Trockenfähigkeit von Ölen

Guten Tag!
Ich beschäftige mich zu Zeit mit Pflanzenölen und ihren Eigenschaften. Dabei ist mir ein paar mal das Wort Trockenfähigkeit aufgefallen. Ich habe zwar schon gegoogelt, aber das hat noch mehr Fragen aufgeworfen:

Was ist die Trockenfähigkeit eines Pflanzenöls? (bei manchen Seiten steht etwas von Gewichtszunahme in Prozent, etc.)
Was heißt es ist trocknend? Gibt es davon ein Gegenteil?
Was bedeutet ein Öl ist instabil? (hat das was mit Chlorophyllanteil zu tun?)

Vielen Dank für eure Antworten!
Ich hoffe ihr könnt mich aufklären … :smile:

MfG
Akureyki

Je nachdem, wie „ungesättigt“ das Pflanzenöl ist, umso leichter reagiert es mit dem Luftsauerstoff und „verharzt“.
Ungesättigt heißt, dass eine oder mehrere Doppelbindungen im Molekül sind. (In der Ernährung sind das die wertvollen Öle!)
Mineralöl, z.B. Paraffinöl, ist „gesättigt“ und verharzt nicht.
Das Verharzen ist beim Schmieren und Ölen unerwünscht. Deshalb kann man auch Pflanzenöl nicht als Schmiermittel (z.B. für eine Türangel) nehmen.
Beim Malen beruht darauf aber das „Trocknen“ der Farben. Es wird durch Zusatz von Sikkativen verstärkt.
Ein mit (ungesättigtem) Pflanzenöl getränkter Stoff-Lappen kann sich durch Reaktion der Doppelbindungen mit dem Luftsauerstoff sogar entzünden. Deshalb Vorsicht mit ölgetränkten Lappen!

Hallo,
Chlorophyll ist Blattgrün und kommt in Pflanzenölen, die vorwiegend aus Samen gewonnen werden, nicht vor.
Je höher der Anteil an ungesättigten Fettsäuren (viele Doppelbindungen), umso leichter oxidieren die Öle und verfestigen sich dabei, d.h. sie werden „trocken“. Zur industriellen Verwertung ist diese Eigenschaft sehr erwünscht.
Gruß
mahant

Das Brennnesselsamenöl hat sogar ein sehr hohen Chlorophyll-Anteil:
http://de.wikipedia.org/wiki/Brennnesselsamenöl

In einem anderen Forum spricht ebenfalls jemand (Hyazinthe) über den hohen Chlorophyll-Anteil von diesem Öl und die daraus folgende Instabilität:
http://beautyjunkies.inbeauty.de/forum/archive/index…
Was bedeutet „instabil“ bzw. wie wirkt sich Chlorophyll auf das Öl aus?

Wie wird Pflanzenöl industriell verwertet (Malfarben oder?) … ?

Hallo,
tut mir Leid,
Da kann ich nicht weiterhelfen.
Gruß
Marcus

Aha!
Und welche chemische Reaktion läuft beim Verharzen bzw. Trocknen genau ab?
Was entsteht? (Beispielsweise Rapswachs)

Hallo!

Guten Tag!
Ich beschäftige mich zu Zeit mit Pflanzenölen und ihren
Eigenschaften. Dabei ist mir ein paar mal das Wort
Trockenfähigkeit aufgefallen. Ich habe zwar schon gegoogelt,
aber das hat noch mehr Fragen aufgeworfen:

Was ist die Trockenfähigkeit eines Pflanzenöls? (bei manchen
Seiten steht etwas von Gewichtszunahme in Prozent, etc.)
Was heißt es ist trocknend? Gibt es davon ein Gegenteil?

Also, zu dem ersten Teil deiner Frage kann ich nicht so viel zur Klärung beitragen. Ich könnte mir vorstellen, dass manche Öle Wasser aus der Luft aufnehmen. Die maximale Wasseraufnahme kann man als Gewichtszunahme angeben, wenn man möchte. Ich würde diesen Effekt allerdings noch nicht als „trocknend“ bezeichnen. Der Fachbegriff für die Eigenschaft, Wasser aufzunehmen und chemisch oder physikalisch zu binden, ist Hygroskopie. In der Wikipedia findest du dazu weitere Infos. Einen Zusammenhang mit Pflanzenölen habe ich dort aber auf die Schnelle nicht gesehen.

