Übelkeit bei Dingen außer der Reihe, lang

Hallo liebe Psychologen, Hobbypsychologen und die, die es sein wollen!

Ich habe folgendes Problem:

Kurze Version:
Immer, wenn ich etwas außergewöhnliches tue und zu sehr darüber nachdenke, wird mir übel, unwohl in der Magengegend, Kloß im Hals, manchmal Kreislaufschwäche, unlust und muß sofort aus dieser Situation.

Lange Version:
Oben genanntes kommt meistens dann vor, wenn ich Dinge tu, die ich nicht täglich mache. Zum Beispiel wenn ich in eine andere Stadt fahre, wenn ich woanders übernachten soll oder wenn ich zum Beispiel denke: „Mensch, Dir war ja noch gar nicht übel, sonst ist Dir doch immer übel in solchen Situationen…“ - zu spät, spätestens jetzt ist mir tatsächlich schlecht.

Daß ich nicht woanders übernachte, erklärt sich durch eine Aktion, die vor ca. 7 Jahren passierte. Ich übernachtete bei einer Freundin und mir war nachts schlecht - ich habe gespuckt.
Dann übernachtete ich bei einer anderen Freundin und ich habe zurückgedacht und mir wurde wieder übel und ich mußte abgeholt werden.
Seitdem habe ich nicht mehr in fremden Betten geschlafen - es ist eine große Qual für mich.
Vor 5 Jahren habe ich dann meinen Freund kennengelernt und ich hatte mächtig Angst, bei ihm zu übernachten. Es hat schließlich geklappt, aber dennoch habe ich heute Angst, woanders zu nächtigen.

Daß ich nicht gerne in anderen Städten bin, erkläre ich mir dadurch, daß ich damals mal in einer fremden Stadt ein anderes ERlebnis hatte. Ich hatte einen guten Freund zum Bahnhof gebracht (Abschied) und eine andere Freundin rief in diesem Moment an, die massive Probleme mit ihrem Stiefvater hatte (Mitleid, Streß, Trösten) hinzu kam der Abgasgeruch der Großstadt, den ich so extrem nicht kenne.
Mir wurde wieder übel, meine Freundin und ich mußten dringend nach Hause…

Ich schreibe diesen Artikel, weil ich Ende der Woche 400km weit weg muß zu einer Fortbildung. Dort muß ich eine Nacht im Hotel verbringen.
Einerseits bin ich froh, wenn ich dort alleine bin. Denn so muß ich niemandem meine Übelkeit oder miese Laune erklären,
andererseits habe ich Angst, daß ich mir während der Autofahrt zu viele Gedanken mache und mir dann schwarz vor Augen wird…
Ich freue mich allerdings auch mal, hier raus zukommen… was anderes zu sehen… aber wenn mich etwas wahnsinnig interressiert und ich begeistert bin, macht mein Kreislauf wieder schlapp…

Ein seltsames Phänomen, welches mir langsam echt zu schaffen macht.
Würde es helfen, irgendwelche Tabletten (z.B. gegen Übelkeit) zu nehmen, mit denen ich mir einreden kann: Dir KANN nicht schlecht sein, Du hast Medikamente genommen??
Sollte ich das ernsthaft besprechen lassen?

Würde mich freuen, wenn ich mal eine neutrale Meinung hören könnte. Es weiß kaum einer von meinem Problemchen und konnte auch bisher immer sehr gut drumherumkommen, nicht woanders schlafen zu müssen…

Gruß kaddi

Hallo Kaddi,

Dein Problem hört sich nach Angst und Vermeidungsverhalten an. Deine Beschwerden

wird mir übel, unwohl in der Magengegend,
Kloß im Hals, manchmal Kreislaufschwäche

sind charakteristisch für die körperlichen Begleiterscheinungen von Angst.

Dazu kommt Deine Tendenz, aus der Angst auslösenden Situation flüchten zu wollen:

muß sofort aus dieser Situation.

Vermutlich haben die von Dir beschriebenen Ereignisse dazu geführt, daß Dein Körper Übernachtungen in fremden Betten mit Übelkeit verbindet. Daraufhin hat sich eine Angst vor diesen Übernachtungen entwickelt. Damit Du diese Angst nicht verspürst, vermeidest Du es, in fremden Betten zu schlafen. Im Laufe der Zeit hat sich die Angst mit weiteren Situationen verknüpft. Das Nachdenken darüber ist ein Zeichen für die Anspannung, bevor Du in die mit Angst verbundenen Situationen kommst.

Ja, dagegen wirken Medikamente. Bei einigen setzt die Wirkung schnell ein, sie sind aber nicht für den längerfristigen Gebrauch geeignet. Daher hilft längerfristig wahrscheinlich nur, wenn Du die Angst direkt angehst, eventuell mit professioneller Unterstützung.

Beste Grüße,

Oliver Walter
Psychologe

Hallo Kaddi

Ergaenzend zu Olivers Posting habe ich noch ein paar Bemerkungen:

Ich denke auch, dass du eine Phobie entwickelt hast. Das laeuft
normalerweise so ab:
Jemand macht in einem Moment zufaelliger grosser nervlicher
Erregbarkeit eine beaengstigende Erfahrung, die ihn normalerweise
nicht aus der Bahn geworfen haette. Aber weil der Koerper so
ungwoehnlich heftig reagierte (Herzpochen, Schweissausbruch,
Magenschmerzen, Uebelkeit, Zittern…) entsteht die Angst, dass dies
noch einmal geschehe. Diese Angst fuehrt zum Vermeiden der Situation.

