Überstundenstreit nach Kündigung

Hallo,

kurze Fallbeschreibung.

Ein Produktionsleiter eines kleinen Industriebetriebes kündigt ordnungsgemäß zum nächstmöglichen Monatsende. Nun will sein Chef nur die Hälfte der rund 70 Überstunden anerkennen, da der Produktionsleiter täglich nur eine halbe Stunde Pause gemacht hat, statt 45 Minuten. Im Arbeitsvertrag steht, dass die Mehrarbeit durch zeitausgleich vergütet wird. Da der Produktionsleiter sich auf den „Deal“ mit der Halbierung der Überstunden nicht einlassen will, droht ihm der Chef mit arbeitsrechtlichen Schritten. Die Überstunden wurden nur mündlich bei Bedarf angeordnet. Allerdings hat der Produktionsleiter jeden Monat seinen Stundenzettel abgegegen und diesen vom Chef unterschrieben bekommen.

Kann der Chef Recht bekommen?

Danke im Vorraus
Mario

Hallo,

mit rechtlichen Schritten ist immer schnell gedroht, aber zum einen geht es hier um so lächerliche Beträge, das sich für den AG der Gang zum Anwalt kaum lohnen wird, zum zweiten wird es schwer sein, gegen abgezeichnete Stundenzettel zu argumentieren.

Auf der anderen Seite gilt allerdings zu bedenken, das der AN eventuell noch ein (gutes) Arbeitszeugnis haben möchte, man sollte also vielleicht versuchen, sich im Guten trennen.

Gruß,
Steve

aber zum
einen geht es hier um so lächerliche Beträge,

echt? ist für dich der geldwert von 35 arbeitsstunden lächerlich? darf ich fragen, was dein stundenlohn beträgt? und was du für den normalen stundentarif eines produktionsleiters hältst?

Es geht also um deutlich weniger als 10.000 Euro.
Dafür ein Fass aufzumachen, lohnt sich für den AG nicht. Für den AN natürlich schon.

Es geht also um deutlich weniger als 10.000 Euro.
Dafür ein Fass aufzumachen, lohnt sich für den AG nicht.

ok. dann schieb mal rüber. ich nehme auch schecks.

du scheinst ein recht seltsames verhältnis zu geld zu haben. ich kenne keinen einzigen ag, dem 10.000€ egal sind.im gegenteil stört meist schon die spesenabrechnung. ich kenne sogar einen fall, da ist jemand wegen nicht mal 40€ nach jahrzehnten fristlos gekündigt worden - er hat die einladungen zu seiner silberhochzeit durch die frankiermaschine geschoben.

nunja.

du scheinst ein recht seltsames verhältnis zu geld zu haben.
ich kenne keinen einzigen ag, dem 10.000€ egal sind.im
gegenteil stört meist schon die spesenabrechnung. ich kenne
sogar einen fall, da ist jemand wegen nicht mal 40€ nach
jahrzehnten fristlos gekündigt worden - er hat die einladungen
zu seiner silberhochzeit durch die frankiermaschine geschoben.

Bist du jetzt durch?

Der Punkt ist, große Unternehmen geben 10.000 Euro im Monat für Klopapier,
Treppenbeleuchtung und hundert andere Dinge aus. Die führen für so ein Geld
keinen Prozess. Aber so hat eben jeder seine Realität.

Gruß,
Steve

Hallo Mario,

durch wöchentliches ergo zeitnahes Abzeichnen der Stundenzettel hat der AG die Mehrarbeit gebilligt, was in der Rechtsprechung (hie und da) als einer „nachträglichen Anordnung“ gleichwertig angesehen wird.

Wenn es andererseits (wie Du schreibst) betriebliche Übung ist, Überstunden bei Bedarf explizit anzuordnen, hätte der Arbeitnehmer in den Wochen, in denen keine Überstunden angeordnet wurden, verstehen müssen, dass es seine Sache ist, wie lange er Mittag macht, und dass die von ihm dann geleistete Mehrarbeit jedenfalls nicht vergütet würde - so wird der Arbeitgeber argumentieren.

Zum Gütetermin beim Arbeitsgericht wird der Richter je nach Vortrag der Parteien möglicherweise einen Vergleich 50:50 vorschlagen - also das, was jetzt auch schon zu haben ist.

Im streitigen Verfahren ist der Betrag, der da zu gewinnen ist, schnell mit Anwalts- und Gerichtskosten aufgewogen.

