Und nun? Nuckeln der 6jährigen

Hallo nochmal,

danke erstmal für die zahlreichen Reaktionen zu meiner Anfrage bezüglich des Nuckelns der Sechsjährigen. Ich fasse mal zusammen, dass es die Mehrheit eher als unnormal ansieht, eine Minderheit aber nichts weiter Schlimmes daran sieht. Ich war ja auch wie gesagt etwas, äh, überrascht…

Die Frage ist nun: Was tun? Zur Mutter des Kindes habe ich seit ihrer Trennung vom Kindsvater keinen Kontakt mehr, alle zusammen wohnen sie 500km von mir entfernt und ich sehe die Kleine und ihren Papa nur alle drei bis sechs Monate mal.

Ich habe dann nochmal beim Papa vorgefühlt, die Kleine wurde mit sechs Monaten langsam abgestillt und isst seit etwas über einem Jahr normale Kost. Also keine sehr lange Stillzeit. Ich weiß, dass die Trennung der beiden sehr hässlich war, ein psychologisches Gutachten und das Gericht sprachen dem Vater das Aufenthaltsbestimmungsrecht zu, da die Mutter etwas unstete soziale Kontakte hat und sehr unregelmäßige Arbeitszeiten (Spielothek). Sie streiten bis heute über den Unterhalt. Die Kleine differenziert sehr genau, wem sie was erzählen darf. So meinte der Papa kurz vor der Abreise, dass man ja heute ausnahmsweise mal zu McDonalds gehen könne an der Autobahn, woraufhin die Kleine meinte, sie würde eine Juniortüte nehmen, die nehme sie immer bei Mama und da sei ein Spielzeug drin, zur Zeit es sei *keine Ahnung was*. Woher sie das denn wisse, fragte Papa nach. „Aus der Werbung.“, war die Antwort. Bei Papa gibt es aber nur den Sandmann und die Maus, keine Werbung…
Sie erzählt nicht von sich aus, die Situation muss kommen. Aber sie druckst auch viel herum.

Wie dem auch sei, v.a. an die, die es auch eher unnormal fanden: Würdet ihr den Vater darauf ansprechen? Es auf sich beruhen lassen? Die Kleine „aushorchen“?

Grüße!

Hallo,

nachdem, wenn ich das richtig verstanden habe, das Kind beim Vater lebt und dieser Sorgerecht und Aufenhthaltsbestimmungsrecht hat, würde ich ihm davon erzählen. In Abwesenheit des Kindes versteht sich. Wer sonst soll sich um das Kind kümmern, wenn nicht der Vater?

Anscheinend ist die Situation für das Kind ohnehin nicht einfach. Und eine Information wie diese ist natürlich auch dazu angetan, Überreaktionen beim Vater auszulösen, die dem Kind kaum zuträglich wären. Andrerseits kann es nicht angehen, dass das Kind möglicherweise gegen seinen Willen zu Handlungen gedrängt wird, die es nicht möchte.

Ich persönlich würde das Risiko eingehen und den Vater informieren, allerdings gleichzeitig zu überlegten Reaktionen mahnen. Es wäre vielleicht geschickt, eine Situation zu wählen, wo das Kind nicht sofort greifbar ist, und der Vater - falls nötig - erst mal Gelegenheit hat, wieder runterzukommen.

Vermeiden sollte er, das Kind inquisitorisch zu befragen - die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass das Kind in seiner Zerrissenheit zwischen Mutter und Vater nicht die Wahrheit sagt. Besser wäre, wenn er in einem unverfänglichen Gespräch mit seiner Tochter dieser einen Ankerpunkt vermittelt, an dem sie sich orientieren kann. Als Anlass bietet sich das Stillen deines Babys an, das der Vater aufgreifen könnte, um zu sagen, dass er sich noch daran erinnern kann, wie sie (das Mädchen) gestillt wurde, aber dass das ja schon lange her sei und Schulkinder ja gottseidank selbst essen können. Sonst wäre das ja ganz schön schwierig, wenn die Mamas alle in der Pause auf den Schulhof kommen müssten.

Mehr muss er gar nicht sagen. Das Kind wird entscheiden, ob es ihm mehr erzählen möchte oder nicht. Wenn ja, wird er sicher die passenden Worte finden - schließlich ist er der Papa. Wenn nein, ist das auch okay, denn in jedem Fall hat das Kind nun die wichtige Information bekommen, dass es keine Brust mehr braucht.

Damit kann es die Situation für sich einordnen und als „nicht normal“ bewerten. In der Folge wird es ihm leichter fallen, sich abzugrenzen oder sich Hilfe zu suchen, weil es jetzt weiß, welche Meinung der Vater dazu hat.

Aushorchen sollte das Kind niemand. Du nicht und auch nicht der Vater. Das bringt es nur in einen Zwiespalt, aus dem es in seinem jungen Alter kaum rauskommen kann: Sich zwischen Mama und Papa zu entscheiden, was das Mädchen in seiner Bewertung tut, wenn es die Mama „verrät“. Gleichzeitig kriegt es möglicherweise aber ein schlechtes Gewissen, wenn es nicht tut, was der Vater sagt und kann sich dem auch nur durch Ausweichen (Lügen) entziehen. Das sollte auch der Vater nicht riskieren.

