Umgang Konflikte

Hallo!

ich würde mir gerne ein paar Ratschläge einholen.

Mein Vater nörgelt in letzter Zeit an vielem rum. Wenn ich z.B. früh aus dem Haus gehe oder spät zurück komme, bekomme ich dumme Fragen gestelt:

„wo warst du denn jetzt schon wieder die ganze zeit?“
„bu bist doch bekloppt dass du so früh losfährst“
„wo willst du jetzt schon wieder hin“
„soooo lange dauert das Seminar?!?!“ (8 stunden)
„du lernst viel zu viel“ (diese aussage höre ich auch zwischendurch mal)
„weißt du eigentlich, dass ich mir sorgen mache?“

Reden bringt nichts, man redet einander vorbei. ich habe meinem vater schon oft genug gesagt, dass er sich keine sorgen machen braucht und dass ich auch in der lage bin, 11 stunden oder 2 tage am stück eigenständig zu überleben mit 22 jahren.

Ausziehen ist finanziell schwierig.

Kann mir jemand vielleicht sagen, wie man sich in solchen Situationen am besten verhält? ignorieren? diskutieren?

Danke im Voraus und freundliche Grüße

noch eine Ergänzung: ich studiere Physik, bin mir bewusst dass ich viel tun muss und weiß leider auch, dass man am Verhalten anderer Menschen nicht wirklich effektiv etwas ändern kann.

Hallo ,
Eltern machen sich ein ganzes Leben sorgen !!! Meine Oma macht sich mit über 90 noch Sorgen um meinen Papa und der ist ja nun schon 60 :wink:

Vielleicht versuchst du etwas mehr Verständnis entgegenzubringen und meldest dich von Zeit zu Zeit ab und teilst mit das es sein könnte , dass du später kommst .
Liebe Grüsse

Hallo Monadic,

aus dem Subtext dieser Fragen lese ich erstmal den ausgeprägten väterlichen Wunsch nach Teilhabe am beruflichen Fortkommen seines Kindes heraus. Inwieweit ihr beide willens und in der Lage seid, sich auf dieser Ebene treffen zu können, inwieweit dieses beständige Nachfragen noch im Normbereich der elterlichen Sorge liegt oder gar schon in Richtung zwanghafte Kontrollsucht tendiert, kann man von hier aus nur schwer beurteilen.

Sorgt er sich nur um dein Studium oder kommen diese Fragen auch jedesmal, wenn du dich anderweitig privat der elterlichen Beobachtung entziehst?

Oder sieht es für dich eher so aus, dass er insgeheim der Ansicht ist, dass dich dein Studium überfordert, es dir also generell gar nicht zutraut? Dies wäre in diesem Fall meine allererste Gegenfrage gewesen, würde mich jemand mit diesen Fragen jenseits des für mich annehmbaren Grenze der rein freundschaftlich neutralen Anteilnahme hinaus konfrontieren.

Besten Gruß

Annie

Hallo Annie und Lotte,

erstmal Danke für die Antworten.

Die Sache mit dem Zeigen von Verständnis ist erstmal keine schlechte Idee. Leider ist das mit dem früh losfahren und spät wiederkommen keine Ausnahme-Situation: ich muss so gut wie jeden Tag früh los und bekomme jeden Tag, wenn mein Vater das mitkriegt, solche Kommentare. Außerdem hat mein Vater sich früher nie so verhalten, wenn ich zur Schule gefahren bin. Deshalb habe ich auch kein Verständnis dafür, dass mein Vater sich immer noch daran festhält, obwohl er es mittlerweile gewohnt sein müsste (das geht jetzt immerhin schon seit Monaten so, da müsste mein Vater eigentlich wissen, dass ich zur Uni fahre). Und das mit den Sorgen: ich habe meinem Vater schon oft gesagt, dass er sich keine Sorgen machen muss.

Doch die Sorgen beschränken sich nicht nur aufs Studium. Da ich ehrenamtlich bei Greenpeace mitarbeite, gibt es auch Kommentare, wenn ich zum Plenum fahre, oder zu einem Seminar („Was ??? 8 Stunden ? Soooo Lange ??“)

Bzgl. Zutrauen: genau hier glaube ich wirklich, dass mein Vater mir nur sehr wenig zutraut. Und manchmal sogar durch Kommentare meine Tätigkeit bei Greenpeace in den Dreck zieht, oder mir bestimmte Tätigkeiten versucht abzusprechen.

