Grüß dich!
eso steht mE für innen, exo für außen.
Was genau bedeutet nun τερικός im altgriechischen?
Gerichtet oder bestimmt? Oder doch etwas ganz anderes?
Das ist ganz genauso wie im Deutschen:
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Äußeres und Inneres sind der Endung nach Komparative. Im
Altgriechischen wird diese Steigerungsstufe gewöhnlich mit
Hilfe des Suffixes -teros/a/on gebildet.
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Zugrunde liegt in beiden Sprachen kein Adjektiv, sondern
ein unveränderliches Adverb: außen/éxo und innen/eíso*. Um
dann aber ein substantivierbares Adjekiv zu haben für das
Äußere und das Innere, wird das im Griechischen wie im
Deutschen** in solchen Fällen in der Form des Komparativs
gebildet.
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In beiden Sprachen hat sich das Gespür, es handle sich um
eine Steigerungsform, weitgehend verflüchtigt. Denn wer denkt
dabei äußerer/innerer als …?
Aber die gleichbedeutende Weiterbildung esoterikós/innerlich ist selten verwendet, exoterikós/äußerlich öfters; beide wurden gewöhnlich gebraucht zur Einteilung der Schriften des Aristoteles: die esoterischen waren die für den inner circle bestimmten, die exoterischen die für das philosophische Lesepublikum.
* eso ist zwar gebräuchlich, hat sich aber anscheinend aus der
poetischen Sprache in die Prosa eingeschlichen; denn die
Tragödiendichter verwenden es nur, wenn sie aus
vers-technischen Gründen die kurze Silbe e(so) brauchen. Wie
es in der gesprochenen Alltagssprache war, wissen wir nicht.
** Ob das schon im Indogermanischen angelegt ist oder ob hier
die deutsche Grammatik einfach einem griechischen Vorbild (z.
B. beim Übersetzen) gefolgt ist, müsste die Vergleichende
Sprachwissenschaft des Indogermanischen beantworten.
Freundlichen Gruß!
H.