Umzug innerhalb der DDR: Möglich? Details?

Hallo Wissende,

konnte man eigentlich innerhalb der DDR einfach so in eine andere Stadt umziehen, nur weil man Lust darauf hatte?

Und wie lief das dann im Detail ab? Man brauchte ja einen neuen Arbeitsplatz und eine neue Wohnung. Konnte man die Wohnung schon beantragen, auch ohne einen Arbeitsplatz zu haben? Bekam man den neuen Arbeitsplatz dann etwa zur gleichen Zeit?

Gab es Probleme, wenn man umziehen wollte? Oder war einem das selbst überlassen?

Ach so ja: Wenn jemand ein gutes (d.h. gut lesbares und sachlich korrektes) Buch über das Leben in der DDR kennt, sind Empfehlungen gerne gesehen.

Schöne Grüße

Petra

Hallo Petra,

konnte man eigentlich innerhalb der DDR einfach so in eine
andere Stadt umziehen, nur weil man Lust darauf hatte?

Aber bitte, natürlich konnte man sich normalerweise in der DDR frei bewegen (und auch umziehen). Das normalerweise deshalb, weil es natürlich auch Ausnahmen gab. Entlassene Strafgefangene konnten z.B. dazu verpflichtet werden, eine bestimmte Arbeitsstelle anzunehmen (und diese nicht zu wechseln) bzw. wurde ihnen verboten, sich in bestimmten Orten oder Gegenden aufzuhalten.
StGB der DDR, § 47(2):
http://www.verfassungen.de/de/ddr/strafgesetzbuch68.htm
Letzteres wurde auch gern gegenüber widerborstigen Jugendlichen angewandt, vorzugsweise als sogenanntes „Berlin-Verbot“.
In solchen Fällen war es natürlich nichts mit Umzug nach Lust und Laune.
Neuralgische Gegenden im wahrsten Sinne des Wortes waren aber auch das Grenzgebiet, ein ca. 5 Km breiter Streifen entlang der Grenze. Wenn Du da „politisch unzuverlässig“ warst brauchtest Du schon schwerwiegende Gründe (Heirat oder so) um nach dorthin umziehen zu können. Aber gesetzliche Grundlagen habe ich jetzt nicht zur Hand.
Aber davon abgesehen, konnte man durchaus von Leipzig nach Dresden ziehen, wenn, ja wenn man denn dort eine Wohnung fand. Es gab ja so gut wie keinen freien Wohnungsmarkt, sondern fast alle Wohnungen wurden von der jeweiligen örtlichen Verwaltung, der „Kommunalen Wonungsverwaltung“ bzw. dem Wohnungsamt vergeben.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kommunale_Wohnungsverwa…
Und da gab es lange Wartelisten mit verschiedenen, teils undurchsichtigen Regelungen (frisch Verheiratete bevorzugt, gute Arbeiter (Aktivisten) hatten auch gute Chancen, kleine Kinder und auch für DDR-Verhältnisse erbärmliche Wohnungen steigerten ebenfalls die Chancen, Westgeld im passenden Moment überreicht war auch hilfreich usw.)
Kurz gesagt, der Mangel an Wohnungen erschwerte das Umziehen. Es gab ja sogar ein Lied darüber, mit den tollen Zeilen:
„Bis 1990, so sagt die Partei,
sind wir alle wohnraumsorgenfrei.“

http://www.golyr.de/reinhard-lakomy/songtext-das-hau…

Und wie lief das dann im Detail ab? Man brauchte ja einen
neuen Arbeitsplatz und eine neue Wohnung. Konnte man die
Wohnung schon beantragen, auch ohne einen Arbeitsplatz zu
haben? Bekam man den neuen Arbeitsplatz dann etwa zur gleichen
Zeit?

