'Uji' von Dogen (Zen)

Hallo,

im Netz sind verschiedene Fassungen des Textes oder Auszüge aus dem genannten Text zu lesen. Welche Übersetzung (englisch, deutsch) ist denn besonders empfehlenswert und warum?

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hi, ich hab das Shobogenzo in der deutschen Übersetzung von Manfred Eckstein /1977 Theseus Verlag. Dieses wiederum ist von einer englischen Übersetzung „Shobogenzo, The eye and Treasure of the True Law“ von Kosen Nishiyana von 1975. Diese Übersetzung find ich ganz ok., leider kann ich nicht mit dem Original vergleichen, aber von der Art her passt es zur Denkart des Zen.

Das Uji sind nur 5 Seiten, kann ich Dir einen Auszug mailen, wenn Du möchtest.

Das Problem ist bei der ganzen „Zen“-Literatur aber folgendes: Zen wird im Gegensatz zu den meisten anderen Religionen, Philosophien nicht durch Bücher, sondern durch direkte Übertragung vom Lehrer auf den Schüler übertragen. Es beruht größtenteils auf persönlichem Erleben. So werden diese Bücher als ein „Finger, der auf den Mond zeigt, nicht aber der Mond selbst“ bezeichnet.
Dh. um diese Bücher richtig zu interpretieren, müsstest man selber einige Jahre Zen praktizieren :wink:

A.

Hallo Thomas,
ich besitze dieselbe Übersetzung wie Andreas - habe sie mir etwas zu früh gekauft. Die auf vier Bände angelegte Shobogenzo Ausgabe nach Kosen Nishiyamas englischer Übersetzung wurde vom Theseus-Verlag nach dem zweiten Band eingestellt (Uji findet sich im ersten Band, ISBN 3-89620-006-2 Buch anschauen). Die restlichen beiden Bände wurden als BOD vom Angkor Verlag veröffentlicht und von dessen Eigentümer Guido Keller (IMHO nicht immer ganz zufriedenstellend) übersetzt.

Als derzeit empfehlenswerteste Ausgabe kann mE die im Kristkeitz Verlag erschienene Übersetzung Gudô Wafu Nishijimas gelten. Deren Erscheinen war wohl der Grund, dass Theseus sein eigenes Shobogenzo-Projekt einstellte. Nishijima ging methodisch etwas anders vor; er erstellte zunächst eine Version des mittelalterlichen Textes in modernem Japanisch, die er dann ins Englische übersetzte. Seine Schülerin Gabriele Linnebach übersetzte den japanischen Text direkt ins Deutsche.

Der Unterschied liegt zunächst einmal in der ausführlichen Kommentierung Nishijimas; Nishiyama ging es eher um einen flüssig lesbaren Text, der nur mit wenig Fußnoten beschwert ist. Das hat sicher seine Vorteile, erscheint mir jedoch bei einem solchen Text problematisch. Die Qualität der Übersetzung zu beurteilen bzw. zu vergleichen ist mir nicht möglich, da ich selbst kein Japanisch spreche.

Außer den genannten Übersetzungen ist in den USA noch eine Teilübersetzung von Thomas Cleary weit verbreitet. Sie enthält 13 Kapitel des Shobogenzo, darunter auch ‚Uji‘. Ich selbst kenne diese Übersetzung nicht. Cleary wird als Übersetzer hoch geschätzt, ein Dogen-Spezialist ist er allerdings nicht.

Derzeit arbeitet das SZTP (Soto Zen Text Project) an einer Übersetzung des Shobogenzo, die dann eine Referenz darstellen wird, eine ‚Vulgata‘. Beteiligt sind an diesem Projekt u.a. die renommierten Japanologen und Dogen-Kenner Carl Bielefeldt, Griffith Foulk und William Bodiford. Die übersetzten Kapitel werden nach und nach in der Zeitschrift ‚Dharma Eye‘ veröffentlicht. Speziell ‚Uji‘ ist allerdings noch nicht übersetzt, es scheint noch nicht einmal festzustehen, wer die Übersetzung von Uji übernehmen wird.

Zur deutschen Ausgabe der Nishijima-Übersetzung:
http://www.shobogenzo.de/index.html
Die Seite des SZTP:
http://www.stanford.edu/group/scbs/sztp3/index.html
Die Seite der Sotoshu Shumucho, u.a. mit dem Journal ‚Dharma Eye‘:
http://www.sotozen-net.or.jp/kokusai/kokusai.htm

Freundliche Grüße,
Ralf