Umpolung des Magnetfeldes der Erde

Hallo, zusammen,
gestern hörte ich im Radio den verlinkten Beitrag:
http://www.wdr5.de/leonardo/beitrag.phtml?zeige_datu…

Kann mir jemand in etwa die Folgen dieser Abnahme des Magnetfeldes der Erde ein wenig vertiefen? Was sind die Auswirkungen auf die Biosphäre allgemein, das menschliche Leben und die Zivlisation im besonderen?

Danke
Eckard.

Hallo Eckard,

Hallo, zusammen,
gestern hörte ich im Radio den verlinkten Beitrag:
http://www.wdr5.de/leonardo/beitrag.phtml?zeige_datu…

Kann mir jemand in etwa die Folgen dieser Abnahme des
Magnetfeldes der Erde ein wenig vertiefen? Was sind die
Auswirkungen auf die Biosphäre allgemein, das menschliche
Leben und die Zivlisation im besonderen?

Die Umpolung des Erdmagnetfeldes hat schon häufig stattgefunden (unterschiedliche Zeitabstände, von einigen 10.000 Jahreben bis einige Millionen Jahre Abstand), eine Katastrophe für die Biosphäre ist es also auf keinen Fall.

Das ganze ist ein Effekt des Dynamos im Erdinneren, der eben doch nicht ganz stabil ist und hiermit ein etwas chaotisches (im mathematischen Sinne) Verhalten zeigt. Vor einer Umpolung wird das Magnetfeld i.A. langsam schwächer (einige Tausend Jahre) bis auf ca. 30% des „Normalwertes“ erreicht hat. Dann kann - nicht muß! manchmal „erholt“ sich das Feld auch wieder- die Magnetfeldachse anfangen zu „kippen“, so daß die Pole von einer Hemisphäre in die andere wandern. Anschließend wird sich das Feld mit umgekehrter Polarität wieder relativ rasch zur Normalfeldstärke aufbauen. Der ganze Vorgang des Umkippens wird angenommen, daß er relativ rasch abläuft, da man das Magnetfeld der Vergangenheit aus Gesteinen ablesen kann und es immer eine mehr-oder-weniger Nord-Südrichtung gab (auch wenn diese Schlußfolgerung für länger zurückliegende Zeiten nicht 100% zulässig ist sondern einfach angenommen wird)…

Die Auswirkungen: die Häufigkeit von Polarlichtern wird zunehmen, da das Magnetfeld geschwächt ist und mehr Korpuskularstrahlung in die obere Atmosphäre eindringen kann; das selbe gilt für den Einfluß des Sonnenwindes auf Satellitenkommunikation, die dann häufiger gestört werden kann. Man müßte die Kompasse neu eichen, aber da heute Ortsbestimmung eh mittels GPS funktioniert hat das für Navigation keinen großen Einfluß. Gewisse Zugvögel etc. müßten sich wohl umgewöhnen, aber das werden die schon schaffen, da sich, wie gesagt, das Feld nicht abruppt ändert sondern im Laufe der Generationen. Also alles kein Grund zur Panik, die Erde wird nicht untergehen :smile:.

Viele Grüße,
Ingo

Danke für Deine Einschätzung, Ingo.
Dass weder Du noch ich erleben werden, dass die Kompassnadel nach Süden zeigt, ist mir schon klar.

Was mir jedoch zu denken gibt, ist die Zunahme der Korpuskularstrahlung, die ja wohl doch rapide und beschleunigt zunimmt. Ob unsere Fauna und Flora sich in dieser (relativen) Geschwindigkeit an die veränderten Gegebenheiten anpassen kann, steht für mich noch in Frage. Vor allem Lebewesen mir langer Generationenfolge, d.h. langsamer Fortflanzungsrate könnten eventuell für die adaptive Evolution längere Zeit brauchen, als ihnen zur Verfügung steht. Ich hatte gehofft, dass dazu bereits irgendwo „Erfahrungswerte“ aus der letzten Verpolungsperiode zur Verfügung stehen.

Daneben nehmen sich m.E. Fragen nach dem Ausfall von Satellitenverbindungen und Neueichung von Magnetkompassen natürlich recht verwegen aus. Wer weiß, ob es diese Dinge in dieser fernen Zukunft überhaupt noch in der uns bekannten Form geben wird.

Nein, den Untergang der Erde wird die Menschheit nicht erleben :smile:
Aber das Szenario eines sich umpolenden Planeten gibt ganz sicher einen spannenden Plot für einen SF-Roman ab.

Dank Dir also noch einmal
Eckard.

Moin Eckard,

Was mir jedoch zu denken gibt, ist die Zunahme der
Korpuskularstrahlung, die ja wohl doch rapide und beschleunigt
zunimmt.

Nunja… Normalerweise hat das Erdmagnetfeld eine Ausdehnung in Sonnenrichtung von ca. 11 Erdradien. Nimmt man jetzt an, daß es auf 30% absinkt, so wird der Abstand dort auf 3 Erdradien sinken, das ist aber eben immer noch beträchtlich über jeder Biosphäre und sogar Atmosphäre.
Selbst im Falle von Polarlichtern, wo ein Teil des Sonnenwindes in die Atmosphäre eindringt, bleibt diese Strahlung in Höhen von etwa Hundert km „hängen“ (Transkontinentalfüge sind bei max. 10km), so daß die Strahlung selbst wohl in keinem Fall den Lebewesen auf der Erde wesentlichen Schaden zufügt.

