hallo,
du meinst, wir hatten „Glück im Unglück“? Ich dachte, da hätte es bestimmte Regeln gegeben.
Anfang 1945 hatten die Russen den Hof, auf dem wir lebten, besetzt. Sie gaben uns Papiere, die uns eine sichere Bahnfahrt nach Frankfurt/West garantieren sollten. Der Russe war für mich kein „Feindbild“. Wir kamen nur bis Prag. Dort zerrissen die Tschechen die Papiere und steckten uns in ein Arbeitslager. Was dort passierte, war Horror pur und es herrschten die typischen Krankheiten durch mangelnde Hygienemöglichkeiten und Unterernährung. Aber auch hier hatten wir „Glück im Unglück“, obwohl mein kleiner Bruder und meine kleine Cousine starben und meine Tante (wollte auch Deutsche bleiben) und ich sehr krank wurden (ein tschechischer Arzt hat uns behandelt trotz seines Risikos, deshalb erschossen zu werden). Bei einem nächtlichen „Appell“ für die Männer, bei dem geschlagen und geschossen wurde, entschuldigte sich ein Tscheche bei meinem Vater, weil er die Ohrfeige, die seinem Nachbarn gegolten hatte, abbekommen hatte. Und als wir nach ca. 1,5 Jahren nach Hessen transportiert werden sollten und mein Vater nicht da war, weil er bei den Pferden, um die er sich zu kümmern hatte, nicht rechtzeitig wegkam, wurde unser Transport um einen Tag verschoben. Auch der Tscheche war für mich kein „Feindbild“.
„Ausnahmen bestätigen die Regel“ muß ich wohl sagen - oder?
Grüsse,
Hannelore