Über die Jungfernschaft Marias

Das bringt doch nichts…
Hallo,

Der ganze Text ist ein Fake, eine Klitterung, eine Fälschung -
Hallo Metapher: dein Stichwort! - und deshalb nicht weiter
ernst zu nehmen.

Genau wie der größte Teil der Bibel… aber das wirst Du einem Christen wohl nicht klar machen können.

Grüße,

Anwar

Meine Lieblingsbibelgeschichte (in Kurzform):
Es gibt 4 Menschen auf der Welt.
Kain bringt Abel um (noch drei Menschen).
Gott wird böse und verbannt Kain.
Kain geht weg, ins nächste Dorf und heiratet dort.

Hallo Wolfgang.

Ich glaube an die Widerauferstehung!

Das ist so ein zentraler Punkt, im Christentum in gleicher
Weise wie im Islam, der Menschen dazu anhält, sich im
Diesseits einigermaßen anständig zu benehmen. Solche Basics
machen Sinn, während die Erörterung der Jungfräulichkeit
Marias oder ähnlicher Legenden ungefähr von der Bedeutung
sind, ob Esso den Tiger oder den Löwen in den Tank packt.

Nimm einmal an, es gibt einen Gott und nimm dazu an er hätte die Bibelschreiber inspiriert. In einem solchen Fall wären die einzelne Geschichten und ihre Details sehr wohl von Relevanz.

Du kennst sichlich die Verbissenheit, mit der am Wortlaut von Meeting-Protokollen oder offiziellen Rundschreiben gefeilt wird, je „bedeutender“ die Verfasser, desto verbissener.
Es ist naheliegend davon auszugehen, dass ein existierender Gott nicht zulassen wird, dass in seiner Botschaft an die Menschheit neben wichtigen Mitteilungen auch viel Nonsens enthalten ist.

Warum haben denn so viele Schreiber hier ein Problem mit der Jungfräulichkeit Marias bei der Empfängnis Jesu?
Weil es sich hier um ein Ereignis handelt, welches normalerweise nicht möglich ist, ein Wunder eben.
Und warum haben die Schreiber ein Problem mit Wundern?
Weil es ihrer Meinung nach keinen Gott gibt, zumindest keinen der hier auf der Erde irgend etwas Erkennbares bewirkt.

Gruß
Carlos

Hallo Alexander,

ich will mich nicht in den Streit einmischen, ob es nun hebräisch oder aramäisch „junge Frau“ oder „Jungfrau“ heißt. Aber in Anlehnung an den morgigen Feiertag „Mariä Empfängnis“ (als Anna Maria empfing! nicht Maria Jesus) sind folgende Artikel in wikipedia, die sich mit der „Unbefleckten Empfängnis Marias“ und der „Jungfräulichkeit Marias“ beschäftigen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Unbefleckte_Empf%C3%A4n…

http://de.wikipedia.org/wiki/Jungfr%C3%A4ulichkeit_M…

Gerhard

Hallo Alexander,

Du wolltest es so :wink:

Schon als Knabe war mir die Herkunft Jesu ein Geheimnis.

Warum? steht doch klar und deutlich in der Bibel.

Warum ist es eigentlich so wichtig, dass Maria unbedingt
Jungfrau sein musste?

nu ja, wenn eine verheiratete Frau ein Kind bekommt, ist das nichts Besonderes. Wer wäre auf die Idee gekommen, das Kind sei von Gott gezeugt?

Ob jetzt in der Jesaja-Prophetie wörtlich Jungfrau oder junge Frau steht, ist ja unerheblich. Aber da es ein Zeichen (Wunder) von Gott für die Menschen sein soll, muss es ja etwas sein, was es sonst nicht gibt.
Also eine Jungfrau :wink:

Über das „wie“ kann man natürlich nur spekulieren.
Aber wenn ein Gott aus dem Nichts ein Universum erschaffen kann, was sollte ihn hindern, eine Eizelle in Marias Gebärmutter zu befruchten?

Gruss Harald

Hallo Alexander,

Ich hätte mich so sehr auf die professionellen Beiträge aus
dem Hause Zauner oder Wurster gefreut.

schon passiert :wink:

Stellt
euch doch mal den Skandal vor: Die Jungfrau Maria im 9. Monat
und das in einem bayerischen Dorf.

Keine Sorge, der Skandal wäre in einem jüdischen Dorf der gleiche.
Deshalb hat ja auch der Engel dem Josef befohlen, Maria zu sich zu nehmen, also das Kind als das Seine anzuerkennen.

Gruss Harald

Hallo Carlos,

verzeihe den provokanten Titel, aber das mußte mal sein :smile:

Und noch etwas zum Thema Glaubwürdigkeit (Huhu Wolfgang). Was
soll ich mit einem Gott anfangen, der nicht mal in der Lage
ist, so ein klitzekleines Wunder zu wirken.

DAS ist wahrscheinlich die zentrale Bedeutung der Jungfernschaft Marias. Es ging den Evangelisten darum, Menschen zu bekehren. Das waren nicht unbedingt die Gebildetesten, und ein Wunder wirkte sehr überzeugend. Ein bißchen irritierend finde ich es, wenn aufgeklärte, gebildete Menschen dieses Bild unbedingt brauchen: für mich reicht es völlig aus, das Wunder zu erkennen, das mit jeder normalen Schwangerschaft immer wieder stattfindet.

Ich glaube an die Widerauferstehung! Dagegen ist eine
jungfräuliche Geburt gar nichts.

Stimmt - aber auch ziemlich unbedeutend.

Gruß

Sancho

1 Like

Ach Harald,

Warum ist es eigentlich so wichtig, dass Maria unbedingt
Jungfrau sein musste?

nu ja, wenn eine verheiratete Frau ein Kind bekommt, ist das
nichts Besonderes. Wer wäre auf die Idee gekommen, das Kind
sei von Gott gezeugt?

Genau das war ja die Frage. Die Kirche hat doch gerade diese Frage
mit einem Dogma festgemacht.

Ob jetzt in der Jesaja-Prophetie wörtlich Jungfrau oder junge
Frau steht, ist ja unerheblich.

Na, dann frag doch mal bei den wirklich hartgesottenen Katholen nach.
Nicht unerheblich? Meinen Geschmack trifsst du wohl. Aber von den
Maria-Fixierten bekommst du nun Prügel.

Aber da es ein Zeichen Wunder) von Gott für die Menschen sein soll,

muss es ja etwas sein, was es sonst nicht gibt. Also eine Jungfrau
Also ist das so einfach. Ich kann unbeschwert glauben was ich will!

