Umgang mit schwierigem Bekannten

Hallo wwwler,

in unserem Verein (kleiner Bürgerverein) haben wir ein problematisches Mitglied. Er ist Rentner, noch keine 70, alleinstehend und hat keine Kinder. Der Verein ist so etwas wie Familienersatz (gewesen). Er war immer sehr aktiv und hilfsbereit und mit seinen Macken konnten wir leben. Nach einem Missverständnis (Lappalie) auf einem Treffen hat er jetzt gekündigt. Somit haben wir eigentlich das Problem vom Hals. Aber trotzdem möchten wir ihm helfen. Das Problem ist: Er regt sich sehr leicht auf, versteht vieles falsch und hört nicht zu. Er fühlt sich angegriffen (grenzt schon an Verfolgungswahn) und schreibt dann seitenlange E-Mails mit abstrusen Behauptungen und Anschuldigungen an alle Vereinsmitglieder, die sich dann wieder an uns (Vorstand) wenden und fragen was los ist. Wenn wir es uns jetzt einfach machen würden, könnten wir sagen: Danke für die Kündigung und Tschüss. Aber unseres Erachtens nach braucht er Hilfe, da seine Aktionen schon sehr merkwürdig sind und teilweise bedrohlich wirken. Was können wir tun? Wir werden in den nächsten Tagen nochmal versuchen mit ihm zu sprechen, aber ich befürchte, dass er wieder nicht zuhört und sich eher verfolgt fühlt. An wen könnte man sich wenden? Ich hoffe auf eure Tipps.

Herzliche Grüße,

Sigrid

Hallo

Ich würde sagen, so viel könnt ihr nicht tun.
Ihr könnt ja nicht jemanden suchen, der ihn für euch „passend bearbeitet“.

Ihr könnt einmal untersuchen, was es mit der Lappalie auf sich hatte, und falls angebracht, eine Entschuldigung formulieren, um Entschuldigung bitten.
Ansonsten einfach das sagen, was Sache ist. Also ihr würdet euch freuen, wenn er wieder zurückkommt und kleinere Meinungsverschiedenheiten nicht so persönlich nimmt.
Vielleicht ist es aber ein Problem größerer Meinungsverschiedenheiten, die man nicht mehr regulieren kann.

Für die gute Formulierung eines(!) netten Briefes könntet ihr jemanden suchen, aber ansonsten schlage ich vor, den älteren Herren nicht auf die Nerven zu gehen.

MfG
Matthias

Hallo Sigrid,

Was können wir tun? Wir werden in den
nächsten Tagen nochmal versuchen mit ihm zu sprechen, aber ich
befürchte, dass er wieder nicht zuhört und sich eher verfolgt
fühlt. An wen könnte man sich wenden? Ich hoffe auf eure
Tipps.

Ich sehe einzig die Möglichkeit, das ganze auf neutralem Boden durchzuführen und eine unbeteiligte neutrale Person als Moderator zu organisieren, welche dann auch die Leitung übernimmt.

Ideal wäre natürlich eine Person mit entsprechender fachlicher Ausbildung. Nur ist es nicht einfach so jemanden gratis zu verpflichten.

MfG Peter(TOO)

Hallo Sigrid,

da kann man leider gar-nichts-tun. So lange der ´Vereinsbruder´ nicht selbst in die Pötte kommt, wird er, wie schon so oft, sich immer wieder ein Bein stellen.

Bleibt, zu hoffen, dass dieser Tropf sich dabei nicht mal so richtig die Knie aufreißt.

So lange hat jeder Mensch, einschließlich er, das Recht, UNGLÜCKLICH zu sein.

Schöne Grüße mki

Hallo Sigrid,

solange Ihr (oder sonst wer) auf die Macken dieses Menschen eingeht (d. h. ihm Beachtung dafür schenkt), besteht für ihn keine Notwendigkeit, an seinem Tun bzw. an sich etwas zu ändern (vgl. Kind, das quengelt, um Aufmerksamkeit zu bekommen).

M. E. „helft“ Ihr dem Typen am meisten, wenn Ihr ihn nicht weiter beachtet und die Sache auf sich beruhen lasst - früher oder später wird der sein Attacken einstellen bzw. sich andere Ziele suchen (müssen).

JEDE andere Reaktion von Euch würde für ihn die Bestätigung seines jetzigen Treibens bedeuten.

Hi

durch seine Kündigung zeigt er ja, dass er uneinsichtig ist;
und daran will er wohl nichts ändern wollen.
Ich würde jetzt mal auf folgende Verhaltensweise seinerseits tippen:

falls ihr ihm hinterherkriecht:
er wird unverschämte Bedinungen stellen

falls ihr ihm nicht hinterherkriecht:
wird er sich über euch beschweren (Leserbriefe, etc.)
und ggf euch auflauern oder sonstwie schaden.