Können konnte man vieles, fragt sich nur ob es funktionierte :wink:
Natürlich gibt es da keine feste Regel. Aber da Arbeitsplätze im Gegensatz zu Wohnraum reichlich vorhanden war, hat man sich praktischerweise zuerst um den neuen Arbeitsplatz gekümmert. Der neue Betrieb, wenn er groß genug war (und welcher Betrieb war in der DDR schon klein) war dann meist so erfreut über die neue Arbeitskraft, das meist auch eine Wohnung dran hing.
Diese Reihenfolge empfahl sich schon deshalb, weil in der DDR für arbeitsfähige Bürger praktisch die Pflicht zur Arbeit bestand. Nach dem StGB der DDR, § 249 galt Nicht-Arbeiten als "assoziales Verhalten und konnte mit einer Freiheitsstrafe bis zu 2 Jahren bestraft werden.
„Wer das gesellschaftliche Zusammenleben der Bürger oder die öffentliche Ordnung dadurch gefährdet, daß er sich aus Arbeitsscheu einer geregelten Arbeit hartnäckig entzieht, obwohl er arbeitsfähig ist […] wird mit Verurteilung auf Bewährung oder mit Haftstrafe, Arbeitserziehung oder mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren bestraft. Zusätzlich kann auf Aufenthaltsbeschränkung und auf staatliche Kontroll- und Erziehungsaufsicht erkannt werden.“
http://www.verfassungen.de/de/ddr/strafgesetzbuch68.htm
Da haben wir sie ja wieder, die oben erwähnte „Aufenthaltsbeschränkung“.
Es war also unklug, erstmal ein Jahr in einer neuen Wohnung sitzen und gammeln und sich dann erst langsam der Arbeitssuche zuwenden.

Gab es Probleme, wenn man umziehen wollte?

Das größte Problem (und fast das einzige) war die schon erwähnte Wohnungsnot.

Wenn jemand ein gutes (d.h. gut lesbares und
sachlich korrektes) Buch über das Leben in der DDR kennt, sind
Empfehlungen gerne gesehen.

Das Leben in der DDR muss man erlebt haben. Deshalb habe ich auch keine Empfehlung, obwohl es sicher eine Menge guter Bücher gibt. Aber da es so viele Facetten gab, wo soll man da anfangen? Das überlasse ich anderen.

Viele Grüße
Marvin

Hallo Marvin,

konnte man eigentlich innerhalb der DDR einfach so in eine
andere Stadt umziehen, nur weil man Lust darauf hatte?

Aber bitte, natürlich konnte man sich normalerweise in der DDR
frei bewegen (und auch umziehen).

Nun ja, gedacht habe ich mir das auch schon, nur ganz sicher war ich nicht. Da habe ich mir gedacht, ich frage mal jemanden, er es weiß.

Letzteres wurde auch gern gegenüber widerborstigen
Jugendlichen angewandt, vorzugsweise als sogenanntes
„Berlin-Verbot“.
In solchen Fällen war es natürlich nichts mit Umzug nach Lust
und Laune.

Das ist ja interessant.

Das Leben in der DDR muss man erlebt haben.

Hinfahren kann man ja nicht mehr. … Und meine andere Reise wird mir noch lange nicht aus dem Kopf gehen.

Schöne Grüße

Petra

Hallo Petra,

Das Leben in der DDR muss man erlebt haben.

Hinfahren kann man ja nicht mehr. … Und meine andere Reise
wird mir noch lange nicht aus dem Kopf gehen.

Ach ja, da war ja was… Nordkorea. Jetzt wo Du es sagst. Ist das jetzt Zufall? Ich hatte tatsächlich nicht drauf geachtet.
Und was die Bücher betrifft, das ist wirklich schwierig. Ich weiss nicht, welche gutsortierte Bücherei Du in der Nähe hast, aber Du kannst dort mal nach Büchern von Christoph Dieckmann fragen
http://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Dieckmann_%28…
Der gibt das Lebensgefühl von Jugendlichen in der späten DDR ganz gut wieder.
Oder lies mal „Es geht seinen Gang oder Mühen in unserer Ebene“ von Erich Loest
http://www.lyrikwelt.de/rezensionen/esgehtseinengang…
ist zwar Belletristik und in der DDR erschienen, aber sehr authentisch. Beschreibt sehr gut einen angepassten DDR-Durchschnittsbürger, dem langsam die Augen über die Realitäten in der DDR aufgehen.
Ansonsten umfasst das DDR-Regal das ganze Spektrum, von den Erinnerungen politischer Häftlinge (Empfehlung Jürgen Fuchs)
http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Fuchs_%28Sc…
bis zu den Memoiren ehemaliger DDR-Funktionäre. Da ist auf jeden Fall Günter Schabowskis „Wir haben fast alles falsch gemacht: Die letzten Tage der DDR“ ISBN 3430300215 Buch anschauen lesenswert, eine schonungslose Lebensbeichte uns sehr klarer Blick in die oberste Etage der DDR. Auch wenn man sich fragen kann, warum dem Mann diese Erkenntnisse nicht schon früher gekommen sind, trotzdem das Beste was ich kenne aus dieser Führungsebene.
Oder wenn es sowas ähnliches, aber „von der anderen Seite aus gesehen“, sein darf, dann Wolfgang Leonhard „Das kurze Leben der DDR. Berichte und Kommentare aus vier Jahrzehnten“. ISBN 3421065861 Buch anschauen und „Meine Geschichte der DDR“ ISBN 3871345725 Buch anschauen. Ein exzellenter Kenner des Kommunismus/Stalinismus, der Ulbricht & Co. noch selbst kennengelernt hat.
http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Leonhard
Das ist so das, was mir spontan einfällt. Nicht erwähnte Bücher sind es trotzdem wert, gelesen zu werden :wink:

Viele Grüße
Marvin

Hallo Petra,

konnte man eigentlich innerhalb der DDR einfach so in eine andere Stadt umziehen, nur weil man Lust darauf hatte?