Über das „wie“ kann man natürlich nur spekulieren.

Ergo ist die Bibel ein Buch, über dass es sich trefflich spekulieren
lässt.

Aber wenn ein Gott aus dem Nichts ein Universum erschaffen kann, was
sollte ihn hindern, eine Eizelle in Marias Gebärmutter zu

befruchten?

Sozusagen war das die erste erfolgreiche künstliche Befruchtung.
Jesus ein Homunkulus?

Klär mich auf!

Hii

irgendwie drängt sich mir da der Gedanke auf, das zu der Zeit damals Jungfernbefruchtung gar nicht so unüblich war oder? Ich meine Zeus hat als Goldregen mal ne Frau befruchtet, und ich denke es gab in diversen Kulten einige Priesterinnen die ihr Kind als von einem Gott gezeugt hingestellt haben, um nicht bestraft zu werden für sexuelle Kontakte die sie nicht haben durften.

Grüsse

Julia

Hallo,
vorweg: habe nicht alle Antworten hier gelesen
Von einer Empfängnis Jesu durch den Hl. Geist gehen nur Mt und Lk aus, während Mk (das chronolog. erste Ev.) und Joh (chron. letzte) sich schlicht nicht dafür interessieren, auf welche Weise denn nun Jesus/Menschensohn/Logos in menschlicher Gestalt auf die Welt gekommen ist.
Wer das gesamte Mk-Ev liest, wird feststellen, daß dieser eine sogenannte „adoptianische“ Vorstellung von der Gottessohnschaft ist.

Die Evangelien, was ja zu Deutsch „gute Nachricht“ heißt, sind und wollen auch keine Biographien sein! Natürlich erhebt Lk mehr den Angriff einer histiographischen Beschreibung (man vgl. den ersten Satz des Lk-Ev), aber bevor hier wieder das Geschrei losgeht von der großen christlichen Weltverschwörungs zwecks Massenmissionierung leichtgläubiger Idioten: Das war völlig normal. Selbst die antike Gattung der Historia entspricht kaum dem, was wir heute als Mindestanspruch an eine historische Monographie formulieren würden (und was nebenbei kaum eine erfüllt:wink:. Die Evangelien aber sind eine eigene, bis dato unbekannte Gattung, die eine Botschaft hatten (vgl. Anfang des Mk-Ev). Wie heute jeder Reden-/Buch-/Gedichtschreiber verwendet man dazu Bilder, die der HÖrerschaft nicht nur eingängig, sondern auch glaubwürdig erscheinen. Es gibt rhetorische Konventionen, wie wir sie heute auch kennen (mein Lieblingsbeispielt: Man schaue eine Boulevardsendung und den Bericht über den tragischen, fremdverschuldeten Tod eines jungen Menschen: diese jungen Menschen sind immer lebenslustig und beliebt gewesen! Ja bitte, glaubt das irgendwer, kommt nie mal ein Jugendlicher, der gerade depremiert war und außerdem extrem pubertierend ums Leben?). Manch einer aber, der eben nicht in der Lage ist, einen antiken Text zu verstehen, schreit dann gleich Lüge und Betrug.
Schlicht und ergreifend: Aus allen Evanglien geht hervor, daß die Wirkungszeit des Jesus von Nazareth um sein 30. Lebensjahr herum beginnt (und die fast aller antiken Heroen beginnt erstaunlicher WEise um diese Zeit), kein Mensch weiß, wie der denn nun gezeugt wurde. Nun hat er sich nach der Überzeugung der Evangelisten und der ihnen überlieferten Quellen als Gottes Sohn erwiesen und dazu gehört je nach KOntext ein gewisses Setting. Alle Evangelien sind eben vom Kerygma aus, also von der Überzeugung, daß Jesus Christus ist, geschrieben. Wer sie heute so liest, wird vorsichtig damit sein, historische Fakten aus diesen Werken über die Zeit Jesu zu schließen, ob er die in diesen Büchern verkündigte Glaubernshoffnung teilen kann, ist ein völlig anderes Thema.

Grüße,
Taju

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Guten Morgen Ihr Lieben alle,

natürlich hat Rolf Recht, ebenso wie Taju Recht hat. Die Frage nach Alma und Betula - junge Frau vs. Jungfrau - ist hier aber schon zahlreiche Male verhandelt worden, und auch Datafox hat Erhellendes dazu geschrieben.

Mir geht es jetzt aber um etwas anderes: ich vermute, daß viele drei Dinge durcheinanderbringen: die Berichte der Evangelien, die historische Wahrheit und das Dogma der Kirche (welcher auch immer).

Taju hat dargetan, wie die Berichte der Evangelien zustandegekommen sind und was ihre Absicht war. Davon ist die historische Wahrheit zu unterscheiden, denn ein Historiker wird die Evangelienberichte mit ganz anderen Augen betrachten als ein gläubiger Leser. Übrigens: ein ordentlicher Theologe ist immer auch ein ordentlicher Historiker, sonst hat er seinen Beruf verfehlt.
Das Dogma ist ein Drittes, wenn es auch natürlich auf die Aussagen der Bibel rekurriert: auf den sieben ökumenischen Konzilien (von Nicäa I, 325 n.Chr., bis Nicäa II, 787 n. Chr. (Luther hat übrigens nur die ersten vier als wirklich ökumenisch anerkannt, das beiseite) hat die Kirche ihre Lehre formuliert und festgeschrieben. Diese Dogmatisierung bestimmter Aussagen hatte zuvörderst den Sinn festzulegen, wer zur Kirche gehörte und wer nicht. Wer zur Kirche gehörte, hatte zu glauben, was die Konzilien beschlossen hatten, und wer das nicht glaubte, hatte sich damit gewissermaßen selbst aus der Kirche ausgeschlossen. Es gab zu allen Zeiten und von Anfang der Kirche an Gruppen, Abspaltungen, Sondergemeinschaften, die entweder untergegangen sind, zum Teil aber noch heute bestehen. (Bevor hier jetzt jemand anfängt, auf dem Machtanspruch der Kirche und der gewaltsamen Durchsetzung der Dogmen herumzureiten: ich teile jede Kritik am einem derartigen Verhalten der Kirche und der Kirchen, aber das ist ein anderes Thema!)
Im Jahre 1941 hat Rudolf Bultmann, weiland Professor für Neues Testament in Marburg, einen Aufsatz veröffentlicht, in dem er den Begriff der „Entmythologisierung“ in die Debatte warf: die Theologie sollte die Aussagen der Bibel aller mythologischen (also zeitbedingten und „vorwissenschaftlichen“) Vorstellungen entkleiden, übrig bleiben sollte die reine Botschaft, daß Gott sich uns Menschen in Jesus gnädig zugewandt hat. Dieser Entwurf hat die moderne Theologie weithin geprägt, und auch wenn sie inzwischen darüber hinaus ist, kann sie doch nicht mehr hinter diese Erkenntnisse zurück.

