Hör nicht auf die Stimmen
… ein schönes Beispiel dafür, warum man nicht alles glauben soll, was in der Zeitung steht - und schon gar nicht, was so alles im Internet steht. Die von Dir verlinkte Seite ist mit mehr Fantasie als Sachkenntnis erstellt. Hör nicht auf die Stimmen - hör auf die Experten von wer-weiss-was.
Die bisher gegebenen Antworten sind natürlich korrekt - grüner Tee ist per definitionem un fermentiert. Ein an fermentierter Tee ist entweder ein weißer Tee oder Ergebnis eines schweren Produktionsfehlers bei Grüntee, wenn nämlich das gepflückte Blattgut nicht rechtzeitig oder ausreichend hoch erhitzt wird.
Grundsätzlich: durch Temperaturen ab 70° C werden die meisten enzymatischen Vorgänge gestoppt. Das Erhitzen (und Trocknen) geschieht entweder durch Pfannenröstung, in Trockenöfen oder durch Dämpfen (ca. 30 Sekunden) und anschließendes sofortiges Lüften und Abkühlen. Letzteres ist die älteste und traditionellste Methode; sie wird generell in Japan angewandt, in China nur noch bei wenigen Sorten.
Minderwertige Grüntee-Qualitäten werden auch durch Auslegen an der Sonne erhitzt und getrocknet, wobei es naturgemäß zu einer Anfermentation kommen kann. Diese Tees gelangen jedoch wohl kaum über den Handel ins Ausland - es lohnt den Transport nicht. Es handelt sich dann, wie schon erwähnt, um einen Produktions fehler , nicht um eine spezielle Produktions methode. Die angemessenste Verwendung für diese Tees ist, sie als Badewasserzusatz zu verwenden.
Nicht zu verwechseln ist dies mit weißem Tee, der in der Sonne zumindest vorgetrocknet wird (und anschließend bei 40° endgetrocknet, wenn die Sonneneinstrahlung keine ausreichende Wärme erzeugt). Hier ist eine leichte Fermentation erwünscht. Und hier finden sich auch bei manchen - beileibe nicht allen - Sorten Orangetöne im Aufguss. Orangetöne sind jedoch auch typisch für den (ersten) Aufguss eines hochwertigen (z.B. Qingming-Pflückung) Lung Ching. Der wiederum ohne wenn und aber ein ganz und gar unfermentierter Grüntee ist.
Bei gelbem Tee wiederum wird das Blattgut nach dem Dämpfen nicht sofort gelüftet und abgekühlt, sondern bleibt eine Zeitlang der Wärme und Feuchtigkeit ausgesetzt. Dadurch reagieren vor allem die Katechine mit dem Luftsauerstoff und in der Blattfarbe setzt sich das (gelbe) Xanthophyll stärker gegen das (grüne) Chlorophyll durch. Dies ist zwar eine Oxydation, jedoch keine Fermentation (enzymatische Oxydation); gelber Tee ist wie grüner un fermentiert.
Bei Oolong wiederum wird die Fermentation des Pflückgutes durch Pfannenröstung unterbrochen und abgeschlossen. Der Fermentationsgrad variiert je nach Sorte. Schwarztees werden vollständig fermentiert, was durch Rollen des gewelkten Blattgutes (Zerstörung der Blattstruktur und Austreten des Zellsaftes) unterstützt wird - bei Grüntee wird hingegen das Blattgut erst nach dem Erhitzen gerollt oder auf andere Art verarbeitet (wenn überhaupt).
Freundliche Grüße,
Ralf