Hallo
Grundsätzlich möchte ich auch auf den Post von Hr. Müller verweisen, denn es war lange Jahre eigentlich unüblich umzuziehen und auch nicht erforderlich.
konnte man eigentlich innerhalb der DDR einfach so in eine
andere Stadt umziehen, nur weil man Lust darauf hatte?
Es war möglich ! Aber es war nicht einfach !
Es war weder verboten, noch untersagt und daher theoretisch und praktisch möglich. Und so wurde es auch praktiziert.
Und wie lief das dann im Detail ab? Man brauchte ja einen
neuen Arbeitsplatz und eine neue Wohnung. Konnte man die
Wohnung schon beantragen, auch ohne einen Arbeitsplatz zu
haben? Bekam man den neuen Arbeitsplatz dann etwa zur gleichen
Zeit?
Gab es Probleme, wenn man umziehen wollte? Oder war einem das
selbst überlassen?
Das Problem an der Sache war meist, die Bedingungen für einen Wohnortswechsel einzuhalten. Das waren Arbeitsplatz und Wohnung, da „Landstreicherrei“ und auch „Arbeitslosigkeit“ nicht geduldet wurden, da verfassungsgemäß jeder DDR-Bürger nicht einfach nur das Recht zur Arbeit hatte, sondern eine Pflicht dazu.
Daher mußte man sich etwas einfallen lassen. Die meisten Wohnungswechsel in meinem direktem Umfeld gingen nach Berlin, Thüringen und in den Harz. Meine Freunde haben (im Falle Berlin) erstmal bei Freunden gewohnt und sich eine Arbeit gesucht. Mit einer Arbeit war man dann schnell auch in einer kleinen billigen Bude irgendwo im Kiez.
In vielen Fällen jedoch, waren Arbeitsangebote oft schon da und man mußte nur schauen, wo man unterkommt, bis man eine eigene Wohnung beantragen konnte
Wenn die Arbeitskraft gesucht wurde, dann haben meist die Vertreter des Betriebes vor Ort alles mit Wohnung etc. geklärt. Im anderen Falle mußte man einfach einen langen Atem haben.
Wohnungen wurden nach Dringlichkeiten vergeben. Ganz klar stand auf der Liste der alleinstehende Singel naturgemäß ganz unten und die kinderreiche Familie ganz oben. Aber jeder konnte seinen Wohnungsantrag abgeben und jeder wurde angenommen. Es gab Genossenschaften, staatliche Wohnungsämter und auch private Vermietung. Geduld oder Beziehungen waren dann der Schlüssel zum Erfolg.
Denn wie überall wo der Mensch wirkt, gibt es Wege im System, die das System umgehen und Menschen die aus dem Bauch entscheiden und nicht nach dem Papier. d.h. Möglich war alles …
Und was hier und da mit „Einstellungsverboten“ als Einschränkung beschrieben wird mag ev. im Einzelfall zutreffen, war aber generell eine zahnlose Sanktion. Ich habe 2 mal meine Arbeitsstelle und den Wohnort vor 1990 gewechselt, trotz eines mir prophezeiten Einstellungsstopps, ohne das ich je Probleme gehabt hätte. Ich hatte auch eine 2 Raum-Wohnung ohne verheiratet zu sein.
Das lief nicht anders als es heute abläuft … kann man was anbieten, wird die Liste gern auch neu sortiert
… (… in meinem Falle waren es gefragte Handwerksleistungen)
Im Falle Wohnungswechsel bzw. Wohnortswechsel war nichts unmöglich, auch wenn es nicht gern gesehen oder gewünscht wurde. Aber wer sich bewegt hat und am Ball war, hat das ohne große Probleme schaffen können.
Gruß