Richtigstellung, besser spät als nie (lang)
Hallo,
Mit Trepanation bezeichnet man einen „chirurgischen“ Eingriff,
bei dem Menschen runde oder quadratische Löcher in die
Schädeldecke geschliffen oder gesägt wurden. Auch die extreme
Verformung des Schädels durch Umwickeln mit Bändern möchte ich
dazu rechnen.
Das eine hat mit dem anderen aber gar nichts zu tun, die Schädelverformung hat einen rein kosmetischen Zweck und ist eher mit den chinesischen Lotusfüßen verwand (Schönheitsideal, das dem Träger lebenslang höllische Schmerzen verursacht, aber besser Heiratschancen ergibt.)
Hat jemand eine Erklärung dafür, warum dies gemacht wurde ?
Die medizinischen Erklärungen halte ich für wenig plausibel.
Die Zahl der Behandelten übersteigt bei Weitem die Zahl der
möglichen Fälle von Hirntumor.
Ist es auch, denn Hirntumore wurden damals nicht damit behandelt, man konnte diese erst nach Erfindung von CTs erkennen. Ausserdem wurden bei den prähistorischen (Steinzeit) wie den primitiven (also zu heutiger Zeit, bzw. eher in den 60ger Jahren beobachteten, in Afrika) Trepanationen niemals die Dura Mater, die harte Hirnhaut, durchschnitten, denn die ist extrem schmerzempfindlich, eine berührung führt zur Ohnmacht, eine Verletzung kann durch die Kreislaufbelastung zum Tod führen (bei mangelhafter Betäubung).
Statt dessen wurde sogar überwiegend an einer besitmmten Stelle trepaniert, an der die Dura mater vergleichsweise weit von Knochen entfernt liegt, so dass man nach durchbruch durch den Knochen noch etwas Handlungsspielraum hat.
Dieser Knochendurchbruch führt zu einenm Druckabbau, wie er zB. (wieder insbes. an dieser Stelle) bei einem subduralen Hämatom (Bluterguß unterhalb der Hirnhaut nach einem Schlag auf den Schädel) hilfreich ist. Auch manche Kopfschmerzerkrankungen können so gelindert werden.
Auch kosmetische Gründe leuchten mir nicht ein, dazu ist die
Operation zu schmerzhaft und zu gefährlich.
Wer schön sein will muss leiden, das galt schon immer und ist heute noch bei einigen merkwürdigen Verschönerungsaktionen zu sehen (Stichwort Branding)
Für interessanter halte ich die These, dass durch einen
solchen Eingriff die Funktion des Gehirns beeinflusst würde,
dass also ein Inka-Priester einen anderen Bewusstseinszustand
erreichte als ein Bauer (oder wollte der Priester etwa nur
diesen Eindruck erwecken ?).
Die Anzahl der Schädel übersteigt auch die Anzahl möglicher Priester und ein bekannter Forscher auf dem Gebiet (Prof. Michael Schultz, Uni Göttingen) hat festgestellt, dass fast alle trepanierten Schädel auch Anzeichen von Schlagverletzungen (Folge Hirnblutung) oder entzündlichen Prozessen (anderer Kopfschmerz) zeigen. (hab keinen Artikel parat, in dem das steht, sondern aus mündlicher Aussage von ihm)
Weiss jemand etwas über die heute noch praktizierten Fälle ?
Es gibt heute kaum noch diese Art von Trepanationen in Afrika, da die Berichte darüber aus den 60ger Jahren stammen und hier auch nur aus einem Stamm, die dann über alles geschert wurden und als ethnologischer Vergleich für historische Schädelfunde als Vergleich hinzugezogen wurden, eine Methode, die heute in der (prä)historischen Wissenschaft verpönt ist, und das auch mit Recht. dazwischen liegen 5000 Jahre menschliche Entwicklung, jedoch kann man mit heutigen naturwissenschaftlichen Methoden (vergleichbar denen der Rechtsmedizin) aus den alten Knochen direkt vieles herauslesen (Paläopathologie)
Dagegen gibt es heute einige Spinner, die meinen durch selbst beigebrachte Trepanationen ein höheres Bewußtsein zu finden, da sie die frühkindlichen Fontanellen nicht als Wachstumsfugen begreifen (was sienunmal sind), sondern als ein Zeichen der Verbundenheit mit einem höheren sonstwas. Alle entspechenden Barichte beziehen sich dabei auf dieselben Personen, so dass von einer Sektenartigen Gruppe auszugehen ist. Ob diese Personen sich wirklich selbst mit den dargestellten Trepanen aus dem 18./19. Jh. Trepaniert haben (ohne Betäubung) möchte ich bezweifeln. Anscheinend brauchten sie dafür keinerlei Hilfsperson. In diesem Falle würde man sich dabei die Arme verknoten und nicht genug Kraft aufbringen können!!!
Und es gibt natürlich die professionelle Schädeltrepanation als Opertionsvorbereitung, die ein Einführen von Geräten ins Gehirn ermöglicht, abereben nicht mit den antiken zu verwechseln und zuvergleichen ist.
Viele Grüße Susanne
(Medizinhistorikerin mit Nebenfach Ur- und Frühgeschichte)