Servus,
vor einiger Zeit ging die Geschichte eines Inders durch die
Medien der laut einer wissenschaftlichen Studie 10 Tage weder
gegessen, getrunken noch ausgeschieden hat. Angeblich tat er
dies auch schon seit Jahrzehnten.
Kennt man. Solche Leute treten immer wieder in die Öffentlichkeit. Google mal „Lichtnahrung“ oder auch „Breatharianismus“.
Allerdings hat sich bisher immer gezeigt, dass die Leute bei echten Tests entweder bedenklich abnahmen oder sich heimlich aus dem Haus schlichen um doch etwas zu essen.
Die Erklärung war dann meist: „Die Energien im Test-Haus sind so schlecht…“
Daher möchte ich die Studie mal ernsthaft anzweifeln…
Natuerlich kann man die Studie hinterfragen, aber nehmen wir
einmal an es stimmt:
…womit wir den Bereich ScienceFiction betreten .
Waere es theoretisch moeglich dass die Person
a) Photosynthese betreibt? (Das ist bei Tieren nicht
unmoeglich:
http://www.wissenslogs.de/wblogs/blog/detritus/photo…)
Schau Dir mal Dein Beispiel genauer an: Fällt Dir auf welche vergrößerte Oberfläche die Schnecke hat? Und die Schnecke ist kein Warmblüter und auch an sonsten eher wenig aktiv.
Abgesehen davon, dass ich noch keine grünen Menschen gesehen habe…
Selbst wenn die gesamte Haut des Inders mit Chlorophyll bedeckt wäre, bräuchte man eine riesige Oberfläche um den Energiebedarf des Menschen zu decken.
Rechnen wir doch mal:
Als Richtwert für den Grundumsatz eines erwachsenen Menschen (= kein Rennen oder andere Aktivität) kann man 100 kJ pro Tag und kg Körpergewicht ansetzen, also täglich 7000 kJ (etwa 1,9 kWh) für einen 70 kg schweren Menschen – bei Frauen etwas weniger als bei Männern.
Die Effektivität der Photosynthese bezogen auf das gesamte auf die Erde einfallende Sonnenlicht lässt sich wie folgt angeben:
Gesamteinstrahlung 100 %
davon die Hälfte absorbiert, der Rest wird durchgelassen oder am Blatt reflektiert 50 %
davon 3,2 % in die Bruttoprimärproduktion, der Rest in Wärme umgewandelt 1,6 %
davon schließlich die Hälfte als Nettoprimärproduktion, die andere Hälfte wird in der Atmung verbraucht 0,8 %
Die eingestrahlte Sonnenenergie beträgt beispielsweise etwa 1.000 kWh pro Quadratmeter und Jahr in Mitteleuropa und etwa 2.350 kWh pro Quadratmeter und Jahr in der Sahara.
Rechnen wir also mal für Mitteleuropa:
1000 / 365 = 2,7 kWh oder 2700 Wh pro Tag
Davon könnte eine Pflanze ca. 0,8% verwerten, also 0,0216 kWh am Tag.
1,9 kWh werden pro Tag allein für den Grundumstatz (= keine Bewegung etc.) benötigt, somit müsste der Inder - vorausgesetzt er würde mindestens so effektiv Photosynthese betreiben wie Pflanzen - in Mitteleuropa einen Oberfläche von ca. 88 (!) Quadratmetern haben.
(Zum Vergleich: ein ausgewachsener Mensch hat ca. 1,8 Quadratmenter Körperoberfläche).
Trinken müsste er dabei übrigens immer noch, da bei der Fotosynthese Wasser benötigt wird.
Übrigens hilft es dem Inder nicht, wenn er in Indien evtl. mehr Sonne abbekommt, da er hier auch mehr Wärme aufnimmt und daher sein Grundumsatz (= schwitzen etc.) ebenfalls steigen würde. (Außerdem ist selbst in der Sahara die Sonneneinstrahlung gerade mal 2,5fach stärker als in Mitteleuropa, somit würde sich immer noch eine Fläche von ca. 35 Quadratmetern ergeben.)
b) ihren Fluessigkeitshaushalt durch Aufnahme von
Luftfeuchtigkeit und schwitzen regelt? (Dafuer habe ich kein
Beispiel aus dem Tierreich gefunden, technisch ist es jedoch
moeglich:
http://en.wikipedia.org/wiki/Atmospheric_water_gener…)
Problematisch ist, dass bei starker Sonneneinstrahlung - die für die Photosynthese notwendig ist - auch der Wasserbedarf steigt. Dies ist übrigens auch ein Problem, mit dem Pflanzen zu kämpfen haben, weswegen die Blattoberfläche z.B. bei Pflanzen in warmen Erdteilen wieder reduziert ist.
Nehmen wir jedoch an, der Inder bräuchte nur 1 Liter Wasser am Tag (gesundheitlich empfohlen sind 1,5 bis 2,5 Liter am Tag, in der Sonne sind es natürlich noch mehr).
Die durchschnittliche Luftfeuchtigkeit im feuchten Dibrugarh beträgt ca. 80% im deutlich trockeneren New Delhi ca. 50%.
http://www.derreisefuehrer.com/country/120/climate/I…
Bei atmosphärischem Normaldruck von 1013,25 hPa kann ein Kubikmeter Luft bei 30 °C 30,38 g Wasser aufnehmen.
Also nehmen wir mal 70% Luftfeuchtigkeit an, dann wären das ca. 21 g Wasser pro Kubikmeter Luft.
Nehmen wir weiter an der Inder könnte 50% des Wassers der Luft extrahieren, was unmöglich ist, da die ausströmende Luft mit 37° Grad eigentlich mehr Wasser aufnehmen kann als die einströmende Luft mit 30°C. Jedenfalls müsste er dann ca. 96 Kubikmeter (= 96000 Liter) Luft pro Tag atmen.
Pro Atemzug schafft ein Mensch maximal 3,5 Liter, würde er jedoch so viel atmen, würde er sehr schnell in Hyperventilation kommen. Daher sollte man eher die Ruheatmung annehmen, die bei 0,5 Litern pro Atemzug liegt.
Der Inder müsste also ca. 192000 mal atmen um auf seinen Liter Wasser zu kommen. Die durchschnittliche Zahl der Ein- und Ausatmungen eines erwachsenen Menschen pro Zeiteinheit beträgt unter Ruhebedingungen pro Minute 17280mal am Tag.
Der Inder müsste also 11mal schneller atmen (= hecheln) oder Hyperventilieren um überhaupt das benötigte Miminum an Feuchtigkeit aus der Luft einzuatmen (von der Möglichkeit einer Verwertung der Feuchtigkeit in der Lunge mal ganz abgesehen).
Dabei haben wir einen Wasserverlust aufgrund von Schwitzen sowieso außer Acht gelassen.
Also ist die Sache auch rein theoretisch unmöglich.
Gruß,
Sax