wurde früh selbstständig. Habe viele Schwächen, aber die hätte ich auch im intakten Familienverhältnis :o).

Alles Liebe, (die Welt ist nicht nur grau ;o) )

Dany

3 Like

Hallo Dany,

zu früh geantwortet, Situation war ein Missverständnis und hat sich zwischen ursprünglichem Poster und mir bereits geklärt ;o)

Danke dennoch für Deine Sicht der Dinge, ist hier sicherlich ein weiterer Eindruck unter vielen.

Ich glaube das Ergebnis wurde schon sehr schön zusammen gefasst: Egal was das Kind anstellt, es muss wissen, dass es geliebt wird und das vergessen manche Eltern leider zu vermitteln, weil sie mit sich beschäftigt sind oder sich nicht vorstellen können was in dem Kind vorgeht oder oder…

Unterm Strich, ich wiederhole es gerne, hatte ich mit Sicherheit auch eine schöne Kindheit und eine schöne Jugend. Nur sehe ich jetzt einige Dinge noch einmal in einem ganz anderen Licht. Vielleicht hört sich auch das Wort „abrechnen“ etwas hart an, aber ich glaube jeder hinterfragt das ein oder andere Verhalten seiner Eltern ab einem gewissen Alter und macht seinen Unmut darüber auch Luft. Die einen mehr, die anderen weniger und irgendwann stellt man fest, dass die Eltern nicht die tollen Eltern sind, für die man sie als Kind noch gehalten hat und hätte sich jetzt, Jahre später in bestimmten Situationen ein anderes Verhalten gewünscht. Jetzt kann man seine Vorstellung aber äußern, was einem als Kind jedoch nicht bewusst war.

Meiner Kindheit oder Jugendzeit hadere ich nicht mehr hinterher und auch mit dem Verhalten meiner Eltern habe ich meinen Frieden geschlossen… dem gingen aber in der Tat eine Menge Schmerzen und Tränen voraus. Manchmal stehen mir noch heute die Tränen in den Augen, wenn man merkt, dass man etwas nicht haben kann, weil die Familie da nicht mitspielt, aber das sind dann eher kurze Augenblicke. Bsp. Freundin ist ebenfalls Scheidungskind, hier haben die Eltern die Trennung aber sehr gut gemeistert. Freundin hat letztes Jahr geheiratet und das war nur schön… mit meiner Familie brauche ich an so ein Fest gar nicht erst zu denken… das sind Situationen die schon noch einmal schmerzen.
So wie meine Familie auseinander gegangen ist brauche ich mir auch keine Gedanken machen, wer einmal auf meine Kinder ein Auge wirft. Die werden schlichtweg ohne Familienfeiern von meiner Seite aus groß - wenn es denn mal Kinder geben sollte.

Klar, es gibt mit Sicherheit bessere Konstellationen als in meinem Fall, aber es gibt auch noch schlimmere. Würde mich so in der Mitte sehen… und da das Ausgangsposting gefragt hat was sie machen kann… hier die Folgen und daraus und aus den anderen Beiträgen ergeben sich vielleicht Maßnahmen die Folgejahre für den Sohn so gut wie möglich zu gestalten, damit er hoffentlich nicht die Kette fortsetzt.

ich misch mich hier mal ein…
Hallo,

ich habe heute nach monatelangem Streit die Verbindung zu meinem Sohn abgebrochen. Kurz die Geschichte:

Sie war im 4. Monat schwanger, als sie mich rausschmiss. Gründe nannte sie keine, eigentlich bis heute nicht. Nach 2 Monaten „versuchte“ sie wieder mit mir zusammen zu sein, wir hatten ja einen sündhaft teuren Urlaub geplant (Island). Kein Streit, alles von meiner Seite ok, der Urlaub war super. Im April 2005, 14 Tage nach dem Urlaub endgültig mein Rausschmiss. Unser Sohn war 6 Monate alt. Danach versuchte ich immer wieder bis heute irgendwie Kontakt zu ihr. Ich durfte Sohnemann besuchen, ihn übers Wochenende zu mir nehmen, alles. Doch das Abgeben des Sohnes fiel mir immer schwerer. Auch er sagte in letzter Zeit jedesmal: „Papa, bleib doch“. Doch ich konnte ja nicht. Inzwischen ist es so, das ich chronische Schlafstörungen habe, finanziell am Ende bin und was Beziehungen angeht absolut keinen Bock mehr habe. Um ganz ehrlich zu sein: Ich stehe vor dem Ruin. Um dem zu entgehen haben sie und ich uns heute sehr lange unterhalten. Ich trenne mich ab heute von ihr sowieso und von meinem Sohn, beide treten aus meinem Leben und ich werde beide ziemlich sicher einige Jahre nicht mehr sehen.

