Umfrage: Bewerbungen pro Woche

Hallo zusammen,

eines möchte ich voraus schicken, ich möchte auf keinen Fall irgendjemandem auf die Zehen steigen. Aber, ich lese in der letzten Zeit immer wieder „ich schreibe 5 Bewerbungen pro Woche“, „ich habe im letzten Jahr 280 Bewerbungen geschrieben“ etc.

Nun sind das Werte, die mir persönlich sehr hoch gegriffen vorkommen. Und nun hätte ich einige Fragen:

  1. Wie ist/war das bei Euch? Verlangt das Arbeitsamt echt eine solche Massenproduktion? Und wie zum Geier finanziert man das, wenn man doch eh arbeitslos ist? So eine Bewerbungsmappe kostet ja nicht wenig Geld, wenn man anständige Kopien macht, saubere Passbilder hat und sinnvolle (sic!) Mappen verwendet, sowie Lebenslauf und Anschreiben aktuell ausdruckt. Klar, inzwischen geht das oft per Mail - aber doch nicht immer und überall…

  2. Wo findet man alle diese Jobs? Ich meine, nehmen wir mal ne Kassiererin in ner 100.000-Menschen-Stadt an. Da gibt’s doch gar nicht mehr als 200 halbwegs interessante Geschäfte, in der sinnvoll erreichbaren Umgebung? Und die werden vermutlich nicht alle gleichzeitig ne Stelle zu vergeben haben?

  3. Wie zum Geier macht man das überhaupt, solche Massen von Unterlagen zu produzieren? Bleibt da wirklich noch die Zeit, sorgfältig über die Firma zu recherchieren, anzurufen, Lebenslauf und Anschreiben anzupasen etc.?

*wink*

Petzi

So am Rande…

Nun sind das Werte, die mir persönlich sehr hoch gegriffen vorkommen. Und nun hätte ich einige Fragen:

  1. Wie ist/war das bei Euch?

Damals, vor X Jahren:
Ich habe in 4 Wochen etwa 120 Bewerbungen geschrieben.
Da war eine Menge „Massenproduktion“ bei, also Postanschrift rausgekramt, Daten ins Word-Standardformular eintragen, Mappe fertig machen, ab die Post.
Hat sogar recht gut funktioniert: Ich hatte in c.a. 20% der Fälle Vorstellungstermine.

Lustigerweise habe ich eine Stelle (mein Traumjob) dann da bekommen, wo ich mich gar nicht beworben habe: Im Gegenteil, ich wurde gefunden!

Verlangt das Arbeitsamt echt eine solche Massenproduktion?

Bei mir war’s die ARGE. Und der Typ kam aus dem Staunen nicht mehr raus, als ich ihm gezeigt habe, was ich so alles gemacht habe.
Der hat mir sogar gesagt „Sie wissen schon, dass es nur beschränkt Budget für Bewerbungen gibt?“

Und wie zum Geier finanziert man das, wenn man doch eh arbeitslos ist?

Ging so. Ich habe günstige Lochmappen vom Diskonter genommen - 10 Stück für eine Mark fuffzich, der Happen war das Porto.
Foto war eingescannt und auf den Lebenslauf mit Tinte gedruckt, so dass ich da auch gespart hatte. Wer immer da jetzt schreit „Bloß nicht“, erstens war das damals (als ein gut gesetzter, farbig gedrucker LL in sich schon was Besonderes war) und zweitens mußte ich mich nicht über die Erfolgsquote beklagen.

Klar, inzwischen geht das oft per Mail - aber doch nicht immer und überall…

Viele Unternehmen bieten jetzt auch die Online-Bewerbung. Die wird für den Bewerber zwar mehr Arbeit sein, aber spart dafür dem Personaler viel Zeit.
Wenn ich ein detailliertes OLB Formular ausfülle, kann das schon mal eine Stunde dauern - da werde ich mit Sicherheit nicht 20 pro Tag von fertig kriegen, aber dort ist Klasse besser als Masse.

