Unentschlossenheit bezügl. Ausbildung

Hallo ihr Lieben,

seit September 2006 mache ich an einer privaten Akademie eine Ausbildung zur
Kommunikationswirtin. Unterricht findet Freitagabend und Samstagvormittag statt.
In der Woche mache ich ausbildungsbegleitend ein Praktikum in einer Werbeagentur.

Leider kommen mir nun immer mehr Zweifel, ob das das richtige ist, was ich mache.
Habe auch gelesen dass diese Ausbildung „als Pipifax gilt“ und gar nicht überall
anerkannt ist, weil es ja eine private Akademie ist. Ich muss auch monatlich
150,- Euro bezahlen und habe auch deshalb ein bisschen die Befürchtung, dass es
denen in der Akademie mehr um das Geld als um uns geht…

Meine Gedanken gehen auch in die Richtung, dass ich nicht unterfordert sein will,
oder unterqualifiziert, klingt vielleicht arrogant, aber ich habe ein gutes Abi
geschrieben (2006) und wurde auch schon von vielen gefragt warum ich denn nicht
„richtig“ studiere (Uni oder FH). Der Grund war damals für mich, dass ich erstmal
arbeiten wollte und nicht nur lernen, die Kürze der Ausbildung (2 Jahre) finde
ich positiv und Marketing ist auch etwas was mich wirklich interessiert.

Ist oder war jemand von euch auch mal in meiner Lage?
Was würdet ihr mir empfehlen? Lieber 2 Jahre durchziehen und danach eventuell
nochmal studieren oder lieber so schnell wie möglich abbrechen? Hatte mir
eigentlich immer fest vorgenommen, das durchzuziehen…

Ich hoffe ich kann von euch ein paar Anregungen bekommen!
Danke für eure Mühe!

Fränzken (die im Moment nicht so recht weiß was sie nun machen soll)

Hallo Fränzken,

hmm, das ist natürlich aus der Ferne schwer zu raten. Was genau hat Dich denn damals dazu bewogen, diese Kombination aus Akademie und Praktikum einer „normalen“ Lehre vorzuziehen? Denn als Abiturientin kannst Du ja die allermeisten Ausbildungsgänge deutlich verkürzen (mir geistern hier 2 1/2 Jahre im Kopf rum, aber diese Info ist schon ungefähr 100 Jahre alt).

Befürchtung, dass es
denen in der Akademie mehr um das Geld als um uns geht…

Nun, auch das lässt sich aus der Ferne nicht beurteilen: fühlst Du Dich denn dort gut aufgehoben und gut ausgebildet? Will sagen, passt das Niveau? Fühlst Du Dich unterfordert? Sind die Dozenten engagiert? Was ist mit zusätzlicher Unterstützung seitens der Schule? Kannst Du Dein Wissen von dort in der Praxis anwenden? Und last but not least: hast Du Kontakte zu Absolventen? Haben die mit ihrem Abschluss einen passenden Job gefunden?

Und vor allem: wie sehen Deine weiteren Lebenspläne aus? Willst Du diese Ausbildung machen, weil „man“ halt irgendwas macht und dann Deinen Millionärsfreund heiraten und im weiteren die Kohle vom Herrn Gemahl raushauen? Oder willst Du mit genau diesem Abschluss einen Job suchen? Oder soll es anschliessend doch noch an eine Hochschule gehen? Wie schaut’s mit der Familienplanung aus? Jetzt ist nicht wichtig, dass Du diese Fragen hier in aller Öffentlichkeit beantwortest, wichtig ist, dass Du für Dich drüber nachdenkst.

