Lieselotte ist Erzieherin, seit Jahren berufstätig und hat beschlossen: Mit Kindern war es zwar nett - aber das ist absolut nicht mein Ding, ich möchte und kann es auch nicht mehr.
Lieselotte ist 37 und möchte umschulen. Ein Bekannter von ihr (40) hat gerade eine U. bekommen und meint, sie solle es auf jeden Fall versuchen.
Ihr Traum:
Ergotherapeutin
oder Medizinische Bademeisterin
oder Logopädin
oder Heilpraktikerin (was natürlich keine US wäre).
Diese Berufe würden ihr sehr gefallen. In der Berufsberatung bekam Lieselotte den Rat, mit 37 in ihrem Beruf zu bleiben und bis 67 weiterzuarbeiten, also: Keine Mätzchen zu machen.
Ihre Frage ist hier:
Sie steht mit 37, sagt sie, sehr unter Druck, sie möchte sich für den richtigen Beruf entscheiden. Einen, in denen sie noch eine Zukunft haben könnte. Da die Berufe vom „Möchte ich gern“ - Faktor alle gleich sind, möchte Lieselotte wissen: Welcher Beruf macht vom Arbeitsmarkt her am meisten Sinn?
Hat da irgend jemand eine Ahnung? Irgend eine Stellungnahme?
eine Bekannte von mir hat Ergotherapeutin als zweite Ausbildung gelernt (in ihrem vorherigen Beruf konnte/ wollte sie nicht mehr arbeiten). Mit viel Eigeninitiative und einigen Bewerbungen hat sie dann auch eine Stelle gefunden. Viel Geld verdient sie allerdings nicht; das Gehalt dürfte ähnlich wie das einer Erzieherin sein.
Logopädinnen-Stellen sind in der Zeitung öfter mal ausgeschrieben; für eine Med. Bademeisterin habe ich noch nie ein Stellenangebot gelesen. Heilpraktikerin macht meiner Meinung nach nur Sinn, wenn man einiges an Startkapital hat und diesen Sprung in die Selbständigkeit wagen kann.
Umschulungen werden ja kaum noch bezahlt und die (privaten) Schulen erheben meist ein Schulgeld von einigen hundert Euro… Wenn sich Liselotte die Ausbildung finanziell leisten kann, wird sie bestimmt eine gute Investition bis zur Rente mit solch einer Ausbildung machen. Die Arbeit soll ja Spaß machen und man will voran kommen. Aber ohne finanzielle Rückendeckung durch einen Ehemann oder wem auch immer, wird es fast unmöglich sein.
Warum macht die fiktive Person nicht ihre Umschulge wenn ihr so viel daran liegt?
Was die Arbeitsberatung aber damit zu tun hat verstehe ich nicht. Warum sollte denn diese diese neue Ausbildung bezahlen? Mit welcher Begründung und Berechtigung? Immerhin wäre es schon ein Ding, wenn Steuergelder dafür fließen, nur weil jemand überspitzt gesagt auf den alten Beruf keine Lust mehr hat. Immerhin kostet so eine Neuorientierung gerne mal ein paar 10.000,- Euro.
vermutlich hat sich Lieselotte noch nicht intensiv über diese Berufe informiert. Med. Bademeister ist kein Ausbildungsberuf sondern nur der „Masseur und med. Bademeister“. Heilpraktiker übt man so gut wie ausschließlich in selbständiger Tätigkeit aus. Somit gibt es dafür keinen Arbeitsmarkt. Die anderen Berufe kann man sowohl in versicherungspflichtiger als auch selbständig ausüben. Über Zukunftsaussichten für einzelne Berufe lassen sich keine seriösen Aussagen machen. Statistigen können nur die Vergangenheit aufzeigen.
Ihr beide solltet euch eingehend über die Berufe informieren. hier http://infobub.arbeitsagentur.de/berufe/index.jsp
Dort findet ihr auch Statistikdaten. Allerdings nur in der Gesamtheit aller Therapeuten. Nur ein Aspekt: die Zahl der versicherungspflichtig Beschäftigten hat sich bundesweit von 1999 bis 2005 kontinuierlich um 24 % erhöht. Bedeutet ja Wachstum. In der gleichen Zeit hat sich die Zahl der Arbeitslosen um 49 % erhöht. 56,8 % der Arbeitslosen sind 35 Jahre und älter. 56,6 % aller Beschäftigten sind 35 Jahre und älter. 2005 gab es auch 900 registrierte arbeitslose Heilpraktiker. Doch was sagt das der Einzelnen? Gar nichts. Diese Daten lassen sich nicht individualisieren und können keine Entscheidungsgrundlage für die Berufsentscheidung. Man soll das lernen, was man gerne tun möchte. Dann wird man auch gute Leistungen im Beruf bringen und im Wettbewerb mit anderen eher bestehen können.
Lieselotte könnte sich ja auch noch Beschäftigungsalternativen in ihrem Beruf anschauen. Infos auch dazu unter dem o.a. Link.
Eine Förderung der Umschulung halte ich für unwahrscheinlich.
Gruß
Otto
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