  1. Wo findet man alle diese Jobs?

Ich habe mich deutschlandweit und international beworben, inklusive Nord/Südamerika, Asien und Australien. Die Welt ist groß genug, wenn man flexibel ist.

Um jetzt mal ein wenig off topic zu driften: Da ich im Contracting arbeite, sind aktuelle Ausschreibungen für uns immens wichtig. Zu diesem Zweck haben wir eine spezielle Software entwickelt, die uns jeden Tag c.a. 150k Ausschreibungen heranschafft und diese automatisch so weit runter bricht, dass etwa 150 Geeignete übrig bleiben - welche dann den manuellen Prozessen unterworfen werden. So finden wir immer wieder Dinge, die wir als Mensch nie gesucht hätten :wink:

Also die Menge ist nicht das Problem, heutzutage ist die größere Schwierigkeit, der Datenflut des WWW Herr zu werden!

  1. Wie zum Geier macht man das überhaupt, solche Massen von Unterlagen zu produzieren? Bleibt da wirklich noch die Zeit, sorgfältig über die Firma zu recherchieren, anzurufen, Lebenslauf und Anschreiben anzupasen etc.?

Da beißen sich dann Klasse und Masse.
Als junger Absolvent habe ich einige Stellen hauptsächlich deswegen nicht bekommen, weil ich zum Vorstellungstermin nicht mehr vom Unternehmen wußte als die Anschrift, den Firmennamen und wenn ich nicht ganz verplant war auch den Ansprechpartner.

Heute führe ich selbst Einstellungsgespräche und solche Heinis nerven mich zu Tode. Kandidaten, die mir ein 08/15 Anschreiben servieren, aus dem ich herauslese, dass sie nicht mal wissen, wofür unser Unternehmen steht - haben keine Chance auf einen Termin.

Eine „gute Bewerbung“ erfordert m.E.n. in Zeiten des Internets viel mehr Zeit und Aufwand als früher: 3-4 Stunden gezielter Recherche pro Anzeige müssen sein, bevor man überhaupt an ein Anschreiben denkt. Und weil es ja mit der Kontaktaufnahme so leicht ist, ruft man vorher noch mal an, fragt freundlich ob die Stelle noch frei ist - ob irgend etwas Wichtiges nicht in der Anzeige stand, etc. etc. Das alles geht mit ins Anschreiben ein, und wir sind schnell bei einem vollen Personentag für eine einzige geschriebene Jobbewerbung.

Von daher halte ich 200+ Bewerbungen in 3 Monaten schon fast eher für ein Manko als für ein Gütemaß. Interessanter wären das Ratio von positiven Rückmeldungen pro geschriebener Bewerbung!

Gruß,
Michael

Am Rande

Der hat mir sogar gesagt „Sie wissen schon, dass es nur
beschränkt Budget für Bewerbungen gibt?“

*megagrins* Wenn man die Steuergelder für kranke Banken ausgibt …

Und wie zum Geier finanziert man das, … der Happen war das Porto.

AFAIK frankiert das AA Bewerbungsschreiben auf Wunsch neutral. Zumindest in MA war das vor 8 Jahren so. „Gehen sie mit der Greencard und ihren Bewerbungsschreiben zum Portier. Der klebt Briefmarken drauf.“

Gruß

Stefan

Mahlzeit,

  1. Wie ist/war das bei Euch? Verlangt das Arbeitsamt echt eine
    solche Massenproduktion?

nein - das habe ich nicht erlebt. Mir wurde nahe gelegt, mich adäquat in den Suchprozess nach einer neuen Stelle einzubringen. Das waren bei mir manchmal 5 Bewerbungen pro Woche, manchmal aber auch 20.

Und wie zum Geier finanziert man das,
wenn man doch eh arbeitslos ist?

Pro Bewerbung erhältst Du 5,00 Euro. Du listest alle Bewerbungen auf und schickst dann - nachdem Du ein paar Bewerbungen gesammelt oder halt bis Du einen Job gefunden hast - diese Liste dem Arbeitsamt. Das Geld wird recht schnell überwiesen. Allerdings beläuft der Max.betrag sich meiner Erinnerung nach auf 270,00 Euro pro Jahr.