Was würdet ihr mir empfehlen? Lieber 2 Jahre durchziehen und
danach eventuell
nochmal studieren oder lieber so schnell wie möglich
abbrechen? Hatte mir
eigentlich immer fest vorgenommen, das durchzuziehen…

Tja, wie gesagt, das hängt davon ab. Eine abgebrochene Ausbildung macht sich im Lebenslauf immer schlecht. Du musst auch bedenken, dass fast alle Alternativen (Studium, Lehre, Berufsakademie) erst wieder im September losgehen. Damit hättest Du dann schon das erste Jahr Deiner Ausbildung abgeschlossen.

Wenn Du aber 100% sicher bist, dass das nicht das wahre für Dich ist: Dann hör sofort damit auf und nutze die Zeit bis September für folgendes: Werde Dir in erster Linie klar darüber, wohin die Reise Deines Lebens gehen soll (also Hochschule oder Lehre oder sonstwas). Dann informiere Dich darüber bei Leuten die das gerade machen oder das schon gemacht haben. Dann informiere Dich, ob Du alle Voraussetzungen (Schulabschluss, Praktika etc.) erfüllst und schau, dass Du dort reinkommst. Den Rest der Zeit kannst Du ja dann nutzen um eine Weltreise und/oder einen Geldjob zu machen. Viel Geld auf dem Konto ist zum Anfang von ner Ausbildung nie schlecht :wink:

*wink*

Petzi

Hallo Fränzken,

seit September 2006 mache ich an einer privaten Akademie eine
Ausbildung zur
Kommunikationswirtin. Unterricht findet Freitagabend und
Samstagvormittag statt.
In der Woche mache ich ausbildungsbegleitend ein Praktikum in
einer Werbeagentur.

Das Praktikum ist sicher nicht verkehrt. Wenn man es mal etwas „weiter definiert“, dann kommt diese Form der Ausbildung die Du gerade machst, in gewisser weise einem Dualen Ausbildungssystem gleich. Das sind ja solche „Programme“ die von Unternehmen angeboten werden und vorsehen, dass man neben der Ausbildung im Unternehmen auch „richtig“ studieren geht.

Nun muss man aber auch sehen und das ist vielleicht der „kleine Schönheitsfehler“ an der Sache und Du hast es ja - wenn auch nur zwischen den Zeilen erwähnt - auch schon erkannt, dass es vielleicht an der vollwertigen Anerkennung harpern könnte.

Das Problem bei diesen Bildungsangeboten ist, dass es davon sehr viele gibt und ein einheitlicher Standard fehlt. Das macht es für die Unternehmen schwierig, bei der späteren Einstellung herauszufinden, ob der Bewerber qualifiziert genug ist.
Im Vergleich dazu mal das Beispiel Uni oder FH: Hier ist schon von vorneherein bekannt, was inhaltlich gemacht wurde. Darüber hinaus kann man über die Uni an sich feststellen, welche Schwerpunkte der Bewerber haben muss und wie kompetent die Lehre dort war. Das hat man bei solchen kleineren, eher unbekannten Bildungsangeboten nicht. Das muss man schon, wenn man ehrlich ist, als Nachteil werten.

Leider kommen mir nun immer mehr Zweifel, ob das das richtige
ist, was ich mache.
Habe auch gelesen dass diese Ausbildung „als Pipifax gilt“ und
gar nicht überall
anerkannt ist, weil es ja eine private Akademie ist. Ich muss
auch monatlich
150,- Euro bezahlen und habe auch deshalb ein bisschen die
Befürchtung, dass es
denen in der Akademie mehr um das Geld als um uns geht…

Wie Petzi schon gesagt hat, kann man das als Außenstehender nicht so ohne weiteres sagen.
Allerdings ist es schon so, dass die Tatsache der Gebührenpflicht in Verbindung mit einer „privaten“ Organisation noch lange nicht heißen muss, dass es auch qualitativ hochwertig ist. Oftmals ist es auch so, dass gerade recht junge private Bildungseinrichtungen vorhanden sind und somit noch die nötige Reputation fehlt.

