Umrechnung Eurowert 2000 auf Vers.-Summe 1914

Moin moin,

ich hatte vor Kurzem eine Diskussion mit einer Versicherungsfachwirtin der Allianz hinsichtlich der korrekten Umrechnung des Eurowertes 2000 in die Versicherungssumme 1914 (Gebäudeversicherung - Dynamische Neuwertversicherung zum Wert 2000).
Ihre Ausführungen erschienen mir ziemlich unlogisch und widersprüchlich, und ich hatte den Eindruck, dass sie da selbst nicht so ganz durchblickt (ich bekam letztendlich die Erklärung, dass man an manche Dinge in der Versicherungsmathematik einfach nicht logisch herangehen könne… seufz…).

Bevor ich zur eigentlichen Frage kommen, kurz die Definition der relevanten Begriffe, so wie ich sie verstehe:

Eurowert (Gebäudeneubauwert) 2000:
Wert in Euro, den es kosten würde, das Gebäude im Jahr 2000 neu zu errichten. Daher bleibt dieser Wert immer konstant (es sei denn bei wertsteigernden Maßnahmen etc.).

Versicherungssumme 1914:
Gleiches wie oben in Mark, allerdings für das Jahr 1914. Dieser Wert bleibt auch konstant.

Also nach meiner Logik müsste die Umrechnung folgendermaßen aussehen:
Neubauwert 2000 x 100 / Baukostenindex 2000 = Versicherungssumme 1914

Die Rechnung der Allianz-Dame sah aber so aus:
Neubauwert 2000 x 100 / Baukostenindex 2002 = Versicherungssumme 1914

Sie bestand darauf, dass bei der Berechnung der Summe 1914 immer der letzte aktuelle Wert des Baukostenindex verwendet würde.

Das wirft für mich 2 Fragen auf:

1.) Der Baukostenindex von 2002 ist meiner Ansicht nach sowieso nicht der letzte aktuelle Wert. Die mir vorliegende Tabelle geht bis 2006.

2.) Viel wichtiger: Wenn man für den Neubauwert 2000 nicht den Baukostenindex von 2000 nimmt, sondern immer den aktuellsten, bekommt man - wenn man genau dieselbe Umrechnung heute vornimmt und in 5 Jahren - unterschiedliche Werte für die Versicherungssumme 1914. Das kann doch nicht sein? Das Gebäude im Jahr 2000 kostet x Euro. Punkt. Das Gebäude im Jahre 1914 hätte x Mark gekostet. Auch Punkt. Dabei sollte es doch völlig egal sein, wo der Baukostenindex durch die Preissteigerung inzwischen steht - oder seh ich das falsch…?

Vielen Dank im Voraus für alle Antworten.

Grüße

Thorsten

Kurzer Nachtrag:

Mir ist natürlich schon klar, dass wenn man den *aktuellen* Neubauwert berechnen möchte (nicht den von 2000), der aktuelle Baukostenindexwert verwendet werden muss.

Selber Moin moin,

selbst nicht so ganz durchblickt (ich bekam letztendlich die
Erklärung, dass man an manche Dinge in der
Versicherungsmathematik einfach nicht logisch herangehen

Es gibt nichts logischeres als Versicherungsmathematik (das ist meine Meinung).

Neubauwert 2000 x 100 / Baukostenindex 2000 =
Versicherungssumme 1914

Sehe ich genauso.

Die Rechnung der Allianz-Dame sah aber so aus:
Neubauwert 2000 x 100 / Baukostenindex 2002 =
Versicherungssumme 1914

Stimmt nur, wenn der Baukostenindex 2002 = Baukostenindex 2000. Frage aus der Praxis: Wie groß ist die Differenz in Euro und Cent ?

1.) Der Baukostenindex von 2002 ist meiner Ansicht nach
sowieso nicht der letzte aktuelle Wert. Die mir vorliegende
Tabelle geht bis 2006.

Dieser Index wird für jedes Kalenderjahr neu errechnet.

inzwischen steht - oder seh ich das falsch…?

Nein, siehst Du richtig. Durch die Indexierung soll erericht werden, das im Schadensjahr die Versicherungssumme zur Verfügung steht, die für die Reparatur/den Wiederaufbau des gebäudes zur Verfügung steht.

Vielen Dank im Voraus für alle Antworten.

Bitte, bitte

Baukostenindex 2000: 1027,7
Baukostenindex 2002: 1031,3

Die resultierende Differenz in der Versicherungssumme 1914 beträgt im vorliegenden Fall ca. 200 Mark. Was zugegebenermaßen zum einen nicht viel ist, zum anderen zu meinem Vorteil (wenn die das unbedingt so wollen - arm werden die wohl nicht von…).
Allerdings geht es mir darum gar nicht - ich möchte einfach verstehen, wie dies genau berechnet wird. Zum einen aus Interesse oder auch Neugierde, zum anderen auch für zukünftige Fälle, in denen ich vor der gleichen Frage stehe. Ich will mir nur ungerne einfach etwas erzählen lassen, ohne dass ich dies nachvollziehen oder -prüfen kann.
Nebenbei bemerkt, frage ich mich, was (einzelne) Versicherungsfachwirte in ihrer Ausbildung eigentlich so treiben - man sollte eigentlich davon ausgehen können, dass dies für einen solchen eine der leichtesten Fingerübungen ist (… deshalb sind sie doch Experten…?!). Ich meine, das ist doch mit etwas Menschenverstand recht leicht nachvollziehbar und keine Atomphysik…

Auf jeden Fall vielen Dank für Deine Antwort!