Schöne Grüße,
Jule

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Alles schönes psychologisches Theoriegelaber wie der Vater reagieren soll und was das Kind daraus lernen wird. Wie der Vater in Wirklichkeit reagiert, weißt Du nicht und welche - eventuell fatalen - Folgen sich daraus entwickeln können auch nicht. Solche Geschichten sind oft ein Selbstläufer und ist die Welle erst mal im Gang ist sie meist nicht mehr aufzuhalten.

Aber was weiß ich denn schon, ich mach ja nur ein Hausfrauen und Mutti Studium :smile:

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Hi,

Alles schönes psychologisches Theoriegelaber wie der Vater
reagieren soll und was das Kind daraus lernen wird. Wie der
Vater in Wirklichkeit reagiert, weißt Du nicht und welche -
eventuell fatalen - Folgen sich daraus entwickeln können auch
nicht. Solche Geschichten sind oft ein Selbstläufer und ist
die Welle erst mal im Gang ist sie meist nicht mehr
aufzuhalten.

drum schrieb sie ja extra, das man den Vater informieren solle, wenn das Kind nicht greifbar ist und er Zeit zum „wieder runterkommen“ hat.

Aber was weiß ich denn schon, ich mach ja nur ein Hausfrauen
und Mutti Studium :smile:

Manch Praktiker ist dem Theoretiker haushoch überleben. Aber Du schriebst hier doch keine Antwort an den UP. Weshalb fühlst Du Dich dann angegriffen?

Gruß
Tina

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Hallo MA,

Wie der Vater in Wirklichkeit reagiert, weißt Du nicht und welche - eventuell fatalen - Folgen sich daraus entwickeln können auch nicht.

Und die Alternative wäre? Nichts sagen und in Kauf nehmen, dass ein weiterer Fall von (emotionalem oder sexuellen) Missbrauch passieren kann?

Erste Hilfe kann immer schief gehen. Nicht ohne Grund bleibt das aber straffrei, während unterlassene Hilfeleistung unter Strafe steht. Die Angst vor den „Könnte-Seins“ und „Was-wäre-Wenns“ ist genau das, was Menschen daran hindert, Kindern zu helfen. Da nehmen sie lieber in Kauf, dass das Kind missbraucht wird, weil ihnen ihre persönliche Wahrscheinlichkeitsschere im Kopf im Weg ist. Man kann sich ja ganz prima damit rausreden, dass man im Falle des Handelns möglicherweise Schaden anrichten hätte können.

Auch Schweigen und sich Raushalten sind eine Form von Feigheit. Ganz unabhängig davon, ob diejenige, die sich raushält, Hausfrau oder Mutter, Heilige oder Hure mit oder ohne Doktortitel ist oder nicht.

Schöne Grüße,
Jule

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Hi auch,

Weshalb fühlst Du Dich dann angegriffen?

Angegriffen fühle ich mich z.B. nicht. Der Beitrag (der erste) von Jule ist exzellent, sofern man die von Sonne* gewünschte Einstellung selbst unterstützt. Der Beitrag war und ist (trotz Jules zweites Posting) ein Sternchen daher wert, weil Jule und Sonne die gleiche Ansicht vertreten und Jule hierfür einen konsequenten Weg aufzeigt. Von Beginn an

Ich persönlich würde das Risiko eingehen und den Vater informieren…

Weniger gut finde ich, dass Jule die Bedürfnisse und Motivationen des Kindes außer Acht lässt (auch wenn sie es passiv in Schutz nimmt). Sie übernimmt die Schilderungen von Sonne einfach mal so, ohne selbst Kenntnis von der tatsächlichen Situation zu haben: Mutter ist der böse Elternteil, Vater der bessere Mensch. Sie hat Ratschläge für den Vater, nicht für die Mutter. Gericht, Aufenthaltsbestimmung etc. habe ich gelesen … in Unkenntnis wie und was tatsächlich geschehen ist, würde ich dennoch nicht (vorver)urteilen.

Weniger gut finde ich, dass Jule schreibt (im zweiten Posting):

dass ein weiterer Fall von (emotionalem oder sexuellen) Missbrauch passieren kann?

Sie wertet die von Sonne geschilderte Situation als Missbrauch. Und lässt sich wieder nicht auf evtl. Bedürfnisse des Kindes (Trennung der Eltern, einmal hier, einmal dort) ein.

Auf dieser Grundlage und persönlichen Bewertung eigentlich unbekannter Verhältnisse schreibt sie weiter:

Auch Schweigen und sich Raushalten sind eine Form von Feigheit.

und motiviert Sonne, sich in eine Familienangelegenheit einzumischen, die weder Sonne (Kontakt alle 3-6 Monate) noch ein anderer realistisch beurteilen kann.

Nochmals, nach all der Kritik: Jules erster Beitrag ist in meinen Augen allererste Sahne, wenn man ihre Annahmen und Voraussetzungen übernimmt.

* Nun doch noch zu meinem „ärgerlich“: Sonne hatte einen ersten Beitrag gestartet, und trotz großer Anteilnahme auf keine einzige Antwort reagiert. Stattdessen startet sie einen zweiten Thread, und verzichtet von vornherein auf Antworten, die nicht in ihre Richtung tendieren.

Ich habe meinen Beitrag aus dem ersten Thread von Sonne wieder gelöscht. Nicht dass die gute Stimmung „hier liegt Missbrauch vor“ in diesem schönen Thread verwässert wird.

Franz

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