Umgang mit streitsüchtigen Personen

Hallo,

ich bin mir nicht sicher, ob die Überschrift passt, denn mein Problem ist relativ komplex- entschuldige mich auch für den langen Text. :smile:

In meinem familiären Umfeld gibt es jemanden, den ich regelmäßig sehe,der zum nahen Familienkreis gehört. Ich kann ihr auch nicht aus dem Weg gehen.

Wir sind sehr unterschiedlich, nicht nur äußerlich, auch was Vorlieben, Charaktereigenschaften und Lebensart betrifft.

Charakterlich bin ich eher jemand, der harmoniebedürftig ist, und Streitsituationen meidet - sie machen mir Angst, ich kann mich schlecht wehren, und habe auch Angst vor körperlichen Übergriffen.Ausserdem bin ich eher tolerant und auch eher positiv denkend.

Die andere Person ist eher streitsüchtig, sie läßt ihre Laune gerne an anderen aus, flippt sofort aus, schreit herum, läßt nicht mit sich reden, greift andere Personen sofort und sehr heftig an (allerdings nicht körperlich!), und denkt sehr schwarz weiß. Schuld haben alle anderen, nur ihr geht es schlecht, und überhaupt hat keiner Ahnung, alle sind dumm , und mischen sich nur in ihr leben ein.

In der Tat geht bei ihr auch vieles schief, (woran allerdings ihre antriebslose Art oft auch mitschuld ist ). Nur : man kann überhaupt keine Hilfestellung leisten. Will man helfen, wird man direkt angeschrien, man solle sich nicht einmischen , man hätte keine ahnung. Zuhören hilft auch nichts, da sie nichts erzählt, drüber reden will sie auch nicht, und wenn man dann vll noch anderer meinung ist, wird man direkt angeblafft. Also steht man ihr eher hilflos gegenüber .

Ich bin immer wieder erschrocken über diese oft auch uneinschätztbare Art. Problem ist, das ich in soclhen Situationen direkt Herzrasen, zittrige Hände bekomme und sofort abhauen will. Was nicht immer geht, und ja auch keine Lösung ist. Dann mit dieser Person ruhig zu reden, das Problem zu besprechen geht auch nicht, da sie nicht zuhört, einem das Wort im Mund herumdreht, und dann zurückzuschreien ist mir eher unangenehm, also werde ich einmal kurz etwas lauter und verscuhe dann, sie zu ignorieren und nicht mehr mit ihr zu reden.Das das natürlcih sehr bedrückend ist, und auch für alle Beteiligten eher unangenehm,. ist klar. Diese Probleme bestehen nicht nur mit mir, sondern auch mit fast allen anderen Familienmitgliedern, ausser dem Vater, der ist genauso,da traut sie sich wohl nicht.

Sie ist wie ein Minengebiet, ein falsches Wort, und sie geht hoch.

Alles in allem eine unangenehme situation. Und ich habe keine Ahnung, wie ich 1. mich am besten verhalte. Ich will ihr nicht immer recht geben, mir auch nicht alles gefallen lassen, aber habe 2. halt immer diese total unangenehme Angstsituation, die mich auch total lähmt…

Wer kennt das, oder kann helfen, oder hat vll auch den einen oder anderen Gedanken dazu?

Lg

Brenna

Hallo brenna,

im Umgang mit anstrengenden Mitmenschen - vor allem, wenn sie einem nahestehen und/oder man ihnen nicht aus dem Weg gehen kann - wünscht man sich oft, man könnte etwas tun oder sagen, was eine Verhaltensänderung beim anderen und damit eine Verbesserung der Situation erreichen kann.

Fakt ist, dass das in aller Regel nicht funktioniert. Andere Menschen ändern zu wollen, geht niemals gut. Man kann bestenfalls einen Impuls schaffen, der das Gegenüber darin bestärkt, selbst eine Veränderung anzustreben - aber auch das gelingt höchst selten.

Alles, was bleibt ist, für sich selbst die Bedingungen so zu gestalten, dass man damit zurecht kommt. Dass du mit bestimmten Verhaltensweisen nicht gut umgehen kannst, ist zudem zunächst ohnehin dein ganz persönliches Problem. Der Ansatz könnte also darin liegen, dir selbst Strategien zurechtzulegen, die dich weniger angreifbar machen.