Alles in allem: daß Maria Jungfrau war, ist eine zeitbedingte Vorstellung, die mit den Mitteln, die den Menschen damals zur Verfügung standen, die besondere Bedeutung Jesu herausstellen wollte. Wer dies sieht und einsieht, wird daran keinen Anstoß mehr nehmen und den Evangelisten keine Vorwürfe mehr machen, die allein darauf gründen, daß sie nicht unsere modernen Vorstellungen und Maßstäbe hatten.

Ein spannender Artikel dazu ist ünbrigens vor einigen Jahren im Deutschen Pfarrerblatt erschienen: „marie, die reine Magd“ in

http://www.deutsches-pfarrerblatt.de

Wenn Ihr den Titel im Archiv eingebt, werdet Ihr dahin geleitet; ich werde aber noch mal selber nachschauen und dann den genauen Fundort angeben.

Bis gleich - Rolf

Der o.a. Aufsatz heißt „Marie, die reine Magd“, stammt von Helmut Schütz und ist erschienen im Deutschen Pfarrerblatt 3/1998.
Den Link habe ich oben angegeben.

Gruß - Rolf

Hallo
Nun wird von jeden angeblichen Propheten Fantasievolle Geschichten geschrieben. Sie sollten ja für die neuen Gläubigen Menschen Übernatürlich erscheinen. Es liegt doch auf der Hand das die Geburt mit den drei Königen und die Erzählungen darüber das Maria eine Jungfrau gewesen sein soll eine Lüge ist.
Aber solche Lügen findet man auch bei den andren Propheten nur in einer Version.
Eine Gesichte will ich doch als vergleich geben über Mohamet da sollte auch einer gekommen seine als er bei seinen Onkel gelebt hatte oder Großvater ich weiß es nicht mehr so genau er suchte nach den Prophezeiten er lies alle antreten die in diesen Haus wohnten und er war nicht da bei. Dan fragte er ob noch einer hier wohnen würde sie antworten ja der kleine Mohamet er wollte ihn sehen und als er ihn sah sagte er ja da. Und sagte der Familie sie sollten gut auf ihn aufpassen.
Kommt uns diese Gesichte nicht bekannt vor.

Hallo Carlos!

Du kennst sichlich die :Verbissenheit, mit der am :Wortlaut von :Meeting-Protokollen oder :offiziellen Rundschreiben :gefeilt wird, je :„bedeutender“ die Verfasser, :desto verbissener.

Der Vergleich paßt sehr schön. Das Ergebnis sind dicke Pamphlete, die viel Mühe verursachen, will man die Kernpunkte erkennen. Wenn sich Menschen über das Beiwerk in die Haare geraten, muß man versuchen, die Streithammel auf die Kernpunkte zurück zu führen.

Mir geht es am Allerwertesten vorbei, was Menschen so alles glauben. Mir ist aber nicht gleichgültig, wenn Menschen Unfrieden verbreiten oder sich sogar gegenseitig niedermetzeln, weil sie sich in nebensächlichen Ausschmückungen verbeißen und vor lauter ausschmückender Legende die gemeinsamen Kernpunkte überhaupt nicht mehr wahrnehmen. Deshalb meine Frage: Gibt es grundlegende Unterschiede zwischen den monotheistischen Religionen? Oder anders: Gibt es einen Kern zum Verwechseln ähnlicher Botschaften, der sich nur durch Beiwerk unterscheidet?

Gruß
Wolfgang

Hallo Carlos

Nimm einmal an, es gibt einen Gott und nimm dazu an er hätte
die Bibelschreiber inspiriert. In einem solchen Fall wären die
einzelne Geschichten und ihre Details sehr wohl von Relevanz.

Zu diesem Punkt fällt mir immer der wunderbare Text von Arno Schmidt ein, den ich Dir nicht vorenthalten möchte.
Ist zwar recht lang, aber immer wieder lesenswert (meiner Meinung nach!)

Gandalf

Atheist? Allerdings! Arno Schmidt
(Copyright 1984 Arno Schmidt Stiftung Bargfeld) (Erstveröffentlichung 1957)

