Hi @, ich hoffe, bin hier im richtigen Brett (wird ein bissl länger). Also:
Jahrelang hatte ich sehr schlechten oder gar keinen Kontakt zu meinen Eltern (die Gründe tun hier jetzt mal nix zur Sache). In der letzten Zeit wurde unser Verhältnis jedoch immer besser, fast innig - wie es vielleicht sein sollte.
Beide sind schon weit über 80 Jahre und wohnen über 450 km von mir entfernt, sind geistig noch voll fit, nur meine Mutter baut körperlich ab. Das letzte Mal haben wir uns vor drei Jahren gesehen.
Ich überlege, in die Stadt meiner Eltern umzuziehen, um mir eines Tages nichts vorwerfen zu müssen und - hört sich jetzt hart an - die Zeit zu nutzen, die sie noch haben.
Wo ich derzeit wohne, hält mich im Grunde genommen nichts.
Mich würde eure Meinung interessieren. Danke und Gruß
Nein
Ich überlege, in die Stadt meiner Eltern umzuziehen, um mir
eines Tages nichts vorwerfen zu müssen und - hört sich jetzt
hart an - die Zeit zu nutzen, die sie noch haben.
Da Du ja, wie Du schreibst, nicht aus eigener Überzeugung oder Deinen Eltern zuliebe dorthin umziehen würdest oder weil sie Dich im Alter brauchen könnten, sei lieber so ehrlich und lass es. Was die anderen Dir vorwerfen könnten, würden sie sowieso tun. Du würdest es ja wohl auch nur gut meinen, wenn jemand zusieht und ich denke, Du solltest Deine Eltern nicht verarschen (ob sie es verdient haben oder nicht ist ja, wie Du sagst egal).
Gruß
Hi Antares,
wenn ich mich noch einmal entscheiden müßte, würde ich mich doch lieber erstmal fragen, was ich selber für mein Leben will. Du schreibst, Dich hält nichts dort, wo Du jetzt lebst. Das sehe ich nicht als ausreichend positiven Grund, an den Wohnort Deiner Eltern zu ziehen, unabhängig davon, wie Euer Verhältnis sich verbessert hat.
Du lebst Dein Leben, dafür bist Du verantwortlich und sonst niemand.
Zieh erstmal eine vorläufige Bilanz Deines bisherigen Lebens und beantworte Dir die Frage, was Du mit Deinen restlichen Jahren gern anfangen würdest.
Aus eigener Erfahrung glaube ich zu wissen, daß die Entscheidung, sich um die alten Eltern kümmern zu wollen, auch eine Flucht vor dieser Frage sein kann.
Grüße von MrsSippi
Hallo, Danke für eure Antworten. Ich „verarsche“ meine Eltern nicht und die Meinungen anderer, also, was andere von mir denken könnten, sind mir herzlich egal. Letztendlich hab ich die Entscheidung schon getroffen , Berlin ist ja so geil. Dank Euch.
Hi Anatares,
wenn sich das Verhältnis zu Deinen Eltern…
In der letzten Zeit wurde unser Verhältnis jedoch immer
besser, fast innig - wie es vielleicht sein sollte.
… stetig verbessert hat, fast innig, und Dich in Berlin nichts hält, warum fragst Du dann noch?
Beide sind schon weit über 80 Jahre und wohnen über 450 km von
mir entfernt, sind geistig noch voll fit, nur meine Mutter
baut körperlich ab. Das letzte Mal haben wir uns vor drei
Jahren gesehen.
Das ist ja nun wirklich selten, vor 3 Jahren. Wir Kinder hatten unsere Eltern wenigstens Weihnachten und an den Geburtstagen gesehen, und Mutter freilich noch am Muttertag. In Wahrheit sahen wir uns aber öfters. Und wenn ich bedenke, wie selig ich oft auf der Küchenbank eingeschlafen bin, während Muttern „rumwurschtelte“, dann wusste ich, ich war zuhause.
Ich überlege, in die Stadt meiner Eltern umzuziehen, um mir
eines Tages nichts vorwerfen zu müssen und - hört sich jetzt
hart an - die Zeit zu nutzen, die sie noch haben.
Wenn Deine Mutter jetzt körperlich abbaut, wird sie möglicherweise auch geistig bald abbauen, und dann? Was hast Du dann noch von ihr?
Wo ich derzeit wohne, hält mich im Grunde genommen nichts.
Wenn das wirklich so ist, was ist dann an Berlin so geil für Dich? Ich habe erst nach dem Tod meiner Eltern so nach und nach erfahren, was ich verpasst habe. Viele Meinungen der Eltern haben wir als „von gestern“ veräppelt, aber je älter ich werde, desto mehr hatten sie doch Recht. Vieles würde ich sie heute noch fragen wollen, aber sie sind nicht mehr.
Es kommt eben auf die Sichtweise an.
Gruß
®ichard
Hi Richard,
Wenn das wirklich so ist, was ist dann an Berlin so geil für
Dich? Ich habe erst nach dem Tod meiner Eltern so nach und
nach erfahren, was ich verpasst habe. Viele Meinungen der
Eltern haben wir als „von gestern“ veräppelt, aber je älter
ich werde, desto mehr hatten sie doch Recht. Vieles würde ich
sie heute noch fragen wollen, aber sie sind nicht mehr.Es kommt eben auf die Sichtweise an.
