Unfall: Motorradhelm?

Hallo Ihr Lieben,
nachdem ich heute Ersthelferin bei einem Motorradunfall war (sah schlimmer aus, als es war - bei Bewußtsein und nur mit „halbem“ Helm) hab ich festgestellt, daß ich soviele unterschiedliche Info hatte, vonwegen Helm ab oder nicht, daß ich mich nicht mehr entscheiden konnte welche stimmt.

Ich finde mehr Argumente für Helm ab, als für drauflassen (zumindestens beim Integralhelm).
Aber wie ist das nun:
Helm drauflassen oder fachgerecht abnehmen??

Danke für eure Hilfe!
Gruß
Kerstin

Der Helm muss ab
Hi,

Aber wie ist das nun:
Helm drauflassen oder fachgerecht abnehmen??

Der Helm kommt ab. Einzige Ausnahme:

Der Patient ist bei Bewusstsein und lehnt dei Helmabnahme ab.
Aber in dem Moment, in dem er bewusstlos wird, kommt er dann trotzdem ab.
Das ist ganz eindeutige Lehrmeinung aller damit befassten Institutionen und auch rechtlich ne eindeutige und sichere Sache.

Gruß,

Malte.

Danke Malte - war auch mein ‚Gefühl‘
aber da lief ein Kollege rum, von der Frau, der die ganze Zeit gebrüllt hat.
„Nicht den Helm abnehmen“ und sie war bei Bewußtsein und ich bin ja auch an die Gesichtswunden drangekommen (war übrigens echt ein Lehrfall dafür, warum man Integralhelme tragen sollte), deshalb hab ich ihn dann draufgelassen.

Muß ja nicht unbedingt wieder passieren, aber zumindestens weiß ichs jetzt wieder sicherer.

Gruß und einen schönen Tag
Kerstin

Hallo,

ich habe mal gelernt, dass man den Helm nur abnehmen sollte, wenn keine gefährliche Kopfverletzung zu befürchten ist.
Da der Motorradfahrer anscheinend nur leicht verletzt war, hätte ich den Helm wohl auch abgenommen.

Gruß
Tato

Hab vor einem Monat wieder Erste-Hilfe-Kurs gemacht, Helm kommt immer ab, schließlich kann man ja nicht sehen, welche Verletzungen der Fahrer am Hinterkopf hat und ob Du das jetzt machst oder der Rettungs-Sani ist auch egal, nur man kann vielleicht ein Ersticken verhindern bei rechtzeitiger Helmabnahme.

Hoffe allerdings für alle, daß sie nie in so ne Situation kommen.

Hi, bei meinem Ersthilfekurs vor 2 Monaten hat der Sani auch gesagt, runter damit, ausser wenn der Betroffene selbst bei vollem Bewußtsein ist und es ablehnt.

Die Helmabnahme erfolgt aber am besten zu zweit und zwar so, dass der Kopf immer nach hinten überstreckt wird. Wenn nämlich überhaupt etwas passiert, ist dass abgebrochene Fortsätze der Halswirbel das Rückenmark schädigen, und das kann nur passieren, wenn der Kopf nach vorn gebeugt wird.

Dann sagte er noch, dass zu 99,9% der Schaden an der HWS schon beim Sturz entsteht (wenn Du den Unfall gesehen hast, wirst Du nachvollziehen können, dass dort viel immer viel höhere Kräfte (ca. das 20-30 fache) als beim Helm abziehen entstehen ).
Na ja und wenn der jenige mit Helm aufgesetzt verblutet oder erstickt ist er zu 100% tot.

–> bei jedem Unfall gibt es Schlauberger, die um die Ersthelfer rumstehen und zahlreiche „gute Ratschläge“ geben, oder sich über die „Fehler“ des Ersthelfers aufregen, selber aber keinen Finger krumm machen. Lösung: ignorieren oder ihnen anbieten, dass sie sich eigenverantwortlich weiter um die Ersthilfe kümmern, und DU zusiehst. Da siehst Du sie ganz schnell verschwinden.

A.

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Hi, bei meinem Ersthilfekurs vor 2 Monaten hat der Sani auch
gesagt, runter damit, ausser wenn der Betroffene selbst bei
vollem Bewußtsein ist und es ablehnt.

Das ist auch korrekt so.

Die Helmabnahme erfolgt aber am besten zu zweit

Auch richtig. Allein geht’s zwar auch, aber das ist ziemlich schwierig und stressig.

und zwar so, dass der Kopf immer nach hinten überstreckt wird.

Hierzu ein paar Anmerkungen:

„Kopf überstrecken“ ist zwar okay, aber bitte nur dezent. Nicht mit Gewalt bis zum Anschlag! Und bitte auch nicht den Kopf „auf Zug“ nehmen - das wurde früher gelehrt, ist aber nicht mehr aktuell.

