Übersetzung des Vater unser Zeile für Zeile

Kann jemand eine Übersetzung des Vater unser Zeile für Zeile und wörtlich aus der lateinischen in die deutsche Sprache anbieten?

Amadeus

Kann jemand eine Übersetzung des Vater unser Zeile für Zeile
und wörtlich aus der lateinischen in die deutsche Sprache
anbieten?

Ich, Hundert Euro, zahlbar im Voraus!

Hallo Amadeus,

Kann jemand eine Übersetzung des Vater unser Zeile für Zeile
und wörtlich aus der lateinischen in die deutsche Sprache
anbieten?

hast Du keinen Stowasser?
http://www.albertmartin.de/latein/

Anbieten kann ich auch griechisch:
http://www.scripture4all.org/

Gruss Harald

Vaterunser Vulgata
Hi,

zeilenweise kannst du es doch auch hier entnehmen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Vaterunser

wobei die Meßbuchfassung nicht ganz identisch mit der Vulgata ist. Und die Vulgata wiederum auch nicht ganz identisch mit dem griechischen Urtext.

Eine Interlinearversion (d.h. nicht nur zeilenweise, sondern auch Wort für Wort) vulgata/dt gibt es m.W. nicht.

Aber interlinear griech/dt kannst du hier sehen (Vers 6.9 ff)
http://interlinearbible.org/matthew/6.htm

Gruß
Metapher

Wort für Wort
Hallo Amadeus,

Pater noster qui
Vater unser, Der Du

es in Coelis;
bist im Himmel;

sanctificetur
geheiligt werde

Nomen Tuum,
Dein Name, (wörtlich der Name der Deine)

adveniat
es komme heran

regnum Tuum,
Dein Reich, (wörtlich das Reich das Deine)

fiat
es geschehe

voluntas Tua,
Dein Wille, (wörtlich der Wille der Deine)

sicut in Coelo
wie im Himmel (oder „so wie im Himmel“)

et
auch

in terra.
auf Erden.

Panem
Das Brot

nostrum
von uns

quotidianum
das tägliche

da
gib

nobis hodie,
uns an diesem Tag,

et dimitte nobis
und vergib uns

debita
die Schulden

nostra,
von uns,

sicut
so wie

et nos
auch wir

dimittimus
vergeben

debitoribus
den Schuldigern

nostris;
von uns;

et ne
und keinesfalls

nos inducas
führe uns (wörtl. uns führe)

in tentationem,
in Versuchung,

sed libera
sondern befreie

nos
uns

a malo.
vom Bösen.

(Zusatz aus dem alttestamentlichen Gebet:
quia tuum est regnum
denn Dein ist das Reich

et potestas et gloria
und die Kraft und die Ehre

in saecula.
in den Jahrhunderten.)

Gruss
Mike

Nur eine Korrektur:

Pater noster qui
Vater unser, Der Du

Vater unser, der

es in Coelis;
bist im Himmel;

du bist in den Himmeln
(das „du“ gehört zum es, nicht zum qui; und coelis ist Mehrzahl).

Gruß, Martinus

P.S.

Panem
Das Brot

nostrum
von uns

Weshalb „von“? Wenn pater noster mit „Vater unser“ wiedergegeben wird, müßte es dann nicht hier „Brot unser“ heißen? Im Lateinischen werden doch die Adjektive und besitzanzeigenden Fürwörter immer nachgestellt (meine ich mich zu erinnern). Läge da nicht auch bei den vorangegangenen und noch folgenden Stellen z.B. „Name dein“ oder „Schulden unsere“ als wörtliche Übersetzung näher?

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Hallo Martinus,

bezüglich „qui es in coelis“ hast Du Recht, dass „coelis“ wörtlich ein Plural ist. Beim „nostrum“ wollte ich mit Recht eine Unterscheidung machen: Durch das „von“ wird ausgedrückt, dass „nostrum“ ein Genitiv ist und nicht das Possesivpronomen wie „noster“. Ich müsste aber bei „debita nostra“ bzw. „debitoribus nostris“ wieder zurück zu „unsere (-n)“, tut mir sseehhrr leid.