Leider setzt du dich erst jetzt, eine Woche vor dem Unvermeidlichen,
mit deinem Problem auseinander. Du hast also keine Zeit mehr zum
Trainieren, indem du z.B. eine Nacht bei einem Freund uebernachtest
und lernst mit der Angst umzugehen.
Die psychologischen Einstellungen, die man braucht, um irrationale
Angst und ihre koerperlichen Begleiterscheinungen zu ueberwinden,
sind:

  1. Das Problem nicht ignorieren, sondern angehen.

  2. Akzeptieren: Ja, ich habe ein Problem. Aber ich weiss, dass ich
    damit leben kann. Es gibt keinen Grund vor diesem Problem Angst zu
    haben. Ich vertraue darauf, das es mich in meinem Leben nicht
    behindern kann. Ich weiss, dass man daran nicht stirbt. Ich vertraue
    darauf, dass ich nicht verrueckt werde. Ich weiss, dass es nur meine
    Nerven sind, die verrueckt spielen. Ich leide an keiner weiteren
    Krankheit, es sind nur die Nerven, die ueberreagieren. Es sind nur
    die Nerven. Ich kann damit leben und wenn die Attacke kommt, weiss
    ich, dass sie voruebergeht und mir nicht schaden kann.

  3. Wenn die Angst kommt, stelle dir vor, du schwebst durch die
    Sitaution. Wenn du kaempfst und dich zwingst („Reiss dich
    zusammen!“), machst du alles nur noch schlimmer, denn Kampf
    verursacht neue Adrenalinausschuettung. Bleibe gelassen und stelle
    dir vor, du wirst getragen und musst keine Anstrengung unternehmen,
    um die Situation zu ueberstehen.

  4. So etwas geht nicht von heute auf morgen weg. Lass Zeit
    verstreichen, die du nutzt, um die Situation immer mal wieder
    herauszufordern und Akzeptanz und Schweben einzuueben.

Wie gesagt, leider hast du keine Zeit mehr, deshalb hoffe ich, dass
du die Punkte 2 und 3 schnell verwirklichen kannst.

Gruss, Tychi

Vielen Dank für Eure Antworten.

Sie klingen einleuchtend und bestätigen auch meine Gedanken, die ich mir desöfteren gemacht habe.
Natürlich ist mir bewußt, daß es so eigentlich nicht gehen kann.
Ich bin 22 Jahre alt und habe noch viel vor mir (sprich Urlaub etc.)

Stimmt, ich hätte rechtzeitig damit anfangen müssen, mich mit meiner „kleinen Reise“ auseinander zu setzen.
Allerdings habe ich mir bis vor kurzem immer gut zugesprochen (so, wie ihr es auch rät)- allerdings bin ich zum Beispiel heute morgen aufgewacht und war total aufgeregt… weil ich irgendwie an den morgen denken mußte, an dem es tatsächlich los geht.

Mir wird es sicherlich sehr schlecht gehen… ich werde mich in meine Klamotten quälen… und mich mit einem Kloß im Hals ins Auto setzen.

Gibt es vielleicht auch wirksame „Medikamente“ aus dem pflanzlichen Bereich für solche Situationen?

Möchte es tatsächlich nicht dazu kommen lassen, nicht los zu können, weil mein Körper/Kopf nicht mitmacht.
Ich denke, bei meinem Chef werde ich damit absolut nicht auf Verständnis stoßen…

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Kaddi

Gibt es vielleicht auch wirksame „Medikamente“ aus dem
pflanzlichen Bereich für solche Situationen?

Tut mir Leid, ich kenne keine. Aber es gibt bestimmt welche. Frage
mal in der Apotheke.

Gruss, Tychi

hallo kaddi,

pflanzlich nicht. aber gegen übelkeit helfen hohe dosierungen von vitamin B6.
kann dir aber nicht begründen, warum das so ist.
frage in der apotheke nach dem billigsten präparat und nenne den einnahmegrund.

strubbel
V:open_mouth:)

Hi!

Bonbons lutschen hat mir sehr geholfen. Habe mich mal als Kind im Auto übergeben und mir war danach immer gammelig im Auto und ich war super nervös. Dann hab ich angefangen beim Auto fahren Bonbons zu lutschen. Heute brauche ich diese nicht mehr :wink:

Tara

Gibt es vielleicht auch wirksame „Medikamente“ aus dem
pflanzlichen Bereich für solche Situationen?

Möchte es tatsächlich nicht dazu kommen lassen, nicht los zu
können, weil mein Körper/Kopf nicht mitmacht.
Ich denke, bei meinem Chef werde ich damit absolut nicht auf
Verständnis stoßen…

Versuchs mal mit „Rescue-Tropfen“. Eine Zusammenstellung von BachBlüten, die bei nervösen Spannungszuständen helfen und beruhigen. Hat mir in einer ganz üblen Streßsituation geholfen, nicht die Nerven zu verlieren, sie machen einfach ein bißchen entspannter und ruhiger, was Dir vielleicht hift, die „Attacken“ zu ertragen. Sind aber natürlich auch keine Dauerlösung, sondern eben nur für den Notfall. Und rein pflanzlich.

Beste Grüße und viel Glück,

Smiri

Gibt es vielleicht auch wirksame „Medikamente“ aus dem
pflanzlichen Bereich für solche Situationen?

Hallo,

evtl. Johanniskraut-Tee oder -Dragees, um sich etwas zu beruhigen und zu entspannen? Aber frag da auf jeden Fall den Apotheker dazu bissel aus, denn ich bin weder Pharmazeut noch Arzt. :smile:)

Liebe Grüße,
Anja