Hi Julia
genügend wurde ja schon erklärt, was es mit dem Trigger auf sich hat. Er löst z.B. eine Alarmanlage aus. Im Zusammenhang mit sexuellem Mißbrauch kommt dem Trigger außer den genannten Beispielen noch eine weitere Bedeutung zu. Das „Signal“ (es wurden Beispiele genannt: einzelne Worte, Farben, Gegenstände usw) löst eine Reaktion aus (Übelkeit, Erbrechen, Kreislaufkollaps, Hautreaktionen, Lähmungen, Sprechhemmungen …), aber der Person ist es selbst unmöglich, den Grund dafür zu finden. Auch der erwähnte „flashback“, eine kurz aufblitzende Wiederbelebung einer Erinnerung, enthält oft gar nicht das ursprünglich Erlebte, sondern sogar das Gegenteil: Etwas, das wie eine Erinnerung erlebt wird, aber tatsächlich die Erinnerung, um die es geht, gerade verhindert (das fällt dann unter den kürzlich erwähnten Begriff der „Abwehr“, eine Schutzfunktion sozusagen des Bewußtseins vor seinem eigenen Erinnerungsvorrat).
Die Betroffenen erleben also bei einem Auslösesignal eine (vorwiegend körperliche) Reaktion, ohne den Grund dafür zu wissen. Vor allem bei dem Phänomen der multiplen Persönlichkeit, die ihren Ursprung (nicht ihre Ursache) fast immer in einem sehr frühen Gewalterlebnis hat, ist es fast die Regel, daß ein Teil der „inneren“ Persönlichkeiten auf Auslöser reagiert, aber keine konkrete Erinnerungen hat, ein anderer Teil aber ein klares Bewußtsein des früher Geschehenen, jedoch ohne triggeranfällig zu sein. Diese „Innis“ übernehmen bei den „Multis“ dann die Rolle des Beschützers für die anderen, manchmal auch, um sie davor zu bewahren, daß Erinnerungen hochkommen.
In dem FIlm „Marnie“ hat Hitchcock das Triggerphänomen verarbeitet: Die Dame dreht regelmäßig durch, wenn sie die Farbe rot sieht, aber zunächst auch, ohne den Grund zu wissen … Den allmählich herauszufinden (Gespräche mit der Mutter, Kindheitserinnerungen) ist gerade der Inhalt des Films, es ist ein Psychoanalyse-Krimi (wenn auch PsA nur recht plakativ repräsentiert wird)
In Internetforen, in denen Betroffene austauschen, hat es sich eingebürgert, daß vor Pages mit brisantem Inhalt mit dem Text „Vorsicht - kann triggern“ gewarnt wird. Ein Triggerwort muß nicht Bestandteil eines persönlichen Erinnerungsinhaltes sein, sondern kann auch das Thema generell betreffen. Daher werden in solchen Foren triggernde Wörter absichtlich zerstört geschrieben (meist, indem die Vokale durch * ersetzt werden): Das ermöglicht dann auch Betroffenen, diese Texte gefahrlos zu lesen: M*ß*br*ch, G*w*lt, s*x*ll, T*t*r …
Gruß
Metapher