Und nochmal Columbia

Hi allerseits
Im Auslandsbrett sind eineige Fragen bezüglich der Columbia aufgetaucht, die ich mal dem geneigten Publikum vorlegen möchte.

  1. Wäre es für die Columbia möglich gewesen, die ISS anzusteuern, um die Raumstation sozusagen als Rettungsinsel zu verwenden.
    Immerhin bewegt sich die ISS auf einer wesentlich stärker geneigten Bahn als die Columbia. Hätte sie noch genug Treibstoff für die nötigen Bahnkorrekturen an Bord gehabt.

  2. Wäre es technisch möglich, das Cockpit des Space Shuttles so zu gestalten, dass es auch ein Hitzeschildversagen und Auseinaderbrechen des Schuttle überlebt und die Insassen eine realistische Überlebenschance haben… Insbesondere bezüglich der Belastung bei der rapiden Verzögerung während des Zerbröselns.

Danke für eure Antworten.
Mike

Hi Mike,

  1. Wäre es technisch möglich, das Cockpit des Space Shuttles
    so zu gestalten, dass es auch ein Hitzeschildversagen und
    Auseinaderbrechen des Schuttle überlebt und die Insassen eine
    realistische Überlebenschance haben… Insbesondere bezüglich
    der Belastung bei der rapiden Verzögerung während des
    Zerbröselns.

wenn ich mich recht erinnere, soll bei einer (vielleicht demnächst verfügbaren) nächsten Generation von Shutteln das Cockpit als ganzes absprengbar sein. Ob ein Fall aus 60 km Höhe (Reibungshitze!) dieser Zelle auch den Garaus machen würde weiß ich nicht, immerhin hat man in dieser Höhe noch weit über 99 % der Atmosphäre unterm Hintern.

Gandalf

Moin

  1. Wäre es für die Columbia möglich gewesen, die ISS
    anzusteuern, um die Raumstation sozusagen als Rettungsinsel zu
    verwenden.

Die hatten die Andockschleuse nicht dabei…

  1. Wäre es technisch möglich, das Cockpit des Space Shuttles
    so zu gestalten, dass es auch ein Hitzeschildversagen und
    Auseinaderbrechen des Schuttle überlebt und die Insassen eine
    realistische Überlebenschance haben…

Nein. Das Ding soll ja auch noch abheben können. Das Hitzschild ist die erste und letzte Möglichkeit das Ding heil runter zu bringen.

Insbesondere bezüglich

der Belastung bei der rapiden Verzögerung während des
Zerbröselns.

Darüber würd ich mir keine Sogren machen da die Hitze das ganze in sehr kurzer Zeit auf ein sehr strömungsgüstiges Format umschmelzen würde.

cu

Hi,

  1. Wäre es für die Columbia möglich gewesen, die ISS
    anzusteuern, um die Raumstation sozusagen als Rettungsinsel zu
    verwenden.
    Immerhin bewegt sich die ISS auf einer wesentlich stärker
    geneigten Bahn als die Columbia. Hätte sie noch genug
    Treibstoff für die nötigen Bahnkorrekturen an Bord gehabt.

Ich hörte gestern Abend in der Talkshow „Beckmann“ den deutschen Astronauten Ulrich Walter, der 1993 mit dem Space Shuttle im Weltraum war.
Genau die von Dir gestellte Frage wurde dort auch besprochen und nach seiner Auskunft wäre selbiges nicht möglich gewesen. Die ISS fliegt in einer Höhe von 400 km, das Space Shuttle aber nur auf 300 km. Um die ISS anzusteuern hätte es entsprechender Energiereserven bedurft, die nicht an Bord der Columbia waren weil ein solches Andockmanöver nicht vorgesehen war.
Weiterhin hatte das Shuttle kein passendes „Adapter“ an Bord um sich an die ISS anzukopplen, und des weiteren paßten, wie Du schon erwähnt hast, irgendwelche Winkel nicht zusammen.