Gruss
Mike

Hallo!
Kleine Rückfrage oder Korrektur:

et ne
und keinesfalls

Wieso?
ne mit Konjunktiv ist die ganz gewöhnliche Verneinung eines Wunsches
und entspricht genau dem griechischen „me eisenegkes“.
Gruß!
H.

Hallo Mike!

Beim „nostrum“ wollte ich mit Recht
eine Unterscheidung machen: Durch das „von“ wird ausgedrückt,
dass „nostrum“ ein Genitiv ist und nicht das Possesivpronomen
wie „noster“.

Wie würde denn bei Dir „unser Brot“ im Akkusativ lauten, wenn nicht „panem nostrum“?
(Der Akkusativ männlich von noster ist doch nostrum, oder sehe ich das falsch?)

Liebe Grüße
Immo

verstehe Einwand nicht
Hallo Hannes,

ja, natürlich, das griechische „Mè“ und das lateinische „Ne“ empfinde auch ich als deckungsgleich. Es drückt etwas aus, was nicht sein soll, mithin einen Wunsch, im Deutschen durch Optativ oder gar Imperativ ausdrückbar. Das „keinesfalls“ sollte auf das „ne“ im Unterschied zu „non“ hinweisen. Natürlich kann man es auch ohne inhaltliche Einbusse beim herkömmlichen „nicht“ bewenden lassen.

Gruss
Mike

schon richtig
Hallo Immo,

natürlich. Auch richtig. Aber man „könnte“ mit Recht jene Unterscheidung machen, auch wenn ich es etwas überflüssig „wollte“…

Gruss
Mike

nicht ‚täglich‘
Zusätzlich zu den anderen Einwendungen:

Wieso nimmst du die traditionelle Version der Vetus Latina und nicht die der Nova Vulgata, die seit 1979 durch JP II für die kath. Liturgie als obligatorisch erklärt ist? Da du ansonsten doch einen röm.-kath. Standpunkt vertrittst, wundert das.

quotidianum
das tägliche

Seit Hieronymus (-> Vulgata) wird diskutiert, daß Mt. 6.11 ἐπιούσιον (epiousion) alles mögliche heißt, aber jedenfalls nicht quotidianum („täglich“), wie es die Vetus Latina überlieferte. Hieronymus erkennt das, treibt dann aber theologische Spekulation und übersetzt - vermeintlich wörtlich -
supersubstantialem („über-wesentlich“)
was dann im XX. Jhdt in die Nova Vulgata Editionen übernommen wurde.

doch täglich
Hallo Metapher,

netter Einwand:

ansonsten doch einen röm.-kath. Standpunkt vertrittst

Das ist auch der Standpunkt der Tradition. Diese singt / spricht / betet quotidianum. Vgl. Römisches Messbuch. Bei der Stelle von Lk 11,3 steht es übrigens in der Nova Vulgata auch, diese Fassung gilt gemeinhin als älter gegenüber Matthäus. Aber von mir aus kannst Du auch mit der Einheitsübersetzung und Matthäus beten „das Brot, das wir brauchen“. Ich wollte nur die häufigste Fassung präsentieren.

Gruss
Mike

Hi!
Jetzt misch ich mich doch noch ein.

Beim „nostrum“ wollte ich mit Recht
eine Unterscheidung machen: Durch das „von“ wird ausgedrückt,
dass „nostrum“ ein Genitiv ist und nicht das Possesivpronomen
wie „noster“.

Wie würde denn bei Dir „unser Brot“ im Akkusativ lauten, wenn
nicht „panem nostrum“?
(Der Akkusativ männlich von noster ist doch nostrum, oder sehe
ich das falsch?)

Es handelt sich beim Wort „nostrum“ hier wohl tatsächlich um den Genitiv Plural, eine ganz geläufige Kurzform von „nostrorum“.
Denn das entspricht dem griechischen Text, wo man „emon“ liest: Genitiv Plural des Possessivpronomens der 1. Person.
Ich hab das auch erst nach dem Posting von Mike bemerkt, obwohl ich das griechische Vater-unser in der Schule auswendig lernen musste). Ihm sei dafür Dank gesagt!
Gruß!
H.