Es geht wirklich einmal diagonal durch den ganzen Katalog vom Schaden durch Worte. Ich weiß zwar, dass es nicht alles unbedingt böse gemeint ist, doch mich würde die Frage interessieren:

was kann ich selber tun ?

Denn das Verhalten meines Vaters ändern kann ich nicht, und Diskussionen würden die ganze Sache noch verschlimmern.

Liebe Grüße und Danke im Voraus
Monadic512

Hi,

was ich auch da hineinlese (also in den UP, nicht in deinen Artikel):
Vielleicht hätte der Vater gerne mehr Zeit mit seinem Sohn verbracht? Und der Sohn ist seinerseits eher darauf bedacht, sich abzugrenzen…

Wenn man eine gemeinsame Zeit in der Woche fände, wo man füreinander Zeit hätte, würde sich der Rest schnell abmildern, denke ich. Man könnte ja dan Sagen „Tschüß bis (wann auch immer die Verpflichtungen an dem Tag vorbei sind)“ oder „Wir können das ja (an unserem gemeinsamen Eabend, oder was es auch ist) besprechen!“

die Franzi

hallo

eltern sind „was komisches“ :wink:

Mein Vater nörgelt in letzter Zeit an vielem rum.

möglicherweise soll es gar kein nörgeln sein - du empfindest es so, weil es sich immer wiederholt.

bekomme
ich dumme Fragen gestelt:

klar sind die fragen „dumm“ - eventuell aber gedanken/gefühle, die der vater nicht direkt aussprechen mag.

„wo warst du denn jetzt schon wieder die ganze zeit?“

-> ich hab auf dich gewartet

„bu bist doch bekloppt dass du so früh losfährst“

-> bleib doch noch ne weile

„wo willst du jetzt schon wieder hin“

-> gleich bin ich wieder alleine

„soooo lange dauert das Seminar?!?!“ (8 stunden)

-> langweilig hier ohne dich

„du lernst viel zu viel“ (diese aussage höre ich auch
zwischendurch mal)

-> geht s dir wirklich gut bei diesem pensum?

„weißt du eigentlich, dass ich mir sorgen mache?“

-> ich denke viel an dich

mit dem wissen, dass sich hinter solchen fragen oft was ganz anderes verbirgt als nörgelei oder kontrolle, lässt sich cooler damit umgehen.

vielleicht fallen dir ein paar humorvolle, „absurde“ antworten ein, die du mit einem zwinkern rüberbringst (ich ruf dich jede stunde an)

in der art haben mich meine kids einst „erzogen“ und daraus resultieren bis heute noch einige „insider-witze“ über die ich auch herzlich lachen kann.

gruß
dots

Hallo Annie und Lotte,

erstmal Danke für die Antworten.

Die Sache mit dem Zeigen von Verständnis ist erstmal keine schlechte Idee. Leider ist das mit dem früh losfahren und spät wiederkommen keine Ausnahme-Situation: ich muss so gut wie jeden Tag früh los und bekomme jeden Tag, wenn mein Vater das mitkriegt, solche Kommentare. Außerdem hat mein Vater sich früher nie so verhalten, wenn ich zur Schule gefahren bin. Deshalb habe ich auch kein Verständnis dafür, dass mein Vater sich immer noch daran festhält, obwohl er es mittlerweile gewohnt sein müsste (das geht jetzt immerhin schon seit Monaten so, da müsste mein Vater eigentlich wissen, dass ich zur Uni fahre). Und das mit den Sorgen: ich habe meinem Vater schon oft gesagt, dass er sich keine Sorgen machen muss.

Doch die Sorgen beschränken sich nicht nur aufs Studium. Da ich ehrenamtlich bei Greenpeace mitarbeite, gibt es auch Kommentare, wenn ich zum Plenum fahre, oder zu einem Seminar („Was ??? 8 Stunden ? Soooo Lange ??“)

Bzgl. Zutrauen: genau hier glaube ich wirklich, dass mein Vater mir nur sehr wenig zutraut. Und manchmal sogar durch Kommentare meine Tätigkeit bei Greenpeace in den Dreck zieht, oder mir bestimmte Tätigkeiten versucht abzusprechen.

Es geht wirklich einmal diagonal durch den ganzen Katalog vom Schaden durch Worte. Ich weiß zwar, dass es nicht alles unbedingt böse gemeint ist, doch mich würde die Frage interessieren:

was kann ich selber tun ?

