Umfrage: Welche Stadt mögt ihr garnicht?

Duisburg hat aber auch nette Ecken. Landschaftspark Nord, Rheinpark, Sechs Seen-Platte.

Wahre Worte, wobei er sich schon eher zurückhaltend ausgedrückt hat.

Es gab oder gibt vielleicht noch in der Nähe des Friedrich-Ebert-Parks eine Pension, nämlich die Park-Pension. Da hab ich zur Zeit meiner Umschulung (in Mannheim) einige Nächte verbracht. An dem Haus ist offenbar seit den Siebzigern nichts mehr gemacht gewesen. Die Farbe blätterte von den Wänden ab und die Fenster waren einfach verglast. Die Zimmer mit Dusche hatten eine elektrische Duschkabine im Raum stehen. Es gab auch Zimmer ohne Dusche, da konnte man dann die Etagendusche benutzen (die aber eher besser war als die elektrische). Preis ÜF: 17 Euro, mit so viel Kaffee zum Frühstück, wie man wollte. Die Besitzerin muß schon damals über 90 gewesen sein. Möge es ihr gut gehen …

Gruß T

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Genau genommen an der ganzen Stadt: Sie ist nicht wirklich hässlich, nur eben ein nicht so ganz dolle gepflegtes Museum für sozialdemokratischen Optimismus der 1970er Jahre. Eigentlich schade, dass das zentrale städtebauliche Monument für dieses Flair, das flach zylindrische frühere (glaub ich) Karstadt-Kaufhaus aka Tortenschachtel am Berliner Platz, einem großen Denkmal für unverwirklichte Träume in Gestalt einer seit Jahren ruhenden Baustelle weichen musste.

Das neben der Innenstadt gelegene Monument für planerischen Unsinn der 1960er Jahre, der Hauptbahnhof, für dessen Anlage offenbar als wesentliches Kriterium galt, dass die dort zusammenlaufenden Strecken mit Bahnsteigen versehen werden sollten, zwischen denen möglichst weite Fußwege für Umsteiger verlaufen, verfällt nach und nach in einen unruhigen Dornröschenschlaf, nachdem dort freundlicherweise so gut wie keine Umsteiger mehr nötig sind, weil Mannheim, Worms und Schifferstadt halt besser funktionieren und nicht so viele Wohngebiete in der Nähe sind. Nach Stillegung des neben diesem Monstrum gelegenen Hauptpostamts und der Umwidmung des ebenfalls angeschlossenen Busbahnhofs in einen Parkplatz für Fernbusse nach Sidi Brahim, Omsk, Agrigento und Tulcea, überall ist viel Licht und Luft dazwischen, bräuchte man bloß das „Leoso“-Hotel mit einem undefinierten Graubeige anstreichen, um eine Kulisse für einen örtlich nicht näher definierten Film zu kriegen, der irgendwann in der Zeit 1985 - 1995 in irgendeiner größeren Stadt der DDR spielt. Polizeiruf 110 mit Lena Odenthal oder sowas, Mario Kopper hieße dann Viorel Traianescu oder so ähnlich.

Ja, auch Ludwigshafen bietet Entdeckungen.

Schöne Grüße

MM

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Da habe ich schon ein paar Mal gestanden. Aber wenn man seinen Blick von der Oskar Huber abwendet, ist die Ecke auch nicht wirklich schön…

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Du beschreibst die Ecken wo man normalerweise keine Duisburger findet.

Ich denk da eher an den Hauptbahnhof, die Königsstraße, Marxloh und Hochfeld - kurz in the Ghetto.

Ja, wirklich schön ist das nicht. Aber unter dem Aspekt „Reisen und Urlaub“ für Leute von woanders durchaus reizvoll. Vor ungefähr hundert Jahren hab ich jedesmal, wenn ich mit dem Zug (A 40 bringt da viel weniger Ein- und Ausblicke) die südliche Hauptstrecke Duisburg - Essen - Dortmund (oder umgekehrt) gefahren bin, von Anfang bis Ende am Fenster gehangen.

Deswegen übrigens auch der Verweis auf Schwelgern, auch wenn „Ruhrpott von der Eisenbahn aus gesehen“ vor vierzig Jahren eine ganz andere Magie hatte als heute: Die Züge der Werksbahnen, die Stahl mit Torpedowagen vom Ofen zur Weiterverarbeitung brachten - die noch sanft glühenden Kokillen auf Flachwagenzügen, die vor allem bei Dunkelheit ein klasse Bild boten - die schweren Züge mit Erz, Kohle und Koks - und, weil man von der Bahn aus sozusagen die „Werksseite“ der Städte sah, immer mal wieder irgendwo irgendwas mit Feuer und Funken. Die kleine Erinnerung im Bahnhof Oberhausen, eine dort museal aufgestellte Werkslok mit einem einzelnen Torpedowagen, kann solche Bilder nicht wiedergeben.

