Hallo Margit,
Da es ja scheinbar in Deinen Augen „nur“ eine Erbkrankheit
ist, erklär bitte folgendes:
Ich habe 25 Jahre lang Neufis, ziehe als Züchter im VDH alle
gleich groß… achte auf die Verpaarungen… warum kommen
dann bei HD freien Eltern doch immer wieder mal schwerste HD’s
vor ?
sobald aus einer Verpaarung auch nur leichte HD herauskommt, musst du davon ausgehen, dass die Eltern eben nicht HD-frei sind.
Es mag durchaus sein, dass dein Zuchtpaar phänotypisch keine Anzeichen einer HD hat, über den Genotyp sagt das aber überhaupt nichts aus.
Du weißt selber, es kann über Generationen vererbt
werden, wie also soll man die Welpen in der Aufzucht schützen,
als die Käufer zu warnen ? Hast Du einen Tipp ?
Wie ich schon schrieb, Muskeltraining durch vielseitige Bewegung und „Hochhungern“ – gerade damit haben aber viele Neufundländerbesitzer Probleme, schließlich wollten sie ja keinen Windhund.
Ich habe auch schon Neufis vermittelt die eine Treppe müssen,
sehe aber sehrwohl einen Unterschied WIE die Leute den Hund
die Treppe laufen lassen und wie oft. Geht ein Welpe oder
Junghund die TReppe gesittet am Halsband 4 oder 5 mal am Tag
mit, ist das sicher kein Problem in meinen Augen, aber lass
den mal diese Treppe 30 mal am Tag „rasen“. Die Knochen, vor
allem die Ellebogen, möchte ich nicht sehen, schon alleine von
der Verletzungsgefahr her nicht.
Natürlich ist die Sturz- und Verletzungsgefahr auf einer Treppe höher als auf der Ebene. Gerade deshalb ist es aber wichtig, dass der Hund das Treppensteigen beizeiten lernt. Das Gleiche gilt für das Spiel mit Artgenossen – Bremsen, Lenken und Stürzen müssen geübt werden.
Ansonsten gilt: alles mit Maß und Ziel; der Neufundländer braucht ja nicht 30-mal rauf und runter – das ginge schon in Richtung einseitige Sportausübung.
Ich denke schon, das Besitzer großer Rassen etwas aufpassen
sollten. Kein seriöser Züchter züchtet mit HD kranken Tieren
und trotzdem steckt man nicht drin.
Bisher ist ein zuverlässiger Gentest noch nicht praxisreif, und es bleibt nur die Beurteilung des Röntgenbildes, das über die erblichen Anlagen nur bei positivem Befund etwas aussagt.
Solange aber Hunde mit röntgenologisch leichter HD zur Zucht zugelassen werden und Verpaarungen, in deren Linien HD (in welcher Ausprägung auch immer) schon aufgetreten ist, wiederholt werden, wird das Problem eher größer als kleiner.
Schließlich geht es um die Tiere
Dann dürfte, sobald auch nur ein Nachkomme einer Verpaarung Anzeichen einer HD hat, mit keinem Tier aus der gesamten Linie jemals mehr gezüchtet werden - das wäre das Ende der Rassenzucht.
Deshalb sind mir als Züchter auch Wohnungen die ebenerdig oder
Häuser mit Garten eben lieber, als eine Etagenwohnug.
Wie gesagt, es gibt trotz dahingehender Untersuchungen keinen wissenschaftlich haltbaren Hinweis, dass Treppensteigen die Ausbildung einer HD bedingt.
Ich finde es schade, wie Du einen „solchen Züchter“ dann
hinstellst.
Und Vermehrern ist es eh egal, wie die Hunde auf der Strecke
bleiben…die nehmen zurück ( schläfern ein ) und geben den
Leuten einen neuen Welpen, sind ja genug da.
Dem Vermehrer geht es rein ums Geld, da gebe ich dir Recht. Und vielen – nicht allen - Züchtern geht es um ihre Liebhaberei zu einer Rasse, um Prestige, um Anerkennung, um Konkurrenzdenken, u.s.w. Manchmal – nicht immer - spielen Ehrgeiz und Eitelkeit dabei eine mindestens genauso große Rolle wie bares Geld.
Es geht mir auch gar nicht darum, jemanden schlecht zu machen – alle genannten Motive sind durchaus menschlich und beeinflussen unser Handeln in fast allen Lebensbereichen.
Nur ein paar Beispiele aus meinem Erfahrungsbereich:
- Sind Hüften beim Hauptröntgen nicht „astrein“, werden die Aufnahmen regelmäßig nicht zum Hauptgutachter eingeschickt und tauchen dadurch nicht in der Statistik auf.
- Ein Zuchtwart möchte statt seiner zur Zucht vorgesehenen Hündin einen anderen Hund auf den Röntgentisch legen.
- Ausgeliehene Röntgenaufnahmen verschwinden auf Nimmerwiedersehen.
- Sind Hüften nicht ganz so „sauber“, lässt man nochmal bei mit dem Hauptgutachter verwandten oder befreundeten Tierärzten röntgen.
- Werden Zuchtsperren gegen ein Verbandsmitglied verhängt, wird die Zucht unverändert über Familienmitglieder oder Freunde fortgeführt.
Ich könnte die Liste noch ein ganzes Stück weiterführen, da ich relativ viel mit in Fachkreisen angesehenen Züchtern zu tun habe - ausnahmslos solche, die die Zucht nicht wegen des Geldes betreiben.
Ein Ausmerzen der HD ist beim Hund nicht möglich, und solange die Zuchtverbände leichte HD und Übergangsformen zur Zucht zulassen, die Nachkommenschaft nicht in ihrer Gesamtheit überprüft wird - und dann auch (rückwirkend) Konsequenzen gezogen werden, wird das Problem HD nicht kleiner.
Die reine Rassenzucht wird niemals zur Gesunderhaltung des Haushundes beitragen. Falls man das wollte, müsste man wieder rein auf Hunde_typen_ und reinen Gebrauchswert züchten, wie es früher der Fall war. Da der Hund als wirklicher Gebrauchshund kaum mehr eine Rolle spielt – reine Utopie.
Liebe Margit, es geht mir in keinster Weise darum, Hundezüchter schlecht zu machen oder die Motive für ihr Handeln zu bewerten – aber falls das Hauptmotiv die Gesunderhaltung des Nachwuchses wäre, müssten sie die Zucht in der bisherigen Form aufgeben.
Gruß
Johnny