Denn das Verhalten meines Vaters ändern kann ich nicht, und Diskussionen würden die ganze Sache noch verschlimmern.

Liebe Grüße und Danke im Voraus
Monadic512

Hallo dots

Danke! Deine Antwort finde ich sehr hilfreich. Du bist also der Meinung, dass ich für das Verhalten meines Vaters einfach Verständnis zeigen sollte.

Ich werde das so versuchen, doch es fällt mir bestimmt schwer. Vor allem, weil mein Vater das wirklich immer wiederholt.

Liebe Grüße
Monadic512

hallo

du wirst immer selbständiger und erwachsener - wie „bedrohlich“ für den vater!
er versucht mit allen mittel und komischen argumenten dich zu halten.
das ganze spielt sich auf der gefühlsebene ab, daher sind sachliche diskussionen in dem moment sinnlos.

Du bist also
der Meinung, dass ich für das Verhalten meines Vaters einfach
Verständnis zeigen sollte.

ja…und versuch es mit humor zu nehmen :wink: - er will dir nichts böses.
trink mal ein bier mit dem vater, sprecht locker von deinem alltag, lass ihn teilhaben…

gutes gelingen!
dots

Ich werde das so versuchen, doch es fällt mir bestimmt schwer.
Vor allem, weil mein Vater das wirklich immer wiederholt.

Liebe Grüße
Monadic512

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Rosenberg
Hallo,

wenn man mal Marshall B. Rosenbergs Grundlagen der gewaltfreien Kommunikation zu Rate ziehen möchte, findet man als Grundlage, dass hinter Angriffen immer unerfüllte Bedürfnisse stehen. Rosenberg definiert die Sprache des Angriffs als „Wolfssprache“ und stellt dabei heraus, dass „Wölfe“ (also diejenigen, die uns verbal angreifen) uns solange ihre (in Angriffen verpackten) unerfüllten Bedürfnisse um die Ohren hauen, bis das Gegenüber diese gehört hat und das auch entsprechend signalisiert.

Um rauszufinden, worum es bei den Angriffen eigentlich geht, empfiehlt Rosenberg, ganz deutlich zu formulieren, welches Bedürfnis man gehört zu haben glaubt. Das Ganze wird als Feststellung formuliert, nicht als Frage. Heißt auf deinen Vater bezogen z.B.:

V:" Wo warst du denn die ganze Zeit?"
M: „Du hast dich alleine gelangweilt“ (Bedürfnis nach Gesellschaft). „Oder du hättest dir gewünscht, dass ich Bescheid gesagt hätte, wann ich nach Hause komme.“ (Bedürfnis nach Sicherheit).
Dein Vater wird nun entweder eine der beiden Aussagen bestätigen oder nicht. Wenn nicht, musst du weitere Vermutungen äußern. Wenn du Zustimmung zu einer erhältst, kannst du weitere Vermutungen anstellen.

Man erkennt die Tatsache, dass man tatsächlich bei den zugrunde liegenden Bedürfnissen angekommen ist, daran, dass sich das Gegenüber deutlich entspannt. Manchmal ist das nur durch ein tiefes Ausatmen zu bemerken, meist gibt es aber eine direkte Bestätigung, wie „Genau!“

Wenn man dort angekommen ist, kann man versuchen, gemeinsam eine Lösung zu finden. Solange die Bedürfnisse aber nicht gehört sind, wird sich - so Rosenberg - der Konfliktpartner jeglichen konstruktiven Lösungsideen gegenüber sperren.

Wenn man diese Art der Kommunikation zum ersten Mal ausprobiert, stellt man meistens fest, dass es gar nicht so einfach ist, wirklich das Bedürfnis hinter den Vorwürfen zu erkennen. Oft glaubt man zu wissen, worum es dem anderen geht und stellt dann überrascht fest, dass man sich geirrt hat. Das Ganze funktioniert mit etwas Übung ziemlich gut - auch und vor allem in der Kommunikation zwischen Partnern. Zumindest, solange man um Lösungen bemüht ist und nicht nur streiten möchte :smile:.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule,

Ich kenne Rosenberg nicht, finde Deinen Beitrag aber sehr spannend. Ohne mich aufs Originalposting zu beziehen, stellen sich mir dabei aber noch einige Fragen.

wenn man mal Marshall B. Rosenbergs Grundlagen der
gewaltfreien Kommunikation zu Rate ziehen möchte, findet man
als Grundlage, dass hinter Angriffen immer unerfüllte
Bedürfnisse stehen.