Was bedeutet ein Öl ist instabil? (hat das was mit
Chlorophyllanteil zu tun?)

Zum zweiten Teil habe ich schon eher eine Ahnung was du meinen könntest. Um Chlorophyll handelt es sich dabei nicht. Chlorophyll ist im allgemeinen kein Bestandteil von Ölen. Aber es gibt in der Natur eine ganze Menge so genannte ungesättigte Kohlenwasserstoff. Diese besitzen eine oder mehrere Mehrfachbindungen zwischen zwei Kohlenstoffatomen (siehe z.B. die Ölsäure). Diese Doppel- oder Dreifachbindungen sind nicht besonders stabil und können durch Luftsauerstoff, in Verbindung mit UV-Strahlung oder Wärme, oxidiert werden. Darum wird gutes Olivenöl z.B. in duklen Flaschen verkauft (Schutz vor Sonnenlicht / UV-Strahlung). Eine weitere Möglichkeit ist eine Reaktion verschiedener Ölbestandteile untereinander. Jedes Öl enthält eine mehr oder weniger große Menge an freien Fettsäuren die zu Estern und vielem mehr reagieren können. Auch dadurch verändern sich die Eigenschaften der Öle. Vielleicht findest du zu dem Thema mehr wenn du mal nach den Stichwörtern „Säurezahl“, „Verseifungszahl“, „Iodzahl“ und „Peroxidzahl“ googlest

Schöne Grüße

Sven

Hier ein recht interessanter link:
http://www.chemieunterricht.de/dc2/haus/v092.htm

Was bei der Reaktion des mehrfach ungesättigten Öles mit Sauerstoff passiert, kannst Du ja mal durch „googeln“ suchen.
Der entstehende polymere Stoff ist z.B. der Hauptbestandteil von echtem Linoleum. Linoleum wird durch mehrfache Umsetzung von mit Leinöl (das LIN in Linoleum) getränkten Jutestoff-Bahnen mit Luft hergestellt. Und das dann „feste“ Leinöl wird ja seit 100 Jahren als Fußboden-Belag sehr geschätzt.

Die Fähigkeit eines Pflanzenöles zu trocknen ist im chemischen Sinne die Fähigkeit Sauerstoff aus der Luft aufzunehmen. Dabei reagieren die Doppelbindungen des Öles mit dem Sauerstoff, wobei dieser chemisch gebunden wird und die Ölmoleküle miteinander vernetzt. Diesen Effekt kennt man von Alkydharzen, das sind lankettige geradlinige Öle, welche Doppelbindungen besitzen. Zur Gewichtszunahmen kann ich dir nichts genaues sagen, aber ich kann mir vorstellen, dass damit die Gewichtsaufnahme an Sauerstoff aus der Luft gemeint ist. Ein Gegenteil von Trocknen gibt es nicht. Ein Öl ist dann Stabil wenn es an der Luft nicht von alleine vom Sauerstoff angegriffen und somit vernetzt. An dieser Stelle soll erwähnt sein, dass im Bereich der Alkydharze man Schwermetallsalze von Cobalt oder Nickel hinzufügt, welche diese Vernetzung katalytisch und startend beeinflussen. Nussöl ( welche Nuss weiss nicht leider nicht mehr) bildet an Luft eine Haut - man spricht hierbei von Hautbildendem oder instabilem Öl. Die Reaktion tritt von alleine ein/auf. Mit Chlorophyll hat das soweit ich weiss nichts zu tun. Das ist nur ein Farbstoff mit katalytischer Wirkung bei der Photosynthese.

tolle Seite!!!

Der Link ist ebenfalls interessant:
http://www.multilingualarchive.com/ma/enwiki/de/Dryi…

Hallo Akureyki,

Pflanzenöl (nicht Etherisches Öl) trocknet eigentlich nicht im Sinne von „Wasser trocknet“, da dieses „Trocknen von Wasser“ eigentlich ein Verdampfen des Wasser ist. Pflanzenöl hat dazu einen zu hohen Siedepunkt.