Gruß

Thorsten

Stimmt nur, wenn der Baukostenindex 2002 = Baukostenindex
2000. Frage aus der Praxis: Wie groß ist die Differenz in Euro
und Cent ?

Baukostenindex 2000: 1027,7
Baukostenindex 2002: 1031,3
Allerdings geht es mir darum gar nicht - ich möchte einfach
verstehen, wie dies genau berechnet wird. Zum einen aus

Das ist lobenswert.

Nebenbei bemerkt, frage ich mich, was (einzelne)
Versicherungsfachwirte in ihrer Ausbildung eigentlich so
treiben

Das frage ich mich in vielen Fällen auch. Du kannst Dir nicht vorstellen, was ich manchmal zu sehen kriege.

Hallo Thorsten,

Nebenbei bemerkt, frage ich mich, was (einzelne)
Versicherungsfachwirte in ihrer Ausbildung eigentlich so
treiben - man sollte eigentlich davon ausgehen können, dass
dies für einen solchen eine der leichtesten Fingerübungen ist
(… deshalb sind sie doch Experten…?!).

Die Frage ist doch: wie oft muss der Betreffende das selber berechnen? Weil: Es gibt neben dem Baupreisindex noch den Prämienfaktor, der sich zudem auch wieder jährlich ändert und dank Euro-Umrechnung in der ähnlichen Größenordnung liegt, wie der Baupreisindex.
Wenn jemand den lieben langen Tag nur Krankenversicherung macht, dann kann das schonmal ein wenig aus dem Fokus geraten. :smile:

Gruß
Marco

Hallo Marco,

in dem von Dir beschriebenen Fall kann ich dies durchaus nachvollziehen.
Wenn sich eine Versicherungsvertretung allerdings hauptsächlich mit Immobilien-Versicherungen beschäftigt und durch große Hausverwaltungen als Kunden mit Sicherheit Hunderte, wenn nicht Tausende von Immobilien versichert, dann ist diese Frage meiner Ansicht nach schon begründet. Wenn schon ich als Laie mit etwas Logik auf die korrekte Berechnung komme, dann sollte ich dies von einer solchen, spezialisierten Vertretung erst recht erwarten können - insbesondere dann, wenn ich explizit nachfrage.

Beste Grüße

Thorsten

Hallo Marco,

in dem von Dir beschriebenen Fall kann ich dies durchaus
nachvollziehen.
Wenn sich eine Versicherungsvertretung allerdings
hauptsächlich mit Immobilien-Versicherungen beschäftigt und
durch große Hausverwaltungen als Kunden mit Sicherheit
Hunderte, wenn nicht Tausende von Immobilien versichert, dann
ist diese Frage meiner Ansicht nach schon begründet. Wenn
schon ich als Laie mit etwas Logik auf die korrekte Berechnung
komme, dann sollte ich dies von einer solchen, spezialisierten
Vertretung erst recht erwarten können - insbesondere dann,
wenn ich explizit nachfrage.

Sehe ich auch so. Leider sind „wir“ die Minderheit.
Bin fest davon überzeugt, dass die Versicherungstante bei
> 90 % der Kunden durchkommt mit ihrem
„in der Versicherungsmathematik kann man nicht alles mit Logik begreifen“ (was einer der dümmsten Sprüche ist, die ich
seit einiger Zeit gehört habe).

gruß, trobi

1 Like

Als ehemaliger Underwriter und Leiter Sach einer anderen großen deutschen Versicherungsgesellschaft bin ich da schon erstaunt. Aber zuerst einmal war das eine „Versicherungsfachwirtin“ oder eine „Versicherungsfachfrau“? Wäre das eine Mitarbeiterin von mir, hätten wir mit Sicherheit bei diesen Wissenslücken ein Vieraugengespräch geführt. Wie hier bereits erwähnt, gibt es tatsächlich nichts logischeres als das Versicherungsgeschäft, besonders im Bereich der Sachversicherung.

Hallo,
ob das nach 14 Jahren noch eine Rolle spielt - ich glaube kaum.
Gruss
Czauderna

2 Like

Stimmt schon, bin aber gerade erst auf den Beitrag gestossen und habe in letzter Zeit immer wieder mal eine ähnliche Feststellung gemacht. Für mich erschütternd, wieviel Ahnungslose in diesem Metier unterwegs sind.

Wobei das auch in anderen Metiers vorkommt :slight_smile:

Ich bin selbst Versicherungsmakler. Was man teilweise so sieht ist unglaublich : Ein Kunde hat bei der Allianz eine Gebäudeversicherung mit VS2000. Aufgrund der Preisanstiege der letzten Jahre fordert er ein neues Angebot der Allianz an und geht zu einem weiteren Versicherer der den Wert des Allianz-Angebotes (etwa 68.000 Mark VS 1914) übernimmt und kommt damit zu mir. Ich biete dem Kunden an auf dem vorliegenden Wert zu rechnen und parallel mit einem Spezialisten das Gebäude neu zu bewerten - gesagt, getan : nach Ermittlung haben wir eine VS 1914 von 94.000 Mark. Der Kunde zeigt mir seine Police : VS 2000 : 1.045.000 Euro, der Umrechnungsfaktor stand nicht dabei, vermutlich hat der Kollege der Allianz die 1.045.000 Euro als Neuwert 2021 gerechnet…