Leider nein!

Aus purer Lust und Laune ging dies nicht.
Da aber gerade in der Landwirtschaft viele Fach-und Arbeitskräfte gesucht wurden,war es dort eher möglich seinen Wohnort zu wechseln,eine
Wohnung zu bekommen,oder aber man konnte dies durch familiäre Gründe
(z.B. Heirat) nachweisen.

Es gab Republikweit Einstellunhgsverbote für bestimmte Berufsgruppen.Ein Wechsel der Arbeitsstätte war nur durch Umwege
möglich.

Mein Fall bei der Antragstellung einer Wohnung:

Frage:Sie wollen eine Wohnung,sind sie verheiratet?
Antwort: Nein!

ANTRAG ABGEWIESEN BZW. ZURÜCKGESTELLT!

Also geheiratet.

Frage:Sie wollen eine Wohnung,sind sie verheiratet?
Antwort:Ja.
Frage:Haben Sie Kinder?
Antwort:Nein

ANTRAG ABGEWIESEN BZW. ZURÜCKGESTELLT!

Also ein Kind „angeschaft“.

Frage:Sie wollen eine Wohnung,sind sie verheiratet?
Antwort:Ja.
Frage:Haben Sie Kinder?
Antwort:Ja
Feststellung:Sie sind verheiratet,haben und haben ein Kind.
Leider sind jetzt erst die geschiedenen Mütter mit
Kindern bei der Vergabe mit Wohnraum zu bevorzugen.

Die LPGén haben zu dieser Zeit Händeringend nach Fachpersonal
gesucht und mit der Bereitstellung von Einfamilienhäusern geworben!
Ein Wechsel in die Landwirtschaft kam für mich aber nicht Infrage.

So zog ich 1987 mit einem Kleinkind von einem Jahr in eine Wohnung
mit Wohnzimmer,Küche,Schlafzimmer,Bad und „Plumpsklo“ auf dem Hof.
Wobei ich mit meiner Toilette noch Glück hatte,da alle viertel Jahr
ein Güllewagen die Sch…ße entsorgt hat.Der Nachbar hat die
Notdurft im Eimer entsorgt und diese wurde zwei mal in der Woche
abgeholt.

LG Bollfried

PS:Bei einem Urlaub 1991 in den alten Bundesländern wollten die
Vermieter diese Zustände im 20sten Jahrhundert nicht glauben und
sagten dann zu den niedrigen Mieten:
Wenn jemand unter solchen Umständen dort gewohnt hätte,brauchte dieser keine Miete zu bezahlen,da der Vermieter froh gewesen wäre
überhaupt jemand in der Wohnung gehabt zu haben.

Hallo Marvin,

danke für die Buchempfehlungen. Die werde ich morgen mal in meine amazon-Wunschliste packen. Oder mach ich’s gleich?

Nicht erwähnte
Bücher sind es trotzdem wert, gelesen zu werden :wink:

Habe ich erwähnt, dass meine amazon-Wunschliste inzwischen 12 Seiten lang ist, obwohl ich alle zwei Wochen ein oder zwei Bücher bestelle? :wink:
Aber ich darf mich ja nicht beklagen. Ich kann ja froh sein, dass ich diese Bücher lesen kann.

Ach ja, da war ja was… Nordkorea. Jetzt wo Du es sagst. Ist
das jetzt Zufall? Ich hatte tatsächlich nicht drauf geachtet.

Wie heißt es so schön, „es gibt keine Zufälle“?
Die Reise nach Nordkorea war kein Zufall. Einer der Gründe, hinzufahren, war, dass man die DDR ja nicht mehr besuchen kann. Nur noch das, was daraus geworden ist. Aber das ist ja nicht das Selbe.

Und die Frage? Nun ja, als ich am Wochenende meine Fotos gezeigt habe, meinte jemand, „das ist dort so ungefähr wie früher in der DDR“, worauf ich spontan antwortete, „Im Vergleich dazu war die DDR ein freies Land.“ Und jetzt hinterher ist mir halt eingefallen, dass ich ja gar nicht genau weiß, wie die DDR war. Ich denke, meine Einschätzung stimmt zwar - aber ein paar mehr Details wären schon nicht schlecht. Das brauche ich jetzt für mich selber, sonst hat mein Weltbild weiße Flecken.

