Wir haben einen ehemaligen Hofhund (Border Collie, 8) aufgenommen, den sein Besitzer einschläfern wollte. (Er pinkelte ihm in die Wohnung, wenn er in der Arbeit war und er nahm ihm dann das Wasser weg. Die Tierärztin stellte fest, dass er zuckerkrank ist und Insulin braucht). Bei den ersten Gassigängen fiel uns auf, dass der Hund während des Laufens sein Geschäft am Wegrand verrichtete - wie ein Pferd, was uns zu der Ansicht brachte, er sei vielleicht nur am Rad spazierengeführt worden und dass ihm keine Zeit gegeben wurde, sich zu lösen. Wir haben ihm dann Zeit gegeben und ihn gelobt, wenn er sich wirklich im Grünen (Busch oder Gras) erleicherte. Eine Angewohnheit von ihm ist leider, dass er sich zunächst richtig hinsetzt, aber dann nach und nach mit dem Po in Richtung Weg dreht, dann sogar losläuft und seine Ködel dann doch wieder auf den Weg fallen. Als wir vier Tage in Friesland Urlaub machten, schiss er uns regelrecht vor die Nase auf den gepflasterten Weg, obwohl wir ihn die ganze Zeit vorher über Grün geführt hatten. Am nächsten Tag machte er es wieder und biss mich, als ich ihn maßregeln wollte. Nun ignorieren wir es, da es so schlimm wurde, dass er minutenlang den Rücken krumm macht, wenn wir mit ihm spazierengehen, und seine Ködel auf die Straße setzt. Langsam wird es auch besser. Wer hat Erfahrung mit einem solchen Markierverhalten? (Es ist ein Rüde, unkastriert).
Hallo,
Wer hat Erfahrung mit einem solchen Markierverhalten?
Ich würde das keineswegs als Markierverhalten einstufen. Auch unkastrierte Rüden können einfach nur pinkeln und Kot absetzen. Deswegen halte ich restriktive Erziehungsmaßnahmen in diesem Fall auch nicht für angebracht.
Ich vermute (wie du ja auch schon), dass der Hund einfach nichts anderes kennengelernt hat. Ich glaube aber auch nicht, dass Loben, wenn er im Gras macht, viel bringt, da dem Hund nicht unbedingt klar ist, wofür er gelobt wird. Aus dem gleichen Grund haben viele Hundebesitzer auch Probleme bei der Sauberkeitserziehung.
Der Hund verknüpft das Lob ja primär mit dem, was er gerade TUT, nicht mit dem Ort, an dem er es tut. Deswegen macht die Loberei in diesem Fall im Prinzip keinen Sinn. Der Hund lernt Stubenreinheit in erster Linie dadurch, dass der Besitzer zum richtigen Moment mit ihm nach draußen geht. Je öfter dies in der Wiederholung klappt, desto schneller wird der Hund stubenrein. Er lernt, dass dem Bedürfnis das Lösen im Freien folgt.
Was ihr machen könnt wäre, dem Hund ein Kommando für das Lösen beizubringen. Das funktioniert, indem man sich ein entsprechendes Wort (ich verwende „beeil’ dich“)immer dann sagt, wenn er gerade Anstalten macht, sich in Position zu hocken und dann bei „Vollzug“ sofort mit „feiin beeil’ dich“ bestätigt.
Hat der Hund den Zusammenhang begriffen, kann man das Signalwort dann anwenden, wenn der Hund sich am gewünschten Ort befindet. Nach meiner Erfahrung klappt das mit zunehmender Wiederholung immer besser. Ich finde es z.B. sehr hilfreich, wenn die Hunde sich an Orten lösen sollen, wo es ihnen schwer fällt (z.B. auf Reisen an Raststätten).
Für die nächste Zeit (und für die Raststätten ) macht es sicher Sinn, ein Tütchen zum Entsorgen dabei zu haben.
Schöne Grüße,
Jule
Hallo Jule,
vielen Dank für die Anregung mit dem „Lösekommando“.
Vielleicht kann man die Idee mit einbinden. Es ist nicht so, dass der Hund „Schwierigkeiten“ hat, sich auf Grün zu lösen, das kann er auch und im Moment sogar wieder zunehmend. Allerdings geht er nicht auf die Stellen, auf denen er machen soll, und wenn man ihn an der Leine führt, dann muss er lange nicht müssen, da kann man ganz lange hoffen und warten. Wir haben immer mindestens 4(!) Kotbeutel mit, da er seine Hinterlassenschaften meistens gut auf- und verteilt. Deshalb spreche ich auch eher von einem Markierverhalten. Einen ganzen Haufen setzt er eher selten. Und wenn er seinen Po auf einem „geeigneten“ Flecken hat und man ihn lobt, fängt er an sich zu drehen, zu laufen, zu drehen, und schon - flups - wieder auf dem Weg. Super. Ja, mal sehen, mit dem Ignorieren scheint es besser zu gehen, die nächsten Wochen werden es wohl zeigen.
Viele Grüße!