Nein, Richard, es kommt auch auf die Art der Eltern an und auf die Erfahrungen, die man mit ihnen gemacht hat. Deine lassen sich nicht so einfach übertragen. Wenn A. seine Eltern vor drei Jahren zuletzt gesehen hat, wird das schon seinen Grund haben.
LG, MrsSippi
Hallo MrsSippi,
zunächst einmal etwas Verständigungstechnisches: ich habe nochmal auf seine Vika geschaut und festgestellt, dass er in der fränkischen Ödnis wohnt und nun also sagt „Berlin ist geil“, also wohnen offenbar dort die Eltern und er hat sich schon entschlossen, in seine Heimatstadt Berlin zurückzukehren: gut so.
Nun zu Deinen Ausführungen:
Nein, Richard, es kommt auch auf die Art der Eltern an und auf
die Erfahrungen, die man mit ihnen gemacht hat.
Er hat selbst gesagt, dass das Verhältnis immer besser, sogar innig wurde. Willst Du dann Eltern die Vergangenheit ewig aufs Butterbrot schmieren, als sie ggf. erziehungshalber das eine oder andere mal die Disco verboten haben? Mein Vater z.B. hat mich als Kind geschlagen, (ich habe das mit meiner Tochter nie getan, bin totaler Pazifist), und dennoch war ich der erste, der ihm die Hand gereicht hat, als er in der Isolierung zu sterben drohte.
Deine lassen
sich nicht so einfach übertragen.
Mit der Argumentation kannst Du jegliche Stellungnahme ad absurdum führen, weil eben jeder seine ganz persönlichen Erfahrungen macht.
Wenn A. seine Eltern vor
drei Jahren zuletzt gesehen hat, wird das schon seinen Grund
haben.
Du machst es Dir aber sehr einfach. Der Grund kann eine Auslandsreise gewesen sein, eine Ehescheidung, die ihn sehr in Anspruch genommen hat usw.
Bei Dir als Künstlerin und Frau hätte ich jetzt eher mehr Emotionen, sprich Gefühl erwartet. Das ist das Wichtigste, was ich von Frauen gelernt habe und wo wir Männer häufig ein Defizit aufweisen. Oder habe ich Dich missverstanden?
fragt
®ichard
Hi Richard,
mir schienen die Überlegungen, die Antares angestellt hat, nicht sehr durchdacht, z.B. wenn er schreibt „…damit ich mir später nichts vorwerfen muß“ - das ist für mich keine gute Motivation, mein Leben nach den Eltern einzurichten.
Außerdem spreche ich aus eigener Erfahrung, ich bin aus eben dem Grund in meine Heimatstadt zurückgekehrt, damit meine Mutter im Alter nicht allein und verlassen ist. Dabei haben die letzten drei Jahre bis zu ihrem Tod in jeder Hinsicht so an mir gezehrt, daß ich mich erst jetzt langsam davon erhole. Dabei hab ich das nicht getan, weil ich mir später nichts vorwerfen wollte, sondern aus einem innigen Verhältnis zu meiner Mutter. Aber: Man weiß vorher nicht, was auf einen zukommt, darum rate ich jedem, sich ein solches „Opfer“ gut zu überlegen.
Bei Dir als Künstlerin und Frau hätte ich jetzt eher mehr
Emotionen, sprich Gefühl erwartet. Das ist das Wichtigste, was
ich von Frauen gelernt habe und wo wir Männer häufig ein
Defizit aufweisen. Oder habe ich Dich missverstanden?
Ich glaube ja; allerdings hab ich soviel Sentimentalität (nicht= Emotionen/Gefühl!) mit der Muttermilch eingesogen, daß ich vielleicht zuviel Gegengewicht auf meine „nüchterne“ Seite lege. Möglicherweise eine persönliche Fehlentwicklung, da arbeite ich noch dran; wenn Du in dieser Hinsicht von den Frauen gelernt hast, dann find ich das gut - so schaffen wir vielleicht einen Ausgleich zwischen den Extremen.
Hoffe, ich konnte mich verständlich machen.
LG, MrsSippi
Hi MrsSippi,
die Überlegung, sich später nichts vorwerfen zu müssen…
mir schienen die Überlegungen, die Antares angestellt hat,
nicht sehr durchdacht, z.B. wenn er schreibt „…damit ich mir
später nichts vorwerfen muß“ - das ist für mich keine gute
Motivation, mein Leben nach den Eltern einzurichten.
… ist eben so eine Motivation aus dem Bauch heraus, eine in Deinen Augen sentimentale Gefühlsregung, aber: die Mutter lebt vielleicht nur noch ein Jahr, und dann? Bei Antares kommen aber viele Überlegungen noch dazu, z.B. dass es in der fränkischen Ödnis langweilig ist und in Berlin wohl kaum. Er schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe, und da er in seinem Beruf offenbar flexibel ist, macht er es auch. Ich würde genauso handeln.
