Die ideale Gripsgymnastik ist das Lernen des Türkischen!
Die Sprache unterscheidet sich strukturell sehr vom Deutschen, bekannte bzw. angelehnte Vokabeln gibt es nur bei Internationalismen (profesör, taksi) oder frz. Fremdworten (pantalon, sinema) im Türkischen.
Die Nase – the nose – burun
die Sonne – il soleil – the sun – günes (-„sch“)
Die Anlaufschwierigkeiten sind erheblich, die Lernkurve flach. Trotzdem halte ich es für eine gute Idee, zu lernen, denn man muß dazu seine Hirnwindungen in eine andere Richtung zwingen. Und das schadet bekanntlich selten.
Die Grammatik ist sehr sehr viel einfacher als im Deutschen, aber aufgrund ihrer Andersartigkeit so schwer zu lernen, dass sie uns halt schwer vorkommt.
Es gibt kein gramm. Geschlecht, aber unendlich viele Endungen, die den Kasus (6 Stück), die Person, das Verb „sein“, die Zeit (je nach Kategorisierung 24 oder mehr, aber ca. 5 dürften für Normalsterbliche reichen), den Modus, die Richtung angeben können. Aber alles ist logisch, strukturiert, es gibt kaum Ausnahmen (ganz anders im D)und auch die folgen angeblich Regeln.
Das Automatisieren der Sprache ist m. E: sehr schwer, obwohl ich schon seit einiger Zeit lerne, tue ich dies fast so trocken-analytisch wie früher im Lateinunterricht. Und wenn ich die Sprache dann anwende, bringe ich doch meist nur ein „ich gehen, du warten hier“ zu Stande, obwohl ich es besser machen könnte.
Die Aussprache ist einerseits einfach – ein Buchstabe, ein Laut, andererseits ist die richtige Betonung ein echter Pferdefuß. Will sagen, wenn man „burada“ („hier“) mit langem mittlerem a ausspricht, versteht einen kein Schwein.
Da ich neben meinem eigenen Türkischlernen ein wenig Deutsch unterrichte für türkischstämmige Migrantinnen, sehe ich aber, dass die andere Richtung viel viel schwerer ist. Ist das ein Trost? Es erklärt zumindest, warum die Aussage „mein Mann krank“ so und nicht anders formuliert wird, es ist eine direkte Übertragung aus dem Türkischen.
Nachfolgend eine Zusammenstellung, die ich andernorts gepostet habe, und die vielleicht hilfreich werden wird:
(a) Bücher sind für Grammatik und Vokabeln eigentlich ausreichend. Wenn man persönliche Lerntechniken entwickelt hat, kommt man damit zurecht. Und ein Mindestwortschatz ist immer gut.
(b) Um aussprache und Betonung zu lernen, muß man viel zuhören und selber sprechen. Möglichst nicht immer die gleichen Texte von CD - das reicht nur für den Anfang. Also spätestens hier braucht man einen „native speaker“ als Trainer.
© Zum Hörverständnis taugen CDs auch nur ein paar Wochen. Hier kann man sich den Trainer aber über Kabel und Satellit ins HAus holen - TR Radio und TV (auch wenn es grausam ist) laufen lassen.
(d) Zum Hörverständnis im Dialog braucht man dann wieder einen lebendigen Trainer… Damit man Zuhören, Nachfragen, Reagieren lernt.
(e) Möglichst viele Sinne ansprechen: Vokabeln nicht stumm lernen, sondern dabei aussprechen. Unbedingt beide Richtungen lernen und auch das dt. Wort aussprechen. Mit nicht erinnerten Vokabeln Sätze bilden…
(f) Gut sind auch Lehrbücher für DaF für Türken. (DaF: Deutsch als Fremdsprache), gibt es vielleicht in der örtlichen Bücherei.( Man muss nicht immer gleich alles kaufen, auch wenn es Spass macht). Ich habe darin überraschend gute Redewendungen und Ausdrücke gefunden, die in den hochtrabenden Lehrwerken nicht vorkommen. Inhaltlich sind sie allerdings auf Immigraten abgestimmt, nicht auf Touristen.
(g) Der oben mehrfach empfohlene Native speaker-Trainer ist natürlich schwer zu beschaffen. Manchmal sieht man aber den Wald vor lauter Bäumen nicht. Es gibt ja nicht nur die Türkei, es gibt Millionen türkischer Leute hier bei uns, so unterschiedlich, wie das Leben sie geschaffen hat. Und manch eine Organisation, die Migrantenberatung anbietet, freut sich über bürgerschaftliches Engagement. Und möglicherweise ist es hilfreich, an einer türkischen Gruppe einfach zuhörend teilzunehmen…Auch wenn sie kein hochtürkisch sprechen, nie gesprochen haben, der Klang der Sprache, typische Dialogabläufe, um die man als Fremdsprachenlerner ja immer verlegen ist, die kann man sich hier vielleicht aneignen.
iyi günler, dalga