angebots- vs. nachfrageorientierte Politik
Ja natürlich kenne ich den Multiplikatoreffekt, und Keynes
Modell einer geschlossenen Volkswirtschaft ist ja auch nicht
ganz falsch. Aber ich finde exc’s kommentar zeigt genau das
Problem. Na klar stehen alle Theorien irgendwo, aber viel zu
oft werden sie bloß hergebetet ohen über ihre Annahmen, und
Wirkungen mal nachzudenken.
Ich finde eigentlich viel schlimmer, daß sich manche hinstellen und behaupten, daß alle anerkannten Theorien falsch seien, ohne dafür ein Argument zu liefern oder wenigstens ihre Kritik zu spezifizieren.
Die Probleme, welche sich aus der reinen Nachfrageorientierten
Politik ergeben sind:
- Wir leben in einer offenen VW! Wir Importieren
hauptsächlich Konsumgüter, was dazu führt, dass wenn wir den
Konsum ausweiten, dass wir vorallem Arbeitsplätze und Wachsum
im Ausland finazieren. Wenn die den Nachfrageschub aber
schuldenfinanziert durchführen, haben wir nix, wovon wir die
Schulden bezahlen sollten.
Du argumentierst auf der Basis von zwei Annahmen, die niemand getroffen hat. Weder verlangt irgendjemand eine rein nachfrageorientierte Politik noch streben nennenswerte Teile der Bevölkerung und der Politik die Ausweitung des Konsums durch Schulden an.
Weiterhin ist Deine Betrachtung ausgesprochen eindimensional, denn wir profitieren von unserem eigenen Konsum und zwar über die vorher in Deutschland produzierten Maschinen und Anlagen, die wir in die Länder exportieren, in denen es sich lohnt, Massewaren vergleichsweise lohnintensiv zu produzieren.
2.Der Multiplikator wirkt in beide Richtungen, das bedeutet,
dass das BIP auch genauso stark (wenn nicht sogar stärker,
wegen den Zinsen) fällt , wenn wir den Konsum wieder
zurückführen.
Damit widerlegst Du Deine eigene Theorie, die ich nachfolgend noch einmal wiedergebe:
Ich frage mich ernsthaft, warum die Menschen glauben, dass eine Steigerung des privaten Konsums wirklich langfristig Wirtschaftswachstum erzeugen könne.
Wenns läuft, warum sollten wir dann den Konsum wieder zurückführen?
- Wie schon angesprochen, könnte ja auch die Sparquote
sinken. Aber das würde zu einer Verringerung der
Investitionsgüternachfrage führe
Warum? Wenn die Deutschen mal mehr ausgeben und die Sparquote reduzieren würden, bräche deswegen noch nicht gleich die Kapitalversorgung zusammen.
Keynesianismus ist eine richtige Theorie, allerdings gilt sie
unter heutigen Bedingungen nur in der kurzen Frist( maximal
2-3 jahre).
Mittel und lang fristig führt sie, auf Grund ihrer Annahmen,
zu falschen Ergebnissen und Schlußfolgerungen.
Soll das heißen, daß Du Keynesianismus mit steigendem Konsum gleichsetzt, Dein Ausgangsartikel also nur Keynesianismuskritik sein sollte? Dann wären wir vom Grundsatz her einer Meinung, nur daß ich anders argumentieren würde.
Investitionen, Auslandsnachfrage und privater Konsum sind die wesentlichen Treiber für Wirtschaftswachstum. Dementsprechend ist ein hoher privater Konsum hilfreich und ein sinkender kann u.U. eine Rezession verursachen.
Da sind sich prinzipiell alle Theorien einig; strittig ist halt die Frage, wo man ansetzt, um das Wirtschaftswachstum zu erhöhen.
Deterministisch für den Wohlstand und somit dem Wachstum eines
Landes, ist lediglich die Produktivität pro BÜRGER(nicht
arbeitnehmer).Also die Angebotsseite.Deshalb laßt uns wieder
mehr und länger Arbeiten.
Hm, wenn Du mehr arbeitest, bist Du prinzipiell erst einmal nur früher fertig. Wenn mit dem derzeitigen Arbeitspensum Aufträge liegen bleiben, dann gibt’s kein Problem mit der Arbeit, sondern mit dem Management. Im übrigen ist angebotsorientierte Wirtschaftspolitik etwas anderes als einfach nur die Leute länger arbeiten zu lassen.
Gruß
Christian