Daher denke ich entweder an „in die Haut einziehen“ oder eine chemische Reaktion zum Beispiel mir Luftsauerstoff, wobei die Produkte teilweise noch Viskoser als das Öl sind.

Daher könnte sich die „Trockenfähigkeit“ auf die eine, die andere oder eine Kombination aus beiden Effekten beziehen.

Bei Etherischen Ölen (meist als Aroma) ist Verdampfen wegen des niedrigeren Siedepunkts möglich. Pfefferminzöl kühlt, da es die Energie zum Verdampfen aus der Umgebung (Haut) bezieht.

Hoffe das hilft,
Gruß, Eric.

Hallo Akureyki,

das ist leider nicht mein Fachgebiet, mit Pflanzen und deren Ölen habe ich mich nie beschäftigt.

Es gibt aber durchaus technische Öle, die „hygroskopisch“ sind. Das bedeutet, sie nehmen Wasser aus der Umgebung - normalerweise die Luftfeuchtigkeit - auf und verwässern. Das verändert natürlich ihre Eigenschaften, weshalb z.B. die Bremsflüssigkeit in Autos hin und wieder gewechselt werden muss.
Wahrscheinlich ist mit deiner „trockenfähigkeit“ die maximal mögliche Menge Wasser gemeint, die das Öl auf diese Art aufnehmen kann.

„instabil“ bedeutet normalerweise, dass es sich mit der Zeit verändert/zersetzt. Das kann auch unter bestimmten Bedingungen sein, viele Kunststoffe sind z.B. nicht UV-stabil, dass heißt sie werden unter UV-Licht spröde und bröselig.

Hallo,
o.k., man soll in der Biologie nichts 100%ig ausschließen. Es gibt in der Tat Samen, die in ihrer Epidermis Chlorophyll enthalten, das dann bei der Verarbeitung aufgrund der lipophilen Eigenschaft in dem Öl gelöst wird.
Die Stabilität wird m.E. aber im Wesentlichen von dem Anteil an ungesättigten Fettsäuren bestimmt.
Gruß
mahant

Ich meine, das bezieht sich auf die langsame Oxidation und Sättigung von Doppelbindungen. Öle enthalten langkettige Fettsäuren mit mehreren C=C Doppelbindungen, teilweise konjugiert. Diese können an der Luft und wenn sie dem UV Licht (Bildung von Radikalen) ausgesetzt sind, in Einfachbindungen umgewandelt werden. Dabei addieren sie u.a. Sauerstoff, vernetzen aber auch die Fettsäureketten zu größeren Molekülen. Aus flüssigem Öl wird ein fester Film. Mit Wasserverlust wie es das Wort trocknen suggeriert, hat es aber nichts zu tun.
Udo Becker

Hallo,

ich kann mir nicht vorstellen, was die Trocknungsfähigkeit eines Öles mit Chlorophyll zu tun haben soll. Sicher ist dass es viele Öle mit größeren Anteilen an einfach oder mehrfach gesättigten Fettsäureestern gibt, die mit Sauerstoff als Diradikal reagieren können. Die Reaktion mit Sauerstoff führt dann zu einer Verfestigung, die teilweise als Trocknung bezeichnet wird. Die Aufnahme von Sauerstoff führt zu einer Massenzunahme. Die Reaktion mit Sauerstoff führt übrigens zu Substanzen mit Peroxy-Gruppen, bei deren Reaktionen Radikalen entsthen können, was bei Speiseölen eher ungünstig ist, da Radikale im Körper Krebs erzeugen können. Speiseöle daher luft- und lichtgeschützt lagern.
Die Instabilität dürfte sich auch auf die Doppelbindungen beziehen. Haben diese nicht schon mit Sauerstoff reagiert, dann haben sie den Vorteil im Körper ihrerseits Radikale abzufangen, was positiv ist!! Die zwei Seiten der Medaille!!!

Grüße

Thomas WIllms