LIebe Experten,
ich habe eine Frage undzwar habe ich einen übergewichtigen Sohn. Er ist nun 15 Jahre alt und wiegt mit seinen 1,70 schon 95Kilo.
Meine Familie und ich kochen alle sehr gesund und ausgewogen. Das Problem ist aber, dass ich sein Essverhalten nicht Tag und Nacht kontrollieren kann. So weiß ich, dass er sich in der Schule große Mengen an Süßigkeiten und Süßgetränken kauft. Darauf habe ich ja leider keinen Einfluss. Auf Grund des schwierigen Alters stoße ich auch beim Thema Sport auf taube Ohren. Mittlerweile weiß ich nicht mehr weiter und hoffe hier einige Tipps von euch zu bekommen, was ich machen kann, um meinem Sohn zu helfen, der auch selber an seinem Übergewicht leidet!
Ich danke euch!
Alles Liebe, Kathleen
Hallo Kathleen,
den ersten Schritt hast Du gemacht, in dem Du über Dein Problem gesprochen hast, sozusagen hat auch Dein Sohn den ersten Schritt gemacht, weil er darunter leidet und auch etwas ändern möchte. Mit Übergewicht fertig zu werden, ist ein sehr großes Problem, eine Lebensaufgabe, ich weiß dies aus eigener Erfahrung.
Zum Einen ist da das Essverhalten, wie Du selber schon richtig erkannt hast. Meiner Erfahrung nach ist das von Dir beschriebene Essverhalten Deines Sohnes ein süchtiges Verhalten. Selbst wenn er es kontrollieren will, schafft er es nicht, weil er die Kontrolle darüber verloren hat. Zucker (besonders weißer raffinerierter Zucker) ist ein Suchtmittel. Wenn jemand darauf süchtig ist, kann er das nicht mehr kontrollieren und isst oft alles auf, was er hat. Hinterher tut es ihm evtl. leid und er hat Schuldgefühle. Der erste Schritt ist dabei, dass er seine Machtlosigkeit zugibt, sich Hilfe holt, z.B. bei den Anoymen Esssüchtigen, wenn es die in Deiner Umgebung gibt. Dort findet er Gleichgesinnte, mit denen er sprechen kann. Es gibt auch andere Selbsthilfegruppen, die weiterhelfen.
Der nächste Schrit ist, auf Süßigkeiten (weißen Zucker) ganz zu verzichten. Das ist leichter als Du vielleicht denkst, denn es ist viel leichter auf etwas ganz zu verzichten als etwas „kontrolliert“ zu nehmen. Das geht leider nicht, wenn man dieses Problem hat. Ich persönlich bin umgestiegen auf Vollrohrzucker-Produkte (auch Rohrohrzucker geht) und Diabetikerware. Die ist allgemein teurer (was eine Sauerei ist), aber man isst dann davon wesentlich weniger.
Der andere Punkt ist die Psyche. Evtl. hat Dein Sohn Probleme (z.B. Schule, Familie, Freundeskreis), die er nicht alleine lösen kann. Dann sollte er sich professionelle Hilfe holen. Dazu gehört Mut, aber das Geschenk hinterher ist ein gesundes Leben mit mehr Beweglichkeit und Freude und weniger Hänselei. Ich denke auch, dass er das Problem nicht erst seit gestern hat, sondern es vielleicht weit zurück liegt. Frühkindliche Traumata gehören dazu, die mit einer guten Traumatherapie aufgearbeitet werden könnten (ich empfehle Traumatherapie nach Reddemann oder auch Somatic experiencing). Nur Mut, es lohnt sich.
Oft muss auch ein verhaltenstherapeutischer Ansatz gewählt werden, d.h. dass Dein Sohn lernen muss, sich anders zu Verhalten, z.B. in der Pause nicht Süßes kaufen, dazu gehört evtl. Änderung des Freundeskreises oder auch Schulwechsel. Evtl. hat sein Essverhalten auch etwas mit Selbstverletzung zu tun, auch da sollte er genauer hinschauen, natürlich auch mit professioneller Hilfe, wenn es geht. Die eigene Motivation ist der Schlüssel zur Lösung des Problems, ich wünsche Dir /Deiner Familie / Deinem Sohn viel Erfolg dabei. Leider muss ich noch sagen, dass ein Suchtproblem immer ein Familienproblem ist und alle in der Familie betroffen sind. Schaue auch hin,ob es ein weiteres Suchtproblem in der Familie gibt. Auch das sollte bearbeitet werden.
Wenn Du noch Fragen hast, dann schreibe mir noch einmal.
Ich grüße Dich herzlich, viel Erfolg
Ulrike