Überforderung - Tipps fürs berufl. Überleben gesuc

Hallo liebe Community,

ich mache mir Sorgen um meine beste Freundin, aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich ihr helfen soll.

Sie ist auf einer Position, auf der sie auch ihre Firma repräsentiert, die ihr eigentlich viel Spaß machte. Seit ein paar Monaten fühlt sie sich aber überfordert. Neulich sagte sie, dass sie wegen dem extremen Arbeitspensum abends trotz Überstunden das Gefühl hat, noch ein paar Stunden weiterarbeiten zu müssen, weil alles zeitgleich fertig sein soll. Aufgabe konzentriert erledigen geht wg. der Hektik kaum noch. Sie ist schon richtig verhuscht geworden. Dazu kommt eine ziemliche Angst vor Gesprächen mit Kunden, weil sie vor ein paar Monaten mal einen ordentlichen Rüffel wegen diverser Schnitzer vom Chef bekommen hat.

Vor ein paar Tagen kam es zum Gau, weil sie in einem Kundengespräch Dinge gesagt hat, die der nicht hätte wissen dürfen. Ihre Kollegin ist daraufhin zum Chef gegangen, um sie von Kundengesprächen abzuziehen, was aber praktisch nicht umzusetzen ist. Was meine Freundin völlig fertig macht ist, dass sie weiß, dass sie keine Rhetorikleuchte ist und sich in diesen Momenten gar nicht bewusst ist, dass sie etwas Falsches gesagt hat. Sie bemerkt es wohl erst hinterher. Kurzum: Sie schleppt sich nur noch mit Ängsten da hin, weil sie ja tatsächlich geschäftsschädigend sein kann und überlegt, zu kündigen, was aber finanziell nicht so einfach geht (sie bekommt ohnehin sehr wenig Gehalt und die Regelung für ALG I bei eigener Kündigung). Ihr Freund, der sie wirklich liebt, kann mit ihrem privaten Stressverhalten (weinen, hyperventilieren, manchmal auch leicht erregbar bis meckernd) mittlerweile schwer umgehen, was sie zusätzlich unter Druck setzt.

Ich habe ihr jetzt schon geraten, eine Psychotherapie zu machen, weil sie so unsicher ist, was sie auch langsam in Betracht zieht. Sie grämt sich aber vor allem wegen ihrer beruflichen Zukunft, dass sie kein gutes Zeugnis bekommen würde und hat ohnehin einen (unverschuldet) zerstückelten Lebenslauf. Normalerweise hat sie immer sehr gute Zeugnisse bekommen. Ich kann ja jetzt schlecht sagen „Mach dir mal keine Sorgen, das sehen Arbeitgeber nicht so eng.“ Ich möchte ihr irgendetwas Positives sagen können und würde mich deshalb über Tipps und Erfahrungen freuen. War vielleicht jemand selbst betroffen? Gibt es Tipps, wie man aus so einer misslichen Lage kommt? Ich glaube, das Schlimmste für sie ist, dass sie noch keinen neuen Job in Aussicht hat und auf den jetzigen Job angewiesen ist, aber ihn nicht mehr machen will, weil sich die Fehler häufen.

Über schnelle Antworten würde ich mich sehr freuen, weil ich echt nicht weiß, was so grad in ihrem Kopf los ist.

Vielen, vielen Dank im Voraus und liebe Grüße,
schwarzgrauweiss

Über schnelle Antworten würde ich mich sehr freuen, weil ich
echt nicht weiß, was so grad in ihrem Kopf los ist.

Um es kurz zu machen. Deine Freundin braucht dringend eine Auszeit. Diese Tätigkeit weiter zu machen wird die Situation nur immer weiter verschlimmern. Wenn es jetzt schon so weit in das Privatleben hineinreicht, muß sie die Notbremse ziehen. Das finanzielle Argument kann ich nicht nachvollziehen, dazu ist die Situation zu dramatisch.

Also: Das offene Gespräch mit dem Chef suchen, wenn eine Versetzung in einen anderen Bereich nicht möglich ist, kündigen oder Aufhebungsvertrag schließen. Jedes weitere Warten verschärft und verschlimmert die Lage Deiner Freundin.

Hallo,
dass da was passieren muss ist klar.

Entweder macht sie so weiter, dann ist nur die Frage was sie zu erst ereilt: körperlicher Zusammenbruch oder Kündigung durch den Chef

Dann hat Sie noch die Alternative selbst zu kündigen: Bleiben die Frustration ‚versagt‘ zu haben und ggf. finanzielle Einbußen.

Beratung durch einen Psychologen kann sicherlich hilfreich sein, löst aber nicht das Kernproblem, dass nämlich in ihrem aktuellen Job eine Lücke zwischen den Anforderungen (oder dem was Sie dafür hält) und ihren individuellen Kompetenzen besteht (insbesondere Kundenkommunikation).

Anscheinend ist der Job ja wohl nicht grundsätzlich der komplette Horror und vielleicht lohnt es, nicht einfach wegzulaufen, sondern an einer Lösung zu arbeiten.
Ich bin selber Chef und habe auch schon ähnliche Situationen erlebt.

Warum also nicht ein Gespräch mit dem Chef in Erwägung ziehen? (OK, kommt natürlich auch auf den Chef an, wenn der dauernd nur brüllend durch die Gegend läuft is es wahrscheinlich eher sinnlos)

Wichtig wäre aus meiner Sicht die entsprechende Vorbereitung:

Termin machen, nicht zwischen Tür und Angel nach dem Motto 'Haben Sie mal eine Minute?"

Worin besteht das Problem? Klar beschreiben, was am Job gefällt und was nicht gut klappt, was die Probleme verursacht.
Deutlich sagen, dass die jetzige Situation nicht mehr so weiter gehen kann.
Deutlich sagen, dass sie Hilfe braucht.
Am besten einen Lösungsvorschlag machen (Chefs hören lieber Lösungen als Probleme)

Teil der Lösung kann auch eine Auszeit , längerer Urlaub etc. sein.

Das so meine persönlichen Gedanken dazu.

Hallo,
vielleicht noch zwei Ergänzungen:

  1. Eine Variante für das Gespräch mit dem Chef könnte auch eine 4-Tage-Woche sein: mit Gehaltskürzung (weniger Kosten für die Firma) und der Chef wird überrascht sein, wenn man den Mittwoch frei haben möchte.
    Diesen Tag kann man dann evtl. für Bewerbungen, Vorstellungsgespräche, Probearbeiten oder auch eine Therapie nutzen (vormittags bekommt man auch schneller einen Termin). So wären auch immer nur zwei Tage am Stück zu arbeiten. Im Übrigen ist in vielen Branchen der Mittwoch der ruhigste Tag (oder am wenigsten stressige Tag).

  2. Man kann auch bei der Rentenversicherung einen Kurantrag stellen, wenn bereits Krankheitssymptome auftreten. Anträge gibt es auch direkt bei der Krankenkasse.
    Gruß
    RHW