Umgang mit der Trauer meines Freundes

Hallo,
der Vater meines Freundes, mit dem ich seit knapp 2 Jahren zusammen bin ist vor 10 Monaten gestorben. Er musste plötzlich sehr viel Verantwortung übernehmen und sich um alles kümmern, da er der älteste Sohn ist. Zusätzlich hat er jetzt noch versucht, sein Staatsexamen in Jura zu schreiben. Doch seit dem Tod hat er sich total verändert. Er ist überhaupt nicht mehr liebevoll zu mir. Sagt sogar, dass er irgendwie keine Liebe mehr in sich hat, die er geben kann. Das hat aber nichts mit mir zu tun. Seitdem streiten wir nur noch. Ich wurde beruflich in ein Dort 2 Stunden entfernt von ihm versetzt. Ich fühle mich dort oft einsam. Er hat momentan das Gefühl, dass ich ihn zu sehr einenge. Aber ich will nur meinen alten Freund zurück. Selbst sagt er zu mir, er wird nie wieder der sein, den ich kennengelernt habe. Er meint auch, er fängt jetzt erst an, den Tod seines Vaters zu verarbeiten. Er hat mich in den letzten Monaten oft sehr mies behandelt. Er spricht einfach nicht mehr wirklich offen mit mir über seine Gefühle. Doch so kann ich ihn ja nicht verstehen. Ich soll einfach so weitermachen, wie bisher. Ich weiß langsam nicht mehr was ich tun soll. Ich brauche dringend einen Rat. Momentan haben wir eine Funkstille, da er zuhause bei seiner Familie ist. Ich habe ihm gesagt, dass ich möchte, dass wir erstmal Abstand haben, um erst einmal wieder normal miteinander reden zu können. Momentan habe ich nur noch geweint und er hat mich nur noch angeschrien. Ich will einfach, dass er wieder normal wird. Ich würde alles dafür tun. Könnt ihr mir helfen?

Liebe Grüße

Natürlich ist es ein sehr einschneidendes Erlebnis für Deinen Freund, wenn plötzlich sein Vater stirbt. Er muss seine Trauer verarbeiten und mit der neuen Situation zurecht kommen. Vor allem mit der neuen Verantwortung. Dafür musst Du auf jeden Fall Verständnis aufbringen und ihn unterstützen. Du kannst ihm das anbieten und ihm versichern, dass Du für ihn da bist und ihn liebst.

Gleichzeitig muss er sich darüber im Klaren sein, dass es nichts bringt, nicht loszulassen. Was passiert ist ist passiert und lässt sich nicht ändern. Sein Vater hätte bestimmt nicht gewollt, dass er Dich jetzt so schlecht behandelt. Frag’ ihn doch mal was sein Vater wollen würde? Ich denke sein Vater würde wollen, dass es ihm gut geht, er stark genug ist um weiterzumachen und glücklich zu sein. Das muss er realisieren.

Im westlichen Kulturraum neigt man dazu, den Tod eines Menschen als Verlust anzusehen und zu trauern. Es gibt Kulturen, die sehen das anders. Denn dem Gestorbenen geht es ja jetzt nicht schlecht, meist eher besser als vorher (Thema Erlösung). Daher kann man die Trauer als rein egoistisches Verhalten ansehen - ich trauere weil ICH jetzt nicht mehr das habe was ich vorher hatte (Kontakt mit ihm, Freude mit ihm usw.). Interessant, oder?

Man kann sich überlegen, was für die anderen und allgemein am besten ist: Wenn man trauert und nicht mehr das machen kann was man machen muss (inklusive Lieben und Liebe geben) oder wenn man nicht trauert und glücklich ist? Sicherlich letzteres. Viele haben wohl ein Schuldgefühl wenn sie nicht „genügend“ trauern oder haben Angst, von anderen als „Gefühlskalt“ angesehen zu werden.