  1. Es ist wieder einmal hohe Zeit, dem Christentum zu bedeuten, was ein Unbefangener von ihm hält; heute, vor einem Rundhorizont von Synoden und Gottsuchern, Schattengestalten mit scholastisch gerunzelten Wolkenstirnen, unfehlbar, mißbilligend, bejahrt, seit kurzem wieder „Herr der Heerscharen“: Ich habe es tragen müssen, der ihr Koppel: „Gott mit Uns“ hieß es sechs Jahre lang auf meinem unschuldigen Bauch: Da will ich doch einmal betonen, daß es nicht auch auf meinem Kopf stand!
  2. Meine Antwort auf die Frage „Was halten Sie vom Christentum?“ lautet also: „Nicht sonderlich viel!“ –
  3. Die (mir) zureichenden Begründungen sind von dreierlei Art: einmal die Fragwürdigkeit der Stiftungsurkunde (also der Bibel; wer hier schon zuckt, lese nicht erst weiter). Dann die (mir) ungenügende Persönlichkeit des Jesus von Nazareth. Endlich die Betrachtung der Auswirkungen des Christentums in seinem Machtbereich (und außerhalb: the white man’s burden) während der verflossenen zwei Jahrtausende. Avanti!
  4. Solange man als die reinste Quelle „Göttlichster Wahrheit“, als heilige Norm der „Vollendetsten Moral“, als Grundlage von Staatsreligionen ein Buch mit, milde gerechnet, 50 000 Textvarianten (also pro Druckseite durchschnittlich 30 strittige Stellen!) proklamiert; dessen Inhalt widerspruchsvoll und oft dunkel ist; selten auf das außerpalästinensische Leben bezogen; und dessen brauchbares Gute (schon vor ihm und zum Teil besser bekannt) auf unhaltbaren Gründen eines verdächtig-finsteren theosophischen Enthusiasmus beruht: solange verdienen wir die Regierungen und Zustände, die wir haben! Die Theologen wollen mit Gewalt aus der Bibel ein Buch machen, worin kein Menschenverstand ist. Die Haare stehen einem zu Berge, wenn man bedenkt, was für Mühe auf ihre Erklärung gewendet worden ist; und was war am Ende, nach Jahrtausenden, der jedem Unbefangenen von vornherein selbstverständliche Preis all der Bemühungen? Kein anderer als der: Die Bibel ist ein Buch, von Menschen geschrieben, wie alle Bücher. Von Menschen, die etwas anders waren als wir, weil sie unter etwas anderen Bedingungen lebten, die in manchen Stücken unverkünstelter waren als wir, dafür aber natürlicherweise auch sehr viel unwissender. Daß sie also ein normales Buch ist, worin manches Wahre und manches Falsche, manches Gute und manches Schlechte, enthalten ist. Je mehr eine Erklärung die Bibel zu einem ganz gewöhnlichen Buch macht, desto besser ist sie; und all das würde auch schon längst geschehen sein, wenn nicht unsere Erziehung, unsere unbändige Leichtgläubigkeit und die „gegenwärtige Lage der Dinge“ dem entgegen wären. Nur diese aus Hunderten von Beispielen, die man dem gesunden Menschenverstand und der heranwachsenden Jugend, ich weiß nicht, ob zur Bildung oder Verwirrung, in die Hände gibt: Lot treibt in sinnloser Betrunkenheit Blutschande mit den eigenen Töchtern: Das war der frömmste Mann seiner Stadt! Joseph, das schmeichelnde Schoßkind, wird ägyptischer Minister, durch eben das fragwürdige Talent, das er im Hause seines Vaters gebildet hat. Er legt in den fetten Jahren Magazine an: sehr lobenswert! Was aber tut er später damit? Rettet er das verhungernde Land, „in Frieden und Freiheit“, und wird sein Wohltäter? – Um es mit einem Wort zu sagen: Er bringt es in Sklaverei! Erst muß man ihm Wucherpreise für sein Korn zahlen; dann bringen die Einwohner ihre arm-sonstige Habe; dann verschleudern sie gezwungenermaßen ihre Grundstücke; zuletzt verkaufen sie sich selbst zur Knechtschaft: „Die Rede gefiel Pharao und seinem Kabinette wohl“: Das ist doch einmal ein Finanzminister! Mir ist in den Annalen der Menschheit kaum ein größerer Bube bekannt!!: Und der wird aufgestellt, der Jugend und dem gläubigen Volke zum Vorbild?? Meint man denn, wir hätten keine Augen und Ohren mehr?! Saul, der hohe, großmütige, königliche Mann, wird verworfen, weil er dem Propheten Samuel die Amalekiter nicht genug „würgt“; auch nicht genau nach Vorschrift würgt. Freilich ist da der Knabe Isais priesterfolgsamer; er, der die Weiber verführt; weitblickend die 7 Prinzen des früheren Königshauses beseitigt; die toten Feinde unten rum skalpiert, und die noch lebenden „unter eiserne Sägen und Zacken legte, und eiserne Keile, und verbrannte sie in Ziegelöfen“ - dafür wird er dann aber auch als „Mann nach dem Herzen Gottes“ bezeichnet: Der Himmel behüte mich, daß ich je ein Mann nach dem Herzen Gottes werde!! Ist das erschauernd „von Gott diktiert“ oder 'ne simple briefliche Mitteilung, wenn Paulus schreibt: „Den Mantel, den ich in Troas bei Karpus gelassen, bringe mir bitte mit, ebenso die Bücher.“? Bei heutigen Schriftstellern ist man mit gerichtlicher Verfolgung „wegen Pornographie, Gotteslästerung und anderem“ rasch bei der Hand; zumal, wenn das betreffende arme Luder nicht Mitglied der gerade jeweils herrschenden Partei sein sollte: Warum aber schreitet man dann nicht auch gegen Schilderungen ein, wie sie jedes Jahr millionenfach in allen Kultursprachen verbreitet werden; Schilderungen, in denen, mehr als bei jedem modernen Realisten, oben „junge Brüste steif“ werden und unten „Haare kräftig sprießen“. Und alles wird ausgiebig „betastet“ von Liebhabern, merkwürdigerweise „insgesamt wie Offiziere anzusehen“, von „Buhlen, die Glieder hatten wie Esel und Samenerguß wie die Hengste“ und „die Adern ihrer Scham starren wie Äste“… Eltern, holt die Kinder rein! (denn auch „symbolische oder kultische Unzucht“ bleibt, wenn man mit dem Begriff schon literarisch und strafrechtlich zu manipulieren gedenkt, Unzucht! Oder ist das „naturalia non sunt turpia“ etwa nur christliches Privileg? Und Goethe und Hemingway sind Schweine?) Muß ich noch erwähnen, daß man aus ein und derselben Bibel gleichwertige Argumente und Beispiele holen kann: für und wider Krieg und Frieden; für Einehe oder Polygamie; (und was gibt es da für göttliche Finessen: Sadika- und Leviratsehe; Brautraub und -kauf; Sklavinnen, Konkubinen und „Ehen auf Zeit“ - mehr als im rötesten Rußland!) für orientalisch-anmutigste Lüsternheit ebenso wie für die Selbstkastrierung der Skopzen; „in coena domini“ verflucht man sich