Eine Reparatur der Hitzekacheln wäre auch dann nicht möglich gewesen wenn man das Problem und seine Tragweite von Anfang an als solches erkannt hätte, denn der sog. Canada-Arm, das ist dieser Gelenkarm, war nicht an Bord - man hatte nichts geplant wofür er benötigt worden wäre, also wurde das Gewicht eingespart. Außerdem dürfen sich die Astronauten bei Weltraumspaziergängen nur an der Oberseite des Shuttles, also im sichtbaren Bereich oberhalb der Ladeluke, aufhalten. Das Problem fand sich aber ja an der Unterseite des Shuttles…

Mir persönlich ist schon die Frage durch den Kopf gegangen ob die NASA die Tragweite des Problems wirklich nicht erkannt hat, immerhin ist das Shuttle trotz seines Alters ein High-Tech-Gerät. Man könnte das Problem ja auch konsequent verschwiegen haben weil man wußte daß es mit beschädigtem Hitzeschild keine Rettung mehr geben würde.
Es gibt zwar keinerlei Anlaß zu solchen Unterstellungen, aber möglich wär’s doch, oder?

  1. Wäre es technisch möglich, das Cockpit des Space Shuttles
    so zu gestalten, dass es auch ein Hitzeschildversagen und
    Auseinaderbrechen des Schuttle überlebt und die Insassen eine
    realistische Überlebenschance haben… Insbesondere bezüglich
    der Belastung bei der rapiden Verzögerung während des
    Zerbröselns.

Ich nehme mal an daß man ein Cockpit schon so bauen könnte daß es fast jeder denkbaren Belastung standhält. Das Problem wären aber wohl die biodynamischen Belastungen für den Körper des Astronauten. Das bedeutet, ab einer gewissen Belastung auf den Körper würde zwar das Cockpit, so bombenfest es konstruiert wäre, halten. Aber den darin befindlichen Menschen würden die Beschleunigungskräfte innere Organe verletzen, es gäbe Gefäßabrisse usw…

Gruß,

MecFleih

Zusatzfragen
Nochmal hi,

ist es eigentlich möglich, von einem Shuttle in ein anderes umzusteigen? Können die aneinander andocken?

Wie lange dauert es so ein zweites Shuttle zu starten?

Wie lange hätte die Columbia noch um die Erde kreisen können falls man das Problem erkannt hätte? Natürlich ohne das die Besatzung erstickt oder verhungert wäre

Danke und Grüsse
Merit

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Weiterhin hatte das Shuttle kein passendes „Adapter“ an Bord
um sich an die ISS anzukopplen, und des weiteren paßten, wie
Du schon erwähnt hast, irgendwelche Winkel nicht zusammen.

Könnten die nicht - mal abgesehen vom Bahnproblem - aus dem Shuttle aus- und bei der ISS durch eine Schleuse einsteigen?

Hätte der für das Bremsmanöver zur Einleitung der Rückkehr vorgesehene Treibstoff nicht gereicht, um die ISS doch zu erreichen. (Wie sie von dort wegkommen könnten weiß ich nicht, da die angedockte Sojus-Kapsel nur 3 Plätze hat)

LG
Stuffi

Hallo,

ist es eigentlich möglich, von einem Shuttle in ein anderes
umzusteigen? Können die aneinander andocken?

in jedem Fall wäre es im Fall des Falles möglich gewesen, von der Columbia in das andere Sguttle umzusteigen, und wenn es per "Weltraumspaziergang passiert wäre.

Wie lange dauert es so ein zweites Shuttle zu starten?

Schwer zu sagen, man war ja bisher nie wirklich im Druck. Normalerweise dauert es von der Festlegung des Starttermins bis zum Start ca. 6 Monate. Ich denke mal, daß die ganze Verantaltung im Notfall in 2-3 Wochen zu machen wäre. Aber das ist reine Spekulation. Ich habe da gerade noch eine Dokumentation einer Mission gefunden, in der alle einzelnen Aktivitäten aufgeüfhrt sind. Vielleicht kann man daraus die notwendige Zeit extrahieren:
http://www-users.rwth-aachen.de/matthias.paetzold/ss…

Wie lange hätte die Columbia noch um die Erde kreisen können
falls man das Problem erkannt hätte?

Keine Ahnung.

