Überspannungsschutz 3 ; Besser in Verteilerkasten, UP-Dose oder Steckerleiste?

Hallo,

habe ein Multimediaksterl gebaut das ich jetzt verkabeln muss und möchte auch gleich einen Überspannungsschutz mit einbauen.

Als Groben Schutz haben wir unten im Keller für 10 Wohnungen  1x Eaton SPBT12-NPE100 5x Eaton SPBT12-280
Und die Steckdose dort hängt an einem eigenem FI/LS Schutzschalter im Sicherungskasten der Wohnung.

Da der Platz recht knapp ist beim Kasterl wäre die beste Lösung ein Überspannungsschutz im Verteilerkasten der Wohnung, ist aber 30meter von dem Geräteschrank/der Steckdose entfernt, wäre das dann noch sinnvoll / gleich gut? Falls ja hätte da wer einen Tipp welchen am besten?

Die Alternative wäre ein UP Modul zum hinter die Steckdose setzen (welches?) oder eine Steckdosenleiste mit Blitzschutz (zbsp APC) wobei es mit der Steckdosenleiste kleine Platzprobleme gäbe, könnte vermutlich nur in einem der Fächer hinter einem der Geräte verstaut werden wo ich auch das Kabel verstauen müsste da das ja direkt neben der Steckdose wäre. Unter dem Schrank wird sich mit den Steckern vermutlich nicht ausgehn.

Danke für die Hilfe,
Gruß,
Benji.

PS: Möchte auch noch das Netzwerk schützen, in der ganzen Wohnung sind CAT6a Kabel verlegt, reicht es da einen Blitzschutz vor den Antennenanschluss des Routers zu hängen? (Gleicher Anschluss wie für den Fernseher / Terrestisch) Oder muss ich vor den empfangsgeräten überall einen Cat Überspannungsschutz anschließen ? Noch keinen mit guten Bewertungen gefunden, und kann ihn nur Erden indem ich von einer Steckdose abgreife, Alternative zum Erden habe ich leider nicht wirklich.

Hallo,

soweit ich das sehe, ist der vorhandene Ableiter ein Mittelschutz / Typ 2.
Der geht in Ordnung, wenn das Objekt in keiner exponierten Lage oder nicht mit Freileitung versorgt ist.
Bereits in der entfernten Unterverteilung ist aber wieder mit erhöhten Überspannungen zu rechnen. Daher wird der Typ 2 Ableiter eigentlich dort installiert, nicht am Hausanschluss.

Typ 3 Ableiter, der Feinschutz, gehört immer so nahe zum Gerät wie möglich.

Für Kabel-TV Anschlüsse sind auch Ableiter erhältlich, ich würde aber eher das Modem des Anbieters als „Opfer-Gerät“ bezeichnen und statt dessen dafür sorgen, dass im Falle eines Nah- oder Direkteinschlags direkt neben wertvoller Techni dafür gesorgt wird, dass Strom und Datenleitungen auf ein gemeinsames Niveau gezogen werden.

Beachte:
Erhält dein Haus einen Treffer, dann steigt das, was in deinem Haus sonst Erdpotenzial ist, um einige Kilovolt an.
Es ist wurscht, ob das Stromnetz einige kV hochgeht und der Kabelanschluss bei 0V bleibt oder umgekehrt.
Daher zieht man bei einem umfassenden Überspannungsschutz direkt bei gefährdeten Geräten alles, was zu diesen Geräten führt, mit Ableitern auf ein gemeinsames Niveau.
Wenn alle Leitungen am Gerät gemeinsam um 22.734V nach oben gejagt werden, passiert dem Gerät nichts.

Wo kommt Überspannung her:

  1. Von außen über die Einspeiseleitungen. Die sollten also am
    Eintritt ins Haus geschützt sein. Deren ABleitung soll so kurz
    wie möglich sein, in Verteilungen nicht länger als 1 m. Habt
    ihr so schon (Eaton …) im HAK/Zählerverteiler. Passt also.

Stimmt.
Das wäre der Grobschutz.
Der kann bis zu einigen hunderttausend Ampere ableiten.

Er hat aber einen recht hohen Schutzpegel, bis 4000V sind zulässig.
Das ist die Spannung, die er durchlassen dürfte!

  1. Von parallelen Kabeln mit hohen Strömen.

Nein, wie sollte das passieren?

Habt ihr
wahrscheinlich nicht. Die (emppfindlichen) Verbraucher sollten
dann einen ÜSS an der Steckdose haben. Kann also ersatzlos
entfallen.