Meine Gedanken gehen auch in die Richtung, dass ich nicht
unterfordert sein will,
oder unterqualifiziert, klingt vielleicht arrogant,

Nein ! Klingt es keinesfalls. Fakt ist, dass man heute und in Zukunft in immer größerem Maße, sehr gut ausgebildet sein muss und dementsprechend kann und darf man so nicht denken oder argumentieren. Du musst (!) schon einen hohen Wert auf Deine Ausbildung legen, wenn Du in der Zukunft weniger Probleme haben willst - zumindest in beruflicher Hinsicht, dabei ist der Beruf, ein vernünftiges Einkommen jedoch eine sehr grundlegende Basis.

Der Grund war damals für
mich, dass ich erstmal
arbeiten wollte und nicht nur lernen, die Kürze der Ausbildung
(2 Jahre) finde
ich positiv und Marketing ist auch etwas was mich wirklich
interessiert.

Es ist schon mal ein sehr großer Vorteil, dass Du Dein Interessengebiet abstecken kannst. Hier haben ja die meisten schon die ersten Probleme.
Auch Deine Entscheidung, so schnell wie möglich in den Job zu kommen, ist nachvollziehbar und sicher auch nicht unvernünftig.
Allerdings kann man auch hier sagen, dass es darauf an kommt, was man macht und vor allem, wo man es macht.
Das „was“ hast Du für Dich ja schon geklärt. Das „wo“ ist vielleicht (wie Du ja selber schon überlegst) nicht ganz so optimal verlaufen.

Ist oder war jemand von euch auch mal in meiner Lage?

Ich habe eine Bekannte, die nahezu die gleiche Situation erlebt hat und zwar auch im Bereich Marketing. Sie war allerdings an einer privaten Schule in den Niederlanden (Deutsche Grenze). Vom Ablauf und Aufbau her sehr nahe an Deiner Sitaution. Sie musste allerdings nicht durchgängig ein Praktikum machen.
Ihr Problem war, dass sie eine der Ersten an dieser Schule war und daher im Laufe des Studiums noch viel geändert wurde. AUßerdem wurde auch ihr bei einem Praktikum - durch die Blume - mitgeteilt, dass diese Bildungseinrichtung „nichts halbes und nichts ganzes“ wäre. Sie hat jetzt zwar einen vernünftigen Job im Marketing, meint aber, dass Leute von der Uni oder FK mit der Spezialisierung Marketing „innteressantere Aufgaben“ übernehmen. Sie würde es heute anders machen - sagt sie.

Was würdet ihr mir empfehlen? Lieber 2 Jahre durchziehen und
danach eventuell
nochmal studieren oder lieber so schnell wie möglich
abbrechen? Hatte mir
eigentlich immer fest vorgenommen, das durchzuziehen…

Es ehrt Dich, dass Du konsequent sein willst. Mein alter Mathelehrer meinte das auch immer.

Ich sehe das aber (auch) so: Konsequenz und „Steher-Qualitäten“ sind sicher überzeugend. Aber mindestens ebenso so wertvoll und überzeugend ist es, wenn man erkennt, dass etwas nicht richtig läuft. Das hat sehr viel mit Mut und der Fähigkeit eigene Fehler einzugestehen, zutun. Gerade letzterer Punkt ist das, woran viele Studenten scheitern. Sie erkennen nicht und noch wichtiger, sie wollen nicht erkennen, wenn es früh im Studium nicht mehr läuft und schaffen dann oft den Absprung nicht. Ganz am Anfang kann man ruhig nochmal wechseln. Bist Du aber mitten drin oder nahezu am Ende, ist es schwierig - die Zeit arbeitet hier nunmal gegen Dich.

Mein Tipp: Versuche mit so vielen Leuten wie möglich - die über Deine Sit. informiert sind und Dich recht gut kennen - darüber zu sprechen. Lass Dich einschätzen und lass höre Dir auch von Leuten die Dich sehr gut kennen an, wie sie Dich sehen. Es geht darum Meinungen nicht Ratschläge zu bekommen.