Wenn Du Deinen Freund liebst, bringe ihn dazu, sich zu öffnen, indem Du ihm zeigst, dass Du ihn verstehst und zu ihm hältst, egal was passiert. Dazu musst Du erstmal Dein Ego abschalten (Ich fühle mich einsam, ich will dies und das) und Dich total auf ihn einstellen. Erst wenn er das mitkriegt, wird er sich öffnen. Auf keinen Fall drängen, drohen oder unter Druck setzen.

Viel Erfolg!
Yoda

Hallo!
Das ist eine sehr schwierige Situation in der du dich befindest.
Dass es deinem Freund nicht gut geht, ist verständlich, aber es rechtfertigt meiner Meinung nach nicht, dass er dich schlecht behandelt.
Der Tod seines Vaters stellt eure Beziehung auf eine harte Probe. Ich glaube, dass er in seine Probleme „vertieft“ ist, und gar nicht merkt, wie sehr er dich eigentlich verletzt, oder?
Hast du ihn schonmal darauf angesprochen? Also ich meine direkt und ins Gesicht? Es ist ja keine richtige Antwort, wenn man sagt, dass man keine Liebe mehr in sich trägt…
Zeig ihm auf jeden fall weiterhin, dass du ihn unterstützt und bei ihm bleibst. Vielleicht weiß er es dann ja zu schätzen???
Was hat er dazu gesagt, dass du Abstand brauchst? Wie hat er reagiert?

Kopf hoch!
LG

Hallo, trauer ist ein langer schwerer Prozess der sich eben auch so äußern kann. Den abstand den sie jetzt haben ist genau richtig. Er weiß dass sie ihm helfen wollen doch diesen Trost möchte er nicht. Ich an ihrer stelle würde den abstand aufrecht halten, allerdings würde ich ihm deutlich machen dass sie für ihn da sind aber er muss den Schritt auf sie zu gehen. Leider gehen viele Beziehungen kaputt wenn einer trauert auch wenn das eigentlich nichts mit der Beziehung zu tun hat. Nach dem Tod meines besten Freundes habe ich auch die Welt anders gesehen und nun 3 Jahre nach dem Tod lasse ich mich scheiden. Trauer verändert das leben und die Sicht auf das leben. Nehmen sie es als neue Chance und denken sie an sich und ihr leben, denn auch sie haben nur das eine. Ich hoffe ich konnte ihnen helfen. Viel Glück.

Hallo

Es gibt eine Grundregel die Du beachten solltest. Männer verarbeiten Probleme ganz anders als Frauen. Frauen reden darüber um sich davon zu lösen, Probleme nach Wertigkeit zu sortieren und um sich über vieles klar zu werden.
Männer wollen sich ablenken! Sie wollen in Ruhe Zeitung lesen, Basteln Sport treiben o.ä. Natürlich will er auch mal reden, aber nur dann wenn ihm danach ist.

Dein Freund hat 3 riesige Probleme am Hals, die er verarbeiten muss. Du musst ihm mehr Zeit geben dies zu verarbeiten. Wenn Du jetzt von ihm noch verlangst für Dich Kraft aufzuwenden übersteigt das seine psychischen Kräfte. Du willst Zuneigung! Du willst Zeit mit ihm verbringen! Du willst Aufmerksamkeit! Du willst ihn wie er früher war! Du willst, dass er über seine Gefühle spricht! Daran siehst Du, dass Du viel zu viel Druck auf ihn ausübst. Seine Reaktion ist da zu verstehen. Er hat keinen Nerv mehr für zusätzliche Probleme. Gehe zu ihm, mache ihm keine Vorwürfe!!!, z.B. dass Du im Moment nicht im Mittelpunkt stehen kannst. Sage ihm, dass Du für ihn da bist und er jederzeit mit Dir reden kann wenn er will. Du hast ihn jetzt wo er Probleme hat unter zusätzlichen Druck gesetzt, löse diesen Druck und unterstütze ihn. Helfe ihm bei der Arbeit o.a. Aber ganz wichtig: bedränge ihn nicht wenn er allein sein will, bedränge ihn nicht sich zu öffnen!!! Wenn Du dies so fortsetzt bleibt folgendes bei ihm im Hinterkopf: Ich darf mit keinen Sorgen zu ihr gehen sonst habe ich danach noch mehr. Sie wird mich nicht meine Sorgen ausleben lassen und mich nicht unterstützen sondern wieder Abstand wollen. Er wird als Folge sich noch mehr verschließen.