Ach je, ich glaube es ist Schlafenszeit.

Schöne Grüße

Petra

P.S. Ist das was oder eher nicht?
Hallo nochmal,

habe die Bücher nun doch gleich auf meinen Wunschzettel gepackt. Kennst du eigentlich diese Buchreihe hier? http://www.amazon.de/Unsere-Kindheit-DDR-Zekiwa-Eink…
Ist das was, oder sollte man sich das eher sparen? (Muss mal sehen, ob man das in der Bücherei bestellen kann.)

Schöne Grüße

Petra

Hallo Petra,

als ich am Wochenende meine Fotos
gezeigt habe, meinte jemand, „das ist dort so ungefähr wie
früher in der DDR“, worauf ich spontan antwortete, „Im
Vergleich dazu war die DDR ein freies Land.“

Das hat schon was für sich, auch wenn es merkwürdig anmutet, von der DDR als einem freien Land zu reden. Aber zumindest war die DDR nicht so abgeschottet wie Nordkorea und der Personenkult hat höchstens zu Stalins Zeiten derart bizarre Blüten getrieben.
Das sind aber nur Pluspunkte für die DDR im direkten Vergleich Nordkorea-DDR, nicht daß Du auf falsche DDR-Nostalgie-Gedanken kommst, oder bei dir besser gesagt, auf solche hereinfällst.

Viele Grüße
Marvin

Hallo Petra,

Kennst du eigentlich diese Buchreihe hier?
http://www.amazon.de/Unsere-Kindheit-DDR-Zekiwa-Eink…
Ist das was, oder sollte man sich das eher sparen?

Nein, kenne ich nicht. Klingt ein wenig wie, „Oma plaudert aus ihrer Zeit in der DDR“, aber das muss ja nichts Schlechtes sein und wahrscheinlich tue ich dieser mir unbekannten Buchreihe damit auch Unrecht. Wenn Du die Möglichkeit hast, kannst Du dir die Titel ja erstmal in einer Bücherei ansehen.

Viele Grüße
Marvin

Hallo Petra,

ich habe die angenehme Erfahrung gemacht,das man die jeweilige Lebenssituation in beiden deutschen Staaten im persönlichen Gespräch
aus beiderlei Sicht besser beurteilen kann,als das es in einem Buch
beschrieben wird.

Entweder hast Du es bei der Beurteilung der Lebenssituation in der DDR
mit einem Menschen zu tun,der nur das negative ober aber mehrheitlich nur das positive im Leben eines DDR Bürger´s gesehen hat.

Leider bleibt im Bewustsein der ehemaligen DDR Bürger,denen es heute
durch jahrelange Arbeitslosigkeit und sozialen Abstieg,oftmals nur
das „Gute des Sozialismus“ im Gedächtnis haften.

In meinem Umfeld kenne ich keinen Menschen der dieses System zurück
wünscht,handelt es sich aber hierbei um Leute die nicht jammern sondern das Beste aus der jeweiligen Situation machen.

Die Privilegien der damaligen Parteibonzen muten heute gerade zu lachhaft gegenüber der heutigen Bedienungsmentalität unser Politiker
an.Aber darüber könnte man stundenlang diskutieren.

LG Bollfried

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Hallo,

sowohl in der BRD als auch in der DDR war bis weit in die 1970er-Jahre hinein „Umziehen“ nicht die Regel.
Arbeit gab es überall vor Ort und man brauchte nicht Hunderte von Kilometern der Arbeit nachlaufen…

Wenn umgezogen wurde,dann meistens aus Familiären Gründen aber da hatte man dann auch meistens Wohnraum auf privater Basis auch in der DDR.

Ansonsten gab es dann natürlich auch noch bei bestimmten Berufsgruppen
den „Planmäßigen“ Wohnortwechsel (Militär in beiden Staaten) sowie bei Akademikern.

Die Regel war aber der Umzug innerhalb einer Kommune,wenn man Heiratete und eine eigene Wohnung brauchte (Stichwort Plattenbauten).
Wobei Plattenbauten aber auch hier in der BRD in den 1960er-Jahren gebaut wurden…nur halt mit besserem Material…ansonsten aber genauso *****

Hallo

Grundsätzlich möchte ich auch auf den Post von Hr. Müller verweisen, denn es war lange Jahre eigentlich unüblich umzuziehen und auch nicht erforderlich.

konnte man eigentlich innerhalb der DDR einfach so in eine
andere Stadt umziehen, nur weil man Lust darauf hatte?