Gruß
Christian

Man könnte das Problem ja auch konsequent
verschwiegen haben weil man wußte daß es mit beschädigtem
Hitzeschild keine Rettung mehr geben würde.
Es gibt zwar keinerlei Anlaß zu solchen Unterstellungen, aber
möglich wär’s doch, oder?

Wenn man die Ausmaße der Schäden geahnt hätte, dann hätte man doch die Kiste nicht am geplanten Termin runtergeholt, sondern noch ein paar Tage verstreichen lassen, in denen man nach anderen Lösungen gesucht hätte.

Gruß
Christian

Hallo Meri,

das ist ein Ausschnit aus einem Artikel von heute.t-online:

"Ebenso theoretisch sei die Rettung durch eine andere Raumfähre, so Reiter am Montag. Zwar sei es möglich, die Fähren in die Nähe voneinander zu bringen, allerdings hätte es für den Fall eines Ausstiegs nur zwei Raumanzüge gegeben. Außerdem hätte die NASA kein Shuttle auf der Startrampe gehabt, welches mal eben ins All geschickt werden konnte.

Normalerweise dauern die Vorbereitungen für den Start einer Raumfähre fünf Monate. Doch in einer Krisensituation soll das, laut Experten, auch in einer Woche möglich sein. Die „Columbia“ hätte jedenfalls noch über genug Treibstoff und Material bis Mittwoch verfügt - und darüber hinaus hätte es wohl auch noch für ein paar weitere Tage gelangt. Die „Atlantis“-Raumfähre hätte es, theoretisch, sogar rechtzeitig schaffen können. Und mit nur zwei Astronauten als Rettungspersonal hätte sie auch bequem ihre sieben Kollegen aufnehmen können."

Mehr auch zu anderen eher nur theoretischen Rettungsaktionen, bei:
http://www.heute.t-online.de/ZDFheute/artikel/0,1367…

Teufelchen

2 Like

Hallo Mike,

  1. Wäre es technisch möglich, das Cockpit des Space Shuttles
    so zu gestalten, dass es auch ein Hitzeschildversagen und
    Auseinaderbrechen des Schuttle überlebt und die Insassen eine
    realistische Überlebenschance haben… Insbesondere bezüglich
    der Belastung bei der rapiden Verzögerung während des
    Zerbröselns.

Eine solche Konstruktion ist theoretisch möglich, bedingt aber eine Neukonstruktion.
Du kannst ja auch nicht einfach Airbags in einem alten VW nachrüsten.

MfG Peter(TOO)

Hallo,

es ist ja nur ein Gedankenspiel, für das es bisher keinen einzigen realen Anhaltspunkt gibt.

Trotzdem: wie hätte man reagiert oder reagieren sollen wenn man gewußt hätte daß es ein massives, im Grunde unlösbares Problem gibt?

Entweder man versucht es dennoch, trotz der anzunehmenden Aussichtlosigkeit, am besten heimlich, still und leise.
Oder man hält einfach die Klappe und sagt/tut gar nichts, weil man weiß daß es nicht funktionieren wird. Dann wäre es für die Besatzung, die Öffentlichkeit und die NASA selber besser erst gar kein Sterbenswörtchen über die Angelegenheit zu verlieren und zum äußeren Schein alles planmäßig ablaufen zu lassen.

Wie gesagt: es gibt keinerlei Anhaltspunkte für dieses Gedankenspiel, obwohl es sicher nicht lange dauern wird bis sich im www die ersten „Bedenkenträger“ zu Wort melden die genau diese Verschwörung behaupten werden.

MecFleih

Hi!

Ich glaub so ein Experte ist keiner von uns, um wirklich beurteilen können, ob die Columbia noch die ISS ansteuern hätte können.