Ich möchte meinem Sohn ersparen das ewige Hin- und Her. Ich möchte ihm ersparen getrennte Eltern zu haben, Streit sich mit anhören zu müssen. Und ich möchte ein neues Leben beginnen. Im Gespräch heute, was ehrlich und sehr ruhig ablief, erklärte sie mir ganz klar: Ich wäre für sie wirklich nur für das Kindermachen da gewesen, ein wenig Spaß war ja auch dabei. Mehr wollte sie nicht. Das war alles, was sie von mir brauchte.

Nun kann mir jeder unterstellen, ich würde mein Kind nicht mögen. Ich liebe aber meinen Sohn abgöttisch, nur eben ist der Schmerz zu groß, diese über viele Monate gehende Enttäuschung zu ertragen. Und ich möchte meinem Sohn das Wechselbad der Gefühle ersparen, was sich anschließt daran. Daran, das Mama und Papa vielleicht Freunde werden, das sie sich vertragen soweit es das Elterndasein betrifft. Doch das ist kein Umgang mit einem Kind. Das ist keine Familie. Und so trete ich zurück, zugunsten meines Sohnes. Noch kann er nicht begreifen, was passiert ist. Noch weiß er nichts. Aber er wird irgendwann fragen…

Grüße
André

3 Like

Hut ab!

Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass du deinen Sohn sehr liebst.

1 Like

Hut ab vor Euch beiden!

Jeder auf seine Weise - Eure Kinder werden auf jeden Fall geliebt und das finde ich toll!

@André

Druck Dir solche Artikel von Dir aus und heb sie auf - irgendwann kommt Dein Sohn.

Ehrlich: Chapeau!

Herzliche Grüße

Uschi

Hut ab!

Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass du deinen Sohn
sehr liebst.

Ehrlich: Chapeau!

Uschi,

Hut ab? Ich verstehe dich nicht. Einerseits geht bei uns beiden nichts mehr (jedenfalls von ihrer Seite aus), aber das Kind leidet. Andererseits klingt es von außen, das jeder seinen Egoismus durchzieht. Was ist daran gut?

Grüße
André

Hallo André,

mit „Hut ab“ meine ich z.B. wieviele Gedanken Du Dir um Deinen Sohn machst. Daß Du auf Dein Recht verzichtest um ihm ein ruhigeres Leben, mit weniger Streit zu ermöglichen, damit er nicht so leidet. Daß Du bereit bist, ihm seine Fragen später zu beantworten. Daß es offensichtlich ist (was ich bislang von Dir gelesen habe), daß Du Dein Kind liebst und daß Du dafür auch eine schwere Entscheidung triffst.

An Eurer Situation an sich ist nichts gut - das ist richtig. Aber kennst Du den „Kaukasischen Kreidekreis“? Wenn ich Deine Geschichte lese, kommt mir der in den Sinn.

Viele Grüße

Uschi

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Uschi,

An Eurer Situation an sich ist nichts gut - das ist richtig.
Aber kennst Du den „Kaukasischen Kreidekreis“? Wenn ich Deine
Geschichte lese, kommt mir der in den Sinn.

Und ich bin die „Mutter“ die losläßt. Ja. Die wahre Mutter wird ja so gefunden. Vielleicht wird es mein Philipp später auch so sehen, vielleicht auch nicht. Jedenfalls werden Jahre vergehen, ehe ich den Kleinen wiedersehe. Der Mutter möchte ich in diesem Leben nicht mehr begegnen. Aller Kontakt läuft vereinbarungsgemäß über einen guten Freund. Schade. Es gibt Frauen auf dieser Welt, die eben in der Hinsicht so egoistisch sind, das der Vater ein Nichts ist. Schade…

Grüße
André