Überstunden bei Abwesenheit für Arztbesuch und attestierter Krankheit

Behörden & Recht Arbeitsrecht
#1

Hallo allerseits,
wenn ich morgens eine Stunde arbeite, dann 7 Stunden (attestiert) beim Arzt bin und danach noch eine Stunde arbeite, habe ich dann eine Überstunde geleistet (8h-Arbeitstag angenommen)?

Wenn ich vom Arzt ein Attest für den Aufenthalt bei ihm habe, aber eine sehr lange An- und Abreise, zu wessen Lasten geht diese nicht-attestierte Zeit?

Wenn ich ganztägig krankgeschrieben bin, mich aber zunächst fit fühle, nach zwei Stunde aber merke: Nee, das wird nichts, habe ich dann zwei Überstunden geleistet? Das Attest erfordert für diesen Tag ja keine Arbeit.

Vielen Dank,
Gruß, fischstaeble

#2

Um das im Detail zu beantworten, wäre wichtig zu wissen, in welchem Arbeitszeitmodell sich das bewegt und was der Tarifvertrag dazu sagt,
Grundsätzlich sind da aber Denkfehler drin. Der Arbeitnehmer schuldet seine Arbeitskraft zu bestimmten bzw. Innerhalb bestimmter Zeiten. Eine AU Bescheinigung ist kein Stundenzettel. Sie ist eine ärztliche Prognose über die Arbeitsfähigkeit. Der AN muss sich nicht daran halten. Allerdings ist er grundsätzlich verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, dass die AU-Zeit möglichst gering ist. Das schließt Partymachen im Zweifel genauso aus wie Arbeiten. Wobei davon unbenommen ist, wenn man davon ausgeht, es geht wieder und es sich dann mal als Irrtum herausstellt.
Aber hier geht es ja primär darum, was bezahlt wird und was nicht.
AN müssen die Arbeitsleistung erbringen. Arzttermine sind grundsätzlich Privatsache und daher außerhalb der Arbeitszeit zu absolvieren. Nur in akuten Fällen und wenn es nicht anders geht, kann das während der Arbeitszeit liegen. Dann gehört auch der direkte Weg ohne Edeka oder Burgerbrater dazu.
Wenn Gleitzeitmodell vorliegt, danach klingt es hier ein wenig, kann und muss innerhalb selbiger nachgearbeitet werden. Selbstverständlich nicht als Überstunde, sondern um die geschuldete Leistung zu erbringen. Denn auch die Bescheinigung des Arztes zum Termin ist kein Stundenzettel.
Das bedeutet, dass nach einem Arzttermin im Zweifel nicht nur eine Stunde, sondern 3 oder 4 zu arbeiten sind oder mehr, wenn das Arbeitszeitmodell das vorsieht.

#3

in der Praxis bei Gleitzeitmodell mit 8h Arbeitszeit pro Tag und akuter Erkrankung, wenn man z.B. schon 2 Stunden an dem Tag gearbeitet hat:
Krankschreibung geht nur für ganze Tage, dann ist man eben den Tag krankgeschrieben. Wenn nicht, hat man 6 Minusstunden…
Und Gang zum Arzt ist bei Gleitzeit normalerweise „Privatsache“, also keine Arbeitszeit.

Beatrix

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#4

Hier war nicht von der AU für den Tag die Rede, sondern von attestiertem Arztbesuch. Das ist ein Unterschied. Und beim Thema Gleitzeit gibt es so viele Modelle, dass man das pauschal nicht beantworten kann. Wer Rahmenzeiten hat, darf bspw. gar nicht länger arbeiten.

#5

Vielen Dank schon einmal bis hier.
Generell gibt’s Gleitzeit mit Kernarbeitszeit, keinen Tarifvertrag. Bescheinigungen für Arztbesuche werden durch die Firma als Goodwill akzeptiert sogar als Ersatz für die Arbeitszeit. Eigentlich sehr nett. Etwas unverschämt finde ich dann die Idee, nach einer Stunde Arbeit, 4 Stunden Arzt und drei Stunden Arbeit eine Überstunde haben zu wollen…
Ähnlich gelagertes Thema mit den 2 Stunden und dann krank: Dass dies ohne AU 6 Minusstunden sind, ist klar. Wenn eine AU vorliegt, bleiben wir dann bei 0, oder werden daraus plötzlich 2 Plusstunden? Kann doch eigentlich nicht sein…

#6

Ist ja auch nicht so.

Mit anderen Worten: ist man zwei Stunden bei der Arbeit und wird anschließend „krankgeschrieben“, wird man für den ganzen Tag bezahlt, obwohl man nur zwei Stunden gearbeitet hat. Es gibt aber in der Tat seltsame Gesellen, die ernsthaft, aber zu Unrecht glauben, dass sie für die zwei Stunden Arbeit nicht nur den ganzen Tag vergütet bekommen sollten, sondern zusätzlich noch die zwei Stunden.

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#7

Hi

was steht denn in eurer Firma in den Vereinbarungen zur Gleitzeit zum Thema Arztbesuche?

Bei uns wären es bei deinem Eingangspost schlicht 2 Arbeitsstunden auf dem Zeitkonto gewesen und der Rest Freizeit. Arztbesuche während der Arbeitszeit sind unser Privatvergnügen. Wenn wir uns AU schreiben lassen, bekommen wir die Regelarbeitszeit gutgeschrieben. Arbeiten wir an dem Tag, wird die Zeit gestrichen 🤷

Deswegen gibt es ja flexible Arbeitszeitmodelle, damit man auch tagsüber mal zum Arzt gehen kann. Bei festen Arbeitszeiten müsste man ja auch ganze (oder halbe Tage) frei nehmen, oder eben die Termine außerhalb der Arbeitszeit wahrnehmen.

Gruß h