Von daher dürfte es ein pragmatischer Weg aus der Chose sein, die 50:50 anzunehmen, auch wenn sich das sehr unangenehm anfühlt. Die andere Hälfte wäre eher für die Seelenhygiene als fürs Geld gut.

Schöne Grüße

MM

Servus,

wie reagiert ein „großes Unternehmen“ nach Deiner Einschätzung, wenn der Produktionsleiter aus dem gegebenen Fall auf die nach seiner Ansicht ausstehende Hälfte der Vergütung für geleistete Mehrarbeit klagt?

Abrechnen - überweisen und gut ist?

Das glaube ich im Leben nicht.

Wer in so einer Situation ganz brav macht, was der Arbeitnehmer verlangt, wenn dieser bloß mal „Buuh!“ macht, ist schneller aus dem Rennen, als er gucken kann.

Du glaubst nicht, mit welchem Eifer meinetwegen auch 75.000 € für Klopapier in einzelne Rollen, Blätter und Drittelsblätter (= einzelne Lagen) auseinandergerechnet werden, wenn man sich eine DS 49001 - Zertifizierung an die Wand hängen möchte. Den großzügigen Umgang mit fünfstelligen Werten überlässt man den Vertrieblern („Haaa - do hemmer doch scho wieder a halbe Million so gued wie in dr Dasch!“ - wenn bloß die blöde Produktion nicht wäre, die so ein Auftrag auslöst, wenn er denn überhaupt erteilt wird!)

Moral: Auch Hamburger gehen stückweise für einen Euro über den Tresen.

Schöne Grüße

MM

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Der Punkt ist, große Unternehmen geben 10.000 Euro im Monat
für Klopapier,
Treppenbeleuchtung und hundert andere Dinge aus.

richtig. und sie drücken den preis für jedes einzelne blatt klopapier. befrag mal ein reinigungsunternehmen deines vertrauens dazu.

Die führen
für so ein Geld
keinen Prozess.

das ist schlicht quatsch. ein unternehmen wird nicht groß, indem es geld aus dem fenster schmeißt. im gegenteil wird es groß, indem es mit jedem cent knausert.

Aber so hat eben jeder seine Realität.

offensichtlich.

btw., ich habe in verschiedenen großen firmen gearbeitet und tue es auch jetzt. welche entschuldigung hast du?

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und ich dachte immer, der Arbeitgeber muss sicherstellen, das die Pausen eingehalten werden. jetzt nehmen wir den fall, das er scheinbar regelmässig den stundenzettel mit der unangemessen pausenzeit angezeichnet hat und damit auch diese 15 min jedesmal genehmigt.

was glaubst du, macht der arbeitgeber ein fass auf, bei dem er sich die frage stellen lassen muss, wieso es diesen gesetzesverstoss gab…

und ich dachte immer, der Arbeitgeber muss sicherstellen, das
die Pausen eingehalten werden.

wie lang ist denn deiner meinung nach die gesetzliche mindestlänge der mittagspause?
schau mal: http://www.gesetze-im-internet.de/arbzg/__4.html

Hi!

Die führen
für so ein Geld
keinen Prozess. Aber so hat eben jeder seine Realität.

Ähm - ich bin ja jetzt in meinen bescheidenen 27 Jahren Berufstätigkeit erst beim sechsten Arbeitgeber beschäftigt, aber sowohl die kleinen Unternehmen (bis 400 Mitarbeiter) haben solche Summen juristisch klären lassen als auch die beiden etwas größeren (Evonik und ThyssenKrupp-Konzern).

Gerade bei Stretigkeiten um Arbeitsentgelt liegt die Schmerzgrenze DEUTLICH niedriger, da man verhindern will, dass sich solche Dinge wie ein Lauffeuer verbreiten (auch Ex-Kollegen unterhalten sich).

Gruß
Guido

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Hi!

wie lang ist denn deiner meinung nach die gesetzliche
mindestlänge der mittagspause?
schau mal: http://www.gesetze-im-internet.de/arbzg/__4.html

Man könnte bei sehr regelmäßigen Überstunden tatsächlich auf eine Arbeitszeit von mehr als 9 Std. am Tag kommen, was dann die 45 Minuten begründen würde.

DAS ist jetzt allerdings nur Spekulatius - unabhängig davon wäre der Arbeitgeber seltendämlich, seinem Mitarbeiter mit einer Sache zu drohen, die ihm im Zweifel so lange um die Ohren gehauen wird, bis er begreift, dass es eine Fürsorgepflicht gibt.

VG
Guido