Ganz konkret wäre das, zu trainieren, mit Konflikten umzugehen, indem du sie annimmst, anstatt ihnen aus dem Weg zu gehen. Vielleicht hilft es, wenn du die Person einfach zu deinem persönlichen Übungsfeld in Sachen Streitkultur erklärst :smile:. Heißt: Nimm dir für die nächste Begegnung vor, mal dagegenzuhalten - egal, wie das enden könnte.

Harmonie wirst du in einer solchen Situation nicht erreichen, egal, was du tust. Du kannst bestenfalls ein Deckmäntelchen von Scheinharmonie drüberhängen, indem du eben weitestgehend hinnimmst, was dir vor die Füße geworfen wird.

Menschen, die gewohnt sind, anderen großräumig auf die Füße zu treten, sind erfahrungsgemäß nur zu bremsen, wenn man ihnen dies ganz entschieden verbietet. Lieb gehabt wird man damit nicht - im anderen Fall aber ebenso wenig. In aller Regel erreicht man mit Widerstand aber zumindest den Respekt, der einem sonst völlig vorenthalten wird.

Schöne Grüße
Jule

Hallo, Jule,

Danke für Deine echt tolle Antwort. :smile:)

Fakt ist, dass das in aller Regel nicht funktioniert. Andere
Menschen ändern zu wollen, geht niemals gut. Man kann
bestenfalls einen Impuls schaffen, der das Gegenüber darin
bestärkt, selbst eine Veränderung anzustreben - aber auch das
gelingt höchst selten.

Da stimme ich voll und ganz zu.

Alles, was bleibt ist, für sich selbst die Bedingungen so zu
gestalten, dass man damit zurecht kommt. Dass du mit
bestimmten Verhaltensweisen nicht gut umgehen kannst, ist
zudem zunächst ohnehin dein ganz persönliches Problem. Der
Ansatz könnte also darin liegen, dir selbst Strategien
zurechtzulegen, die dich weniger angreifbar machen.

Das wird schwierig, und da bräuchte ich etwas Hilfestellung.

Vielleicht hilft es, wenn du die Person einfach zu
deinem persönlichen Übungsfeld in Sachen Streitkultur erklärst

). Heißt: Nimm dir für die nächste Begegnung vor, mal

dagegenzuhalten - egal, wie das enden könnte.

Das ist gut. :smile:) So kann man das ganz gut sehen. :smile:

Menschen, die gewohnt sind, anderen großräumig auf die Füße zu
treten, sind erfahrungsgemäß nur zu bremsen, wenn man ihnen
dies ganz entschieden verbietet. Lieb gehabt wird man damit
nicht - im anderen Fall aber ebenso wenig. In aller Regel
erreicht man mit Widerstand aber zumindest den Respekt, der
einem sonst völlig vorenthalten wird.

Liebgehabt werden in dem Falle wäre eh utopisch, wenn ich da nur meine Ruhe hätte, das würde mir reichen.

Lg

Brenna

Hallo,

ich verstehe nicht ganz warum es Dir nicht möglich ist diese Person zu meiden. Ich glaube da liegt das Problem eben bei Dir und nicht bei ihr. Deine Harmoniebedürftigkeit geht so weit, dass Du es nicht fertig bringst stop zu sagen und Dich ihrer Anwesenheit zu entziehen. Das würde für Dich wahrscheinlich schon ein Konflikt bedeuten, den Du ja zu vermeiden suchst. Nur da beisst sich die Ratte in den Schwanz, denn genau dadurch entsteht erst der Konflikt (in Dir). Du gehst sogar so weit ihr „helfen“ zu wollen! Warum?

Ich würde Dir raten Dir selber zu helfen indem Du lernst Deine Grenzen klar und deutlich zu formulieren anstatt die Probleme auf ihr zu projezieren und die Ursachen ihrer Probleme zu analysieren.

Viele Grüße

Hallo,

ich verstehe nicht ganz warum es Dir nicht möglich ist diese
Person zu meiden.

Weil diese Person halt Teil meiner Familie ist - sehe ich meine Familie , sprich meine Eltern und Großeltern, ist diese Person immer da.