Das ist ja interessant.

Um rauszufinden, worum es bei den Angriffen eigentlich geht,
empfiehlt Rosenberg, ganz deutlich zu formulieren, welches
Bedürfnis man gehört zu haben glaubt. Das Ganze wird als
Feststellung formuliert, nicht als Frage. Heißt auf deinen
Vater bezogen z.B.:

V:" Wo warst du denn die ganze Zeit?"
M: „Du hast dich alleine gelangweilt“ (Bedürfnis nach
Gesellschaft). „Oder du hättest dir gewünscht, dass ich
Bescheid gesagt hätte, wann ich nach Hause komme.“ (Bedürfnis
nach Sicherheit).
Dein Vater wird nun entweder eine der beiden Aussagen
bestätigen oder nicht.

Antwortete mir jemand auf meine Frage so, wie Du es oben schilderst, würde ich mich ehrlich vor den Kopf gestossen fühlen. Weder nimmt der Angesprochene Bezug darauf, dass ich ihm eine Frage gestellt habe, noch beantwortet er diese.

Ich behaupte, dass ich - je nach Situation natürlich - ein Recht darauf habe, zu wissen, wo jemand war. Würde jemand meiner Frage in dieser Art ausweichen, fände ich das äusserst unhöflich, gerade wenn so eine Aussage von meinem Sohn käme, und fühlte mich nicht ernst genommen. Das würde doch erst recht zu einem Konflikt führen?

Vielleicht liegt es an diesem Beispiel, aber ich würde mich bevormundet fühlen, wenn die Antwort auf meine Frage so ausfiele. Ich empfinde dieses Vorgehen als manipulativ und ausweichend. Das würde bei mir den Verdacht schüren, dass mir mein Gegenüber ganz bewusst nicht sagen möchte, wo er gewesen ist. Ich würde ihn so wahrscheinlich verdächtigen, mir etwas zu verheimlichen.

Erhielte ich jedoch, bevor eine solche Aussage kommt, eine Antwort auf meine Frage, sähe die Sache wieder etwas anders aus.

Wenn man dort angekommen ist, kann man versuchen, gemeinsam
eine Lösung zu finden. Solange die Bedürfnisse aber nicht
gehört sind, wird sich - so Rosenberg - der Konfliktpartner
jeglichen konstruktiven Lösungsideen gegenüber sperren.

Meine Idee von einer konstruktiven Lösungsidee besteht darin, in meiner Frage ernst genommen zu werden. Erst dann möchte ich (vielleicht) mit meinem Sohn darüber diskutieren, weshalb ich wissen möchte, wo er gewesen ist.

Das Ganze funktioniert mit etwas Übung ziemlich gut - auch und vor
allem in der Kommunikation zwischen Partnern.

Vater und Sohn sind aber keine gleichgestellten Partner. Ich kann mir noch eher vorstellen mit meinem Partner ein solches Gespräch zu führen - wobei ich auch da als allererstes mein Bedürfnis, zu wissen wo er war, befriedigt haben möchte, bevor ich bereit bin darüber zu sprechen, weshalb ich die Frage gestellt habe.

Liebe Grüsse,

Semiramis

Hallo,

es ist nicht einfach - wenn nicht sogar unmöglich - Rosenberg in einigen Sätzen zu erklären. Der Hinweis auf ihn - einschließlich der Beispiele - kann deshalb immer nur eine Anregung darstellen, sich näher mit ihm zu befassen, wenn man die Idee grundsätzlich interessant findet

Ich behaupte, dass ich - je nach Situation natürlich - ein Recht darauf habe, zu wissen, wo jemand war. Würde jemand meiner Frage in dieser Art ausweichen, fände ich das äusserst unhöflich, gerade wenn so eine Aussage von meinem Sohn käme

Da wäre also zunächst mal das Bedürfnis nach Kontrolle :smile:. Genau darum, das herauszufinden, geht es bei Rosenberg. Gesucht wird das Bedürfnis hinter deiner Frage. Die simple Antwort „Ich war noch mit Kollegen weg“ würde dich wohl kaum zufriedenstellen. Du würdest mit Sicherheit Näheres wissen wollen - und worum es dir eigentlich geht, muss dein Gegenüber rauskriegen, wenn das Gespräch befriedigend verlaufen soll.

