Eine direkte Übertragung von Sarcosporidien zwischen Ziege und Reh kann
ausgeschlossen werden: Parasiten sind wirtsspezifisch. Rehe und Ziegen werden
von unterschiedlichen Sarcocystis –Arten befallen:
Reh: Sarcocystis gracilis, S. capreolicanis
Ziege: Sarcocystis capracanis, S. hircicanis
Sarcosporidien führen einen Wirtswechsel zwischen zwei Wirbeltieren durch, die
im Verhältnis „Räuber-Beute“ zueinander stehen. Reh und Ziege sind „Beutetiere“
und damit Zwischenwirte. Endwirte sind bei den oben genannten Sarcocystis Arten
Caniden (Hundeartige). Im Zwischenwirt erfolgt die ungeschlechtliche Vermehrung
(Schizogonie) der Sarcosporidien. Wie das genau im Detail speziell bei Ziege und
Reh abläuft, konnte ich nicht ermitteln, der Literatur ist aber zu entnehmen, dass
dies vergleichbar wie beim Schwein erfolgt: Im Schwein als Zwischenwirt
entwickeln Sarcocystis-Schizonten einen Riesenzellkern, der offenbar polyploid ist
und durch gleichzeitige Teilung in 50-90 Merozoiten zerfällt. Diese wachsen zu
einer zweiten Schizontengeneration heran. 20 Tage nach der Infektion dringen die
Merozoiten der zweiten Generation in Muskelfasern ein und bilden dort
Gewebecysten. Diese Cystenmerozoiten sind infektionsfähig. Sobald der Endwirt
rohes, cystenhaltiges Gewebe des Zwischenwirtes aufnimmt, werden in seinem
Darm die Cystenmerozoiten frei und dringen in Zellkerne der Darmzellen ein.
Nach dem Eindringen in die Wirtszelle wachsen die Cystenmerozoiten innerhalb
kurzer Zeit zu Mikro- und Makrogamonten heran. Die Gamogonie (geschlechtliche
Vermehrung) und Sporogonie findet dann im Darm des Endwirtes (Hund) statt, der
rohes Fleisch zu sich genommen hat.
Die vom Hund ausgeschiedenen Sporocysten werden von Rehen und Ziegen
aufgenommen und landen somit wieder beim Zwischenwirt, und der Zyklus
beginnt von vorne. Möglicherweise gelangen die Sporocysten über Regenwürmer
und Arthropoden, die diese Parasiten anreichern und transportieren können, in
den Zwischenwirt.
Übrigens: Der allgemeine Brauch des Jägers, seinen Hund mit rohem Wildfleisch
zu füttern, führt damit zu einer beständigen Ansteckungsquelle für das Wild.