gegenseitig periodisch, die Mormonen nennen sich Christen und belegen es mit so vielen Bibelzitaten, daß einem der Kopf schwindelt; dazu die endlosen inneren Widersprüche, auch der Evangelien, a la „Wolfenbüttler Fragmente“: da kann doch wohl von einer „einfachen, selbstverständlichen, leicht faßlichen Wahrheit“ nicht die Rede sein! (und ich warne hier gleich einmal alle „ernsthaften Bibelforscher“ vor den kursierenden Übersetzungen! Aus Luthers hochpoetischer reizendfalscher „Nachthütte in den Kürbisgärten“ wird im Urtext ein waidmännisch-sachlicher „Jagdhochstand in den Gurkenfeldern“; und so fort, bis in die heiligsten Definitionen hinein. Also: cave!) (Nicht daß man in meiner Handbibliothek keine Bibeln finden würde: Ich lese das „Groß wüst Buch“, den „Schlüssel von Sankt Peter“ durchaus; wer dürfte das auch unterlassen, angesichts der immer merkwürdigen globalen Wirkung, die es hatte? Aber ich lausche seinen Stimmen, den lieblichen und vergaunerten, lediglich historisch-literarisch; wie all den andern heiligen Rufern auch: dem Steinmaulgeklappe des Gilgamesch, den feurigen Bässen des Koran, dem geduldigen Weisheitsgewäsche Buddhas [und „Candide“ und der „Tristram Shandy“ sind mir, ich gestehe es frei, lieber; auch Shakespeare oder Don Quijote, selbstverständlich].)
  5. Die Persönlichkeit des Mannes, nach dem sich immerhin 30 Prozent der Menschheit nennen, genügt mir nicht! - Was würden wir heute sagen, wenn ein junger Mann aus irgendeinem unbedeutenden Zwergstaat käme; einem der immer wieder vorhandenen und nicht nur „wirtschaftlich unterentwickelten“ Ostgebiete; keiner der großen Kultursprachen mächtig; völlig unbekannt mit dem, was in Jahrtausenden Wissenschaft, Kunst, Technik, auch frühere Religionen, geleistet haben - und ein solcher stellte sich vor uns hin mit den dicken Worten: „Ich bin der Weg; und die Wahrheit; und das Leben“? Wir müßten’ s uns durch einen herbeigerufenen Dometsch erst noch mühsam aus dem barbarischen Dialekt übersetzen lassen - würden wir nicht halb belustigt, halb verständnislos ihm raten: „Junger Mensch: Lebe erst einmal und lerne: und komme dann in 30 Jahren wieder!“? Genau das aber war der Fall mit Jesus von Nazareth: er verstand weder Griechisch noch Römisch, die beiden Sprachen, auf denen seit viel hundert Jahren alle nennenswerte Kultur beruhte (und beruht!). Er war mit Homer und Plato ebenso unbekannt wie mit Phidias und Eratosthenes: was ein solcher Mann behauptet, ist für mich von vornherein indiskutabel! Um über etwas aburteilen zu können, muß ich es doch wohl wenigstens vorher untersucht haben! (Er selbst scheint auch im allgemeinen bescheidenere Augenblicke gehabt zu haben, in denen er einschränkend alle Nichtjuden für „Hunde“ erklärte, und: „Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen von dem Hause Israel“ Also: „Vorüber, Ihr Schafe, vorüber“.) Um die Lückenhaftigkeit der von ihm verkündeten, angeblich so übermenschlich hohen Moral zu demonstrieren, stehen Vergleiche zu Gebote, wie etwa dieser: Welch bösartig-charakteristischen Kontrast bietet nicht die „evangelische“ Geschichte vom „Fischzug Petri“, den der Heiland durch sein ausdrückliches Wunder dermaßen segnet, daß die Boote mit der Beute fast bis zum Sinken überfüllt werden - mit dem Verfahren des großen Heiden Pythagoras, der den Fischern ihren Zug, während das Netz noch unter Wasser liegt, abkauft: und allen geängstigten Tieren die Freiheit schenkt!!: Wen von diesen beiden könnte man mit mehr Recht einen „Sohn Gottes“ nennen? (von denen es mir überhaupt viel zu viel gibt: im Altertum kam das in jeder besseren Familie vor!) Wenn Christus bei solch unvergleichlicher Gelegenheit - wo das Wahnsinnsprinzip einer Welt, deren lebende Wesen dadurch existieren, daß sie einander auffressen, handgreiflich vor Augen lag! - wenigstens bedrückt gemurmelt hätte: " Wem ein Gott diese Welt geschaffen hat, so möchte ich dieser Gott nicht sein: Ihr Jammer würde mir das Herz zerreißen!" - dann ja! Aber dazu mußte scheinbar erst der „Atheist“ Schopenhauer kommen. (Oder, wie Lichtenberg es in ein Geheimbuch notierte: „Zu untersuchen, inwieweit Gott aus der Welt erkannt werden kann: sehr wenig: könnte ein Stümper sein!“)
  6. Als weitere Kriterienreihe: Hat das Christentum die Summe des Guten / Wahren / Schönen / in der Welt vermehrt?
  7. Des Guten?: Wie viel Aufrüstungen, wie viel Kriege, wie viel scheußlichste Grausamkeiten hat das Christentum beseitigt oder doch wenigstens verhindert?: im Gegenteil! Es wurde „zureichender Grund“ zu neuen, bis dahin unerhörten Schwerttänzen, wie „Kreuzzüge“, „30jähriger Krieg“ oder „Albigenser“: als damals selbst Soldaten die Besorgnis äußerten, daß mit den „Schuldigen“ (=Nichtkatholiken!) doch vielleicht auch Unschuldige umkommen könnten, tröstete sie der päpstliche Legat: „Schlagt Ihr nur tot! Der Herr wird die Seinigen schon erkennen!“: Völker, hört auch diese Signale!! „Toleranz“?: predigte man erst, als man nicht mehr "an der Macht war! Bis dahin hieß es „compelle intrare“, mit dem Scheiterhaufen als gewichtigstem Argument; ach armer Giordano Bruno! Man erwarte doch nicht, daß ich von einem System mit Ehrerbietung rede, daß gegen Lessing Schreibverbote erwirkte: weil er die Auferstehung als eine Erfindung der Jünger Christi erachtete und ihm alle positiven Religionen gleichmäßig verdächtig waren! Ein System, das „Ewige Hölle“ als fundamentale Institutionen vorsieht - was ist denn die Christenhölle anders als ein KZ, vor allem für abweichend Denkende? Man vergleiche doch nur das abscheuliche Dantesche Handbuch für SS-Führer! - und noch nicht einmal als theoretisch-jenseitige Einrichtung (darüber könnte man ja immer achselzuckend hinweggehen); sondern vor allem als integrierend-diesseitigen Bestandteil des „Reichs der Liebe“, immer wieder als Inquisition aller Art auftauchend (auch die Protestanten haben Ketzer zu verbrennen verstanden; ich erinnere nur an Servet oder die englischen Katholikenverfolgungen unter Karl II.): ein solches System sollte jeder anständige Mensch (meines geringen Erachtens) eigentlich verabscheuen! Man muß die politischen Händel nicht sehr genau, die Kirchengeschichte noch weniger, den Großen Brehm gar nicht studiert haben, wenn man nicht voll Bitterkeit gegen das Christentum werden soll!