Außerdem spreche ich aus eigener Erfahrung, ich bin aus eben
dem Grund in meine Heimatstadt zurückgekehrt, damit meine
Mutter im Alter nicht allein und verlassen ist. Dabei haben
die letzten drei Jahre bis zu ihrem Tod in jeder Hinsicht so
an mir gezehrt, daß ich mich erst jetzt langsam davon erhole.
Das ist also eine anderer Fall: Du bist ausschließlich aus diesem Grund zurückgekehrt und hast Dich obendrein in der Rolle gequält, obwohl der Tod zum Leben gehört, so abstrus das klingen mag.
Dabei hab ich das nicht getan, weil ich mir später nichts
vorwerfen wollte, sondern aus einem innigen Verhältnis zu
meiner Mutter. Aber: Man weiß vorher nicht, was auf einen
zukommt, darum rate ich jedem, sich ein solches „Opfer“ gut zu
überlegen.
Dir war es wohl mehr als ein Opfer, Du hast Dich in der Rolle schwer getan. Mir z.B. macht das gar nichts aus, weil ich vielleicht zu sozial denke, zumal wenn es um die eigene Familie geht. Und dann frage ich mich stets: möchtest Du auch mal so ganz allein und verlassen wie ein Hund irgendwo in einem Kämmerlein „verenden“? Nein, möchte ich nicht, und auch nicht in einem als Sterbezimmer umfunktionierten Bad in in einem Krankenhaus, wo vielleicht kurz vor meinem Abgang eine Schwesternschülerin mal reinschaut, ob sie nicht schon die Pathologie verständigen kann.
Das ist das Wichtigste, was
ich von Frauen gelernt habe und wo wir Männer häufig ein
Defizit aufweisen. Oder habe ich Dich missverstanden?Ich glaube ja; allerdings hab ich soviel Sentimentalität
(nicht= Emotionen/Gefühl!) mit der Muttermilch eingesogen, daß
ich vielleicht zuviel Gegengewicht auf meine „nüchterne“ Seite
lege. Möglicherweise eine persönliche Fehlentwicklung, da
arbeite ich noch dran;
Einsicht ist der Weg zur Besserung. Was hat Dich so hart gemacht? Auch Lebenskünstler sind Künstler
wenn Du in dieser Hinsicht von den
Frauen gelernt hast, dann find ich das gut - so schaffen wir
vielleicht einen Ausgleich zwischen den Extremen.
Einen Ausgleich zwischen den Geschlechtern werden wir wohl nie schaffen. Man(n) kann zig Jahre Zweisamkeit hinter sich haben und wird doch immer wieder von der Frau, dem unbekannten Wesen überrascht, ein weiterführendes Thema gerade im Alter, wo sich die Paare mitunter nichts mehr zu sagen haben und die Glotze regiert.
Hoffe, ich konnte mich verständlich machen.
Ja, konntest Du. Ich lerne immer wieder dazu.
LG
®ichard
p.s. Weiterführende Fragen kannst Du auch per Mail stellen, wenn Du möchtest.
Nicht deswegen
Hi Antares,
Mich würde eure Meinung interessieren.
aaalso: ich meinerlicherseits würde nach Berlin gehen, weil ICH das will. Weil ich da jobmässig Chancen sehe. Weil ich Stadt gut finde. Weil dort Freunde von mir sind. Weil da mehr „los“ ist als in meinem Dorf. Aber NICHT weil ich mir nichts vorwerfen will.
Denn auch über 450 km kann ich einen sehr herzlichen Kontakt zu meinen Eltern pflegen. Ich kann sie häufiger als alle 3 Jahre sehen. Ich kann täglich-stündlich-wöchentlich mit ihnen telefonieren. Ich kann ihnen Briefe schreiben, Päckchen schicken etc. Das alles kann ich tun, wenn ich das WILL. Will ich das nicht, kann ich auch in der gleichen Stadt leben und mich jahrelang nicht rühren.
Verstehst Du worauf ich hinaus will? Die Zeit, die Euch miteinander bleibt, die kannst Du aus der Ferne gut oder schlecht nutzen. Genauso kannst Du diese Zeit aus der Nähe auch gut oder schlecht nutzen. Das liegt an Dir bzw. an Euch, nicht am Wohnort.
Und gerade in Berlin kann ja „Nähe“ trotzdem noch eine Reisestrecke von ner Stunde oder mehr von A nach B bedeuten… Das heisst, im „Notfall“ bist Du wahrscheinlich doch erst nach dem Notarzt da. Und ob Euch eine noch grössere Nähe (Nachbarhaus, Laufentfernung) nach so langer „Trennung“ plus ja Dingen, die in der Vergangenheit passiert sind wirklich gut tut, wage ich nicht zu beurteilen.
*wink*
Petzi
PS:
Hi @,
Das liest sich für mich Internet-Kind wie „Hi at“ also „Hallo an…“ wobei ich für die … noch einen Namen oder sowas wie „alle“ vermisse Es ist aber halt keine Abkürzung für „all“, so wie Du’s offensichtlich gemeint hast.