Es war möglich ! Aber es war nicht einfach !

Es war weder verboten, noch untersagt und daher theoretisch und praktisch möglich. Und so wurde es auch praktiziert.

Und wie lief das dann im Detail ab? Man brauchte ja einen
neuen Arbeitsplatz und eine neue Wohnung. Konnte man die
Wohnung schon beantragen, auch ohne einen Arbeitsplatz zu
haben? Bekam man den neuen Arbeitsplatz dann etwa zur gleichen
Zeit?

Gab es Probleme, wenn man umziehen wollte? Oder war einem das
selbst überlassen?

Das Problem an der Sache war meist, die Bedingungen für einen Wohnortswechsel einzuhalten. Das waren Arbeitsplatz und Wohnung, da „Landstreicherrei“ und auch „Arbeitslosigkeit“ nicht geduldet wurden, da verfassungsgemäß jeder DDR-Bürger nicht einfach nur das Recht zur Arbeit hatte, sondern eine Pflicht dazu.

Daher mußte man sich etwas einfallen lassen. Die meisten Wohnungswechsel in meinem direktem Umfeld gingen nach Berlin, Thüringen und in den Harz. Meine Freunde haben (im Falle Berlin) erstmal bei Freunden gewohnt und sich eine Arbeit gesucht. Mit einer Arbeit war man dann schnell auch in einer kleinen billigen Bude irgendwo im Kiez.

In vielen Fällen jedoch, waren Arbeitsangebote oft schon da und man mußte nur schauen, wo man unterkommt, bis man eine eigene Wohnung beantragen konnte

Wenn die Arbeitskraft gesucht wurde, dann haben meist die Vertreter des Betriebes vor Ort alles mit Wohnung etc. geklärt. Im anderen Falle mußte man einfach einen langen Atem haben.

Wohnungen wurden nach Dringlichkeiten vergeben. Ganz klar stand auf der Liste der alleinstehende Singel naturgemäß ganz unten und die kinderreiche Familie ganz oben. Aber jeder konnte seinen Wohnungsantrag abgeben und jeder wurde angenommen. Es gab Genossenschaften, staatliche Wohnungsämter und auch private Vermietung. Geduld oder Beziehungen waren dann der Schlüssel zum Erfolg.

Denn wie überall wo der Mensch wirkt, gibt es Wege im System, die das System umgehen und Menschen die aus dem Bauch entscheiden und nicht nach dem Papier. d.h. Möglich war alles …

Und was hier und da mit „Einstellungsverboten“ als Einschränkung beschrieben wird mag ev. im Einzelfall zutreffen, war aber generell eine zahnlose Sanktion. Ich habe 2 mal meine Arbeitsstelle und den Wohnort vor 1990 gewechselt, trotz eines mir prophezeiten Einstellungsstopps, ohne das ich je Probleme gehabt hätte. Ich hatte auch eine 2 Raum-Wohnung ohne verheiratet zu sein.

Das lief nicht anders als es heute abläuft … kann man was anbieten, wird die Liste gern auch neu sortiert :wink:(… in meinem Falle waren es gefragte Handwerksleistungen)

Im Falle Wohnungswechsel bzw. Wohnortswechsel war nichts unmöglich, auch wenn es nicht gern gesehen oder gewünscht wurde. Aber wer sich bewegt hat und am Ball war, hat das ohne große Probleme schaffen können.

Gruß

naja… wenn man gebraucht wurde :smile: wenn z.B. Leute fürs rausputzen der Hauptstadt brauchte kam ein Thüringer mal schnell nach Berlin… und verdiente da sogar ganz gut… aber frei war die Entscheidung eher nicht so…

Hallo Grußlos,

naja… wenn man gebraucht wurde :smile: wenn z.B. Leute fürs rausputzen der Hauptstadt brauchte kam ein Thüringer mal schnell nach Berlin…

Aber nur um dort zu arbeiten.
Leider gab es dort i.d.R. für die Leute der sogenannten „Berlininitiative“ keine Wohnung,sondern einen Wohnheimplatz.

Auf Nachfrage wurde uns unverblümt mitgeteilt,das wenn die Arbeiten
abgeschlossen und eigener Nachwuchs ausgebildet ist,darf man sich wieder
in die heimatliche Gefilde „trollen“.

Ebenso Grußlos
Bollfried

PS:Ausnahmen gab es dort bestimmt auch(z.B.Heirat),waren aber nicht die Regel.

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