Hallo Leute,
Ich habe einen ca. 2qm großen Hasenstall aus Fichtenholz gebaut. Er steht in der Wohnung. Um das Holz zu behandeln habe ich mich dazu entschieden die Oberfläche mit Leinölfirnis zu bearbeiten. Leider habe ich das Leinölfirnis nicht richtig aufgetragen. Ich habe das Holz satt eingepinselt aber das überschüssige Leinölfirnis nicht nach einer Zeit abgewischt. Es ist zwar getrocknet, aber in meiner unendlichen „Weisheit“ habe ich das ganze nochmal wiederholt und feststellen müssen das es nicht komplett einzieht. Ich habe ein paar Tage gewartet, aber die einzige Veränderung war das die Oberfläche nun klebrig ist, aber nicht an meiner Hand haftet. Ich habe ein paar Foren gewälzt und mich dann dazu entschieden das Holz nochmal abzuschleifen, um auf die Oberfläche dann nochmal eine sehr dünne Schicht Leinölfirnis aufzutragen und abzuwischen. ABER… nach dem Abschleifen musste ich feststellen das das Holz logischer Weise noch „nass“ ist da das Öl ja nicht wegtrocknet. Das Holz ist also komplett vollgesaugt und ich bin mir nun nicht sicher was ich am besten machen kann. Die Oberfläche ist jetzt zwar abgeschliffen und bedarf einer Behandlung, aber das Holz ist wegen dem vielen Leinölfirnis immernoch sehr feucht. Hat jemand nen guten Tipp außer den monströsen Stall einzuäschern?
Vielen Dank Euch schonmal!
LG Mathias
Hallo Mathias,
hierzu folgendes:
Mancher Do-it-Yourself-Möchtegern-Handwerker, seines Zeichens Allroundgenius, der sich in einer Selbstüberschätzung anmaßte, einen Parkettfußboden selber ölen zu wollen, er hätte nach misslungenem Werk sicher nur einen Wunsch gehabt:
Hätte ich in meiner Unkenntnis anstatt der 60m² Wohnzimmerfläche doch nur -so wie Mathias- einen kleinen Hasenstall behandelt …
Was ich damit sagen will:
Dein Problem ist auch in der Fußbodentechnologie bekannt.
Die Mechanismen, welche zu gleichermaßen „klebrigen“ Flächen führten, sind nun bei dem Holzfußboden und Deinem Hasenstall identisch.
Während der klebrige Fußboden nur mit erheblichem Aufwand wieder in den Urzustand (damit meine ich das rohe Holz) zurückgeführt werden kann, ist das beim Hasenstall mit seiner begrenzten und dadurch überschaubaren Fläche wahrscheinlich einfacher als bei Oma Meyer, die just ihre altdeutschen Eichenmöbel wieder auf der klebrigen Fläche hat aufstellen lassen.
Der Grund, warum es klebt, liegt in einem zu dicken Auftrag der Leinölfirnis und/oder in einer zu kurzen Wartezeit bis zum Aushärten und Zweitauftrag.
Warum das so ist?
Nun, diese Leinölfirnis erhärten durch oxidative Prozesse. Hier trocknet kein Lösemittel (Wasser ist ebenfalls ein solches) ab.
Das bedeutet: Luftsauerstoff reagiert mit den Inhaltsstoffen, z.B. Leinöl, und erzeugt durch diese chemische Umsetzung einen harten, wasserbeständigen Schutzfilm auf dem Holz.
Wird nun im wörtlichen Sinne zu dick aufgetragen, dann kommt nur die äußere Hülle des Ölfilms mit Luftsauerstoff in Kontakt - und in den Genuss des Aushärtens.
Die Schichten darunter jedoch werden durch die ausgehärtete „Schale“ wie ein Mäntelchen vor Luftsauerstoff abgeschottet. Und diese müssen daher ein für allemal klebrig bleiben.
Nun hast Du wahrscheinlich doppelt „daneben gegriffen“, indem Du auf die (obere) harte Schale (mit klebrigem Innenleben) noch einmal dick Leinölfirnis aufgetragen hast.
Das Spiel wiederholte sich so - bei recht großen Filmdicken.
-.-.-.
Was nun, so sprach der Ratlose.
Hier gibt es nur eine Lösung: Abschleifen oder besser Abhobeln bis zum rohen, unbehandelten Holz.
Nun wieder zurück zum Szenario des Fußbodens:
Was denkst Du, welche Unannehmlichkeiten auf einen tatsächlich in dieser Situation bedauernswerten Handwerker warten, der nach bestem Wissen (viel war nicht davon verfügbar) und Gewissen agierte??
Die Hasen werden Dir den Anwalt wegen Nichtverfügbarkeit der Wohnsache nicht auf den Pelz hetzen. Deswegen hast Du auch die Zeit, um in aller Ruhe die unrühmlichen Spuren einer verpatzten Oberflächenbehandlung zu entfernen.
Sei froh, dass es nur die Hasen sind, welche nun mit Zeitverzug ihr Heim beziehen müssen …
-.-.-.-.
Gruß: Klaus
Moin Mathias,
was passiert ist hat Klaus ja schon ausführlich beschrieben. Noch eine Anmerkung - schleifen ist schwierig, weil das Schleifpapier schnell zusetzt. ein Hobel kommt nur schlecht in Ecken. Ich habe mal bei einem Praktikum in einer Schreinerei einen ähnlichen Fall (ein Küchenschrank) eines Kunden mit Glasscherben abgekratzt. Eine Alte Fensterscheibe zerkleinern und die oberste Schicht damit abziehen - eine altmodische Abziehklinge, aber recht effektiv. Handschuhe nicht vergessen.
Erfolg…lux
Hallo,stelle den Hasenstall an die Luft und versuche es mit Verdünnung oder Waschbenzin zu Reinigen dann gut trocknen lassen mehrere Tage an der Luft und Sonnenschein und dann mit Lasur streichen und behandeln nicht mit Leinölfirnis (nimmt keiner mehr…)MfG
Moin,
und behandeln nicht mit Leinölfirnis (nimmt
keiner mehr…)MfG
das will ich so nicht unterschreiben.
Mit Hartöl hab ich alle meine Fußböden, alle Regalböden und auch sonst viele Holzsachen behandelt und würde es immer wieder tun.
Man muss nur wissen wie man es macht.
Gandalf
Danke schon mal für Eure Antworten.
Also ich habe jetzt mal gründlich weiter geschliffen.
Das klebrige Zeug ist weg und ich habe eine glatte Oberfläche.
Das Fichtenholz (18mm stark) ist aber noch immer sehr feucht.
Der Anstrich mit Leinölfirnis war vor 11 Tagen und ich habe nicht das Gefühl, das es langsam abtrocknet.
Das mit der Verdünnung würde ich gern vermeiden, da ich den Hasenstall, auf Grund der Größe, nicht an die Luft bekomme und ich auch wegen der Tiere, die da mal einziehen sollen, Bedenken habe.
Trocknet es überhaupt irgendwann richtig, also so, das man sagen kann in 2 Wochen ist das erledigt? Oder wird das Leinölfirnis nie so richtig trocknen? Und wenn nicht, kann man dann ne Lasur drüber machen oder macht es das ganze noch schlimmer? Es ist ja wie gesagt ein Hasenstall und kein Designermöbel. Also abgeschliffen ist es ordentlich aber nun bin ich etwas Ratlos.