Treppengeländer in Venedig

Hallo!
Wie sehen in den Palazzi oder vornehmen Bürgerhausern (Casa?) in Venedig die Treppen aus, bzw. die Treppengeländer? Ich habe gegoogelt und bin bei der Buchsuche auf Fachliteratur „Architektur“ gestoßen, aus der ich zu entnehmen glaube, dass Treppen ein eher stiefmütterliches Dasein führten :smile:

Speziell geht es bei mir um ein Haus ca. 14. Jhdt. mit Park drumherum, die Treppe wird als Prunktreppe beschrieben in einem hohen Treppenhaus. Hätte eine solche Treppe Geländer aus Holz gehabt oder hätte man schon Marmor verwendet?

Vielleicht war jemand in Venedig und hat eine große Besichtigungstour gemacht :smile: Ich freue mich über alle Infos.

Gruß,
Eva

Servus,

ab dem späten 14. Jahrhundert war Italiens Norden einschließlich der Toscana fast zweihundert Jahre lang Avantgarde in Architektur und bildender Kunst.

Der Vorläufer (und gleichzeitig markantes Gegenteil) des städtischen Palazzo ist der mittelalterliche Geschlechterturm (vgl. San Gimignano), in dem Treppen keine große Rolle spielen, weil es funktionell wichtig ist, sie jederzeit schnell abnehmen und hochziehen zu können: Man steigt auf Leitern.

Zur beginnenden frühen Renaissance gehört die Wiederentdeckung einiger bautechnischen Details, die seit der Antike ganz oder fast vergessen waren und bei Profanbauten des Mittelalters nicht oder kaum verwendet wurden. Dazu gehört auch eine Steinmetzkunst, die große Gewölbe, Steingeländer, Arkaden, Wendeltreppen ermöglicht - die filigranen Maßwerke spätmittelalterlicher Kirchenbauten sind nur in den Fenstern frei in sich tragend, in den Netzgewölben hängen sie immer mit den Bausteinen zusammen, an denen sie verlaufen.

In der Lust, zu zeigen, was man hat, wird ein Palazzo mit allem gebaut, was der Bauherr sich leisten kann, einschließlich luftig durchbrochenen steinernen Geländern. Ein schönes Beispiel für eine prächtige Wendeltreppe bietet der Palazzo Contarini del Bovolo - formal noch der Gotik zugerechnet, aber bereits vom Geist der Renaissance inspiriert.

Zur angesprochenen Zeit werden Prunktreppen mit steinernen Geländern die Ausnahme gewesen sein, aber zu einem bedeutenden Stadtpalazzo gehören sie schon.

Unabhängig davon ist Holz in Venedig auch damals schon ungefähr so wertvoll wie Stein: Man mußte es über einige Entfernung transportieren, und die Pfahl- und Rostwerke, ohne die die Stadt ersöffe, brauchten große Mengen davon.

Schöne Grüße

MM

Hallo, Martin!
Erst einmal ein Sternchen für die Antwort :smile:

Hier der Link, auf den ich mich in erster Linie bezog:
http://books.google.de/books?id=-Iitq0nxMRsC&lpg=PA3…

Da ich’s immer so eilig habe, lese ich oft zu flüchtig, vielleicht steht die Bemerkung über die düsteren Treppenschächte in einem anderen Zusammenhang. Auch weiß ich leider nicht genau, ob es sich um einen Palazzo oder um ein „Ca’“ handelt :smile: Angesichts der Beschreibung der imposanten Innentreppe zum Piano nobile fand ich es nicht stimmig an, dass diese Treppe ein Holzgeländer haben sollte, ich sah marmorne Balustraden vor mir :smile:

Danke und Gruß,
Eva