Zu Punkt 2 kann ich dir da schon eher genaueres sagen, nämlich dass so etwas für die nächste Shuttle-Generation geplant ist (für die aktuellen shuttles wahrscheinlich nicht realisierbar), ob das jedoch tatsächlich kommt ist fraglich - die Kosten wären enorm hoch, außerdem würde die Nutzlast unter solchen Maßnahmen leiden. Bleibt zu hoffen, dass die NASA die Kosten dennoch in Kauf nimmt.

mfg
Michi

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Leider wirklich sehr theoretisch. Vor allem hätte man den Ernst der Lage zuerst erkennen müssen, womöglich gleich beim Start und so zumindest 2 Wochen Zeit gehabt (was für einen shuttle-start auch nicht grad eine Menge ist). Aber wie wir ja wissen, hat man kein Risiko (oder zumindest kein großes) gesehen. Die Nasa hat sicherlich nicht leichtfertig das shuttle und das Leben von 7 Astronauten aufs Spiel gesetzt.

mfg
Michael

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Eine Frage: was hätte die nasa davon, das Problem zu verschweigen und ihre Soldaten in den sicheren Tod zu schicken?

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Trotzdem: wie hätte man reagiert oder reagieren sollen wenn
man gewußt hätte daß es ein massives, im Grunde unlösbares
Problem gibt?

Man hätte sie mit anderen Raumschiffen abholen können. In Russland stand eine Rakete auf der Startplattform und zwei weitere liegen für den Einsatz bereit. Die hätten nur mit Sojus-Kapseln ausgestattet werden müssen, mit denen jeweils drei Astronauten landen können.

Fähren in die Nähe voneinander zu bringen, allerdings hätte es
für den Fall eines Ausstiegs nur zwei Raumanzüge gegeben.

Mehr als zwei Raumanzüge sind auch nicht nötig.

Hallo Mike!

Antworten auf deine Fragen hab ich nicht, aber eine NASA-website, auf der es vielleicht in nächster Zeit Antworten geben könnte:
http://www.nasa.gov/columbia/index.html

Servus!
Helene

Eine Frage: was hätte die nasa davon, das Problem zu
verschweigen und ihre Soldaten in den sicheren Tod zu
schicken?

Hi,

es ist ja nur ein Theoretisieren über eine Situation von der wir annehmen daß es sie gar nicht gab.

Die NASA hätte aber davon daß sie eben gerade nicht als Organisation dasteht die ihre „Soldaten“, wie Du sie nennst, wissentlich in den sichern Tod schickt. Sie könnte den Vorfall dann als unerwarteten Unfall darstellen und müßte sich nicht für halbherzige, weil unnütze und nur Geld vergeudende Rettungsaktionen rechtfertigen. Kurz: sie würde einen massiven Image-Schaden vermeiden und würde sich zudem ersparen den Astronauten sagen zu müssen daß man sie nicht retten kann. Ganz zynisch betrachtet könnte man sogar unterstellen daß so zumindest ein Teil der Experimente noch durchgeführt werden konnte.

Gruß,

MecFleih

Hi Mac!

Was mA gegen die ohnehin nur sehr hypothetische Verschwiegenheitstheorie spricht: Man konnte ziemlich unmöglich wissen, wo genau sich die Columbia zerlegen würde, wenn die nun bis sagen wir 45 km durchgehalten hätte und die Trümmer sich deswegen über sagen wir mal Houston verteilen, dann hätte man wohl mehr Opfer als „nur“ die 7 Astronauten zu beklagen gehabt.

Gruß,
TheBeast

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Hi,

  1. Wäre es technisch möglich, das Cockpit des Space Shuttles
    so zu gestalten, dass es auch ein Hitzeschildversagen und
    Auseinaderbrechen des Schuttle überlebt und die Insassen eine
    realistische Überlebenschance haben… Insbesondere bezüglich
    der Belastung bei der rapiden Verzögerung während des
    Zerbröselns.

Ja. Die Technik ist ja nun schon bissl älter. Heute können wir Stahl herstellen, der 2500°C aushält, dessen Härte bis zu 12.000 MPa/mm² liegen kann, Alulegierungen mit um die 1300°C, Lacke mit nem k-Wert um 0 bis 2500°C und Farbe nach Wunsch, kratzfest selbst bei Beschuß mit DU-Munition :smile:. Den Gleiter selbst könnte man aus Hybridkeramik herstellen - wesentlich stabiler als Stahl und mit ner Temperaturastabilität bis locker 2500°C.

Wenn du aus dem Zeugs nen Tresor herstellen würdest, bekämen Panzerknacker ne Verfassungskrise, selbst wenn sie alle weltweit verfügbare hightec einsetzen könnten :smile:

Gruß
Frank