Interessant und die genaue Ursache ist noch nicht klar, daß Magnetfeldumkehrungen auch öfter mit Klimawchseln einhergingen (oder umgekehrt Klimawechsel mit Magnetfeldumkehrungen), so daß in diese Richtung eher ein einschneidender Einfluß auf das Leben zu erwarten ist. Aber: es gibt wesentlich mehr solche Magnetfeldumkehrungen als einschneidende Klimawechsel. Meine Meinung ist hier, daß es hier eher eine gemeinsame Ursache hat (Sonnenaktivität, die auf’s (äußere) Magnetfeld rückkoppelt kann ich mir z.B. vorstellen und damit eine Umpolung erleichtert…) als daß der Magnetfeldwechsel die Ursache für eine Klimaänderung ist.

Ich hab’ 'mal ein paar Links herausgesucht, sind aber alle englisch…

Daneben nehmen sich m.E. Fragen nach dem Ausfall von
Satellitenverbindungen und Neueichung von Magnetkompassen
natürlich recht verwegen aus. Wer weiß, ob es diese Dinge in
dieser fernen Zukunft überhaupt noch in der uns bekannten Form
geben wird.

Nunja, gehen wir davon aus, daß die Menschheit in ein paar Tausend Jahren noch existiert, dann kann sie sowas u.U. miterleben…

Aber das Szenario eines sich umpolenden Planeten gibt ganz
sicher einen spannenden Plot für einen SF-Roman ab.

Yep, das hat Potential…

http://earth.agu.org/sci_soc/hoffman.html
http://www.ortho.lsumc.edu/Faculty/Marino/EL/EL3/Evo…
(Einfluß auf Evolution)
http://evolution-facts.org/3evlch26.htm (chart mit Geomag. Umpolungen)
http://www.geo.uu.nl/~forth/publications/VanVugt_PhD…
Studie über eine Stelle, wo just all jenes Untersucht wurde: Magnetfeld, Sonneneinstrahlung, Biowachstum über einen langen Zeitraum. Ich hab’s auch nicht alles durchgelesen, aber war teils ganz interessant und auch gute Graphiken bei…

Schönen Gruß,
Ingo

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Danke Ingo,
speziell für die Links. Damit werde ich mich mal in den nächsten Tagen befassen.
Grüße
Eckard.

Hier noch ein interessanter Text, der im weiteren auch noch zum Thema passt:

Umpolung des Erdmagnetfelds nachgewiesen

Im Rahmen eines von der Niederländischen Forschungsorganisation NWO geförderten Projekts wurde ein Verfahren entwickelt, mit dem das magnetische Signal alter Erdschichten besser als bisher bestimmt werden kann. Dank des neuen Verfahrens konnte nachgewiesen werden, dass sich das erdmagnetische Feld vor zehn Millionen Jahren tatsächlich umgekehrt hatte.

Die Eisenteilchen in Sedimenten richten sich immer entsprechend dem Erdmagnetfeld vor Ort aus. Wenn ein Sediment im Verlauf einiger Jahrzehnte aushärtet, wird die ursprüngliche Orientierung in Magnetfeldrichtung gewissermaßen eingefroren. Die Teilchen bewahren somit Informationen über das Erdmagnetfeld aus der Zeit, in der sich das Sediment absetzte, auf.
Diese Informationen sind für die weltweite Datierung von Bodenschichten hilfreich.

Die an der Universität Utrecht tätigen Geowissenschaftler entwickelten nun ein Verfahren, das Daten über die Träger des magnetischen Signals in den Sedimenten ermitteln kann. Solche Signalträger sind u.a. Eisenoxide wie Magnetit und Hematit.

Mit Hilfe des Verfahrens konnte gezeigt werden, dass sich vor ungefähr zehn Millionen Jahren tatsächlich ein relativ schneller Wechsel der Polung des erdmagnetischen Feldes ereignet hat.
Bislang ließ sich noch nicht mit Sicherheit ausschließen, ob nicht chemische oder physikalische Prozesse das magnetische Signal in einem Sediment eventuell erst später verändert haben.

Dank des neuen Verfahrens gelang den Utrechter Forschern noch ein überraschender Befund. In einer an organischem Material reichen Schicht im östlichen Mittelmeer haben offensichtlich Bakterien magnetisches Material gebildet. Das Verfahren kann nämlich zwischen dem magnetischen Signal des bakteriellen Materials und dem ursprünglichen magnetischen Signal unterscheiden.

Untersuchungen nach dem früheren Erdmagnetfeld sind wichtig, um den ‚Geodynamo‘ besser verstehen zu können. Der Begriff Geodynamo bezieht sich auf die Vorstellung, dass das Erdmagnetfeld im Erdkern erzeugt wird. Laut dieser Hypothese hat der durch den flüssigen metallischen äußeren Erdkern fließende elektrische Strom das Magnetfeld erzeugt.
Das Erdmagnetfeld ist heute nach Süden gerichtet. Deshalb zeigt die Kompassnadel nach Norden. Vor 800 000 Jahren hätte eine Kompassnadel Richtung Süden gezeigt und davor wieder in Richtung Norden. Polungswechsel des Erdmagnetfeldes werden als Feldumkehr bezeichnet.

(Quelle: http://www.fs-geographie.de/docs/magnetfeld.htm)

Grüße,
Benjamin

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