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Hallo Hannes!

Es handelt sich beim Wort „nostrum“ hier wohl tatsächlich um
den Genitiv Plural [von noster, nehme ich an?], eine ganz geläufige Kurzform von
„nostrorum“.
Denn das entspricht dem griechischen Text, wo man „emon“
liest: Genitiv Plural des Possessivpronomens der 1. Person.

D.h. man müsste eigentlich übersetzen: „Das tägliche Brot von unseren [Broten?] gibt uns heute“, nicht „von uns“ noch „unser tägliches Brot“. Verstehe ich das richtig?

Liebe Grüße
Immo

Durch das „von“ wird ausgedrückt,
dass „nostrum“ ein Genitiv ist und nicht das Possesivpronomen

Ok, das übersteigt meine Lateinkenntnisse :wink:.

Martinus

Hallo Immo,

ich bleibe bei „von uns“.

Gruss
Mike

Hallo!

Wort „nostrum“
Genitiv Plural [von noster, nehme ich an?], eine ganz geläufige Kurzform von
„nostrorum“.
Denn das entspricht dem griechischen Text, wo man „emon“
liest: Genitiv Plural des Possessivpronomens der 1. Person.

D.h. man müsste eigentlich übersetzen: „Das tägliche Brot von
unseren [Broten?] gibt uns heute“, nicht „von uns“ noch „unser
tägliches Brot“. Verstehe ich das richtig?

Nicht ganz, wie mir scheint. Nostrum/emon heißt wörtlich „der Unseren“ und ist Gen. Pl. zu „die Unseren“ (= wir).
Man kann es wörtlich so übersetzen, wie Mike vorschlägt: von uns.
Ob die gotische Übersetzung der Wulfila-Bibel das auch schon so ausdrückt, weiß ich nicht. Vielleicht klärt uns da jemand auf, der in Germanisch, speziell Gotisch, mehr weiß als ich. Dort heißt unser Brot: hlaif unsarana.
Schönen Gruß!
H.

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nostrum/emon ist Gen. Pl. zu nos/emeis(= wir), antwortet also auf die Frage „wessen?“.
Man kann es wörtlich so übersetzen, wie Mike vorschlägt: von
uns.
H.

Nicht nachvollziehbar
Hi,

Nicht ganz, wie mir scheint. Nostrum/emon heißt wörtlich
„der Unseren“ und ist Gen. Pl. zu „die Unseren“ (= wir).
Man kann es wörtlich so übersetzen, wie Mike vorschlägt: von uns.

Die abseitige Übersetzung von Mike kann ich nicht nachvollziehen, daher auch deine Zustimmung nicht.

Das orig. πατηρ υμων wird lat. auch pater noster wiedergegeben und nicht pater nostrum. Und βασιλεια σου mit regnum tuum und nicht regnum tui. Ein lat. Gen. explicativus (was sonst würde es sein können?) wäre hier ebenso wie an der diskutierten Stelle absurd und entspräche der griech. Vorgabe nicht.

Ein Gen. possessivus (was es deinem Verständnis nach sein soll) wäre merkwürdig: Dieses Brot, das eh schon den Unsrigen gehört, braucht man doch wohl kaum noch zu erbitten.

Warum also sollte (panem) nostrum nicht - wie naheliegend - akk. sing. sein?

In τον αρτον ημων handelt es sich (wie in den beiden anderen Beispielen) schlicht um das Possessivpronomen in nicht-refexiver schwacher Betonung. Stärkere Betonung, die im lat. einen Gen. Plur. erfordern würde, müßte griech. τον ημετερον αρτον heißen. Das war offensichtlich auch Wulfila klar. Denn er hat ja direkt aus der griech. Vorlage übersetzt:

Ob die gotische Übersetzung der Wulfila-Bibel das auch schon so ausdrückt, weiß ich nicht. Vielleicht klärt uns da jemand auf, der in Germanisch, speziell Gotisch, mehr weiß als ich.
Dort heißt unser Brot: hlaif unsarana.

Got. unsarana ist ebenfalls akk. sing. (von unsar). Gen. plur. würde unsaraize heißen.

Gruß
Metapher

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