DAs bedeutet letztlich, dass Du nicht mehr als 54 Bewerbungen bezahlt bekommst. Aber ich kann mich auch in dem Betrag oder dem Zeitraum täuschen…

Außerdem kann man sich häufig auch per mail bewerben. Das kostet dann erst mal eigentlich nix.

So eine Bewerbungsmappe
kostet ja nicht wenig Geld, wenn man anständige Kopien macht,
saubere Passbilder hat und sinnvolle (sic!) Mappen verwendet,
sowie Lebenslauf und Anschreiben aktuell ausdruckt. Klar,
inzwischen geht das oft per Mail - aber doch nicht immer und
überall…

Auch wenn der ein oder andere jetzt vielleicht widerspricht, aber ich habe durchaus auch - gerade bei Initiativbewerbungen - Kurzbewerbungen geschickt. D.h. ohne den ganzen Zeugniskram und mit eingescanntem Bild auf dem CV. Zeugniss kann ich dann mitbringen, wenn ich per se erst mal interessant für die Firma bin und es zu einem Gespräch kommt. Gilt sicher nicht für jeden Berufszweig, schon klar.

  1. Wo findet man alle diese Jobs? Ich meine, nehmen wir mal ne
    Kassiererin in ner 100.000-Menschen-Stadt an.

Siehe oben, das ist sicherlich auch individuell. Allerdings erwartet das Arbeitsamt durchaus auch, dass Du Dich außerhalb Deines Wohnortes bewirbst. D.h. Du kannst mindestens bundesweit Suchmaschinen ankurbeln.

man kann auch Initiativbewerbungen - per mail - an größere Konzerne schicken. Das ist durchaus von Erfolg gekrönt.

  1. Wie zum Geier macht man das überhaupt, solche Massen von
    Unterlagen zu produzieren?

wo siehst Du da jetzt ein Problem? Passbilder kann man auch selbst produzieren. Da passen ca 20 - 30 Stück auf einen DIN A 4 Bogen Fotopapier. Für gute Bewerbungsfotos in der ersten Auflage muss man durchaus ein wenig Geld investieren. Aber bei mir hat sich diese Investition allemal gelohnt, da ich seit 8 Jahren das gleiche Bild benutzen kann.

Der Rest ist Kopierarbeit - ja und? Was dauert da denn lange? Und die Mappen bestücken. Das braucht Sorgfalt und Konzentration.

Bleibt da wirklich noch die Zeit,
sorgfältig über die Firma zu recherchieren, anzurufen,
Lebenslauf und Anschreiben anzupasen etc.?

Firmenrecherche dauert vielleicht ein paar Minuten, aber im Internet wird man doch recht schnell fündig. Wenn ich da nicht fündig werden, tja, dann eben auf blauen Dunst oder sein lassen. Lebenslauf und Anschreiben anpassen? was soll daran lange dauern? Außerdem hast Du als Arbeitsloser zunmindest ein paar Stunden mehr Zeit als jeder Arbeitnehmer…

Das einzige Problem, das ich manchmal hatte, wenn ich gerade 10 Bewerbungen raus gehauen habe, ich hab mich gefragt, ob das alles überhaupt Sinn macht, es fühlt sich so „beliebig“, so „wurfbriefsendungsmäßig“ an…

optimistischer hat es mich persönlich immer gestimmt, wenn ich eher eine kleine Anzahl von Bewerbungen im Umlauf hatte und mir Favoriten basteln konnte. Aber ich hatte bisher auch noch nicht so richtig das Problem, einen Job zu finden. Von daher ist das sehr individuell…

Gruß
Demenzia

Hallo,

  1. Wie ist/war das bei Euch? Verlangt das Arbeitsamt echt eine
    solche Massenproduktion?

Mit dem AA hatte ich einmal und dann nie wieder zu tun, weil ich schlichtweg nichts von diesem Laden halte.

