Übersetzungen

Hallo Literaten,

was könnte der Grund dafür sein, dass die Titel von englischsprachigen Büchern so oft nicht richtig übersetzt werden? Stattdessen werden sehr häufig ganz neue Titel erfunden, die häufig reißerischer als das Original wirken und mit dem Inhalt oft gar nichts mehr zu tun haben (ganz deutlich z.B. bei Elizabeth George). Braucht der deutsche Kunde so etwas? Muss der Autor dem zustimmen?

Gruß
Ernesto

Hallo Ernesto

Titel und Umschlag sind entscheidend für’s Marketing. Ob der Kunde das braucht? Eher nicht, dafür aber der Verlag. Und der Autor wird einverstanden sein, wenn er bessere Verkaufschancen sieht.

Gruss
Heinz

Und der
Autor wird einverstanden sein, wenn er bessere Verkaufschancen
sieht.

Wenn er es denn versteht.

MfG
GWS

Da in vielen Fällen auch die „Originaltitel“ oft vom "Verlag oder, wenn schon vom Autor selbst, so doch zumeist erst nach „Prüfung und Genehmigung“ seines Lektors stammen, dürfte es die diversen Autoren kaum stören; und was die Leser anbelangt - die kaufen ja schließlich ein Buch, und nicht nur Einband und „Titel“ (oder wenigstens sollte es so sein), und werden also mehr am Inhalt interessiert sein.

Gruß
nicolai

Moin Ernesto,

bei Unterhaltungsliteratur ist dieses Verfahren durchaus üblich; die Werbestrategen der Verlage wissen schon in etwa, auf welche Titel potentielle Käufer „abfahren“ und auf welche nicht.

In der „seriösen“ Literatur findet man dieses Umtaufen nur sehr selten.
Vergleich einfach mal:
http://de.wikipedia.org/wiki/Elizabeth_George#Biblio…
http://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Vonnegut#Romane_un…
http://de.wikipedia.org/wiki/T._C._Boyle#.C3.9Cbersi…
http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Auster#Romane

Grüße
Pit

Wörtliche Übersetzungen auf dem Prüfstand
Hi Ernesto.

was könnte der Grund dafür sein, dass die Titel von
englischsprachigen Büchern so oft nicht richtig übersetzt
werden? Stattdessen werden sehr häufig ganz neue Titel
erfunden, die häufig reißerischer als das Original wirken und
mit dem Inhalt oft gar nichts mehr zu tun haben (ganz deutlich
z.B. bei Elizabeth George).

Natürlich spielen, wie schon gesagt wurde, marketingtechnische Gründe eine Rolle. Entscheidend scheint mir aber zu sein, dass die Originaltitel oft nicht gut übersetzbar sind. Bleiben wir bei deinem Beispiel E. George:

A Great Deliverance - Gott schütze dieses Haus

Ich kenne die Story nicht und kann die Eignung des dt. Titels nicht beurteilen, aber einen wörtliche Übersetzung von „a great deliverance“ wäre gewiss nicht die beste Lösung („Eine große Befreiung/Erlösung/Errettung usw.“). 1zu1-Übersetzungen sind bei Titeln nur selten möglich und ratsam. Das gilt auch für Klassiker wie John Steinbeck (To a God unknown - Der fremde Gott, oder: Burning bright - Die wilde Flamme).

Weiter mit E. George:

Payment in Blood - Keiner werfe den ersten Stein.

Blutige Bezahlung? Bezahlung mit Blut? Nicht wirklich gut.

Well-Schooled in Murder - Auf Ehre und Gewissen

Gut im Morden ausgebildet - toller Titel :smile:

A Suitable Vengeance - Mein ist die Rache

Eine passende/geeignete Rache - supertoller Titel :smile:

For the Sake of Elena - Denn bitter ist der Tod

Elena zuliebe - netter Titel :smile:

Missing Joseph - Denn keiner ist ohne Schuld

Joseph wird vermisst - cooler Titel :smile:

Playing for the Ashes - Asche zu Asche

Um die Asche spielen - der ultimative Titel :smile:

In the Presence of the Enemy - Im Angesicht des Feindes

In der Gegenwart des Feindes - na, dann lieber doch das Angesicht.