Hallo,
ich schließe mich Jule an und würde das auf keinen Fall als Markieren ansehen. Ich habe mal gelesen (und meine eigene Erfahrung bestätigt dies auch), dass sich Hunden im Welpenalter einprägt, wo sie sich bevorzugt lösen. Meine ungarische Ex-Kettenhündin macht auch gern auf Beton, wogegen der italienische Tierheimhund kurzes Gras (wie im Freiland-Tierheim vorhanden) bevorzugt. Ähnliches habe ich schon von Leuten gehört, die ihre Welpen von suboptimalen Züchtern/Vermehrern bekommen haben, wo die Hunde auf Beton aufwachsen.
Durch Strafe kann man hier nur Irritation beim Hund erreichen, der sich vermutlich fürs Lösen ansich gemaßregelt fühlt. Erhöhte Aufmerksamkeit, Tütchen und ein Lösekommando sind sicher der bessere Weg.
Gruß,
Myriam
Hallo,
Bei den ersten
Gassigängen fiel uns auf, dass der Hund während des Laufens
sein Geschäft am Wegrand verrichtete …
bei derartigem Kotabsatz muss man auch an orthopädische Probleme denken, die das anhaltende Hocken beim Kotabsatz erschweren.
Beim 8-jährigen unkastrierten Rüden kann auch eine Perinealhernie ein derartiges Verhalten begründen.
Gruß
Johnny
Hi Myriam,
Meine
ungarische Ex-Kettenhündin macht auch gern auf Beton, wogegen
der italienische Tierheimhund kurzes Gras (wie im
Freiland-Tierheim vorhanden) bevorzugt.
Ich habe sogar mal einen Hund kennengelernt, der sich nur in Büschen entleert hat - ganz so, als würde ich sich schämen! *g
Gruß,
Anja
Hallo Katja,
ich hatte für meinen Hund, der nur verschämt in hohes Gras und Büsche gemacht hatte, immer das „Kommando“ „Geh da mal rein“. Das hatte mir damals die Züchterin angeraten und es hat super geklappt. Nachteil war dann allerdings, dass er, wenn wir mal in der Großstadt waren, nicht überall machen konnte und es sich teilweise zum Geduldsspiel entwickelte. Vorteil war aber auch, dass er nicht in Ladenpassagen machte (wie ich es einmal bei einem Hund gesehen hatte - iiih!)Stubenrein wurde er, indem ich mit ihm zu Tages-und Nachtzeiten in den Garten bin, wo er sich unter Büschen (wo keiner hintritt ) lösen sollte. Das geht ja bei euch nun nicht mehr… Aber vielleicht das oben genannte Kommando mal ausprobieren und etwas mit ihm in die Büsche gehen, ihn rumschnüffeln lassen, und wenn er gemacht hat, ganz doll loben.
Hoffe, es hilft.
sandstrand
Hallo Johnny!
Anzeichen für eine Perinealhernie mit Rectumdivertikelbildung sind
-Kotabsatzschwierigkeiten
-häufig verschmutzte Afterregion
-ungeformte große Kotfetzen
-aus dem After heraushängender Kot, der nicht abfällt
-fühlbare, nach außen gewölbte Ausbuchtungen unter der Rute/rund um die Aftergegend.
Das ist ja alles nicht der Fall und ganz normal bei ihm.
Das wäre schön, haben wir allerdings auch schon probiert, ihn an die Stellen zu bringen, die er dafür nehmen soll. Aber da kann man recht lange danebenstehen, während er schnüffelt und einen dumm anguckt. Das Kommando will ich gern mal übernehmen und ausprobieren. Kommt Zeit…
Pirouetten
Hallo Katja,
ich habe hier auch einen BC, der die Angewohnheit hat, häufig recht unschlüssig bei der Platzwahl zu sein und grundsätzlich Pirouetten dreht (was sich mit Leine schlecht macht), bevor er dann endlich mal kotet. Anfangs (im Welpenalter) kam es auch häufiger vor, dass er sofort danach lossprang, nach dem Motto: „Erledigt - und weiter, was passiert jetzt!“, so dass auch mal der eine oder ander Köddel verteilt wurde.
Es könnte ja wirklich sein, dass Dein Hund nicht die nötige Ruhe kennt - eventuell kennt er auch keinen Spaziergang, der in „Ruhe Aufregung verspricht“. BCs sind da ja recht speziell!
Ich würde es daher auch - wie Du es schon machst und wie bereits geraten - in einer Kombination aus Ruhe, „Lösungskommandos“ und Loben versuchen.
Ich bin mir aber sehr sicher, dass Dein Hund sehr schnell kapiert, wann, was, wie zu machen ist.
So lange benötigst Du eben die vier Kotbeutel!
Sonnige Grüße
Kathleen
Hallo Kathleen,
vielen Dank für deine Nachricht und Resonanz auf unser Problem. Inzwischen bin ich schon etwas optimistisch, dass wir das so richtig machen und wir haben auch das Gefühl, wenn wir ruhig bleiben, ist es der beste Weg und es bessert sich auch sein Verhalten. Ich werde noch eine Frau anrufen, die den Hund vom Sehen her kannte. Vielleicht weiß sie auch noch etwas dazu.
Vielen Dank nochmals und noch eine schöne Woche!
Katja