M. E. ist er auf Krawall gebürstet und ihr seid sein Lieblingsspielzeug.

Mein Rat:
Rette sich wer kann (d. h., totaler Kontaktabbruch, ggf Hausverbot).

MfG
WD

Hallo zusammen,

vielen Dank für eure Antworten. Sie haben mir schon ein paar Denkanstöße gegeben. So ist mir klargeworden, dass wir als Vorstand zuallererst für die Mehrheit unserer Mitglieder da sein müssen. Deshalb werden wir seine Kündigung bestätigen und weiter gar nichts tun, keine Entschuldigungen, Gesprächsangebote o.ä. Auf der Vereinsseite kommen wir klar.
Es bleibt aber die menschliche Seite: Auch wenn wir ihm nicht wirklich nahe stehend, waren wir doch die Menschen, die ihm am nächsten waren. Er ist einsam und verliert sich zunehmend in seinen Hirngespinsten, die auf mich schon wie Wahnvorstellungen wirken. Aber ich hab keinerlei Erfahrungen mit tatsächlich Erkrankten und kann es nicht wirklich beurteilen. Deshalb wende ich mich ja an die Experten hier. Die Geschichte, die er sich mit uns geleistet hat, ist übrigens harmlos im Vergleich zu anderen Geschichten, die er sich mit anderen geleistet hat. Also kann, darf oder muss man einfach zusehen, wie er immer durchgeknallter wird? Wenn tatsächlich eine Eigen- oder Fremdgefährdung offensichtlich wird, muss man es melden, das ist mir schon klar. Nur: Wo fängt das an? Sind Beleidigungen und Drohungen an die Allgemeinheit per E-Mail schon ein Hinweis? Vielleicht ist unser Mitleid und unser Verantwortungsgefühl aber auch nur zu ausgeprägt?
Ich danke euch schon mal für eure Meinungen.

Herzliche Grüße,

Sigrid

Hallo Sigrid,

Es bleibt aber die menschliche Seite: Auch wenn wir ihm nicht
wirklich nahe stehend, waren wir doch die Menschen, die ihm am
nächsten waren. Er ist einsam und verliert sich zunehmend in
seinen Hirngespinsten, die auf mich schon wie
Wahnvorstellungen wirken. Aber ich hab keinerlei Erfahrungen
mit tatsächlich Erkrankten und kann es nicht wirklich
beurteilen.

was Du tun kannst: Dich mal an den Sozialpsychiatrischen Dienst bei Euch wenden und Dich beraten lassen. Dort kannst Du die Lage genauer schildern und sicher eine Einschätzung bekommen, ggf. auch ohne erstmal seinen Namen zu nennen.

Erste Infos gibt’s hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialpsychiatrischer_D…

Also kann, darf oder muss man einfach zusehen, wie er immer durchgeknallter wird?
Vielleicht ist unser Mitleid und unser Verantwortungsgefühl aber auch nur zu

ausgeprägt?

Ich find’s gut, dass Ihr Euch Gedanken macht. Ob es möglich und angemessen ist, ihm irgendeine Hilfe zu vermitteln, müsst ihr wirklich im direkten Gespräch klären, denke ich.

Viele Grüße,

Jule

Ich glaube euer ehemaliges Mitglied ist krank und zwar psychisch, evtl mit einer organischen Komponente in Richtung degenerativer Hirnerkrankung (beginnende Altersdemenz, Alkohol…) auf jedenfalls oder zusätzlich ist er einsam und verbittert und dieser Zustand, so wie er sich jetzt verhält, wird sich nicht mehr im positiven ändern, es sei denn er erkennt sein eigenes Problem und lässt sich helfen in Form von Medis (manchmal geht es eben nicht anders) oder einem Hobby das ihm wieder Freude am Leben bringt. (zweifelhaft das es langfristig was bringt)

Ich habe diese Entwicklung von Senioren, welche immer schon etwas gereizt waren, zu einem Menschen hin der kaum noch zu ertragen ist, schon öfters gesehen.
Depressionen und Demenz sind keine seltene Kombination.
Einige sind sehr lange in der Lage einen „normalen Zustand“ zu erwecken so das kaum jemand merkt was wirklich los ist und das tun sie nicht mit Absicht sondern aus einem ganz gewöhnlichen „Reflex“ heraus weil sie selbe nicht wissen oder merken was los ist.

Hilfe: gibt es keine außer der professionellen und dem Versuch von euch ihn nicht mehr so ernst zu nehmen.

Mein Vorschlag: Wenn ihr keine Möglichkeit habt ihn zu einem Neurologen zu bekommen, dann lasst ihn schreiben und meckern aber geht nicht mehr drauf ein. Evtl ist einer im Verein der noch einen Zugang zu ihm hat und ihn an einem guten Tag zum Besuch eines Arztes überreden und begleiten kann.

lg KonnyR