Dann solltest Du auf jeden Fall auch einmal die Gelegenheit nutzen und mit Leuten von einer FH oder Uni zu sprechen. Fachschaften sind hier Deine Anlaufstelle. Sie können Dir sagen, was aus Ihrer Sicht der Vorteil eines Studiums und speziell in Deiner Fachrichtung ist. Es kommt jetzt darauf an, dass Du so viele Eindrücke wie möglich bekommst und zwar von denen, die jetzt schon DAS machen, was DIR als Option offen steht.
Auch wäre es sicher sinnvoll, mal bei den Personalabteilungen von potentiellen Arbeitgebern anzufragen, wie diese Deine jetztige Bildungsform bewerten. Also sprich: Wie bekannt ist der Bildungsgang, hätte man damit eine Chance.

Abschließend: Du hast ein gutes Abitur - damit hast Du schon mal eine wichtige Hürde genommen. Damit stehen Dir viele Wege offen und es wäre jetzt meiner Ansicht nach völlig falsch, einzig und allein aus „falschem Stolz“ diese Optionen nicht zu prüfen.

Natürlich ist man mit einem Studium vom Arbeiten erst einmal weiter weg. Auch sind damit mitunter nicht geringe Kosten verbunden. Auch wird es sicher im Studium Momente geben, wo es nicht ganz leicht ist.
Keine Frage !

Aber: Ein Blick in die Tagespresse reicht und man sieht, dass ein „Mehr an Bildung“ sicher alles tut nur nicht schaden. Außerdem solltest Du bedenken, dass Du jetzt an einem Punkt bist, wo Du noch relativ friktionslos „switchen“ kannst. Du kannst Dich sozusagen noch einmal ganz verändern ohne dabei einen irreparabeln Schaden im Lebenslauf zu riskieren und … studieren kann man „eigentlich“ nur einmal. Später wird es problematischer.

Studium muss aber nicht gleich Uni bedeuten. FH’s haben auch ein sehr hohes ansehen und bieten die gleichen Chancen. Außerdem studieren die Leute dort schneller.
Eine andere Alternative wäre eine duale Ausbildung (so wie jetzt) nur eben in einem „bekannteren Unternehmen“ mit festem Ausbildungsverhältnis und einer angeseheneren Hochschule. Auf der Ausbildungseben wäre die Ausbildung zur Werbekauffrau sicher auch eine Alternative. Vielleicht werden hier ja auch schon mittlerweile solche dualen Ausbildungsysteme angeboten.

Okay, ich bin da durch die Bekannte und mein eigenes Studium vielleicht etwas vorbelastet, aber Du selbst hast ähnliche Eindrücke gewonnen bzw. hälst sie zumindest für möglich. Es könnte also vielleicht etwas dran sein …

VG
TraderS

ENTschlossenheit bezügl. Ausbildung!!
Hallo TraderS, hallo Petzi!
Und hallo an alle anderen die diesen Thread verfolgen!

Vielen Dank für eure sehr ausführlichen Antworten. Habe in letzter Zeit viel
nachdedacht, Vorteile und Nachteile überlegt, meine Stärken und Schwächen
definiert, mir meine (Zukunfts-) Wünsche vorgestellt…

Gestern war ich beim Berufsberater meines Vertrauens (Arbeitsamt), und ich denke
das hat mir sehr geholfen. Wir haben ne ganze Weile geredet, und ich bin zu dem
Schluss gekommen:

Tschakka, ich schaff das !!! :smile:

Tja, also ich werd meinen Kommunikationswirt abschließen und dabei versuchen so
viele Kontakte zur Werbebranche zu bekommen wie möglich, und danach dann
wahrscheinlich an Uni oder FH studieren.

Das wollte ich nur mal mitteilen!

Lg und ein schönes We wünscht
Fränzken