Das würde bei mir den Verdacht schüren, dass mir mein Gegenüber ganz bewusst nicht sagen möchte, wo er gewesen ist. Ich würde ihn so wahrscheinlich verdächtigen, mir etwas zu verheimlichen.

Womit wir wieder beim Bedürfnis nach Sicherheit wären :smile:.

Meine Idee von einer konstruktiven Lösungsidee besteht darin, in meiner Frage ernst genommen zu werden.

Genau das tut Rosenberg: Er macht sich die Mühe rauszufinden, was dem Gesprächspartner eigentlich wichtig ist, anstatt ihn oberflächlich zu bedienen.

Erst dann möchte ich (vielleicht) mit meinem Sohn darüber diskutieren, weshalb ich wissen möchte, wo er gewesen ist.

Aber genau darum geht es doch: Du hast Gründe, warum du fragst, wo dein Sohn gewesen ist. Sei es, dass du dir Sorgen um ihn gemacht hast, sei es, dass du den Anspruch hast, immer zu wissen, wo er sich aufhält (weil du dir Sorgen machst?), sei es, dass es dich geärgert hat, dass ihm anderes anscheinend wichtiger war als du.

Und du wirst solange keine Ruhe geben und nachhaken, bis dein Sohn verstanden hat, was dir eigentlich wichtig ist. Es ist eine Illusion zu glauben, dir würde eine einfache Antwort reichen.

Vater und Sohn sind aber keine gleichgestellten Partner. I

Wenn der Sohn 22 ist (wie der UP) sollte man davon ausgehen.

… wobei ich auch da als allererstes mein Bedürfnis, zu wissen wo er war, befriedigt haben möchte, bevor ich bereit bin darüber zu sprechen, weshalb ich die Frage gestellt habe.

Falscher Denkansatz. Die Frage nach dem „Wo“ wird er vermutlich mit einem lapidaren Satz sofort beantwortet haben. Das ist es aber nicht, worum es dir geht. Je nach eigentlicher Bedürfnislage ist das „Wo?“ völlig uninteressant oder es bestimmt entscheidend deine weitere Stimmungslage oder du glaubst ihm nicht, dass die Antwort überhaupt wahr ist.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo Jule,

Herzlichen Dank für Deine Antwort.

es ist nicht einfach - wenn nicht sogar unmöglich - Rosenberg
in einigen Sätzen zu erklären. Der Hinweis auf ihn -
einschließlich der Beispiele - kann deshalb immer nur eine
Anregung darstellen, sich näher mit ihm zu befassen, wenn man
die Idee grundsätzlich interessant findet.

Das ist klar. Ich erwarte keine Zusammenfassung seines Ansatzes, war - und bin - aber nach wie vor nicht ganz sicher, was ich vom hier geschilderten Beispiel halten soll. Grundsätzlich finde ich es ja ein schöner Gedanke, wenn man dem Gegenüber zu verstehen gibt, dass man sich für ihn interessiert und bestrebt ist, herauszufinden, wo das Problem liegt, es hängt aber viel davon ab, in welcher Weise ich das tue.

Ich behaupte, dass ich - je nach Situation natürlich - ein Recht darauf habe, zu wissen, wo jemand war. Würde jemand meiner Frage in dieser Art ausweichen, fände ich das äusserst unhöflich, gerade wenn so eine Aussage von meinem Sohn käme

Da wäre also zunächst mal das Bedürfnis nach Kontrolle :smile:.
Genau darum, das herauszufinden, geht es bei Rosenberg.
Gesucht wird das Bedürfnis hinter deiner Frage. Die simple
Antwort „Ich war noch mit Kollegen weg“ würde dich wohl kaum
zufriedenstellen. Du würdest mit Sicherheit Näheres wissen
wollen - und worum es dir eigentlich geht, muss dein Gegenüber
rauskriegen, wenn das Gespräch befriedigend verlaufen soll.

Natürlich geht es hierbei um Kontrolle. Ich brauche aber keinen Rosenberg um das herauszufinden - und ja, ich bin vielleicht vermessen genug, mir tatsächlich einzubilden, ich wäre - je nach Situation - mit der Antwort „Ich war noch mit Kollegen weg“ tatsächlich zufrieden. Das Gespräch verläuft für mich dann befriedigend, wenn mich der andere in meiner Frage ernst nimmt und mir - einfach von Erwachsenem zu Erwachsenem - sagt, wo er gewesen ist.