Ließ bitte folgendes Buch, es hat mich auch sehr weitergebracht. „Männer sind anders, Frauen auch.“ Bekommst Du bei Ebay gebraucht für wenig Geld. Es paast prima zu Deinen Sorgen!!!
Du kannst ja mal Deine Meinung zu meinem Text schicken.

Gruß

Hallo

Vordergründig gesehen könnte man spekulieren, dass dein Freund mit der Doppelbelastung Studium und Trauerbewältigung einfach nur überfordert ist?

Es wäre auch möglich, dass dein Freund seine derzeitige Lebenssituation nur „benutzt“ um sich trennen zu können ?

Die Beantwortung von Fragen, gerade im Bereich „Beziehungen“ gestalten sich erfahrungsgemäß recht schwierig, weil jeder Mensch anders „gestrickt“ ist und es deshalb keine allgemein gültigen Antworten gibt!

Aus jeder Frage und deren Beantwortung entstehen neue Fragen usw usw. und am Ende tippen wir uns hier „einen Wolf“ hin und her und es dauert ewig bis man sich erst einmal dem Kern der Sache genähert hat.

Aus dieser Erfahrung heraus habe ich irgendwann einmal damit angefangen den Vorschlag zu machen, die Probleme am Telefon zu besprechen.

Wenn du dir das vorstellen kannst, wäre ich bereit dir unsere Festnetznummer zukommen zu lassen um dann mit dir die Probleme ausführlich zu besprechen.

Davon ausgehend, dass heute fast jeder eine Flatrate hat, dürfte das auch kostentechnisch kein Problem sein ?!

Wenn du Interesse hast das Problem auf diese Weise anzugehen, dann schreib mich einfach noch einmal an und wir machen einen Termin aus an dem du zeitnah anrufen kannst !

Wenn grundsätzlich kein Interesse an einem Gespräch besteht, einfach nochmals anfragen und ich werde dann versuchen die Thematik mal schriftlich anzugehen.
Das wird aber dann einige Zeit dauern .

Liebe Grüße

Detef

Umgang mit der Trauer Deines Freundes
Liebe Ratsuchende,

wie ich lese steckst Du in einem Dilemma, vor allem aber auch Dein Freund. Zwischen den Zeilen lese ich, dass Du ihn durchaus liebst, trotz seines Verhaltens, dass er Dir gegenüber an den Tag legt.

In den meisten Fällen rate ich zur Trennung. Aber die meisten Beziehungen scheitern ja auch daran, dass einer von beiden jemand anderes kennen lernt, so zu sagen eine neue Liebe. Das ist aber bei Euch nicht der Fall, wie ich stark vermute. Deswegen kann ich Dir raten, dass Du noch etwas Geduld aufbringst. In meinem Bekanntenkreis hat sich vor einiger Zeit eine ähnliche Problematik ergeben: die Eltern einer Bekannten waren in kurzen Abständen verstorben. Sie hat ihrem Mann gegenüber total dicht gemacht, war regelrecht in Depressionen verfallen. Nun hat sie sich aber hiervon weitgehend erholt.

Wenn Du noch wenigstens ein Jahr Geduld aufbringen magst, sehe ich für deinen Freund bzw. vor allem auch für Eure Beziehung durchaus eine neue Chance.

Gern kannst du mir erneut und noch öfters schreiben.
Viel Glück einstweilen!

Beste Grüße
Dieter