Chan

Guten Abend,

Playing for the Ashes - Asche zu Asche

Um die Asche spielen - der ultimative Titel :smile:

Nicht „Asche“, sondern Mehrzahl! Wenn du schon wörtlich übersetzt. Es geht aber in dem genannten Buch um Cricket, und bei den „ashes“ handelt es sich um eine Serie von Spielen zwischen den Nationalmannschaften von England und Australien.
http://en.wikipedia.org/wiki/The_Ashes

Mithin ist der Titel zwar nicht wörtlich zu übersetzen, aber „Asche zu Asche“ trifft es nun mal überhaupt nicht.

MfG
GWS

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Kreative Titeleindeutschung ist unvermeidlich
Hi.

Playing for the Ashes - Asche zu Asche
Um die Asche spielen - der ultimative Titel :smile:

Nicht „Asche“, sondern Mehrzahl! Wenn du schon wörtlich übersetzt.

Ich muss dich seltsamerweise darauf hinweisen, dass „Asche“ nicht in den Plural übertragbar ist, jedenfalls nicht in der Umgangssprache.

Mithin ist der Titel zwar nicht wörtlich zu übersetzen, aber „Asche zu Asche“ trifft es nun mal überhaupt nicht.

Das zeigt, dass du die Pointe des Problems nicht verstanden hast. Du siehst hier die Beziehung zwischen dem englischen und dem deutschen Titel viel zu vordergründig. Der Titel „Asche zu Asche“ soll den Sinn des englischen Titels keineswegs „treffen“. Er ist einfach ein alternativer Titel. Vermutlich dachte sich der deutsche Titelgeber, dass „Asche zu Asche“ vom Vokabular her gut mit „ashes“ korrespondiert, auch wenn „ashes“ im Buchkontext einen ganz anderen Sinn hat. Unabhängig vom Originaltitel macht „Asche zu Asche“, bezogen auf den Buchinhalt, auf jeden Fall Sinn, da es darin um den Tod geht.

Da wir das nun geklärt haben: Was ist mit den von mir genannten anderen Titeln? Habe ich nicht belegt, dass es im Regelfall nicht möglich ist, englische Titel textnah einzudeutschen? Darauf gehst du überhaupt nicht ein.

Meine These ist also, dass die dt. Verlage alles Recht der Welt haben, englische Titel kreativ einzudeutschen.

Das wurde von den anderen im Thread bisher bestritten mit dem sinngemäßen Argument, denen ginge es ja nur um Effekthascherei beim Publikum.

Diesen Vorwurf halte ich für sehr oberflächlich.

Chan

1 „Gefällt mir“

Ich muss dich seltsamerweise darauf hinweisen, dass „Asche“
nicht in den Plural übertragbar ist, jedenfalls nicht in der
Umgangssprache.

Musst du nicht. Aber du hast impliziert, wörtlich übersetzt zu haben. Funktioniert nur hier nicht. Weil „ashes“ eben beileibe nicht „Asche“ ist.

Das zeigt, dass du die Pointe des Problems nicht verstanden
hast.

Doch. Ich habe nur deine Ausführungen dazu als nicht zielführend empfunden.

Da wir das nun geklärt haben: Was ist mit den von mir
genannten anderen Titeln? Habe ich nicht belegt, dass es im
Regelfall nicht möglich ist, englische Titel textnah
einzudeutschen? Darauf gehst du überhaupt nicht ein.

Hätte ich für dich ganz besonders deutlich schreiben sollen, dass es mir nur um dieses spezielle Beispiel ging. Das ich dir durchaus rechtgegeben habe, dass es nicht 1:1 zu übersetzen ist, aber deine Ausführungen das Problem auf eine ganz andere Ebene verlagert haben. Dann entschuldige. Sollte ich dir wieder mal antworten werde ich für dich in Zukunft mehrseitige Abhandlungen verfassen.

Diesen Vorwurf halte ich für sehr oberflächlich.

„Der Vorwurf“ wurde erst einer durch deine eingeschnappte Replik.

GWS