Nein, der kann nie entfallen. Grob- und Mittelschutz lassen noch einiges durch, erst der Feinschutz, der unmittelbar ans Gerät kommt, zieht das letzte Quentchen Überspannung zum Schutzleiter.

  1. CAT-Leitungen schützen?

Unbedingt!

Wo sollen die denn ihr Überspannung
herbekommen? Die >50.000 Ports, die ich bisher geplant
habe, haben alle keinen ÜSS.

Wenn du meinst, dass das richtig ist…

Es gibt Blitzschutzzonen. Innerhalb einer Blitzschutzzone erfolgt keine Überspannungsschutz. Das kann ja durchaus bislangg bei dir so gewesen sein.
Wenn ich aber z.B. einen Serverraum in der höchsten Blitzschutzzone (3) errichte, dann ist es ein Fehler, dort Netzwerkleitungen (oder sonst irgendeine Leitung mit Kupfer) ohne Überspannungsschutz einzuführen.

Was willst Du also noch installieren, wo doch schon alles
passt?

Überspannungen kommen von außen, etwa durch Nah- und Ferneinschläge.
Sie gelangen auch über Telekommunikationsleitungen ins Haus.
Auch einfache Schalthandlungen, etwa von Leuchtstofflampen, erzeugen Überspannungen.
Eine Leitung, die zufällig ein paar Meter paralell zum Blitz verläuft, der gerade von Wolke zu Wolke springt, wirkt wie eine Antenne und fängt gehörige Überspannungen ein.

Wer einen „Kasten“ sichern will, der muss halt jede Leitung, die in den Kasten führt, einzeln betrachten und ggf. schützen.
Wenn ein Netzwerkkabel vom diesem Kasterl zum SAT-Reciever geht, was meinst du denn, was da los ist, wenn ein Blitz in die Schüssel einschlägt?

Bereits eine unbedacht angeschlossene Leitung kann übel sein.
Wenn da jemand eine IP-Kamera ans Gebäude schraubt und der Einfachheit diese an den Switch im Keller im Serverraum anschließt, dann ein Blitz den Schornstein des Nachbarhauses in 40m Entfernung zerlegt, dann kann es den Switch zersemmeln.
In diesem Fall war es einer der beiden Coreswitches.

Ich hätte den Kamera-Installateur ja direkt geteert und gefedert - und die IT „Spezialisten“ der Firma gleich mit. Dass der Installateuer nebenbei das Brandschutzschott geöffnet und nicht wieder richtig verschlossen hatte, versteht sich von selbst. Dass er dabei bei zwei Glasfaserkabeln (es gehen eigentlich nur Glasfaserkabel in den Serverraum!) den Mantel beschädigt hat, ist ein weiteres I-Tüpfelchen gewesen.

OK, wir reden hier über eine Spielerei im Privatbereich.
Aber die Behauptung, alleine mit Typ 1 und Typ 2 Ableitern in der Spannungsversorgung sei man auf der sicheren Seite, ist falsch.
Letzlich verringert man mit Überspannungsschutz-Konzepten immer nur das Risiko, man bekommt es nie auf Null, aber ohne Feinschutz und ohne den Schutz von Kommunikationsleitungen, das ist halbfertiges Arbeit.

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Hallo Benji

So ganz kann ich mir nicht vorstellen, um was es sich beim „Medienkastl“ handelt.

Überspannungsschutz (ÜSS):
WWW.DEHN.DEhat schöne Bildchen dazu.

Am Anfang steht die Risikoanalyse.

  1. Wie wahrscheinlich ist eine ÜS?
  2. Was kostet der Schaden?
  3. Wer bezahlt den Schaden (schau mal in Deine Hausratversicherung)?

Wo kommt Überspannung her:

  1. Von außen über die Einspeiseleitungen. Die sollten also am Eintritt ins Haus geschützt sein. Deren ABleitung soll so kurz wie möglich sein, in Verteilungen nicht länger als 1 m. Habt ihr so schon (Eaton …) im HAK/Zählerverteiler. Passt also.
  2. Von parallelen Kabeln mit hohen Strömen. Habt ihr wahrscheinlich nicht. Die (emppfindlichen) Verbraucher sollten dann einen ÜSS an der Steckdose haben. Kann also ersatzlos entfallen.
  3. CAT-Leitungen schützen? Wo sollen die denn ihr Überspannung herbekommen? Die >50.000 Ports, die ich bisher geplant habe, haben alle keinen ÜSS.
    Was willst Du also noch installieren, wo doch schon alles passt? Viel hilft viel? Nein, viel geht viel kaputt, weniger ist mehr. Wie so oft.