  8. Des Wahren?: Die Forschung, von Jesus, wie bereits nachgewiesen, weder als Methode noch in ihren auch damals schon längst vorhandenen Einzelgebieten und Ergebnissen gekannt, also auch gar nicht berücksichtigt und bestenfalls als „Eitelkeiten“ bezeichnet, ist denn auch von allen christlichen Kirchen konsequenterweise nach besten Kräften verhindert und geknebelt worden. Und zwar nicht, wie es menschlicher Anstand erfordert hätte, mit besseren Kenntnissen widerlegt (woher hätten die bei solcher Einschätzung der Wissenschaften auch kommen sollen?); sondern niedergeknüppelt! Der „Heilige Bonifazius“, der hochgerühmte Fäller von Donarseichen - eine bei konsequentem Zu-Ende-Denken des Verfahrens nicht ganz ungefährliche Praktik: Holz bleibt ja schließlich immer Holz! - denunziert in Rom eifrigst - entrüstet den Bischof Virgilius von Salzburg: der ein - ja wir würden sagen hochgebildeter Mann, hatte nämlich unter anderem auch angedeutet, daß seiner Überzeugung nach die Erde rund sei. Auf die Meldung des erwähnten Denunzianten hin entschied Papst Zacharias also: Falls Inculpant bei seiner Verkehrtheit beharre, müsse er des Priesterschmuckes entkleidet und aus der Kirche ausgestoßen werden! Was damals einer milderen Form des Todesurteils gleichkam: und alles nur, weil das oben erwähnte Alte Buch abwechselnd vom Erdkreis oder sogar von den „4 Ecken der Erde“ spricht! Galilei mußte sein bißchen Einsicht vorm Inquisitionsgericht abschwören - „Ob er dabei gefoltert wurde oder nicht, steht noch nicht fest“, bemerkt der christliche Historiker massenhaft - aktenkundlich dazu: als ob die bloße Möglichkeit nicht schon genügte, einen noch heute die Fäuste ballen zu machen! Aber auch Luther verwarf die uralte, von uns mit Unrecht „kopernikanisch“ genannte Lehre: weil in der Bibel, and der Stelle, wo es steht, Josua die Sonne stillstehen läßt und nicht die Erde. Erst 1822 gestattet die Indexkongregation offiziell den Druck von Büchern, welche die Bewegung der Erde lehren - oh, die Wissenschaften sind von den Herren schon arg gefördert worden! Und wer das Namensverzeichnis des katholischen „Index librorum prohibitorum“ einmal durchblättert, glaubt sich sogleich in eine geistige Ruhmeshalle versetzt: Kant steht darauf, Spinoza, Ranke, Schopenhauer, Nietzsche, Goethe, - als Radbod, der Friese, sich nach jahrzehntelangem Widerstand aus politischen Gründen endlich entschloß, Christ zu werden, und bereits mit dem Fuße im Taufwasser stand, fragte er vorher vorsichtshalber noch den Bischof Wulfram von Sens, wo denn ihre beiderseitigen Vorfahren nach dem Tode hingekommen wären? Als der Bischof selbstbewußt antwortete: seine in den Himmel, die Radbods in die Hölle, sprang dieser sogleich aus der Taufwanne und rief: „Wo so viele tapfere Männer sind, da will auch ich sein!“ - There’s a good fellow! Was das Christentum auf dem Gebiete der Kultur aus sich selbst zu leisten imstande war, haben wir in dem bekannten bleiernen Jahrtausend von 500 bis 1500 zur Genüge gesehen: Die Herren haben ihre Chance übervoll gehabt! Was will all unser armseliges heutiges Forschen besagen gegen scholastische Untersuchungen solcher Art: In welcher Sprache die Schlange zu Eva geredet habe; oder ob der Mensch ewig hätte leben können, wenn der damals nicht Obst gegessen hätte; oder, noch kniffliger: Wie hätten die ersten Menschen sich fortgepflanzt, wenn sie nicht geschlechtlich gesündigt hätten? Was das Christentum speziell in Sachen Weltentstehung und Weltordnung zu geben hatte, sieht man aus dem streng schriftmäßigen Weltbilde Kosmas’ des Indikopleustes, das bei rechtgläubigen Theologen fast ein Jahrtausend gegolten hat. Oder in unserer Zeit an dem 1905 mit Approbation der katholischen Kirche zu Mainz erschienen Werk „Die Hölle“ des münsterschen Theologieprofessors Dr. J. Bautz. (Und die Protestanten mögen zum Vergleich ihres Jung-Stillings „Theorie der Geisterkunde“ zur Hand nehmen; die Sekten Swedenborg.) Und der rechte Christ weiß alles zu erklären: „Höben sich die Augenlider / durch die Muskeln selbst nicht auf, / sondern sänken immer wieder / - ach man achte doch darauf! - / Wie erbärmlich würd es lassen, / wenn man sie mit Händen fassen, / Und erst aufwärts schieben müßt! /: Merk’s, verruchter Atheist!“ Ich fasse zusammen: Fellgekleidete Anachoreten, fuchtelgebärdige, schäumenden Mundes um Dogmensplitter keifend (oder bestenfalls im Professorenfrack, scholastisch-philologisch auf der Stelle tretend) sind noch lange keine „Wahrheitssucher“! Und wer statt „Gott“ dafür auch noch „God, Dieu, Deus, Theos, Jahve oder Elohim“ sagen kann, ist deswegen noch längst kein „gebildeter Mann“, im Gegenteil: es ist ein typisches Kennzeichen jesuitischer Technik, den Geist durch übermäßiges Sprachenlernen abzustumpfen! Jeder Arbeiter, der in seiner Muttersprache nachgedacht hat, ist solchem unergiebigen Buchstabengeplätscher überlegen.
  9. Des Schönen?: Wenn wir Künstler lediglich auf die Antriebe und Arbeitshypothesen des Christentums angewiesen wären: höchste Spitze wären Dostojewskijfiguren; Menschen ohne Renaissance; sündig-formlos; weichselzöpfige Trolle, Brackwässer des Geistes tretende; in rotten boroughs kauernde; und literarische Schwedentrünke vomierend à la: "Es danket DIR mit Herz und Mund / die arem, sünd’ge Made. / DEIN Leichnamsduft durchweh’ dies Haus, / DEIN Blut bespreng’ die Herzen … " (ob der betreffende Verfasser wohl jemals kriegerische Leichenfuder gerochen hat? Ich ja!) Und man soll mir nicht nur Beschäftigung mit der Dichtung vorwerfen können; nicht nur Berufung auf den großen Bruder Goethe, ihn, dem das Kreuz verhaßt war wie Wanzen, Rauch des Tabaks, Knoblauch und Hundegebell. Wieviel hat nicht die Kirche den Malern zu verdienen gegeben, was? Die rechte Antwort ist längst gegeben: „Indem der himmlische Sinn des Guido, sein Pinsel, der nur das Vollkommenste, was geschaut werden kann, hätte malen sollen, Dich anzieht -: so möchtest Du gleich die Augen von den abscheulich dummen, mit keinen Scheltworten der Welt genug zu erniedrigenden Gegenständen wegwenden - man ist immer auf dem Schindanger! Entweder Missetäter oder Verzückte, Verbrecher oder Narren; wo denn der maler, um sich zu retten, einen nackten Kerl, eine hübsche Zuschauerin herbeischleppt. Unter zehn Sujets nicht eins, das man hätte malen sollen: und das eine hat der Künstler nicht von der rechten Seite nehmen dürfen. Ein ‚Johannes in der Wüste‘, ein ‚Sebastian‘, wie köstlich gemalt; und was sagen sie?: der Eine sperrt das Maul auf; der Andere krümmt sich!