Ich glaube da liegt das Problem eben bei Dir
und nicht bei ihr. Deine Harmoniebedürftigkeit geht so weit,
dass Du es nicht fertig bringst stop zu sagen und Dich ihrer
Anwesenheit zu entziehen. Das würde für Dich wahrscheinlich
schon ein Konflikt bedeuten, den Du ja zu vermeiden suchst.

Hm, ich habe halt eher Angst vor Streitigkeiten, auch davor, das sie den rest der Familie so im Griff hat, das im Falle eines Streits das ganze dann total ausufert.

Nur da beisst sich die Ratte in den Schwanz, denn genau
dadurch entsteht erst der Konflikt (in Dir). Du gehst sogar so
weit ihr „helfen“ zu wollen! Warum?

Weil mir immer gesagt wird, das es ihr ja schlecht geht , und mir gut, und ich Verständnis haben sollte…das ist schon immer so gewesen, das ich als Älteste meiner Generation Verstnändnis und Rücksicht haben sollte.

Ich würde Dir raten Dir selber zu helfen indem Du lernst Deine
Grenzen klar und deutlich zu formulieren anstatt die Probleme
auf ihr zu projezieren und die Ursachen ihrer Probleme zu
analysieren.

Das sehe ich auch so, aber gerade das Grenzen setzen fällt mir sehr schwer, ist auch immer mit schlechtem gewissen begleitet , weil ich mich dann als egoistisch empfinde. Dämlich, ich weiß… :wink:)

Lg

Brenna

Hallo,

Weil diese Person halt Teil meiner Familie ist - sehe ich
meine Familie , sprich meine Eltern und Großeltern, ist diese
Person immer da.

Auch beim Sehen / Begegnen, kann man sich abgrenzen.

Ich glaube da liegt das Problem eben bei Dir
und nicht bei ihr. Deine Harmoniebedürftigkeit geht so weit,
dass Du es nicht fertig bringst stop zu sagen und Dich ihrer
Anwesenheit zu entziehen. Das würde für Dich wahrscheinlich
schon ein Konflikt bedeuten, den Du ja zu vermeiden suchst.

Hm, ich habe halt eher Angst vor Streitigkeiten, auch davor,
das sie den rest der Familie so im Griff hat, das im Falle
eines Streits das ganze dann total ausufert.

Das ist durchaus möglich, aber es muss nicht zwangsläufig so sein. Du hast durchaus das Recht Deine Meinung über diese Person zu sagen, insbesondere, wenn sie Dich angreift. Das bedeutet nicht, dass Du aggressiv werden musst oder zurück schiessen musst. Wenn Du einigermaßen beherrscht von Deinen Gefühlen mitteilst (Ich bekomme Angst, wenn Du so sprichst). Wenn sie Dich sogar körperlich stresst, dann musst Du eine Grenze ziehen.

Nur da beisst sich die Ratte in den Schwanz, denn genau
dadurch entsteht erst der Konflikt (in Dir). Du gehst sogar so
weit ihr „helfen“ zu wollen! Warum?

Weil mir immer gesagt wird, das es ihr ja schlecht geht , und
mir gut, und ich Verständnis haben sollte…das ist schon
immer so gewesen, das ich als Älteste meiner Generation
Verstnändnis und Rücksicht haben sollte.

Ok - und jetzt bist Du erwachsen, reflektiert und spürst, dass es eben nicht so ist! Wenn es ihr schlecht geht, dann berechtigt das nicht ein Verhalten an den Tag zu legen damit es den anderen in der Umgebung auch schlecht geht. Das ist egoistisch und funktioniert so lange bis sich jemand dagegen wehrt. Hast Du schon einmal überlegt eine Verhaltenstherapie zu machen? Sich für sich selbst einzustehen kann man lernen (z.B. in Rollenspiele). Am Ende steht die Erkenntnis, dass es einem dabei besser geht, wenn man ehrlich die Meinung sagt, seine Grenzen kennt und sie seiner Umgebung auch zum Ausdruck bringen kann. Dabei passiert nichts dramatisches, Du spielst quasi nur zurück.

Ich würde Dir raten Dir selber zu helfen indem Du lernst Deine
Grenzen klar und deutlich zu formulieren anstatt die Probleme
auf ihr zu projezieren und die Ursachen ihrer Probleme zu
analysieren.