Ich hab so ca. 1 bis 5 Bewerbungen/Woche hingekriegt, wobei pro Bewerbung ein halber Tag Arbeit und Recherche anfiel.
Anschreiben und Lebenslauf individuell formuliert dauert seine Zeit.
Etwa die 1/2 führten zu einem Vorstellungsgespräch.

Doch diese Zeit der aktiven Bewerbungen ist vorbei.
In Zukunft nur noch Stellengesuche und Headhunter, sofern überhaupt notwendig.

Und wie zum Geier finanziert man das,

Ist zwar nicht im Sinne der eigentlichen Frage, aber ein Stellengesuch ist gemessen am (langfristigen!) Erfolg geradezu billig.

So eine Bewerbungsmappe

Da reichen 5.

Gruss,
TR

Hallo petzi,

  1. Verlangt das Arbeitsamt echt eine
    solche Massenproduktion? :

Ja, leider. Statt dass man sich auf einige „gute“ Anzeigen konzentrieren und sich mit den Bewerbungen echte Mühe geben kann, verlangen die Massenproduktion. SUPER.

Und wie zum Geier finanziert man das,
wenn man doch eh arbeitslos ist?

Wie Du schon sagst, am besten per Mail. ich rufe im Zweifelsfall bei den Kontaktpersonen an und frage nach, ob Mail-Bewerbungen
a) möglich sind und
b) gleichwertig behandelt werden.
Oft sind denen Mails sogar lieber (je nach Branche).

Und nein, dafür gibt es kein Geld vom Amt, aber für „normale“ (=postalische) bewerbungen bekommt man 5€ pro Stück vom Areitsamt als Zuschuss.

  1. Wo findet man alle diese Jobs? :

Indem man seine Ansprüche runterschraubt, sämtliche Uniabschlüsse, Zeugnisse und sonstige Qualifikationen vergisst und sich auf ALLES bewirbt. Nach dem Motto „Lieber halbtags bei A**I an der Kasse als arbeitslos“

Bleibt da wirklich noch die Zeit,
sorgfältig über die Firma zu recherchieren, anzurufen,
Lebenslauf und Anschreiben anzupasen etc.?

Teilweise… So Grundlagen sollte man schon wisen, damit man das Anschreiben entsprechend formulieren kann. Aber ansonsten recherchiere ich erst dann gründlich, wenn mich jemand einlädt.
Das ist ja der Sch… Aber erklär das mal dem Amt.

LG,Julia

Hallo Julia,

  1. Wo findet man alle diese Jobs? :

Indem man seine Ansprüche runterschraubt, sämtliche
Uniabschlüsse, Zeugnisse und sonstige Qualifikationen vergisst
und sich auf ALLES bewirbt. Nach dem Motto „Lieber halbtags
bei A**I an der Kasse als arbeitslos“

Warum sollte ich jemanden zum Gespräch einladen aus dessen Bewerbung ich schon ersehen kann dass er „bei Aldi an der Kasse“ eigentlich als seiner nicht würdig empfindet, aber sich (gnädigerweise) doch bewirbt?

Bleibt da wirklich noch die Zeit,
sorgfältig über die Firma zu recherchieren, anzurufen,
Lebenslauf und Anschreiben anzupasen etc.?

Teilweise… So Grundlagen sollte man schon wisen, damit man
das Anschreiben entsprechend formulieren kann. Aber ansonsten
recherchiere ich erst dann gründlich, wenn mich jemand
einlädt.

Und bei drei Bewerbungen am Tag (wie du weiter unten schreibst) merkt man auch, dass du dich mit den Firmen nur oberflächlich auseinander setzt. So jemanden würde ich auch nicht einladen.

Lieber eine richtig gute Bewerbung am Tag, als 3 halbherzige.

Grüße
Der Turm

PS: Ja, auch ich habe schon mal gesucht. Und ich werde im Moment mit Bewerbungen zugeschüttet, die alle genau so aussehen: eigentlich will ich den Job nicht, aber ich bewerbe mich trotzdem.