“ (Wie hätte Malerei denn auch sollen gedeihen können, wo jahrhundertelange ikonoklastische Stänkereien ihr oftmals den Boden gänzlich unter den Füßen wegzogen?!) Das Christentum ist nämlich - trotz aller später hinzuerfundenen „Niederen Mythologie“ seiner Heiligen, oder der schüchtern fabulierenden Legenden - künstlerisch einfach nicht konkurrenzfähig! Nicht gegenüber der Gestalten- und Gedankenfülle der Antike; nicht gegenüber dem Material der Geschichte oder der Naturwissenschaften - kurz: nicht gegenüber dem von ihm überheblich vernachlässigten, ja verleumdeten, dem Künstler aber unentbehrlichen (weil zur Gestaltung aufgegebenen) Leben schlechthin! (Ich protestiere an dieser Stelle feierlich gegen die heute unaufhörlich kursierende falsche Wortmünze von der „christlich-abendländischen Kultur“. Eine „christliche Kultur“ ist, eben wegen der dort grundsätzlichen Diffamierung von Kunst und Wissenschaft, ein Widerspruch in sich! Unsere abendländische Kultur, auf Altertum und Renaissance geruhend, ist im härtesten Kampf gegen die ausgesprochen kulturhemmenden Kräfte des Christentums entstanden! Also Schluß endlich mit dem klangvoll-widersinnigen Silbenfall!)
  10. Ich bin also nicht antiklerikal - das ohnehin! -, sondern auch antichristlich; oder präziser, bedeutend-allgemeiner,: antireligiös! Institutionen, die es nicht verschmähen (und nicht verschmähen können), mit den Mitteln des Fanatismus, der Massenbearbeitung, der Großen Oper, also der Tyrannei, zu operieren, lehne ich, ebenso wie ihre gleichnamigen politischen Brüder, für mich ab! Ich bekenne mich vorbehaltlos zu alten, heute bestgeschmähten Aufklärung: la lumière sans phrase! Allerdings würde ich nie so weit gehen, einen Gläubigen an Eigentum oder gar Leben zu schädigen - dergleichen Praktiken bleiben den Christen überlassen! („Wir Heiden sind tolerant“, hat Nehru einmal stolz gesagt.)
  11. Ich resümiere: Die Hierarchie der drei christlichen Großbekenntnisse (und der zahllosen kleinen dazu) zehrt formiert immer noch von jener unzureichenden Begründung, die vor 2000 Jahren dem geistigen Mittelstande gerade angemessen war. Seitdem wird mit der wachsenden Erkenntnis in jedem Jahrhundert und jedem einzelnen der Unwille immer größer, über den unheilvollen Riß zwischen der anerkannten Notwendigkeit gütiger Liebe, und jener unentwegt - schamanenhaften Begründung dafür. ein Dritteil der Schuld an unserer verzweifelten geistigen und politischen Situation trägt dieser, die meisten beunruhigende Widerspruch, der edle Menschen (Nietzsche) sogar so weit gebracht hat, daß sie in gequältem Zorn dann selbst das Mitleid (die „Grundlage der Moral“) verleumdeten. Es wäre doch wirklich an der Zeit, die christliche Mythologie mit all ihren Göttern, Halbgöttern, Sehern, Himmeln und Höllen (und natürlich auch die rezenten Dekorationen) dahin abzustellen, wohin sie historisch und wertmäßig gehört: nämlich in die Nähe der römischen und griechischen. Etcetera. Dann wird es ruhiger werden, in und um uns.
  12. Mein Vorschlag: - oder halt; erst eine Frage: Widerlegt man einen Gegner, indem man vom Staat - der freilich an dem „Göttlichen Recht der Obrigkeit“ zustärkst interessiert ist! - ein Schreibverbot gegen Andersdenkende erwirkt? Und beklagt sich dann in christlichen Kreisen, weil es in kommunistischen Landen einmal umgekehrt geschieht? Noch ist, halten wir das immer fest, die Summe der durch das Christentum früher und laufend begangenen Verbrechen bzw. Vergehen (und geistigen Vergewaltigungen) um ein Vielfaches größer als die der Gegenseite! Eine Religion, die ganze Staaten ausrottete - die häufigsten Ortsnamen im fernen Mexiko sind noch heute „Matanza“ und „Vittoria“, „Sieg“ und „Gemetzel“ - und auch bei uns 50 Generationen nach Kräften in geistigen Schlaf versenkte, verdiente noch ganz andere Behandlung. Aber wieder mein Vorschlag: Wo ist der westliche Staat, in dem auch die Atheisten volle Bürgerrechte genießen? Wo entweder der Begriff „Lästerung des Atheismus“ ebenso als strafbar eingeführt ist wie jetzt der der „Gotteslästerung“? (Oder vielleicht beide abgeschafft!?) Wer fragt danach, ob das ewige Glockenläuten, Beten und Choralen meine Ohren beleidigt?! (Und ich bin hier nicht weniger als der Einzige: Man lese Lichtenberg nach. Gibt denn Niemand die Tatsache zu denken, daß von unserem großen Sechsfachgestirn - Goethe, Herder, Klopstock, Lessing, Schiller, Wieland: nie sah die Welt gleichzeitig ihresgleichen! -, daß von diesen Sechsen nicht einer katholisch war; dafür aber drei - die besseren Drei! erklärte Feinde jeder positiven Religion, deutlicher: des Christentums?!) Sind wir Atheisten denn Staatsbürger zweiter Klasse? Darf sich jeder kostümierte Beamte an uns reiben, nur weil ihm „die janze Richtung“ nicht paßt? Wo sind unsere anerkannten atheistischen Schulen? Unsere atheistische Presse? Wo unser, wenigstens einer, atheistischer Rundfunksender? (Während’ s im Äther täglich aus tausend Stationen entsühnt jauchzt und unverdaute Stücke von Bibeltexten pausenlos serviert.) Steuern zur Unterhaltung der Kirchen gibt es: Wo ist der prozentuale Anteil zur Förderung des Atheismus? Warum muß sich bei uns, im 20. Jahrhundert, immer noch jeder, der „vorwärts kommen will“, als „Gottsucher“ gerieren? Also zum unbestreitbaren Regentenideal: Alexander Severus, in dessen Zimmer gleichwertig nebeneinander diese Statuen standen: Abraham, Orpheus, Sokrates, Apollonius von Tyana, Christus, und andere mehr! Also Abschaffung des Begriffs der „Staatsreligion“: Er vergewaltigt die intelligenten Bürger!
  13. Atheist?? -: Allerdings!!
2 Like