Wichtig ist, daß der Kopf gerade gehalten wird (Drehung und kippen zur Seite ist kritisch!) und so wenig wie möglich bewegt wird.

überhaupt etwas passiert, ist dass abgebrochene Fortsätze der
Halswirbel das Rückenmark schädigen, und das kann nur
passieren, wenn der Kopf nach vorn gebeugt wird.

Das würde ich nicht so sehen.

Na ja und wenn der jenige mit Helm aufgesetzt verblutet oder
erstickt ist er zu 100% tot.

DAS ist das entscheidende Kriterium für die Helmabnahme! Die Helmabnahme ist eine lebensrettende Maßnahme, weil es nicht möglich ist, mit Helm die Atemwege freizuhalten! Ein Unterlassen der Helmabnahme (ausgenommen der erwähnten Fall „bei Bewusstsein und lehnt ab“) bringt den Patienten um. Sicher.

Gruß,

Malte.

Zu dem hysterisch kreischenden Kollegen…
Hallo Kerstin,

aber da lief ein Kollege rum, von der Frau, der die ganze Zeit
gebrüllt hat.
„Nicht den Helm abnehmen“

Laß ihn brüllen, aber laß ihn - von wem auch immer - zunächst einmal ganz ruhig wenigstens ein paar Meter von der direkten Unfallstelle schaffen. So, daß er sie nicht mehr sieht, wie der Helm abgenommen wird und nicht nur physisch einen Abstand bekommt. Es mag banal klingen, aber schon die paar Schritte lassen denjenigen zu ‚Besinnung‘ kommen.

Wie auch immer: auch um ihn muß man sich kümmern - das ist das, was im Eifer des Gefechts häufig untergeht.

Grüße

Renee

Wichtig ist, daß der Kopf gerade gehalten wird (Drehung und
kippen zur Seite ist kritisch!) und so wenig wie möglich
bewegt wird.

Am besten hinter den Kopf setzen, den Helm mit beiden Händen vorn packen(da wo die Riemchen sind) und auseinanderziehen und erst dann vorsichtig nach hinten bewegen. Manche Helme haben einen Klappmechanismus(erkennt man an den schwarzen(?) Tasten an der Seite) da ist es besser den Helm nur aufzuklappen und das abnehmen den Profis zu überlassen. Wenn kein Kinnriemen zu finden ist, immer nach Tasten am Helm suchen und da draufdrücken. Es gibt die seltsamsten Verschlusssysteme.

Ideal ist es natürlich wenn man selbst mal eine Helm aufgehabt hat, dann weiss man wo es hängt und wie schmerzhaft schon das normale Absetzen für die Ohren sein kann :wink:

DAS ist das entscheidende Kriterium für die Helmabnahme! Die
Helmabnahme ist eine lebensrettende Maßnahme, weil es nicht
möglich ist, mit Helm die Atemwege freizuhalten! Ein
Unterlassen der Helmabnahme (ausgenommen der erwähnten Fall
„bei Bewusstsein und lehnt ab“) bringt den Patienten um.
Sicher.

Aus meiner Motorradfahrerzeit meine ich noch zu wissen das es Aufkleber mit dem einem Hinweis gab, das der Helm nicht abgenommen werden soll. Ausser man weiss was man macht. Kennst du die? Haben die irgendeine Aussagekraft?

Gruss Jan

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Hallo,

Aus meiner Motorradfahrerzeit meine ich noch zu wissen das es
Aufkleber mit dem einem Hinweis gab, das der Helm nicht
abgenommen werden soll. Ausser man weiss was man macht. Kennst
du die? Haben die irgendeine Aussagekraft?

Ja, die kenne ich. Nein, die haben keinerlei Aussagekraft.

Der (rechtliche) Grund ist einfach:

Man geht davon aus, daß sich diese Meinung, also der Wunsch, den Helm nicht abgenommen zu bekommen, sich in genau der Situation ändern könnte und der Wille des Patienten, zu überleben, im Vordergrund stehen würde. Das nennt man „auf Schlau“ konkludentes Einverständnis.

Folgt: -> Der Helm kommt ab, es sei denn, der Patient ist wach und lehnt dies ab.

Falls jetzt die Frage nach diesen Willenserklärungen von Zeugen Jehovas kommt:

Die sind mit Zeugenunterschriften versehen, dadurch zwar etwas „mehr wert“, aber im Zweifelsfall würde die Konkludenz, also das vorausgesetzte Einverständnis trotzdem greifen. Ich würde irgendwelche Zettel, die irgendwelche lebensrettenden Maßnahmen ablehnen, stets ignorieren und nach bestem Wissen und Gewissen handeln.

Gruß,

Malte.