Das sehe ich auch so, aber gerade das Grenzen setzen fällt mir
sehr schwer, ist auch immer mit schlechtem gewissen begleitet
, weil ich mich dann als egoistisch empfinde. Dämlich, ich
weiß… :wink:)

Nein, dämlich ist es überhaupt nicht! Du hast es nicht anders gelernt. Das Lernen ist aber nicht abgeschlossen und Du gewinnst einen großen Teil Lebensqualität, wenn Du die alten Strukturen ablegst. Zuerst das Erkennen, dass Du wichtig bist ohne Dich dabei egoistisch zu fühlen, dann das Selbstbewusstsein für etwas (oder gegen etwas) zu sprechen ohne sich Gedanken machen zu müssen, was die anderen davon halten (das hat nichts mit Rücksichtslosigkeit zu tun). Es ist eine Gratwanderung (schreibt man das so?). Ein schlechtes Gewissen braucht man nur zu haben, wenn man Unrecht tut - lügt, stiehlt, übel nachredet, dem anderen Schaden zufügt etc. Das kann Dir aber nie passieren, wenn Du von Dir selbst sprichst!

Viele Grüße

Konflikttraining
Hallo Brenna,

sich auseinandersetzen kann man lernen. Es ist ein wenig mühsam, weil die Ursachen für mangelnde Streitfähigkeit häufig tief wurzeln. Meist wurde in früher Kindheit eindringlich gelernt, dass nur sich Fügen und sich Anpassen dazu beitragen können, geliebt und akzeptiert zu werden. Derartige Manipulationen gehen oft damit einher, dass die Mutter (meist ist es diese) darüber klagt, dass alle nur an sich denken und keiner Rücksicht auf sie nimmt. Sich von solchen Prägungen zu befreien, ist niemals einfach, aber nicht unmöglich.

Hilfreich kann sein, eigene Deutungen für sich neu zu bewerten. Statt z.B. zu denken, man sei egoistisch, kann es helfen, sich zu entscheiden, für die eigenen Rechte einzutreten.Statt sich zu bemühen, immer rücksichtsvoll zu sein, kann es nützen, Rücksicht auf sich selbst zu nehmen und sich gegen die Übergriffe anderer zu schützen.

All das ist nicht nur legitim, sondern für eine gute Psychohygiene wichtig. Wer sich selbst nicht wichtig nimmt, kann nicht erwarten, dass andere das für ihn übernehmen. Arik Brauer singt in einem seiner Lieder „Wenn ich nicht für mich bin, wer dann?“ Ich kenne Menschen, die diesen Satz für eine Weile zu ihrem Mantra gemacht haben :smile:.

Helfen kann auch, sich einfach mal zu trauen, eine solche Auseinandersetzung komplett zu Ende zu denken. Oft bleibt man nämlich in einer diffusen Angst vor den potentiellen Folgen stecken. Wenn man sich die Situation vorstellt, kann man förmlich spüren, wie Puls und Blutdruck steigen und oft bricht man den Gedanken ab, weil es unangenehm wird.

Wenn man sich aber klarmacht, dass man im Augenblick ja nur denkt und demnach weiter nichts passieren kann, kann man sich trauen, das Unwohlsein zuzulassen und weiterzudenken: Was könnte passieren, wenn ich sagen würde „Es gibt keinen Grund, in diesem Ton mit mir zu sprechen. also lass’ es bitte“.?

Dann überlegt man sich, was im allerschlimmsten Fall passieren könnte. Hier soll die Phantasie ruhig Purzelbäume schlagen. Es ist Phantasie und deshalb gefahrlos :smile:. Indem man versucht, sich immer wieder die schlimmsten Folgen vorzustellen und tatsächlich bis zum Ende zu denken, trainiert man ganz nebenbei die eigene Resistenz.

Indem man sich quasi erlaubt, Konflikte im Kopf zuzulassen, sinkt die Hemmschwelle, sich realen Konflikten zu stellen. Wenn man das öfter macht, werden diese immer weniger bedrohlich, weil das Unterbewusstsein verschiedene Dinge bearbeitet. Zum einen trainiert es, Konflikte nicht mehr als bedrohlich zu bewerten, zum anderen entwickelt es Strategien, wie man mit Auseinandersetzungen umgehen kann.

Das Ganze ist ein Prozess. Und wie bei jedem Training ist es am Anfang anstrengend. Aber Dranbleiben lohnt sich in aller Regel :smile:.

Schöne Grüße
Jule

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