Hallo Carlos!

Gibt es grundlegende
Unterschiede zwischen den monotheistischen Religionen? Oder
anders: Gibt es einen Kern zum Verwechseln ähnlicher
Botschaften, der sich nur durch Beiwerk unterscheidet?

Ein gute Frage. Viele Menschen würden sagen, dass die Kernbotschaft der monotheistischen Religionen sinngemäß „seid lieb und nett zueinander“ lautet. Aber genau betrachtet geht es um die Liebe und Hingabe zu Gott.
Betrachte mal beispielsweise die folgenden Fragen.

1.) Was geschieht mit den Menschen nach dem Tod?

  • Existenz im Himmel?
  • Existenz in einer ewige Feuerhölle?
  • Existenz im Limbus?
  • Wiedergeburt?
  • leibliche Widerauferstehung?

2.) Was nötig, um gerettet zu werden (was immer das bedeutet)?

  • Muss man an Jesus Christus glauben?
  • Muss man dem Propheten Mohammed gehorchen?
  • Muss man dem mosaischen Gesetz gehorchen?

3.) Kann ich direkt zu Gott beten, oder sind Mittler notwendig, z.B. Jesus Christus, Maria, Heilige?

4.) Wird Gott mal auf der Erde eingreifen und was wird er dann tun?

5.) Was müssen wir tun um Gottes Gefallen zu finden?

Je nach Religion oder Gruppierung fallen die Antworten sehr unterschiedlich aus. Und es handelt sich sehr wohl um Kernpunkte.

Gruß
Carlos

Hallo Gandalf,

wortgewaltig hat Arno Schmidt folgendes geschrieben:

1.) Die Bibel liegt in vielen Fragmenten vor und es gibt unzählige Übersetzungen.

2.) Die Bibel betrifft uns nicht, weil sie vor langer Zeit im Nahen Osten geschrieben wurde.

3.) Viele Handlungen sind nach unseren heutigen Maßstäben unethisch.

4.) Die Unbedeutendheit von Jesus Christus nach dem Bildungsstand seiner Zeit.

5.) Die Gräueltaten der Kirchen und vermeindlicher Christen

6.) Der Widerstand der Kirchen gegen die Wissenschaften.

Die Punkte hättest du genauso niederschreiben können. Wahrscheinlich nicht so wortgewaltig, aber dafür kürzer und verständlicher.

Gruß
Carlos

1.) Die Bibel liegt in vielen Fragmenten vor und es gibt
unzählige Übersetzungen.

Ergo ist sie an vielen Stellen nicht ganz richtig.

2.) Die Bibel betrifft uns nicht, weil sie vor langer Zeit im
Nahen Osten geschrieben wurde.

Daher passt sie nicht exakt in unseren Kulturkreis.

3.) Viele Handlungen sind nach unseren heutigen Maßstäben
unethisch.

An diesen Stellen müßte sie nachgebessert werden.

4.) Die Unbedeutendheit von Jesus Christus nach dem
Bildungsstand seiner Zeit.

Also ist die Bibel nicht zeitlos gültig.

5.) Die Gräueltaten der Kirchen und vermeindlicher Christen…

…haben dem Christentum imens geschadet.

6.) Der Widerstand der Kirchen gegen die Wissenschaften.

Die exakte Wissenschaften nimmt das Toben der christlichen Frömmler
nur irritiert zur Kenntnis.

Die Punkte hättest du genauso niederschreiben können.
Wahrscheinlich nicht so wortgewaltig, aber dafür kürzer und
verständlicher.

1.) Die Bibel liegt in vielen Fragmenten vor und es gibt
unzählige Übersetzungen.

Ergo ist sie an vielen Stellen nicht ganz richtig.

Im Gegenteil, dadurch gibt es eine ziemlich genaue Textgrundlage in den Ursprachen. Wenn du mir nicht glaubst, frage Metapher.
Es gibt vereinzelte Textunterschiede, aber in guten Bibeln sind diese gekennzeichnet. Beispielsweise fehlt in einigen Handschriften die beliebte Passage von Johannes 7:53 bis 8:11.

2.) Die Bibel betrifft uns nicht, weil sie vor langer Zeit im
Nahen Osten geschrieben wurde.

Daher passt sie nicht exakt in unseren Kulturkreis.

Na und die Zeiten ändern sich, aber Gott ändert sich nicht.

3.) Viele Handlungen sind nach unseren heutigen Maßstäben
unethisch.

An diesen Stellen müßte sie nachgebessert werden.

Da müsste die Bibel jede Generation neu revidiert werden.

4.) Die Unbedeutendheit von Jesus Christus nach dem
Bildungsstand seiner Zeit.

Also ist die Bibel nicht zeitlos gültig.

Das war gerade der Witz, dass Gott seinen Sohn nicht als König eines Weltreichs runtergeschickt hat, sondern als einfachen Menschen. Denoch hat er die Weltgeschichte dramatisch verändert.

5.) Die Gräueltaten der Kirchen und vermeindlicher Christen…

…haben dem Christentum imens geschadet.

Jesus hat klar erklärt, dass man seine Jünger daran erkennen kann dass sie Liebe unter sich haben. Andershandelnde sind eben nicht seine Jünger.

Gruß
Carlos

1 Like

Der reine Name Marya
Liebe Gemeinde, haltet Ihr es auch
nöglicherweise für wichtig, welche
Bedeutung der Name Marya
oder Maria in der aramäischen,
hebräishen und auch vielleicht der
arabischen Sprache hat(te)?
Weiß das vielleicht jemand?
Marya, und Joseph?
Im jeutigen Türkisch noch bedeutet ja
adam´ Mann, Mensch, und ev-´ Heim,
Familie, Haus.
Dazu kayin´ = Schwager und Abi´

hallo,

das ist immer wieder ein spaß, derartige ergüsse zu lesen. da meint jemand tatsächlich, die philosophische haltung des atheismus damit begründen zu können, daß die bibel im nahen osten geschrieben wurde, daß jesus unbedeutend war und daß die kirche greueltaten begangen hat :smiley:

gruß
datafox