Ob das ebenso der Fall beim Vater des OPs ist, sei dahingestellt. Ich kenne den Vater nicht und es ist durchaus möglich, dass dieser, wie Du bereits beschrieben hast, eine ganz bestimmtes Bedürfnis durch seine Fragen äussern will.

Meine Idee von einer konstruktiven Lösungsidee besteht darin, in meiner Frage ernst genommen zu werden.

Genau das tut Rosenberg: Er macht sich die Mühe rauszufinden,
was dem Gesprächspartner eigentlich wichtig ist, anstatt ihn
oberflächlich zu bedienen.

Dann kann eine Frage wie „Wo bist Du gewesen?“ niemals einfach nur bedeuten „Ich möchte wissen, wo Du Dich aufgehalten hast.“? Das glaube ich kaum. Ich bin überzeugt, dass ich manchmal tatsächlich nur an der „oberflächlichen“ Antwort interessiert bin und nicht hören will, dass ich jetzt Sicherheit brauche oder Kontrolle ausüben möchte. Das weiss ich selbst.

Erst dann möchte ich (vielleicht) mit meinem Sohn darüber diskutieren, weshalb ich wissen möchte, wo er gewesen ist.

Aber genau darum geht es doch: Du hast Gründe, warum du
fragst, wo dein Sohn gewesen ist. Sei es, dass du dir Sorgen
um ihn gemacht hast, sei es, dass du den Anspruch hast, immer
zu wissen, wo er sich aufhält (weil du dir Sorgen machst?),
sei es, dass es dich geärgert hat, dass ihm anderes
anscheinend wichtiger war als du.

Wäre ich der Vater im UP, dann könnte das tatsächlich der Fall sein, muss aber nicht.

Und du wirst solange keine Ruhe geben und nachhaken, bis dein
Sohn verstanden hat, was dir eigentlich wichtig ist. Es ist
eine Illusion zu glauben, dir würde eine einfache Antwort
reichen.

Das halte ich für eine sehr gewagte Vermutung. Wiederum: das kann sehr gut auf den Vater des Posters zutreffen, muss aber nicht. So, wie Du das formulierst, klingt es, als ob jeder, der jemals die Frage „Wo bist Du gewesen?“ gestellt hat, tatsächlich niemals an einer eigentlichen Beantwortung interessiert gewesen wäre und das ist es, was mir daran nicht gefällt.

Liebe Grüsse,

Semiramis

Ich bin überzeugt, dass ich
manchmal tatsächlich nur an der „oberflächlichen“ Antwort
interessiert bin

Auch dann hast Du mit Sicherheit irgendeinen einen Grund, warum du das fragst, und dieser Grund ist auch der Grund, warum dich die oberflächliche Antwort zufriedenstellt. Zum Beispiel: Du wolltest nur Small Talk machen. Oder Kontakt zu der Person herstellen. Oder Du bist einfach nur neugierig.

So, wie Du das formulierst, klingt es, als ob jeder,
der jemals die Frage „Wo bist Du gewesen?“ gestellt hat,
tatsächlich niemals an einer eigentlichen Beantwortung
interessiert gewesen wäre

„Fort.“ Damit ist die Frage doch eigentlich beantwortet, oder? Wenn Du mehr wissen willst, dann mit Sicherheit, weil Du irgendeinen Grund dafür hast. Und welche Antwort für Dich befriedigend ist, hängt von diesem Grund ab, und Rosenberg empfiehlt, deswegen nach diesem Grund zu suchen.

Ich wüsste übrigens keinen Menschen, bei dem ich das Recht hätte, zu erfahren, wo er ist. Und auch keinen Menschen, der das Recht hätte, das von mir zu erfahren, ohne mir seine Gründe zu nennen. Wenn du das anders siehst, dann ist diese Überzeugung Teil deiner Motivation, diese Frage zu stellen - und danach kann man fragen.

Gruß,
Max

hallo,

wenn du es dir finanziell leisten könntest, würden du lieber ausziehen als deinen Vater an deinem Leben teilhaben lassen?

Lebst du alleine mit deinem Vater oder gibt es noch eine Mutter und Geschwister?

Grüsse, Hannelore