'Trinkgeld im Reisepreis enthalten'

Hallo!

Gerade fiel mir in einer Zeitschrift das Inserat eines Reiseveranstalters auf, der Kreuzfahrten anbietet. Mich interessieren organisierte Reisen *grusel* nicht, ich stolpere nur über einen Punkt, der im Inserat besonders angepriesen wird: „Trinkgelder im Reisepreis enthalten“. Wie kann das sein? Ein Trinkgeld ist je nach Höhe und gewähltem Zeitpunkt Motivation oder Dank für guten Service. Sinn macht die Sache nur auf der persönlichen Schiene zwischen Gast und Dienstleister. Gleichgültiger Knurrkopp, der nur das Notwendigste nach mehrmaliger Aufforderung auf die Reihe bringt -> nix ist mit Trinkgeld; spürbares Bemühen um den Gast ->Trinkgeld. Wie kann also Trinkgeld im Reisepreis enthalten sein?

Mir fallen nur 2 Gründe für die merkwürdige Offerte ein: Der mit jedem Cent rechnende All-inclusive-Urlauber soll geködert werden. Oder der Veranstalter schämt sich der Besucher mit schlechtem Benehmen, die meinen, sich für ihre paar Kröten Trinkgeld menschlicher Umgangsformen entledigen zu dürfen.

Was steckt dahinter?

Gruß
Wolfgang

Gemeint sind „Pflichttrinkgelder“!

Hallo Wolfgang,

Du hast möglicherweise schon recht mit einem Deiner 2 Gründe:

Oder der Veranstalter schämt sich der Besucher
mit schlechtem Benehmen, die meinen, sich für
ihre paar Kröten Trinkgeld menschlicher
Umgangsformen entledigen zu dürfen.

Ich habe in letzter Zeit an vielen „organisierten“ Reisen teilgenommen, für mich ohne *grusel*, damit lasse ich den Professionals die Arbeit und mir das Vergnügen. Zum Beispiel in den USA gibt es für die Kofferträger im Hotel so etwas wie ein Pflichttrikgeld, ca. 1 $ pro Koffer.

Manchmal bringt einem der Bus zu einer Veranstaltung und holt die Gesellschaft nach einiger Zeit wieder ab. In der Zwischenzeit hat der Reiseleiter im Hotel eingecheckt und man erhält im Bus den Zimmerschlüssel. Die Koffer stehen schon im Zimmer. Eines der Beispiele einer guten Organisation.

Früher, vor der Terrorismusangst, hat ein Reiseleiter häufig mit Trägern das Gepäck am Flughafen eingecheckt und dort das „Gruppentrinkgeld“ gegeben. Auch ein Beispiel einer gut organisierten Reise.

Das mit dem „Schämen“ kann ich von Gruppenreisen auch bestätigen, Du glaubst nicht, wie „sparsam“ Leute sein können. Bitte auch daran denken, daß im Tourismusgewerbe die Löhne so abgestimmt sind, daß man auch Trinkgelder geben soll, wenn die Leistung nicht „hervorragend“ sondern „normal“ war. Unterschiedlich kann man dafür die Höhe gestalten.

Ich hoffe, Dir als „nicht organisiert Reisenden“ etwas Verständnis für diese „Pflichttrinkgelder“ gezeigt zu haben.

Grüße, Rudolf

historisch bedingt bei Kreuzfahrten und…
Bei Kreuzfahrten war es stets Usance (= Brauch, nicht Gesetz), rund 5 bis 10 % vom Kreuzfahrtenpreis als Trinkgeld in einem Kuvert am Ende der Kreuzfahrt dem Zahlmeister zu geben. Im Grunde unabhängig davon, ob man mehr oder weniger zufrieden war. Es war und ist halt so Brauch.

Nun hat man „All-Inclusive-Schiffe“ gebaut, die vor allem der breiten Masse dienen sollten. Also, ich sage einmal, Kreuzfahrten-Unerfahrenerem Publikum. Um möglichen „Debatten“ mit diesen aus dem Weg zu gehen und um dem eigentlichen Gedanken „alles inklusive“ gerecht zu werden, sind einige Reedereien dazu übergegangen, auch das Trinkgeld zu inkludieren.

Vorteil für den Passagier: Er weiß tatsächlich genau schon bei Buchung, was die Reise kostet.

Übrigens, in anderen Reisesektoren ist dies auch üblich. Zum Beispiel im Incentive Bereich: Firmen, die Incentives ausschreiben, verlangen oft vom Reisebüro, dass alle (geplanten) Trinkgelder im Angebotspreis inbegriffen sind.

Und zum Abschluss noch so eine „Seefahrer-Legende“. Früher ging die Mär um, dass Passagieren, die beim Trinkgeld knauserten, die Koffer beim Ausladen am Ende der Kreuzfahrt ins Meer geschmissen wurden, vielmehr, sie „fielen versehentlich dort rein“…

Grüße
Peter

Hallihallo,

dem ist eigentlich nur noch hinzuzufügen dass die traditionelle Kreuzfahrt ein nicht ganz günstiges Vergnügen ist. Somit belaufen sich Trinkgelder locker schon mal auf einige hundert Euro pro Person, stellen also durchaus einen kalkulatorischen Faktor dar.

Byebye
Rolf