(Natürlich ist auch die Horst-Schimanski-Gasse nur interessant, falls man mal „Blutsbrüder“ gesehen hat…)

Was einerseits seine Vorteile hat, wenn man sich dort aufhält, und andererseits aber auch keine Vorgabe der Frage war.

Im Grunde muss man so fair bleiben (gilt auch für meine Aussagen zu Gladbach) und einräumen, dass jede Stadt ihre Stärken und Schwächen hat. Die Frage ist nur, wie hoch die jeweiligen Anteile sind und wie es um die Sichtbarkeit bestellt ist. Köln hat zum Beispiel den Vorteil, dass der Bahnhofsvorplatz ein bisschen durch diese Kirche aufgewertet wird, während in den allermeisten Städten das erste, was der Bahnreisende sieht, das nackte Grauen ist. Auch die zentralen Wohngebiete einer Stadt, die sich um den Bahnhof gruppieren, sind in der Regel keine Augenweide. Auf der anderen Seite gibt es praktisch jeder Stadt Villenviertel und Sehenswürdigkeiten, denen der flüchtige Besucher in der Regel nicht begegnet und von denen auch etliche Einwohner nicht viel gesehen haben.

Ganz generell lässt sich wohl sagen, dass eine Stadt umso hässlicher ist, je mehr im Krieg zerstört und schnell wieder aufgebaut wurde. So hat ja Dresden das Glück, dass man das historische Zentrum einfach 50 Jahre in Trümmern liegen ließ und erst in den 90ern begann, die Gegend wieder aufzubauen. Hamburg auf der anderen Seite würden wohl viele als ansehnlich bezeichnen, was aber eben daher kommt, dass die meisten die Binnenalster, den historischen Stadtkern, die Villenviertel und noch die HafenCity kennen, aber bspw. Harburg nie einer näheren Begutachtung unterzogen haben und auch die Gegend um die Reeperbahn nie im Hinblick auf ihren architektonischen Wert betrachtet haben - und das auch noch bei Tageslicht.

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um den Bogen zum „Reisen & Urlaub“ zurück zu schlagen:

Ist das Phänomen, dass

tatsächlich in der Hauptsache auf Deutschland beschränkt, oder ist es eher die Brille des (Ferien-)Reisenden, die in anderen Ländern alles erstmal ein wenig hübscher, ansehnlicher, freundlicher macht?

Bereits in nächster Nachbarschaft, Strasbourg Gare Centrale, Basel SBB, scheinen mir die Bahnhöfe in ganz ziviler Umgebung zu liegen, und mit Kopenhagen Nørreport ist es gar gelungen, einen Tunnelbahnhof einzurichten, der einem nicht gleich beim ersten Schritt das kalte Frankfurt in den Nacken treibt.

Eine ganz pragmatische Lösung wurde in Madrid realisiert: Da hat man die Umgebung des Bahnhofs anlässlich des Neubaus gleich ganz abgeschafft, der Chamartin-Bahnhof hat keine Umgebung…

Hier hatte „mein“ Mannheim den relativen Vorteil, dass es etwa 1890 - 1914 einen gewaltigen Boom erlebt hatte und die Mannheimer Schule des Jugendstils ausgesprochen schwerfällig, plump, unharmonisch wuchtig wirkt, so dass das Stadtbild durch die schweren Kriegszerstörungen enorm gewonnen hat. Aber es stimmt schon: Wirklich schöner ist es nicht geworden, nur freundlicher.

Interessant finde ich, dass es bei besser gelungenem Wiederaufbau gar nicht so sehr auffällt, dass die Altstadt gar nicht alt ist: Mainz etwa war so schwer zerstört, dass wohl zunächst überlegt wurde, die Reste noch vollends zu planieren und auf neuem Grundriss eine Le Corbusier - Stadt den Amerikanern direkt vor die Nase zu setzen, um ihnen zu zeigen, dass Frankreich wieder da ist. Heute ist es trotz der Wiederaufbau-Schachteln eine recht freundliche Stadt. Auch in Braunschweig wirkt - finde ich - das großenteils wiederaufgebaute Zentrum nicht unangenehm.

Schöne Grüße

MM

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Generell ist der nicht-mögen-Faktor bei einigen niederösterreichischen Städten bei mir besonders hoch.
Amstetten ist eine davon, Wr. Neustadt/Mödling/Baden die anderen und St. Pölten schlägt eigentlich alles.

(Auf der anderen Seite wird dieses Bundesland durch Krems oder Retz wieder aufgewertet)

Mir fehlt die große Erfahrung bei Bahnreisen - im Ausland, aber auch in Deutschland. Daher sehe ich selten aus Bahnhöfen hinaus, sondern allenfalls mal drauf bzw. hinein. Das Grundproblem bei Bahnhöfen - zumindest bei den großen Bahnhöfen in Deutschland - ist ja, dass sie sich meist an den Stellen in den Innenstädten befinden, an die man sie vor rd. 100 (80-120) Jahren hingesetzt hat - also meist an den Rand der damaligen Innenstadt. Da war halt noch Platz und es ließ sich großzügig bauen. Wer dann später drumherum baute, war meist weder reich noch piekfein und so wurden die Bahnhofsvorplätze und -viertel mit der Zeit die architektonischen und sozialen Brennpunkten, die sie heute oftmals sind. Eine Ausnahme ist der Berliner Hauptbahnhof, um den herum die Bebauung zumindest etwas fluffiger ist,

Traumhaft schön gelegen ist natürlich der S-Bahnhof Hochdahl-Millrath mit seiner Aussicht auf das Neandertal und auf der anderen Seite bis nach Köln. Ungemein aufgewertet wird der Bahnhof natürlich auch dadurch, dass dort Gudrun Landgrebe im Film „Die Katze“ ein Telefonat in einem Häuschen führte. Nicht auszudenken nebenbei, welche zusätzlichen Erfolge dieser Film hätte feiern können, wenn man bei den Aufnahmen mich und einen Kumpel auf der anderen Seite des Bahnhofs nicht abgefangen, sondern ins Bild hätte latschen lassen. Auch meiner Karriere beim Film wäre das sicherlich zuträglich gewesen.

Cineastische Grüße

C.

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Das wäre doch eine gelungene Partnerschaft!

Wobei Amstetten auf der Alb vielleicht vom Format her (gut 4.000 Einwohner) nicht so gut passt, aber immerhin sind darunter einige Katholiken - das hat man in der Gegend sonst nicht so.

Tut mir leid, ich war halt leider im falschen Stadtteil (Nähe dem Türkischen Konsulat sowie dem Nürnberger Hauptbahnhof, wo die ganzen Türkischen Restaurants sowie die Türkische Basare sind) unterwegs und dort war alles heruntergekommen. In der Altstadt bzw. Innenstadt war ich nicht.

Ich ziehe meine Antwort zurück - hab die Antworten nur überflogen und dabei diese unaussprechliche Stadt gelesen.
Dass es diese nun doppelt gibt, macht das Ganze doppelt schlimmt - aber die Partnerschaft würde anscheinend Sinn ergeben.

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Servus,

vielleicht hättest Du die Häuser genauer anschauen können:

In der Marienvorstadt stehen ziemlich viele Häuser, denen das Dach und die oberen Stockwerke mit „Blockbuster“-Luftminen weggesprengt worden sind, aber bis zum zweiten Stock waren wenigstens die Mauern so weit stehen geblieben, dass man sie beim Wiederaufbau noch nutzen konnte. Oben drauf wurden dann zwei Stockwerke ganz einfach und so leicht wie möglich drübergebaut, Baumaterial war knapp und teuer. Schön sieht das sicher nicht aus, aber wenn Familien mit vier oder sechs Personen auf 15 oder 20 Quadratmetern wohnen, davon viele in Kellern, muss man halt schauen, dass man Wohnungen herbringt.

So sah das noch sehr lange in den 1950er Jahren aus. So lebten die Leute im „Wirtschaftswunder“-Deutschland. Einzelne Ruinengrundstücke, auf denen nach der Zerstörung gar nichts mehr gebaut worden war, gab es in der BRD noch bis etwa 1990.

Die zwei großen Postgebäude direkt gegenüber dem Hauptbahnhof stehen leer, weil die Post sie schon lange nicht mehr braucht, deswegen sehen sie so heruntergekommen aus. Wenn Du eine gute Idee hast, was man mit diesen Häusern machen kann, und am besten auch ein paar Millionen zum Investieren mitbringst, sag bei der Stadt Nürnberg Bescheid, die freuen sich.

Schöne Grüße

MM

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Umfrage: Welche Stadt mögt ihr garnicht?

meinst du regional, national oder international?
insgesamt soll es ja gerüchteweise weltweit mehrere städte geben.

e.c.

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und was genau? Die Farbe oder was?

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Nach der Farbe steht wohl Kölle an erster Stölle. Trotzdem vielfältig auf seine Art: Wo auf der Welt gibt es sonst so viele verschiedene Grautöne?

Wuhan hat mein Leben nicht grade positiv beeinflusst

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